| Titel: | Ueber Aufstellung beweglicher schwerer Fernrohre; von Professor Gerling in Marburg. | 
| Autor: | Gerling | 
| Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XXIV., S. 81 | 
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                        XXIV.
                        Ueber Aufstellung beweglicher schwerer Fernrohre;
                           von Professor Gerling in
                           Marburg.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Gerling, über Aufstellung beweglicher schwerer
                           Fernrohre.
                        
                     
                        
                           Für schwere Fernrohre, die zu ihrem jedesmaligen Gebrauch an einen bestimmten Platz
                              hingerollt werden sollen, ist es wesentlich, daß die Aufstellung an diesem Platze,
                              nachdem sie ein für allemal berichtigt ist, immer leicht
                              und schnell wiedergefunden werden kann. Dieses läßt sich
                              nicht erreichen, wenn, wie es gewöhnlich selbst bei Repsold's sonst vortrefflicher Einrichtung
                              (Schumacher's astron.
                              Nachrichten Bd. IX S. 163) der Fall ist, die Rollen an dem Stativ unveränderlich
                              fest sind und man die richtige Aufstellung auf den drei festen Punkten erst durch
                              Aenderung an den Fußschrauben wiedergewinnen kann.
                           Die Erfahrung mit einem parallaktischen Fernrohr, welches ehedem zur Aufstellung
                              leicht eine Viertelstunde wegnahm, oder, wenn man diesen Zeitaufwand vermeiden
                              wollte, nicht gerollt, sondern von mehreren Personen getragen werden mußte, ließ
                              mich darüber nachdenken, wie man eine Einrichtung treffen könne, daß die einmal
                              gewonnene richtige Stellung der Fußschrauben immer beibehalten, dagegen aber die
                              Rollen beweglich gemacht würden, damit sie schnell zum Tragen des Instruments
                              angezogen und wieder außer Thätigkeit gesetzt werden könnten.
                           Diese, meines Wissens neue, Einrichtung, welche ich von dem hiesigen Mechanikus Schubart ausführen ließ, erfordert zu einer richtigen
                              Wiederaufstellung höchstens eine halbe Minute. Da sich dieselbe nun als zuverlässig
                              bewährt hat, so glaube ich sie hier mittheilen zu müssen, um so mehr als ich mir
                              vorstelle, daß sie auch bei andern hin und her zu rollenden schweren Gegenständen,
                              die immer ihren vorigen Platz sicher wieder erhalten sollen, nützliche Anwendung
                              finden dürfte.
                           
                           In Fig. 19 ist
                              ein Theil des dreibeinigen Stativs abgebildet, wie es, durch die Fußschrauben
                              berichtigt, auf seinen Fußplatten a steht. Die Rolle b (ähnlich an den übrigen beiden Füßen) ist leicht
                              drehbar mit dem ihr angeschmiedeten eisernen Cylinder c,
                              welcher etwa 1 Zoll länger ist als die Holzdicke und durch ein Paar eiserne auf das
                              Holz geschraubte Platten geht. Die Rolle ruht also durch ihre eigene Schwere bloß
                              auf dem Fußboden, ohne zu tragen, und ist für den möglichen Fall, daß einmal das
                              Stativ ganz aufgehoben werden sollte, durch ein Seitenschräubchen am obern Ende des
                              Cylinders, welches in der Zeichnung nicht angedeutet ist, gegen das Herausfallen
                              geschützt.
                           Auf dem kugelförmig abgerundeten Ende des Cylinders c
                              ruht durch seine Schwere ein Hebel d aus Bandeisen,
                              welcher in einem Scharnier e seinen Stützpunkt hat. Ein
                              zweiter ähnlicher, an einem Scharnier g drehbarer Hebel
                              f wird durch eine Feder h gegen d hin gedrückt, bis er an dem
                              Widerhalt i oder an einem sonstigen festen Theil des
                              Stativs anliegt. Auf diesem Hebel f endlich ist nahe am
                              Scharnier g ein eisernes Keilchen k befestigt, welches über das Ende des Hebels d paßt. (Scharnier g und Feder h sind hier an der zufällig vorhandenen senkrechten
                              Mittelsäule des Stativs befestigt, könnten aber auch offenbar, wo solche fehlt,
                              leicht anders angebracht werden.)
                           Soll nun das Instrument von dem Platze, worauf die Berichtigung vorgenommen ist,
                              entfernt werden, so beschreibt man zuerst auf dem Fußboden Kreise um die Fußplatten;
                              dann tritt man bloß mit einem Fuß nach und nach auf die Hebel d, deren Enden nun, an dem Keilchen k
                              fortschleifend, die Federn h zusammendrücken, unter k einschnappen, die Cylinder c dabei abwärts treiben, und somit das Instrument mit den anhängenden
                              Fußplatten vom Fußboden abheben und sicher auf die Rollen setzen.
                           Fig. 20
                              stellt den nunmehrigen Zustand des Instrumentes dar, in welchem es, da die Cylinder
                              c sich unter d mit
                              Leichtigkeit drehen, beliebig auf dem Fußboden herumgefahren werden kann.
                           Soll aber der Gebrauch an dem vorigen Platz wieder beginnen, so führt man das
                              Instrument zuerst so weit, bis die Fußplatten nach dem Augenmaaß genau über ihren
                              früher zu diesem Zweck zurückgelassenen Kreisen stehen. Nun tritt man wieder auf den
                              Hebel d und drückt alsdann mit der Hand den Hebel f so weit zurück, bis das Keilchen k die Spitze von d losläßt,
                              worauf man sodann den tretenden Fuß nur allmählich zu heben braucht, um das
                              Instrument sanft wieder auf seine Fußplatten zu setzen, wie Fig. 19 gezeichnet
                              war.
                           
                           Sollte sich nun zuletzt doch noch finden, daß die Fußplatten nicht ganz genau auf
                              ihren Kreisen stehen, so muß die letzte Nachhülfe, welche selten mehr als eine halbe
                              Linie betragen wird, nun noch durch Verschieben auf dem Fußboden geschehen. Bei
                              größeren, gewiß seltenen, Abweichungen wird man aber die Operation des Niedertretens
                              und Loslassens zu wiederholen haben.
                           Marburg, den 11. October 1854.
                           
                        
                     
                  
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