| Titel: | Verfahren das Wachs schnell zu bleichen, und Talg, Oele etc. zu reinigen. | 
| Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XX., S. 60 | 
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                        XX.
                        Verfahren das Wachs schnell zu bleichen, und
                           Talg, Oele etc. zu reinigen.
                        Aus der Chemical Gazette, 1854, Nr.
                              283.
                        Verfahren das Wachs schnell zu bleichen.
                        
                     
                        
                           Früher vermochte man das Wachs nur durch Einwirkung des Sonnenlichts zu bleichen; die
                              betreffenden Operationen konnten erst im Monat Mai begonnen werden, wenn sich die
                              schöne Jahreszeit eingestellt hatte und die Sonne bereits so hoch stand, daß sie
                              ihre Strahlen directer, eine längere Zeit über und mit größerer Kraft aussandte, was
                              aber nur drei bis vier Monate lang der Fall ist. Um das Wachs nach diesem Verfahren
                              zu bleichen, muß es in geschmolzenem Zustand mittelst eines Hahns durch einen
                              erwärmten Durchschlag in ein langes verzinntes Gefäß geleitet werden, das eine Reihe
                              Löcher hat; in kleinen Tropfen läuft mm das flüssige Wachs auf eine hölzerne Walze,
                              welche über einem mit Wasser angefüllten Gefäße vermittelst einer Kurbel so gedreht
                              wird, daß sich ihre Hälfte stets im Wasser befindet; die Walze verwandelt die
                              Wachstropfen in dünne bandförmige Streifen, welche bald im Wasser erhärten. Dieses
                              sogenannte Bändern auf der Körnmaschine mußte in dem Zeitraum von vier bis sechs
                              Wochen, wo das Wachs dem Sonnenschein ausgesetzt wurde, wenigstens dreimal
                              wiederholt werden, um den im Innern desselben zurückgebliebenen Farbstoff zu
                              bleichen. Diese Methode erfordert einen beträchtlich großen Grasplatz und bedeutende
                              Auslagen für die Planen (lange und schmale, mit Leinwand überspannte und am Rande eingefaßte viereckige
                              hölzerne Gestelle); überdieß war dieses mühsame Verfahren wegen der Veränderlichkeit
                              der Witterung ziemlich unsicher.
                           Um die bedeutende Kapitalanlage in diesem Industriezweig zu vermindern, hauptsächlich
                              aber die zum Bleichen des Wachses erforderliche Zeit abzukürzen, ermittelte Hr. Cassgrand vor einigen Jahren eine Methode, welche er sich
                              für Frankreich patentiren ließ und wodurch der Zweck vollkommen erreicht wird.
                           Sein Verfahren besteht darin, das Wachs mittelst Dampf zu schmelzen, bis es sehr
                              flüssig wird, und es dann nebst dem Dampf durch eine Art Schlangenrohr zu leiten,
                              wobei eine große Oberfläche der Einwirkung des Dampfs ausgesetzt wird. Das aus dem
                              Schlangenrohr tretende Wachs gelangt in eine Pfanne mit doppeltem Boden, um sie
                              durch Dampf erhitzen zu können, und wird darin mit Wasser gewaschen; aus dieser
                              Pfanne schafft man das Wachs mittelst einer Pumpe, welche durch Dampf heiß erhalten
                              wird, in eine andere ebenso erwärmte Pfanne hinauf, worin es auch mit Wasser
                              behandelt wird, und dann wieder durch das Schlangenrohr zieht. Diese Operation wird
                              zwei- bis viermal wiederholt, je nach der Beschaffenheit des Wachses. Während
                              das Wachs mit dem Dampf durch das Schlangenrohr zieht, soll es durch Aufnahme von
                              Wasser dichter werden. In der obern Pfanne setzt es die Unreinigkeiten ab, wozu man
                              es in derselben nach jeder Passage durch das Schlangenrohr vier bis fünf Minuten
                              lang verweilen läßt, und nach der letzten Passage eine bis zwei Stunden lang, je
                              nach Erforderniß. Das Wachs wird dann auf gewöhnliche Weise mittelst kalten Wassers
                              gekörnt, worauf man es zwei bis drei Tage lang trocknen läßt; die Einwirkung von
                              Licht und Luft thun das Uebrige, wobei ein einziger Arbeiter hinreicht. Sämmtliche
                              Operationen erfordern nur wenige Tage, sind vollkommen sicher, und mit keiner Gefahr
                              verbunden.
                           Mit einem solchen Apparat kann man auch sehr leicht ermitteln, welches Product in
                              Bezug auf Weiße eine Wachssorte liefern wird; zu diesem Zweck braucht man nur das
                              Wachs in Masse an das Ende des Schlangenrohrs zu halten, worauf in einer bis zwei
                              Secunden der Dampf die relative Farbe hervorbringt, welche das Wachs durch die
                              beschriebene Behandlung bekommen wird.
                           Dieses Verfahren ist auch zum Reinigen des Talgs und der Oele anwendbar. Selbst
                              Thran, nachdem er durch den beschriebenen Apparat passirt und dann ausgewaschen
                              wurde, hat seinen unangenehmen Geruch gänzlich verloren; stellt man ihn hierauf an
                              einen Platz wo die Temperatur nicht über 12° bis 16° Reaumur steigt, so
                              bildet sich ein frischer Satz, der Thran wird vollkommen geklärt und nahezu
                              farblos.
                           Cassgrand's Apparat läßt sich ohne Zweifel auch zum
                              Bleichen des Palmöls mit Vortheil benutzen, weil dasselbe darin der Einwirkung des
                              Wasserdampfs eine größere Oberfläche darbietet und dieselbe auch öfters wechselt,
                              als bei der bisherigen Bleichmethode (polytechn. Journal Bd. XCI S. 487).
                           Auch zum Reinigen der Oele, anstatt der jetzt gebräuchlichen Schwefelsäure, welche
                              nachher oft nicht vollständig ausgewaschen wird, dürfte das beschriebene Verfahren
                              sehr zu empfehlen seyn; behufs der Reinigung von Oel müßte man ein mit zahlreichen
                              kleinen Löchern versehenes Diaphragma von Kupferblech in das erste Dampfgefäß
                              bringen, damit das Oel, während es durch diesen Scheider in das Schlangenrohr
                              ablauft, der Einwirkung des Dampfs die möglich größte Oberfläche darbietet.