| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 131, Jahrgang 1854, Nr. , S. 458 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Mittel zur Verhütung der Kesselsteinbildung in
                              									Dampfkesseln; von Dr. Elsner.
                           Bekanntlich sind mehrfach Sägespäne empfohlen worden, um
                              									die Bildung von Kesselstein zu verhindern. Roard empfahl
                              									dazu Sägespäne von Mahagoniholz; nach Hill leisten auch
                              									solche von Eichenholz gute Dienste. Es scheint also, daß es nicht gerade nöthig ist,
                              									zu diesem Zwecke Späne von Mahagoniholz anzuwenden, sondern daß auch Späne von
                              									anderen Holzarten denselben Erfolg haben. Versuche, welche der Verfasser in dieser
                              									Hinsicht angestellt hat, wobei er Späne von kienenem Holze anwendete, bestätigen
                              									diese Ansicht; denn sehr gypshaltiges Wasser, welches, ohne Zusatz für sich allein
                              									längere Zeit gekocht, einen starken Absatz von Kalktheilen an den Wandungen des
                              									Gefäßes bildete, setzte gar keinen mehr an, als er dasselbe Wasser längere Zeit mit
                              									Sägespänen, auch verschiedener Holzarten, kochte; es bildete sich vielmehr dabei
                              									eine schleimige breiartige Flüssigkeit, die sich leicht entfernen ließ, wobei die Wandungen des
                              									Gefäßes von jedem Ansatze vollständig frei geblieben waren.
                           Ritterbrandt empfahl den Zusatz von Salmiak zum Kesselwasser, um sowohl die Bildung von Kesselstein zu
                              									verhüten, als auch den schon gebildeten Kesselstein aufzulösen, welche Wirkung
                              									darauf beruht, daß der kohlensaure und schwefelsaure Kalk mit dem Salmiak
                              									leichtlösliches Chlorcalcium und andererseits kohlensaures und schwefelsaures
                              									Ammoniak bilden Bei den Versuchen des Verfassers über das Verhalten des Salmiaks zu
                              									einem sehr gypshaltigen Brunnenwasser hat er die Erfahrungen Ritterbrandt's vollständig bestätigt gefunden; ein sehr geringer Zusatz
                              									von Salmiak zu Brunnenwasser, welches, ohne diesen Zusatz längere Zeit gekocht, eine
                              									starke Bekrustung von Kalktheilen an die Wandungen des Gefäßes absetzte, bewirkte,
                              									daß sich gar kein solcher Absatz bildete; auch ein schon entstandener Absatz wurde
                              									durch Zusatz von Salmiak zu dem Wasser leicht entfernt. Da die verschiedenen zur
                              									Speisung angewendeten Wasser natürlich auch verschiedene Mengen Kalksalz enthalten,
                              									so ist ersichtlich, daß sich nicht bestimmt angeben läßt, wie viel Salmiak dem
                              									Wasser hinzugesetzt werden muß, um die Bildung des Kesselsteins zu verhindern; man
                              									kann indessen im allgemeinen dem Speisungswasser so viel Salmiak hinzusetzen, als es
                              									feste Bestandtheile nach der Verdampfung hinterläßt. Es versteht sich von selbst,
                              									daß etwa nur 10 Pfund des Wassers abgedampft zu werden brauchen, um aus dem hierbei
                              									erhaltenen festen Rückstande den Gehalt an festen Bestandtheilen in dem ganzen
                              									Quantum des Speisungswassers zu berechnen; auch die zwei- bis dreifache Menge
                              									des trocknen Rückstandes kann wohl noch an Salmiak angewendet werden, besonders wenn
                              									schon Krusten vorhanden sind. Man darf im allgemeinen annehmen, daß ein Theil
                              									Salmiak, zu 1200 Theilen Brunnenwasser hinzugesetzt, hinreicht, die Bildung von
                              									Kesselstein zu verhindern, oder, was dasselbe ist, 1 Pfund Salmiak aus 20 Kubikfuß
                              									gypshaltiges Brunnenwasser, wie sich der Verfasser durch Versuche, welche er mit
                              									einem gypshaltigen Wasser anstellte, überzeugte, dem er in oben angegebenem
                              									Verhältniß Salmiak hinzusetzte, wobei er fand, daß die Entstehung eines festen
                              									Absatzes an den Wandungen des Gefäßes gänzlich verhütet wurde. Bei Anwendung des
                              									Dampfes zum Erwärmen von Flüssigkeiten u.s.w. ist übrigens daran zu denken, daß aus
                              									dem mit Salmiak versetzten Wasser, wenn dieses kohlensauren Kalk enthielt, mit den
                              									Wasserdämpfen Dämpfe von kohlensaurem Ammoniak sich entwickeln, und in solchen
                              									Fällen, wo diese nachtheilig seyn würden, auf die Anwendung dieses Mittels zu
                              									verzichten.
                           Was die Wirksamkeit der ebenfalls gegen Kesselsteinbildung empfohlenen gerbst offhaltigen Substanzen anbetrifft, so hat der
                              									Verfasser dieselben ebenfalls als sehr wirksam befunden. Es bildet sich ein brauner
                              									schlammartiger Bodensatz, der sich nicht an die Kesselwände ansetzt und sich leicht
                              									entfernen läßt. Dieser Bodensatz besteht aus einer Verbindung von Kalk mit Gerbsäure
                              									und braunem Farbstoff. Als gerbstoffhaltige Substanz empfiehlt der Verfasser außer
                              									Catechu, Eichenrinde, Scheiten von Eichenholz u.s.w., namentlich die in Deutschland
                              									häufig wild wachsende Tormentillwurzel, die sehr reich an Gerbsäure ist. Der
                              									Verfasser hat stark gypshaltiges Brunnenwasser, welches, für sich allein anhaltend
                              									gekocht, einen starken Absatz an die Wandungen des Gefäßes absetzte, mit einem
                              									Zusatze geschnittener Tormentillwurzel gekocht und gefunden, daß sich nun durchaus
                              									kein Absatz an die Wandungen anlegte, dieselben im Gegentheil klar und rein blieben.
                              									Während des Kochens bildete sich ein bräunlicher, leicht zu entfernender
                              									Niederschlag. Am zweckmäßigsten wird es seyn, die Wurzel nicht im geschnittenen
                              									Zustande zu verwenden, weil sie, ähnlich den Sägespänen, in die Hähne. Ventile,
                              									Wasserstandsglas u.s.w. eindringen, und hierdurch Uebelstände für den Betrieb
                              									hervorrufen könnten, sondern ein wässeriges Extract der Wurzel zu benutzen und
                              									dasselbe dem Speisungswasser hinzuzusetzen, wo alsdann solche Uebelstände nicht
                              									eintreten können.
                           Guinon hat bekanntlich zuckerhaltige Stoffe, wie Melasse, Stärkezucker u.s.w., gegen
                              									Kesselsteinbildung sehr wirksam befunden. Der Verfasser hat sich gleichfalls durch
                              									Versuche von der Richtigkeit der Angabe Guinon's
                              									überzeugt, indem er ein sehr gypshaltiges Brunenwasser, welches, für sich gekocht,
                              									einen starken Absatz an die Wandungen des Gefäßes absetzte, mit einem Zusatze von
                              									Zucker kochte, wobei sich nur ein schleimartiger, bräunlicher, leicht zu
                              									entfernender Niederschlag bildete.
                           Hinsichtlich der Anwendung des von Fresenius und früher
                              									von Kuhlmann empfohlenen kohlensauren Natrons macht der Verfasser, indem er die Brauchbarkeit dieses Mittels
                              									bestätigt, darauf aufmerksam, daß es von großer Bedeutung ist, nicht eine
                              									verhältnißmäßig zu große Quantität von Soda oder Potasche dem Speisungswasser
                              									hinzuzusetzen, weil nämlich in diesem Falle der große Uebelstand eintreten könne,
                              									daß einzelne Löthungen, Verkittungen u.s.w. der Maschinentheile so angegriffen
                              									werden, daß Lecke in den Kesseltheilen entstehen, wodurch das Wasser und der Dampf
                              									entweichen, der Betrieb gestört und Kostenaufwände zur Reparatur nöthig werden,
                              									welche einzelne Fabrikanten schon zu der Ansicht gebracht haben, vor dem Zusatze von
                              									Soda oder Potasche zu warnen. Wenn eine verhältnißmäßig zu große Menge Soda oder
                              									Potasche dem Speisungswasser hinzugesetzt wird, so läßt es sich ganz wohl denken,
                              									daß die erwähnten großen Uebelstände eintreten können; bei einem richtigen
                              									Verhältniß des Zusatzes von Soda zu dem im Speisungswasser aufgelösten Gyps werden
                              									obige Uebelstände gewiß nicht eintreten, da bei der Umänderung des Gypses nur
                              									kohlensaurer Kalk, welcher als unlöslicher Niederschlag sich ausscheidet, und
                              									auflösliches schwefelsaures Natron entsteht, von welchen beiden neuen Verbindungen
                              										keine einen irgend schädlichen Einfluß auf die
                              									Kesselwandungen auszuüben im Stande ist. Bei Anwendung von Aetznatron nach dem
                              									Vorschlage von Dam ist ein Ueberschuß desselben aus
                              									gleichem Grunde zu vermeiden. Der Verfasser erwähnt übrigens, daß in allen Fällen,
                              									wo er kohlensaure Alkalien anwendete, die Kesselwandungen, bei Benutzung desselben
                              									Wassers, nie so vollständig rein und frei von jeder Spur Ansatz erschienen, als bei
                              									der Anwendung von Salmiak; hiernach würde daher der Salmiak den Vorzug vor den kohlensauren Alkalien hinsichtlich seiner
                              									Verwendung als Kesselsteinbildung verhinderndes Mittel verdienen. (Aus Dr. Elsner's Schrift:
                              											„Zusammenstellung der bisher angewendeten
                                    											Mittel, die Entstehung des Kesselsteins zu verhüten“. Berlin
                              									1854, Verlag von Julius Springer, im polytechnischen Centralblatt, 1854 Liefer.
                              									4.)
                           
                        
                           Metalline von Sibbald, ein Mittel
                              									zur Verhütung des Kesselsteins.
                           Die Mischung besteht aus 1 Theil Talg, 1 Theil Graphit in der Form eines feinen
                              									Pulvers, und 1/2 Theil ebenfalls fein gepulverter Holzkohle. Man läßt den Talg
                              									schmelzen, und bringt hierein vorsichtig die übrigen Ingredienzien. Um die Mischung
                              									zum Ausstreichen flüssig zu erhalten, bringt man etwas Oel oder Theer in solcher
                              									Menge zu, als es die Anwendung verlangt. Man erwärmt darauf das Ganze etwas und
                              									streicht es mit dem Pinsel auf die Innenwände des Kessels auf, den man ebenfalls ein
                              									wenig erwärmt. Es trocknet schnell und bildet einen Ueberzug, ähnlich dem
                              									gewöhnlichen schwarzen Anstrich. War der Kessel schon gebraucht, so bringt man die
                              									Mischung unmittelbar auf den Kesselstein; nach wenigen Tagen der Benutzung schält
                              									und erweicht sich die Kruste, so daß man siedann leicht mit einer Kratze oder
                              									Kratzbürste wegnehmen kann. Bei noch reinen Kesseln verhütet sie die Bildung einer
                              									Kruste und hängt fest und lange an dem Bleche. Außerdem hält sie den Kessel dicht
                              									und verhütet das Rosten der Niete und der Bleche an den Verbindungsstellen. Meistens
                              									ist der Anstrich an den der Bildung einer Kruste vorzüglich ausgesetzten Theilen
                              									alle 14 Tage zu wiederholen; doch hängt dieß auch von der Form des Kessels, von der
                              									Natur des Brennmaterials und von der Beschaffenheit des Speisewassers ab. Eine
                              									Eigenthümlichkeit. welche die Mischung auszeichnet, und vorzüglich durch das
                              									richtige Verhältniß der Bestandtheile bedingt wird, ist die, daß sie trotz der
                              									Einwirkung der Wärme und der Bewegung des Wassers und der darin enthaltenen festen
                              									Theile, fest am Bleche haftet. Man kann sie auch zum äußeren Anstrich des Kessels,
                              									sowie an Fundamentplatten, Gestellen von Maschinen u.s.w. anwenden. Beim Seedienst
                              									dient sie, die Oxydation der Nägel und Niete, sowie das Verfaulen des Holzes zu
                              									verhüten. Eben so kann sie in der Architektur mannichfache Anwendung erleiden. Den
                              									Talg könnte man vielleicht durch andere fettige Substanzen und die Holzkohle durch
                              									gepulverte Kohks ersetzen; doch liegen darüber noch keine Erfahrungen vor. (Aus dem
                              										Technologiste, August 1853, durch die Zeitschrift
                              									des österreichischen Ingenieur-Vereins, 1854, Nr. 2.)
                           
                        
                           
                           Löthrohr mit ununterbrochener Wirkung, von Hrn. de Luca.
                           Um das gewöhnliche Löthrohr anwenden zu können, muß man sich gewöhnen einen
                              									ununterbrochenen und regelmäßigen Luftstrom hervorzubringen, indem man die im Mund
                              									enthaltene Luft bloß durch die Wirkung der Muskeln des Backens austreibt, ohne dabei
                              									die Brust im geringsten anzustrengen; um die Luft im Mund zu erneuern, muß man durch
                              									die Nase einsaugen. So einfach dieß ist, so erfordert es doch Uebung, ehe man sich
                              									gewöhnt die Muskeln des Mundes nicht gemeinschaftlich mit denen der Brust wirken zu
                              									lassen. Bei Hrn. de Luca's Löthrohr mit beständiger
                              									Wirkung verschwinden aber alle Schwierigkeiten, weil man bloß zu blasen hat. Das
                              									Neue bei diesem Löthrohr, welches Hr. Mathieu, Fabrikant
                              									chirurgischer Instrumente in Paris, verfertigt, besteht lediglich in der Zugabe
                              									einer Kugel von vulcanisirtem Kautschuk, welche innerlich mit einem Klappenventil
                              									versehen ist, das sich von außen nach innen öffnet und sich von innen nach außen
                              									schließt, und welches am Ende des Mundrohrs angebracht wird. Dieses Ventil gestattet
                              									also den Eintritt der Luft, welche durch dasselbe aber nicht austreten kann; die
                              									Luft, welche einerseits durch das Blasen und andererseits durch die Kautschukkugel,
                              									die ihr anfängliches Volum wieder anzunehmen strebt, comprimirt wird, entweicht
                              									regelmäßig und ohne Unterbrechung durch die Spitze des Löthrohrs, ohne daß es
                              									nothwendig ist beständig zu blasen, wie bei dem gewöhnlichen Löthrohr. Man kann also
                              									mittelst dieses Kunstgriffs die Löthrohrflamme ganze Stunden lang unterhalten, ohne
                              									sich anzustrengen oder zu ermüden.
                           Der cylindrische Luftbehälter des gewöhnlichen Löthrohrs wird bei dem neuen Apparat
                              									entbehrlich, da die Kautschukkugel zugleich als Behälter und als Condensator der
                              									Luft dient. (Cosmos, Revue encyclopédique, März
                              									1854. S. 286.)
                           
                        
                           Ueber eine Schwefelbildung in der neuesten Zeit.
                           Ueber diesen Gegenstand hielt Hr. Dr. Zimmermann aus Hamburg bei der Versammlung deutscher
                              									Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden, im September 1852, einen Vortrag folgenden
                              									wesentlichen Inhalts:
                           
                              „Am südwestlichen Rande der Stadt Hamburg ist bei Gelegenheit eines
                                 										Siehlbaues ein Lager natürlichen Schwefels entdeckt worden, das augenscheinlich
                                 										erst in den letzten Jahrhunderten entstanden ist. Hinter der
                                 										Kehrwieder-Straße nämlich, zwischen dieser und dem Wall befand sich ein
                                 										Canal, Fleeth genannt, in welchen sich viele Kloaken aus den Wohnungen des
                                 										Kehrwieders ergießen, und der, weil er häufig einen üblen Geruch verbreitete,
                                 										jetzt zugeworfen wird. Um aber den Kloaken wieder Abfluß zu verschaffen, ward
                                 										parallel dem Canale auf dem Wall ein gemauertes Siehl angelegt. Als der hiezu
                                 										gegrabene Stollen bis 18 Fuß Tiefe eröffnet war, entwickelte sich aus dem Boden
                                 										eine so große Menge Schwefelwasserstoffgas, daß die Arbeiter erkrankten,
                                 										Schwindel und Augenentzündung bekamen, und ihre silbernen Uhren, ihr Geld
                                 										geschwärzt wurden, und sie deßhalb halbstündlich abgelöst werden mußten Die
                                 										Baubehörde ersuchte daher den Apotheker Ulex, das
                                 										Siehl zu untersuchen, um wo möglich die Ursache der schädlichen Gasentwickelung
                                 										zu erforschen. Ulex fand nun, daß das Gas sich aus
                                 										einer grauen Erdschichte entwickelte, welche in der Tiefe von 18 Fuß ein 3 Fuß
                                 										mächtiges Lager bildete, das an zwei Stellen des Walles, jedesmal in der Länge
                                 										von 150 Fuß, durchschnitten war. Er erkannte diese Erdschichte sogleich als eine
                                 										Schwefelerde, die aus einem innigen Gemenge von Schwefel und Gyps bestand, und
                                 										worin sich eine große Menge kleiner Schwefel-Rhomboeder auskrystallisirt
                                 										fanden.
                              
                           
                              Der ursprüngliche Boden dieser Localität, ein Theil des Grasbrooks, ist
                                 										Marschland, worin sich aufeinanderfolgend Holz- und Muschelschichten
                                 										finden. Der Wall besteht aus aufgefahrener Erde, die einst aus einem Canal
                                 										gewonnen wurde. Außerdem ward beim Graben des Siehles eine so große Menge
                                 										Knochen herausgefordert, daß wochenlang täglich an 1000 Pfd. fortgeschafft
                                 										wurden Der Canal hatte seit Jahrhunderten jeglichen Abraum in sich aufgenommen
                                 										und dadurch fortdauernd einen Herd für die Bildung von Schwefelwasserstoff
                                 										abgegeben, der in die lockere Erde des Walls eingedrungen, dort zur Absetzung des Schwefels
                                 										Veranlassung gab. Außerdem ward auch aus der Schwefelerde mit Hülfe von
                                 										siedendem absolutem Alkohol Leichenfett (adiposir)
                                 										ausgezogen, und dadurch bewiesen, daß hier Fleisch, welches wahrscheinlich den
                                 										Knochen angehangen, in Verwesung übergegangen war Unter den Knochen fanden sich
                                 										nämlich auch menschliche Knochen, und nach einer Sage wurden hier, bevor der
                                 										Wall aufgeworfen war, Tausende von Seeräubern hingerichtet und eingescharrt. An
                                 										eine Verschüttung des Schwefels ist nicht zu denken; denn 1) ist die Masse
                                 										desselben zu groß und zu weit ausgedehnt; 2) kommt der Schwefel in jener Form im
                                 										Handel gar nicht vor, und 3) haben die niedlichen kleinen Krystallgruppen, die
                                 										theils die leeren Räume ausfüllen, theils durch die ganze Masse zu Millionen
                                 										vertheilt sind, ganz den Charakter der Bildung an Ort und Stelle.
                              
                           Schwefelwasserstoff war also genügend vorhanden, um Schwefel und jene Krystalle
                                 										zu erzeugen; denn theils entwickelte er sich aus der faulen Gährung im Boden
                                 										selbst, theils lieferte die parallel daneben liegende Kloake, der Canal,
                                 										denselben in hinreichender Menge. Luft blieb im lockern Boden nicht
                                 										ausgeschlossen, und so zersetzte sich der Schwefelwasserstoff auf doppelte
                                 										Weise, theils Schwefel und Wasser bildend, theils zu Schwefelsäure sich
                                 										oxydirend, die, vom Kalk der Knochen aufgenommen, Gyps bildete.“ (Aus
                              									dem Amtlichen Bericht über die 29te Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte.
                              									Wiesbaden 1853.)
                           
                        
                           Ueber die überschätzte Gefährlichkeit der grünen
                              									Arsenikfarbe.
                           Hofrath Dr. Krahmer aus Halle
                              									hielt bei der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden, im
                              									September 1852, einen Vortrag über die überschätzte Gefährlichkeit der grünen
                              									Arsenikfarbe. Namentlich sprach er gegen die Annahme, daß der Arsenik eine
                              									Verbindung mit Wasserstoff eingehe, und so als Arsenik-Wasserstoff auf die
                              									Zimmerbewohner schädlich wirke, oder auch als arsenige Säure (durch Zersetzung des
                              									Wassers). Bunsen hat eine ganze Reihe flüchtiger
                              									Arsenikverbindungen bekannt gemacht, die seitdem bei den Aerzten, in deren
                              									Gehirnventrikel sie sich gezogen haben, zu einer sehr wichtigen Ursache von
                              									Erkrankungen geworden sind. v. Basedow namentlich führe
                              									Unglücksfalle der Art an, wo mehrere Personen unter Symptomen der Arsenikvergiftung
                              									erkrankt seyen, ohne daß eine solche anders als aus der Zimmerfarbe zu erklären
                              									gewesen; auch habe das betreffende feuchte Parterrezimmer einen eigenthümlichen
                              									Knoblauch- oder Meerrettiggeruch gehabt. Dagegen wendet Hofrath Krahmer ein, daß das spurweise
                              									Vorkommen von Arsenik überhaupt nicht einmal nachtheilig wirke, und daß eine Reihe
                              									von Untersuchungen an grüner Arsenikfarbe, die er mit Lehm, Milch u.s.w. gemischt
                              									und dem Durchstrich der Luft ausgesetzt hatte, ihm nie auch nur ein spurweises
                              									Vorkommen flüchtiger Arsenikverbindungen in der Luft ergeben habe; so wie die
                              									chemische Untersuchung nach Verlauf von Jahren wenig oder gar keinen Mangel an dem
                              									zum Versuch gewählten Arsenik nachweisen konnte, indem auf 1000 Theile nicht mehr
                              									als 2 fehlten. (Aus dem Amtlichen Bericht über die 29te Versammlung deutscher
                              									Naturforscher und Aerzte. Wiesbaden 1853.)
                           
                        
                           Krappfarben von J. H. Weiß in
                              									Mülhausen in Thüringen.
                           „Für Lieferung der schönsten
                                    										Krapplacke,“ heißt es in dem Berichte der Preisrichter für die
                              									Weltausstellung in London (Reports by the Juries S. 50)
                              										„wird I. H. Weiß in Mülhausen die
                                 										Preismedaille zuerkannt.“ Wer da weiß, welche Mächte in London behufs
                              									der Preiserringung in Bewegung gesetzt wurden, der wird die Bedeutung der Ertheilung
                              									des Preises an einen zurückgezogenen Greis von 67 Jahren, welcher in der alten
                              									Reichsstadt Mülhausen in Thüringen nur seiner Kunst lebt, zu würdigen wissen. Die
                              									Sache hat sich durch sich selbst Geltung verschafft! Die Weiß'schen Krappfarben haben auf der ersten
                              									allgemeinen Thüringer
                              									 Gewerbeausstellung in
                              										Gotha dann auch den ersten Preis verdienter Weise
                              									erhalten. Wir wollen nun Einiges über diese Farben hier anführen.
                           Es ist nicht leicht, das Pigment der Krappwurzel in voller Reinheit für die
                              									Farbenbereitung so auszuziehen, daß man dadurch Farben erhält, für welche man Preise
                              									erzielen kann gleich denen der Pariser Fabricanten für ihre wahrhaft prachtvollen
                              									mit Cochenille und Fernambuk vertieften Farbensorten unter dem Namen
                              										„Krappcarmin.“ Verschiedene Krappsorten, ja verschiedene
                              									Jahrgänge erzeugen verschiedene Töne. Es gehört die sorgsamste Umsicht des
                              									Fabricanten dazu, um durch Anwendung besonderer Beizen Gleichmäßigkeit der Töne zu
                              									erzielen.
                           Hr. Weiß begründete, um obengedachte Gleichförmigkeit der
                              									Töne mehr und mehr in die Gewalt zu bekommen, mit dem Jahre 1837 einen eigenen
                              									Krappbau in Thüringen, und wirklich hat er von 1838 bis zum Jahr 1852 seine
                              									sämmtlichen Farben aus selbst gebautem Krapp bereitet. Im Jahre 1848 wurde dieser
                              									Anbau jedoch unterbrochen, in Folge der bedeutenden Aufregung unter den Arbeitern
                              									überhaupt, und konnte im Jahr 1853 noch nicht wieder aufgenommen werden. Bei den
                              									Erkundigungen, die Hr. Weiß in Folge der eingetretenen
                              									Verhältnisse über holländische Krappe anstellte, und aus deßfallsigen Versuchen
                              									ergab sich der merkwürdige Umstand, daß jene über Bremen,
                                 										Hamburg oder Köln bezogenen Krappe, selbst bis zu dem hohen Preise von 24
                              										Thalern den Centner bezahlt, mindestens ein Dritttheil
                                 										weniger Pigment enthielten, als die von ihm selbst erbauten Krappe, die in
                              									offenen kaum mit Tüchern zugedeckten Fässern in den Scheuern oft 2 bis 3 Jahre
                              									lagerten und trocken blieben, auch, wie guter
                              									holländischer Krapp, eine rothbraune Farbe besaßen. Jene Mindergüte des
                              									holländischen gemahlenen Krapps läßt auf Verfälschung schließen. Dieser gemahlene
                              									holländische Krapp hat eine senfgelbe Farbe, die sich in etwas feuchter Luft nach
                              									kurzer Zeit in Kastanienbraun verändert. Ein wässeriger Abguß des Pulvers schmeckt
                              									zuckersüß, während die Krappwurzel einen mehr bittern als süßen Geschmack besitzt.
                              									Reagensversuche haben im Krapppulver Zusatz von Weidenholz nachgewiesen. Dieser
                              									Zusatz thut der Erzeugung von angenehmen Rosatönen keinen Eintrag, wenn auch der
                              									Farbenfülle in einer gegebenen Menge Pulver. Die Süße desselben hat aber eine andere
                              									Wurzel, als sie der ächten Krappwurzel eigen ist. Die Leichtlöslichkeit, die
                              									bedeutende Wasserziehungskraft und der Minderrückstand beim Ausziehen des Pigments
                              									gegen guten Krapp gehalten, weisen bestimmt auf eine Beimischung anderer Stoffe zum
                              									Krapppulver hin.
                           Man hat uns gesagt, daß jene Eigenschaft sich durch vorsichtig getrocknete und
                              									gepulverte gelbe Zuckerrübe vortrefflich und jedenfalls sehr einträglich dem
                              									Krapppulver ertheilen lasse. Sey dem nun wie ihm wolle, so können wir doch so viel
                              									behaupten, daß jenes holländische Krapppulver kein „beroofter Krapp“ ist. denn er ist nicht „beraubt,“ sondern beschenkt, aber es ist selbst nicht die schlechteste Sorte des More Mull. Denn diese sieht nicht senfgelb, sondern braun aus. Jene holländische Windmühlenflügelei
                              									veranlaßte Hrn. Weiß, als ihm sein eigener Krapp ausging,
                              									sich schlesischer Elektoralkrappe zu bedienen, die inzwischen auch einen um 1/4
                              									geringeren Ertrag an Lack als sein eigenes Gewächs gaben.
                           Avignoner und Levantischen
                              									Krapp hat unseres Wissens Hr. Weiß nicht verarbeitet,
                              									weil sie zu theuer sind.
                           Indem wir die Verwender von gemahlenem Krapp auf die entdeckten statthabenden
                              									Verfälschungen aufmerksam machen. gereicht es uns zugleich zum Vergnügen mittheilen
                              									zu können, daß Hr. Weiß sich entschlossen hat, in diesem
                              									Jahre wieder vier Acker mit Krapp zu bestellen, und wird mit anerkennenswerther
                              									Freigebigkeit im Jahr 1855 bereit seyn. gratis Keimlinge zum Anlegen abzugeben, dort
                              									wo man gesonnen ist, mit der Cultur des Krapps zu beginnen. Er wird mit seinen
                              									reichen Erfahrungen im Krappbau nicht hintanhalten und ist der auf Thatsachen
                              									gestützten Ansicht, daß überall da in Deutschland, wo sich die geeignete Mischung
                              									von Kalk und Lehm im Boden vorfindet, der Bau gedeihen wird. Daß man diesem in
                              									Deutschland die verdiente Aufmerksamkeit schenken möge, ist sehr zu wünschen. Die
                              									Summen oder vielmehr Arbeitskräfte, welche wir für Krapp dem Auslande bezahlen,
                              									gehen ins Ungeheure. Sein Anbau ist, gehörig und rationell betrieben, einer der
                              									einträglichsten Betriebe.
                           Der deutsche Krappfabrikant, der das „Carminiren“ der Pariser Fabrikanten nicht so weg hat, hilft
                              									sich am liebsten durch die Anfertigung von „krystallisirten 
                                 										Krapplacken.“ Das Verfahren hat aber seine
                              									Uebelstände. Denn wenn die Alaunerde in Verbindung mit dem Krapppigment mit Salmiak,
                              									kohlensaurem Kali oder kohlensaurem Natron niedergeschlagen wird, so treten
                              									schwefelsaures Ammoniak, Kali oder Natron auf. Dadurch wird aber nicht allein das
                              									Gewicht vermehrt, sondern der Lack sieht auch viel schöner und tiefer aus, als die
                              									reinen ächten Lacke von Weiß aussehen, welche letztere solchergestalt von den
                              									Kunsthandlungen und den oft unwissenden Käufern nicht
                              									vorgezogen werden.
                           Die Kunstmaler sind inzwischen nicht wohl berathen, wenn sie jene Krystalllacke in
                              									Gebrauch nehmen. Die Salze sind es, die jenen Krapplacken eine vermehrte Deckkraft
                              									in der Lasur der Gemälde verleihen, welche den Lacken von Weiß nicht innewohnt. Inzwischen eine einsichtige vorurtheilsfreie Prüfung
                              									muß ergeben, daß jene Salze, deren Anwesenheit von jedem Chemiker leicht
                              									nachgewiesen werden kann, auf Metallfarben zersetzend wirken. Die Krystalllacke
                              									springen auf den Gemälden und geben Risse, während dieß bei reinen Lacken von Weiß nie der Fall ist. Derselbe lieferte eine Nachbildung
                              									des sehr empfohlenen Bettkaber (?) Lacks, der das Loth 1 1/2 Thaler kostet, für 12
                              									Sgr. das Loth eben so schön, aber haltbarer.
                           Die sogenannte „Carmination“ der
                              									Krapplacke, d.h. die Versetzung mit zwar blendenden aber nicht haltbaren rothen
                              									Farbstoffen, wie Cochenille, Fernambuk, wird oft sehr weit getrieben. So z.B. bei
                              									einer „Smyrnaer Krapplack“ benannten
                              									Farbe. Eine angestellte Prüfung ergab bei dieser, daß sie eine große Menge
                              									ungehöriger Stoffe mit sich führte, so Faserstoffe wie Salze, und zwar bis zu einem
                              									Grade, daß das Gewicht jener Ungehörigkeiten ein größeres war, als das des reinen
                              									Krapplackrückstandes. Daß eine solche Verunreinigung der Krapplacke höchst
                              									nachtheilig für feine Kunstmalerei seyn muß, liegt auf der Hand, abgesehen von der
                              									Uebervortheilung des Käufers, dem eine scheinbar schönere aber unächte Farbe dafür
                              									nicht Ersatz zu bieten vermag. Weiß wendet keine Cochenille, keinen Fernambuk, keine
                              									Chemikalien an, um seine Lacke zu schönen und schwer zu machen. Und er thut Recht
                              									daran. Denn wenn seine Krapplacke, die reine Krappfabricate und nicht nur
                              											„gekrappte Farbstoffe“ sind,
                              									auch die Tiefe jener mit Kremserweiß gemengten nicht besitzen, so übertrifft doch
                              									die klarere Lasur der Lacke von Weiß, wie wir uns selbst überzeugt haben, die anderer Lacke. Wir warnen
                              									daher die Verwender von Krappfarben, sich von dem Scheine blenden zu lassen, und
                              									namentlich die Kunstmaler, denen alles daran liegen muß, ein unverfälschtes Fabricat
                              									zu erhalten, damit ihre werthvollen Kunsterzeugnisse nicht aus Schuld schlechten
                              									Materials später unwiederbringlich zu Grunde gehen oder sich ganz anders zeigen, als
                              									sie ursprünglich geschaffen sind. Alle Künstler sollten daher ihre Krapplacke stets
                              									in natürlicher trockner Form und nicht mit Oel gemengt oder in Form von
                              											„Moist und Honey colours etc.“ kaufen. Sie werden bei diesem Verfahren
                              									nicht allein sicher gehen, sondern auch viel billiger fahren.
                           Aber nicht allein zur Kunstmalerei eignen sich die Krapplacke van Weiß vorzugsweise
                              									vor anderen dergleichen Erzeugnissen, sondern auch mit besonderem Vortheil zur
                              									sogenannten Decorations- oder Zimmermalerei. Die von Hrn. Weiß auf der ersten allgemeinen thüringischen
                              									Gewerbeausstellung in Gotha zur Anschauung gebrachten „Anstrichtafeln“ zeigten nicht allein dem
                              									Auge höchst wohlgefällige Farbentöne in Krapprosa, sondern bewiesen auch deren
                              									Unveränderlichkeit während eines sechswöchentlichen Auehängens im vollsten Lichte.
                              									Der zarte rosa Farbenton, der mittelst des Rosa Nro. 4 und einem Zusatz von 7
                              									Theilen Schwerspath erzeugt ist, gibt immer noch eine liebliche Färbung und ist eben
                              									so wohlfeil, wenn nicht wohlfeiler aufzutragen als es mit einer grünlichen oder
                              									bläulichen Farbe geschehen kann. Dabei ist aber noch ganz besonders zu
                              									berücksichtigen, daß die Krappfarbe ganz unschädlich ist.
                           Es dürfte auffallend erscheinen, daß es erst unserer Empfehlung bedarf, um die Weiß'schen Farben mehr in Aufnahme zu bringen, da sie
                              									sich ihrer innewohnenden Vorzüglichkeit halber, besitzen sie solche wohl schon von
                              									selbst Raum machen werden. Inzwischen dürfen wir die hemmende Concurrenz von Seiten
                              									der Verbreiter schlechterer Farben von nicht zu geringem Einfluß anschlagen. Die
                              									Baumeister und Zimmerbesitzer haben selten eine Kenntniß von der inneren Güte der
                              									Anstrichfarben. Sie verlassen sich auf die Besorger von Wandverzierungen mit
                              									Anstrichen und Tapeten! Nun aber ist es klar, daß verbleichende Tapeten und
                              									verschießende Anstriche den Wechsel der Wandverzierungen befördern.
                           
                           Die geschickten Decorationsmaler aber, denen allerdings nichts daran liegt, daß die
                              									Kunstwerke ihres Pinsels vor dem strengen Antlitz der Sonne erbleichen, sind in der
                              									Regel weniger farbenprüfende Chemiker, als vertrauungsvolle Käufer in den
                              									Farbenhandlungen, von denen sehr viele die ächten Krappfarben nicht führen. Die
                              									gewöhnlichen Zimmeranstreicher aber sind nicht eben sehr geneigt, sich aus ihrem
                              									alten Schlendrian herauszuwickeln, und die allerdings etwas verschiedene Art der
                              									Zurichtung und der Behandlung beim Anstreichen, wie sie die Krappfarben erheischen,
                              									sich anzueignen.
                           Wir werden für diejenigen welche es angeht, jene Zurichtung und Behandlung hier näher
                              									beschreiben.
                           Die ächten Krappfarben, wie Weiß sie liefert, müssen,
                              									nachdem sie fein gerieben sind, mit weniger Wasser als man bei anderen Farben
                              									anwendet, aber mit etwas mehr Leimlösung angemacht werden. Diese Leimlösung erzeugt
                              									man sich am besten mit gut bindendem Flechsenleim im Verhältniß von 1 Theil Leim auf
                              									7 Thle. Wasser. Diese 8 Pfd. Leimlösung seihet man durch ein Tuch. Nachdem man die
                              									Farbe zu dieser Lösung in einem Topfe gemischt hat, stellt man denselben in ein
                              									zweites Gefäß mit heißem Wasser, so zwar, daß die Anstrichfarbe im Topfe eine
                              									Temperatur von 35° R. beibehält. So erwärmt muß der Anstrich mit der Farbe
                              									vorgenommen werden. Denn nur in der Wärme löst sich das Krapppigment im Leimwasser
                              									ganz auf. Warmgestrichen wird daher die Farbe tiefer,
                              									voller und vertheilter. Streicht man aber kalt oder nur
                              									etwas lauwarm auf, so fängt der Leim etwas zu gerinnen an, es entstehen
                              									schmutziggraue Streifen im Anstrich, und die Farbe trägt sich nicht gleichmäßig auf.
                              									Der warme Anstrich erspart gegen den kalten Anstrich 1/4 Farbe. Ein Zusatz von
                              									Schwerspath erzeugt einen Anstrich von tieferem Ton, als der ursprüngliche Farbenton
                              									ist, was von der vollkommenen Lösung des Krapppigments in der Wärme herrührt.
                           Beim Anstrich der Krappfarben ist inzwischen wohl zu beachten, daß sie nicht auf Kalkwand (Leder- oder Weißkalk mit Lehm
                              									gemischt), zumal nicht auf frische Kalkwand gestrichen werden dürfen. Sie theilen
                              									diese Eigenschaft mit mancher andern Farbe. Das Rothe erhält einen bläulichen
                              									Schein. Beim Anstrich auf eine gegypste Wand tritt diese Veränderung nicht ein.
                              									Frische Kalkwände sind nach dem Trocknen mit Papier zu beziehen. Am zweckmäßigsten
                              									erscheint uns das Anfertigen von einfarbigen Tapeten behufs der Zimmerverzierung in
                              									Rosa. Nachdem diese auf die Wand geklebt sind, können die gewünschten Verzierungen
                              									mit der Hand darauf gebracht werden.
                           Eine Berechnung der Kosten dieses Anstrichs auf Papier ohne Ende ergibt folgendes:
                              									Mit 1 Pfund Rosa-Krapplack Nr. 4 sind 28 Ellen Papier zu bestreichen = 2
                              									Stück Tapeten à 14 Thaler. Aus einer Mischung von
                              									1 Pfd. Rosa Nr. 4 und 7 Pfd. Schwerspath streichen sich 10 1/2 Stück Tapeten. Das
                              									Pfund Schwerspath (nicht theurer als Schlämmkreide) zu 8 Pfennig, das Pfund Rosa Nr.
                              									4 zu 10 Sgr., ergibt 14 Sgr. 8 Pf. oder pro
                              									Stück Tapete 1 1/4 Sgr. 4 Pfund Schwerspath mit 1 Pfund
                              									Rosa Nr. 4 streichen 6 1/2 Stück und kosten, nach obigem Fuße berechnet, 12 Sgr. 8
                              									Pf. oder 2 1/6 Sgr. pro Stück Tapete à 14 Ellen Leipziger Maaß. (Deutsche
                              									Gewerbezeitung, 1854, S. 33.)
                           
                        
                           Verfahren zur Prüfung der Leinwandgewebe auf Beimischungen von
                              									Baumwolle; von Dr. Elsner.
                           Der Verfasser hat im Jahr 1847 in einer Abhandlung über die bis dahin bekannten
                              									Methoden zur Prüfung der Leinengewebe auf eine Beimischung von Baumwolle (polytechn.
                              									Journal Bd. CV S.
                                 										192), zu diesem Zweck die Cochenille-Tinctur empfohlen. Er fand
                              									später, daß die weingeistige Tinctur von Färberröthe-Wurzel dazu fast noch zweckmäßiger ist, da die
                              									orangerothe Färbung der Leinenfaden stärker hervortritt gegen das Gelb der
                              									Baumwollenfäden, als die violette Färbung der Leinenfaden gegen die hellrothe
                              									Färbung der Baumwollenfäden bei Anwendung der Cochenille-Tinctur. Das
                              									Verfahren bei dieser Prüfungsmethode ist folgendes: 1/2, Loth zerschnittene Färberröthe-Wurzel wird in einem Glase, welches
                              									man mit einer Glasplatte bedecken kann, oder in einem Glaskolben mit 6 Loth Alkohol
                              									von 94 Proc. Tralles übergössen und 24 Stunden lang bei gewöhnlicher Temperatur,
                              									unter öfterem Umschütteln, damit in Berührung gelassen. Die dadurch entstandene
                              									klare, braungelbe Tinctur wird durch weißes Löschpapier filtrirt und zum Gebrauche
                              									aufbewahrt.
                           Reine Leinengewebe färben sich beim Eintauchen in diese Tinctur nach 1/8–1/4
                              									Stunde gleichförmig unrein orangeroth, reine
                              									Baumwollengewebe dagegen gleichförmig gelb; ist das
                              									Gewebe gemischt, so erscheinen die Leinenfäden gelbroth,
                              									die Baumwollenfäden gelb, das Ganze erscheint daher nicht
                              									mehr gleichmäßig gefärbt, sondern gestreift Werden die
                              									Gewebestreifen vor dem Eintauchen an den Kanten 2 Linien
                              									breit ausgezupft, was übrigens von wesentlichem Einfluß
                              									auf die Erkennung der einzelnen Fäden ist, so tritt die Erscheinung so deutlich
                              									hervor, daß die einzelnen verschieden gefärbten Fäden von Leinen und Baumwolle an
                              									den ausgezupften Kanten mit Leichtigkeit gezählt werden
                              									können. – Die Fäden können, nach Anwendung dieser Probe, auch noch, der
                              									Controle halber, der mikroskopischen und der
                              									Verbrennungsprobe unterworfen werden, was bei der Schwefelsäureprobe bekanntlich
                              									nicht möglich ist, da bei Anwendung derselben die Baumwollenfäden gänzlich zerstört
                              									werden. – Die Färbungsprobe mit der Röthe-TincturRöthe-Tintcur ist besonders für weiße Waare zu empfehlen, da
                              									dieselbe, ohne alle bei der Schwefelsäureprobe nothwendigen Voroperationen, sofort mit dem kleinsten Streifchen Waare vorgenommen
                              									werden kann; außerdem sind die Tincturen selbst völlig unschädlich. Bei gefärbter Waare dagegen ist die Anwendung der Schwefelsäureprobe einfacher.
                           Uebrigens hat der Verfasser schon früher auf die Anwendung der Röthe-Tinctur
                              										nächst der Tinctur von Cochenille aufmerksam gemacht.
                              									Der Sicherheit halber sind die Prüfungen mit beiden
                              									Tincturen anzustellen. (Aus Dr. Elsner's chemisch-technischen Mittheilungen der Jahre
                              									1850–1852, Berlin 1853.)
                           
                        
                           Ueber die Unterscheidungsmerkmale des leinenen Hand-
                              									und Maschinengarns.
                           Hierüber hat eine von der Handelskammer in Prag niedergesetzte (Kommission ein
                              									Gutachten aus Anlaß der Bestimmungen des Handelsvertrags mit Oesterreich, worin für
                              									Handgarne besondere Begünstigungen verabredet sind, abgegeben, dem wir Folgendes
                              									entnehmen:
                           Das Handgarn hat eine Eigenthümlichkeit, welche beim Maschinengarne nicht angetroffen
                              									wird, es fühlt sich fetter, klebriger und doch glatter an als dieses; der Faden ist
                              									auch elastischer und läuft nicht zusammengerollt, was seinen Grund darin hat, daß
                              									der Flachs beim Handspinnen nur genetzt und zum Faden gedreht wird, weßhalb die auf
                              									diese Art gegebene Anfeuchtung bald in sich selbst vertrocknet und daher der Faden
                              									schlank fortläuft, während bei Maschinengarnen, die naß gesponnen werden, das
                              									Product erst in geheizte Trockenstuben gebracht werden muß, wo der Faden durch den
                              									Einfluß der Wärme sich rollt. Der Faden der Maschinengarne ist durchgehends runder
                              									und gleich voll; der Faden der Handgarne hingegen ist spitzer und schärfer, hat eine
                              									ungleiche Drehung und ist sowohl von zu dünnen als zu dicken Stellen und von
                              									Knötchen nicht frei. Die Hauptunterscheidungsmerkmale liegen aber in der
                              									Zusammensetzung des Fadens. Dreht man einen Faden Handgarn auf und zieht ihn langsam
                              									auseinander, so gibt er eine lange Flachsfaser, wo hingegen bei Maschinengarn, wenn
                              									man den Faden zurückdreht und dann zerreißt, die Flachsfaser kurz und stumpf
                              									erscheint. Auch sind die Maschinengarne durchweg rauher als die Handgarne und mit
                              									kleinen, selbst bei den vollkommensten Gespinnsten hervorstehenden Härchen versehen
                              									Ein weiteres Erkennungszeichen ist die Farbe. Maschinengarne sind meist aus
                              									Wasserflachs gesponnen, welcher dem Garne eine hellgraue und egale Farbe verleiht.
                              									Zudem ist der Faden reiner und ohne schilfige Theile. Bei Handgarnen, wo die
                              									nöthigen guten Vorbereitungen des Urstoffs fehlen, fällt die Farbe des Garns,
                              									angenommen auch, es würde hiezu Wasserflachs versponnen, immer ins Bräunliche,
                              									Schwärzliche oder Röthliche. Es findet sich bei demselben ein sogenanntes
                              									Ineinanderspielen der Farbe, kurz, die Farbe sieht schmutziger aus, und der Faden,
                              									besonders bei den ordinären Garnen, ist nie frei von Schilf. Die Farbe beim
                              									Handgarne fällt deßhalb so verschieden aus, weil auf dem Spinnrocken nur 1/2 bis 1
                              									Pfd. Flachs, wie er sich eben darbietet, befestigt und versponnen wird, während beim
                              									Maschinengarne große Quantitäten von 20 bis 30 Cntr und noch mehr Flachs
                              									durcheinander gemengt werden und so schon ein gleichfarbiger Flachs auf die Maschine
                              									kommt. Endlich springt auch der auffallende Unterschied in die Augen, daß
                              									Handgespinnste in kleinen Döckchen (vier auf einen Strahn), Maschinengespinnst
                              									hingegen in großen Strähnen verarbeitet wird. (Austria.)
                           
                        
                           Vorschrift für durchsichtiges Papier.
                           Wenn man ein Blatt sehr seinen weißen Papiers in einer dicken Auflösung von
                              									arabischem Gummi einweicht, dann zwischen zwei trockenen Blättern desselben Papiers
                              									preßt, so werden die drei Blätter mit einander durchsichtig gemacht. Diese neue Art
                              									durchsichtigen Papiers ist dem geölten Papier bei weitem vorzuziehen. (Cosmos, Revue encyclopédique, Februar 1854, S.
                              									226.)
                           
                        
                           Positive Lichtbilder auf emaillirtem Glas.
                           Hr. Millet hat der französischen Akademie der
                              									Wissenschaften solche Lichtbilder übergeben, welche wahrhaft schon und effectvoll
                              									sind, es sind im Grunde negative Bilder auf Collodium, welche direct in positive
                              									verwandelt wurden, nach dem Verfahren des Hrn. Martin (beschrieben im polytechn.
                              									Journal Bd. CXXV S. 119). Hr. Millet überzieht sie dann mit seinem Email, wodurch sie
                              									einen größern Glanz erhalten. Er sagt: „ich überziehe das nach den
                                 										bekannten Methoden dargestellte Bild mit einem klaren und durchsichtigen Email,
                                 										wodurch dasselbe unveränderlich gemacht wird; man kann das Bild dann wie ein
                                 										Gemälde aus Porzellan waschen und reiben; das durchsichtige Email gestattet es
                                 										ohne Glas einzurahmen.“ (Cosmos, Revue
                                 										encyclopédique, März 1854, S. 261.)
                           
                        
                           Photographie auf bromhaltigem Collodium.
                           Seitdem Sir John Herschel darauf gedrungen hat, daß man in
                              									der Photographie auf Collodium das Jod durch Brom ersetzen soll, seitdem er gezeigt
                              									hat, daß man nur mit einer bromhaltigen Collodiumschicht dahin gelangen kann, daß
                              									die Farben Roth, Grün, Braun, Gelb und Blau ihren Eindruck machen, bevor die anderen
                              									mehr photogenischen Nüancen schon zu sehr auf die Platte eingewirkt haben, sind
                              									viele englische Photographen darauf eingegangen und haben ihr Verfahren
                              									veröffentlicht. Das Journal der photographischen Gesellschaft zu London empfiehlt
                              									folgende Vorschrift von Hrn. Berry aus Liverpool:
                           Man löst 26 Centigramme Jodammonium in möglichst wenig Alkohol auf und setzt dann
                              									soviel reines Collodium zu, daß die Mischung 31 Gramme wiegt: man nimmt 3 Gramme
                              									salpetersaures Silber für je 31 Gramme des empfindlichmachenden Bades. –
                              									Handelt es sich um positive Bilder, so entwickelt man sie in einer Auflösung von
                              									Eisenvitriol, wie gewöhnlich. – Handelt es sich um negative Bilder, so wird
                              									das Bad, um sie zum Vorschein zu bringen, folgendermaßen zusammengesetzt:
                           
                              
                                 Pyrogallussäure
                                   0,40 Gramme
                                 
                              
                                 gewöhnliche
                                    											Essigsäure    
                                   1,80    
                                    											„
                                 
                              
                                 Weingeist
                                   1,81    
                                    											„
                                 
                              
                                 Wasser
                                 10,80     „
                                 
                              
                           
                           Sollte das negative Bild zu schwach zum Vorschein kommen, so bringt man
                              									Pyrogallussäure-Auflösung in ein Glasgefäß, setzt dem Bad von salpetersaurem
                              									Silber einige Tropfen derselben zu und gießt die Mischung auf die Platte; auf diese
                              									Weise gelingt es stets, dem Bild die erforderliche Intensität zu geben. (Cosmos, Revue encyclopédique, März 1854, S.
                              									264.)
                           
                        
                           Nadard's Collodiumschale für Photographen.
                           Man denke sich eine verticale Schale, deren eine Wand die Glastafel selbst ist,
                              									stehend auf einer andern horizontalen Schale, welche letztere die aus der erstern
                              									ablaufende Flüssigkeit aufnimmt. Nachdem die Flüssigkeit in die verticale Schale
                              									gegossen worden ist, verläßt sie dieselbe sogleich mittelst eines an deren Basis
                              									angebrachten Hahns, wobei auf der Glastafel eine ganz reine und durchsichtige
                              									Collodiumschicht zurückbleibt. Hr. Nadard gibt seinen
                              									Glastafeln bis fünf Schichten, wovon jede so dünn ist, daß sie zusammen nicht dicker
                              									als die nach dem gewöhnlichen Verfahren erhaltene Schicht sind. Die erste Schicht
                              									muß trocken seyn, bevor man die zweite anbringt. Ehe man die Glastafel in das
                              									salpetersaure Silber bringt, muß man so viel Zeit verstreichen lassen, als die
                              									ersten Operationen erforderten. Auf diese Weise vermeidet man einen Verlust an
                              									Collodium und erhält eine gleichförmig vertheilte Schicht ohne alle Streifen. (Cosmos, Revue encyclopédique, März 1854, S.
                              									261.)
                           
                        
                           Naturgetreue Nachbildung von Mollusken und anderen Thieren in
                              									Wachs oder Gyps; von Hrn. Stahlin Paris.
                           Nach dem von dem Verfasser früherhin in Anwendung gebrachten Verfahren (polytechn.
                              									Journal Bd. CXVIII. S. 294) wurden die
                              									Mollusken vor dem Abformen in eine Lösung von Chlorzink getaucht. Taucht man sie
                              									aber im noch lebenden Zustande in diese Lösung, so ziehen sie sich sehr zusammen, so
                              									daß sie manchmal Risse erhalten, und werden daher hart, mißgestaltet und zum
                              									Abformen untauglich. Man mußte sie daher im todten Zustande in die Lösung
                              									eintauchen. Sie ließen sich dann zwar leicht abformen, aber sie blieben in einem
                              									weichen, welken und zusammengefallenen Zustande, und verloren großentheils ihre
                              									natürliche Form, konnten nun also auch nicht mehr naturgetreue Abgüsse liefern. Stahl hat deßhalb die Anwendung des Chlorzinks
                              									aufgegeben, und benutzt statt dessen die Owen'sche
                              									Flüssigkeit, sehr mit Wasser verdünnt. Diese Flüssigkeit, welche Owen statt Spiritus zur Conservation von Thieren in
                              									Anwendung bringt, wird bereitet aus 160 Gram Kochsalz, 80 Gram. Alaun, 0,3 Gram.
                              									Quecksilbersublimat und 2 1/2 Litern Wasser. Statt 2 1/2 Liter Wasser nimmt Stahl aber 10 Liter. Die abzuformenden Thiere werden
                              									nicht todt in diese Flüssigkeit eingetaucht, sondern einige Zeit bevor das Leben sie
                              									verlassen hat. Nachdem sie ungefähr zwei Stunden lang eingetaucht waren, nimmt man
                              									sie, oft noch lebend, heraus und schreitet dann zum Abformen. Die Thiere behalten
                              									bei dieser Manier ihre natürlichen Formen auch in den zartesten Organen auf das
                              									Vollkommenste bei, und Stahl stellt mittelst dieses
                              									Verfahrens Abgüsse in Wachs her, die, von dem Maler Formant mit den entsprechenden Farben ausgestattet, die Natur auf das
                              									Täuschendste nachahmen. Auch in Gyps werden sowohl lebende als fossile Thiere von
                              										Stahl in ganz vorzüglicher Weise nachgebildet, wie
                              									man unter andern im naturhistorischen Museum in Paris, welches viele derartige
                              									Producte besitzt, wahrnehmen kann (Bulletin de la
                                 										Société d'Encouragement, durch polyt. Centralblatt, 1853, S.
                              									1278.)