| Titel: | Ueber die Verbrennung der Kohle; von Hrn. Barreswil. | 
| Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XI., S. 26 | 
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                        XI.
                        Ueber die Verbrennung der Kohle; von Hrn.
                           Barreswil.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, März 1854, S.
                              172.
                        Barreswil, über die Verbrennung der Kohle.
                        
                     
                        
                           Eine Verbrennung von Kohle an freier Luft in einem Zimmer kann ohne nachtheilige
                              Folgen seyn, sie kann aber auch Asphyxie herbeiführen. Bekanntlich kann eine
                              Asphyxie eintreten, ohne daß das Zimmer, in welchem Kohle verbrannt wird, hermetisch
                              verschlossen ist; auch darf man nicht glauben, daß der Unterschied zwischen der
                              unschädlichen (aber immer unvorsichtigen) Heizung mittelst der Kohlenpfanne und der
                              gefährlichen Heizung mittelst eines Ofens, in welchem man die Kohle aufgehäuft hat,
                              darauf beruhe, daß das Zimmer mehr oder weniger leicht gelüftet werden könne. Die
                              neueren Untersuchungen über die giftigen Wirkungen des Kohlenoxydgases scheinen a priori zu beweisen, daß der Unterschied zwischen den
                              Resultaten der Verbrennung in der Kohlenpfanne und in dem verschlossenen Ofen auf
                              der Bildung einer verschiedenen Menge dieses Gases beruht. In ersterer geht die
                              Verbrennung langsam, folglich bei niedrigerer Temperatur vor sich, in dem letzteren
                              dagegen energisch und die Temperatur ist mithin beträchtlich. In ersterer ist die
                              Kohle zerstreut, in letzterem zusammengehäuft.
                           Um zu erkennen, ob eine Verbrennung bei niederer Temperatur und eine Verbrennung bei
                              hoher Temperatur die Bildung verschiedener Producte veranlassen, habe ich
                              Verbrennungen bei möglichst niederer und möglichst hoher Temperatur vorgenommen.
                           Ich brachte in eine Porzellanröhre ein Stück Kohle von der Größe einer Haselnuß,
                              erhitzte sie bis zum Weißglühen und ließ bald Luft, bald reines und trockenes
                              Sauerstoffgas über die Kohle strömen. Andererseits brachte ich in eine Glasröhre
                              eine lange Säule kleiner Kohlen, erhitzte die Röhre bis zum sehr schwachen
                              Rothglühen und leitete ebenfalls abwechselnd Luft und Sauerstoff durch dieselbe.
                              Beide Male wurden die Gase, welche zur Verbrennung gedient hatten, aufgefangen, und
                              durch Absorption mittelst
                              Kali in einer graduirten Röhre analysirt. War die Verbrennung bei niederer
                              Temperatur vor sich gegangen, so hatte sich, selbst bei Anwesenheit einer sehr
                              großen Menge Kohle, hauptsächlich Kohlensäure, bei hoher Temperatur dagegen fast
                              ausschließlich Kohlenoxydgas gebildet.
                           Ich weiß nicht, ob im ersten Falle die Kohlensäure und im zweiten Falle das
                              Kohlenoxydgas direct gebildet werden, oder ob sich in beiden Fällen Kohlensäure
                              bildet, welche nur bei hoher Temperatur, nicht aber bei niederer auf die Kohle
                              reagiren kann. Allein die Bildung der Kohlensäure bei langsamer Verbrennung und die
                              Bildung des Kohlenoxydgases bei einer energischeren scheint zu beweisen, daß der
                              Unterschied zwischen der Kohlenpfanne und dem geschlossenen Ofen darauf beruht, daß
                              die erstere in Folge der Verbrennung bei niederer Temperatur Kohlensäure, letzterer
                              aber in Folge der Verbrennung bei höherer Temperatur Kohlenoxyd liefert.
                           Folgender Versuch bestätigt diese Resultate:
                           Bekanntlich wird Blei durch Kohle bei niedriger Temperatur leicht reducirt, die
                              Reduction des Zinks dagegen gelingt nur bei hoher Temperatur. Eine mit Bleiweiß
                              gefärbte Karte gibt z.B. beim Verbrennen Bleikügelchen, während eine mit Zinkweiß
                              gefärbte Karte unter gleichen Umständen eine rein weiße Asche von Zinkoxyd ohne jede
                              Spur von Reduction liefert.
                           Stellt man zwei an einem Ende geschlossene, mit Gasentwickelungsröhren versehene
                              Glasröhren einander gegenüber, bringt in die eine ein Gemisch von Bleiglätte und
                              Kohle, in die andere ein Gemisch von Zinkoxyd mit Kohle, erhitzt beide Röhren und
                              fängt die entweichenden Gase über Wasser oder Quecksilber auf, so findet man, daß
                              sich aus der Röhre mit Bleioxyd in reichlicher Menge Kohlensäure entwickelt, welcher
                              höchstens 1 Procent Kohlenoxydgas beigemischt ist. Aus der Röhre mit Zinkoxyd
                              entweichen, so lange die Temperatur nicht sehr hoch ist, nur von Zeit zu Zeit einige
                              Blasen; und wenn die Hitze sehr gesteigert wird, so entwickelt sich Kohlenoxydgas,
                              welches nicht ein Zehntheil Kohlensäure enthält.
                           Dieser Versuch kann abgeändert werden. Schwefelsaurer Kalk z.B. gibt bei Gegenwart
                              von Kohle im Allgemeinen Kohlensäure, während schwefelsaures Natron vielmehr
                              Kohlenoxydgas liefert. So ließen sich viele Beobachtungen zusammenstellen, welche
                              beweisen, daß einer langsamen Verbrennung bei niederer Temperatur die Bildung von
                              Kohlensäure, einer
                              lebhaften Verbrennung bei hoher Temperatur dagegen die Bildung von Kohlenoxydgas
                              entspricht.
                           Also durch die giftige Wirkung des Kohlenoxydes, welches sich nicht in der
                              Kohlenpfanne, wohl aber in dem Ofen bildet, wird die Asphyrie herbeigeführt.