| Titel: | Ueber die Darstellung der Lumpenwolle, des Spinnstoffs welcher durch Zerreißen und Zerkratzen abgetragener wollener Waaren gewonnen und dann statt neuer Wolle verarbeitet wird; von Hrn. Director Karl Karmarsch. | 
| Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XXXV., S. 104 | 
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                        XXXV.
                        Ueber die Darstellung der Lumpenwolle, des
                           Spinnstoffs welcher durch Zerreißen und Zerkratzen abgetragener wollener Waaren gewonnen
                           und dann statt neuer Wolle verarbeitet wird; von Hrn. Director Karl Karmarsch.
                        Aus Prechtl's technologischer Encyklopädie, Bd. XIX S.
                              23.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Karmarsch, über die Darstellung der Lumpenwolle.
                        
                     
                        
                           Lumpenwolle nennt man bekanntlich den Spinnstoff welcher durch Zerreißen und
                              Zerkratzen abgetragener wollener Waaren (Lumpen) gewonnen und in nicht
                              unbeträchtlicher Menge statt neuer Wolle verarbeitet wird, so daß in England und hin
                              und wieder in Deutschland die Darstellung der Lumpenwolle eine eigene Industrie
                              bildet. Es eignen sich hierzu vorzugsweise die Reste von solchen Waaren, die aus
                              langer, grober und fester Wolle bestehen, und in welchen die Wolle nicht verfilzt,
                              ja nicht einmal der Garnfaden sehr stark gedreht ist, also namentlich von
                              gestrickten und gewirkten Strümpfen, Mützen, Beinkleidern, Camisölern von losen
                              nicht gewalkten Zeugen, groben Fußdecken u.s.w.; ferner Garnabfälle aus Spinnereien
                              und Webereien. Diese Materialien, vorläufig gewaschen, müssen auf das sorgfältigste
                              sortirt, und von allem was nicht reine Wolle ist durch Aussuchen befreit werden;
                              denn die der Lumpenwolle beigemengten Leinen- oder Baumwolltheilchen würden
                              – da sie im Kessel des Wollfärbers unvollkommen oder gar nicht die Farben
                              annehmen – höchst nachtheilig seyn. Die in Partien von möglichst
                              gleichartiger Beschaffenheit zusammengeworfenen Lumpen werden in dem Lumpenwolf, einer mittelst spitziger, stählerner Zähne
                              und sehr schneller Bewegung wirkenden Maschine, zerrissen und in eine Masse loser
                              Wollfasern verwandelt, aus welcher die unzerkleinerten Stückchen fleißig
                              herausgelesen werden müssen. Die Lumpenwolle wird übrigens auf Kratzmaschinen
                              gekratzt wie neue Wolle und gleich dieser weiter verarbeitet. Doch gehen die
                              Wollhaare aus der gewaltsamen Einwirkung des Lumpenwolfes begreiflicher Weise nicht
                              unbeschädigt hervor; vielmehr ist die Lumpenwolle stets kurzhaarig (manche Haare
                              darin messen wohl bis zu 4 oder 4 1/2 Zoll, die meisten aber nur 1/2 bis 1 Zoll, und
                              ziemlich viele sogar unter 1/2 Zoll), sie eignet sich daher nicht zum Verspinnen
                              ohne Versetzung mit einem bedeutenden Antheile neuer Wolle (welcher wenigstens ein
                              Drittel des Ganzen betragen muß), und liefert dennoch ein nur als Einschußgarn brauchbares
                              Gespinnst zu Waaren, denen es nicht gerade immer an schönem Ansehen, aber
                              unvermeidlich an der Dauerhaftigkeit eines guten Fabricates fehlt.
                           Fig. 1 ist der
                              senkrechte Durchschnitt eines Lumpenwolfes von der
                              Einrichtung, für welche Vincent, L'Abbee und Jacquot in Frankreich patentirt warenDie Originalbeschreibung in Description des Brevets
                                       expirés, Tom.XXXVI, p. 130, hat bei dem Folgenden nur als
                                    Grundlage dienen können und vielfach ergänzt oder modificirt werden müssen,
                                    da sie sehr oberflächlich verfaßt ist und sogar widersprechende Angaben
                                    enthält. Auch die Zeichnung läßt einiges zu wünschen übrig, was ich durch
                                    den Text thunlichst zu ersehen bemüht war.. Daran sind a, a zwei hölzerne Walzen, über
                              welche ein endloses Zuführtuch b, b gespannt ist. Die
                              oben auf letzteres gelegten Lumpen werden, durch dessen Fortschreitung in der
                              Richtung des Pfeils, auf einen horizontalen Tisch l
                              geführt, welcher aus einer Platte von starkem Eisenblech besteht und mit einer
                              Anzahl paralleler auf der Kante stehender schmaler Sägblätter besetzt ist. Die Zähne
                              dieser Sägen stehen in der aus der Zeichnung ersichtlichen Weise schräg, und sind
                              dergestalt schmal und scharfspitzig ausgefeilt, daß sie fast die Gestalt von Nadeln
                              haben. Die Breite des Tisches beträgt (wie die lichte Breite der Maschine überhaupt)
                              2 Fuß, und enthält 40 bis 48 Sägeblätter, da diese in Abständen von ungefähr 3
                              Linien neben einander angebracht sind. Demnach ist die ganze Tischfläche mit
                              ziemlich dicht stehenden spitzigen Zähnen oder Stacheln bedeckt, vermöge welcher sie
                              in Stand gesetzt wird, die auf ihr liegenden Lumpen zu fassen und auf die weiterhin
                              anzugebende Weise mit sich fortzuziehen. Um diesen Erfolg noch mehr zu sichern,
                              dient eine Vorrichtung, welche in der Zeichnung weggelassen wurde, um die
                              Deutlichkeit nicht zu beeinträchtigen: es liegen nämlich quer über dem Tisch her
                              (unter rechtem Winkel gegen die Sägen), 1 Zoll weit eine von der andern entfernt,
                              einige Walzen von 1 Zoll Dicke und 24 Zoll Länge, deren Zapfen in festen Gabellagern
                              sich drehen, und welche nur vermöge ihres eigenen Gewichtes die Lumpenmasse auf die
                              Spitzen der Sägblätter niederdrücken.
                           Der Tisch l ist mit einer doppelten Bewegung begabt, zu
                              deren Hervorbringung an beiden Seiten desselben übereinstimmend der sogleich zu
                              erklärende Mechanismus sich vorfindet. Zuerst nämlich wird der Tisch ein wenig in
                              verticaler Richtung erhoben, damit die Zahnspitzen der Sägen recht in die
                              Lumpenmasse eindringen, und sinkt dann fast augenblicklich durch sein eigenes
                              Gewicht wieder herab. Zweitens macht er eine horizontale schiebende Bewegung von dem
                              Zuführtuche b gegen das Innere der Maschine hin, schreitet
                              hierbei aber nur um zwei Linien (ein Sechstel Zoll) fort, und kehrt sogleich
                              – von schraubenförmig gewundenen Drahtfedern gezogen – zurück. Um die
                              kleinen Hebungen zu bewerkstelligen, dient ein gabelartiges Stück c, dessen senkrechte Arme in Leitungen d, d auf- und niederspielen, und oben wie unten
                              mit Frictionsrollen e, e, e, e versehen sind. Die Rollen
                              an den oberen Enden erheben (wenn c in die Höhe geht)
                              den Tisch, ohne ihm die Freiheit der Schiebung zu nehmen; die unteren Rollen bilden
                              Angriffspunkte für zwei dreizackige Scheiben f, f,
                              welche gleich kleinen Daumenwellen wirken und während jeder ihrer Umdrehungen
                              dreimal das Stück c, folglich den Tisch l, zum Aufsteigen nöthigen. Ein dreizähniges Getrieb k aber, welches gegen einen unterwärts an dem Tische
                              vorspringenden Zahn oder Lappen arbeitet, bewirkt eben so bei jeder seiner
                              Umdrehungen dreimal die schon erwähnte geringe Schiebung, etwa so wie in einem
                              Schlosse der Bart des Schlüssels den Riegel bewegt.
                           Durch diese Verschiebung wird Schritt für Schritt die Lumpenmasse von dem Tische zur
                              Bearbeitung in die Maschine eingeführt. Jedesmal, nachdem ein solcher 2 Linien
                              betragender Schritt gemacht ist, wird das vorderste Ende der auf dem Tische
                              ausgebreiteten Lumpenmasse durch eine Presse fest eingeklemmt und gehalten, während
                              die hindurchgehenden spitzigen Zahne eines Reißcylinders daraus die Fäden und Haare
                              ausziehen, also die kleine ihnen dargebotene Portion von 2 Linien Länge und 24 Zoll
                              Breite zerfasern.
                           Die Presse besteht aus einem unbeweglichen Untertheile g
                              und einem beweglichen Obertheile i. Ersterer ist eine
                              starke eiserne Schiene, welche sich nach der Breitenrichtung vor dem Tische l her erstreckt und von oben herein gehende Einschnitte
                              enthält, in welche die Sägblätter des Tisches eintreten können. Auf ihrer dem Innern
                              der Maschine zugekehrten Verticalfläche, und zwar an ihrem obern Rande, befindet
                              sich ein horizontaler (in der Abbildung nicht erkennbarer) Eisenstab mit zwei Reihen
                              gerade in die Höhe stehender, scharfspitziger, starker Nadeln, gleichsam ein
                              doppelter Kamm mit aufwärts gerichteten Zähnen. Dieser Kamm (dessen Zähne oder
                              Nadeln 3 Linien weit aus einander und in den beiden Reihen dergestalt stehen, daß
                              jeder Zahn der einen Reihe vor einem Zwischenraum der andern Reihe sich befindet)
                              kann sich erheben und senken, wird jedoch durch vier schraubenartig gewundene Federn
                              wie n, in seinem höchsten Standpunkte erhalten, so lange
                              nicht die Presse ihn durch den von oben auf die Lumpenmasse ausgeübten Druck
                              nachzugeben nöthigt. Die Federkraft des Kammes dient also nur zur Verhütung von
                              Beschädigungen, und die Federn müssen start genug gemacht seyn, um die auf sie herabgepreßten Lumpen zu
                              durchstechen, gleichsam aufzuspießen, damit dieselben nachher festgehalten werden,
                              während der Reißcylinder sie ausfasert. Kommen hierbei Theile vor, welche zu sehr
                              widerstehen, so gibt eher der Kamm nach und erzeugt dadurch ein Ausweichen dieser
                              Lumpentheile, als an den Nadeln und Reißzähnen etwas verbogen oder die Substanz zu
                              gewaltsam zerrissen wird.
                           Der Obertheil i der Presse ist ebenfalls eine dicke
                              eiserne Schiene, welche aber nicht unbeweglich liegt, sondern in drei gabelförmigen
                              Leitstücken wie o – sämmtlich an einem
                              unbeweglichen Querriegel p angebracht – auf und
                              nieder spielen kann. Sich selbst überlassen, wird sie stets durch ihr eigenes
                              Gewicht und die Kraft von vier schraubenförmigen Federn wie q (welche zwischen p und i eingesetzt sind) herabgetrieben, und klemmt die auf
                              i liegenden Lumpen ein. In dem Augenblicke wo das
                              oben beschriebene Vorrücken des Tisches l stattfindet,
                              hebt eine um ihre Achse sich drehende excentrische Scheibe r, indem sie von unten gegen eine mit i
                              verbundene Frictionsrolle 1 wirkt, den Obertheil der Presse auf, läßt folglich die
                              Lumpen eintreten. Ist sodann aber i niedergefallen, so
                              zieht sich der Tisch zurück, ohne die Lumpen wieder mit sich zu nehmen, da die
                              schräge Stellung der Zähne an seinen Sägblättern diese Art des Rückganges
                              gestattet.
                           Der Reißcylinder h ist eine Trommel von 2 Fuß Länge,
                              rundum mit den geneigt stehenden, scharfspitzigen Nadeln gleichenden, stählernen
                              Reißzähnen derartig besetzt, daß letztere 16 Doppelreihen in zur Cylinderachse
                              parallelen Linien bilden. In jeder Reihe stehen die Zähne 3 Linien weit aus
                              einander; in je zwei zusammengehörigen Reihen sind sie versetzt, d.h. es befindet
                              sich jede Nadel der einen Reihe mitten vor einem Zwischenraume der andern Reihe. Die
                              Länge der Zähne beträgt 6 bis 8 Linien, ihre Dicke an der Basis etwa 1 Linie. Eine
                              jede Doppelreihe kommt gerade dann im Vorbeigehen an der Presse und an deren Kamm
                              zur Wirkung, wenn die Presse geschlossen ist; das Oeffnen der Presse und Vorrücken
                              der Lumpen hingegen findet statt, während ein nicht mit Zähnen besetzter Theil des
                              Reißcylinders im Vorübergehen begriffen ist. Daher machen während, einer Umdrehung
                              von h die Presse und der Stacheltisch l sechzehnmal ihre bereits erörterten Bewegungen.
                           Die in den Zähnen des Reißcylinders h hängen gebliebene
                              Wolle wird von denselben durch eine schnell um ihre Achse laufende Bürstenwalze s abgenommen. Unterhalb dieser befinden sich zwei nach
                              entgegengesetzten Richtungen umlaufende Schlaghaspel t,
                                 t, welche in einem tonnenartigen Gehäuse 2 eingeschlossen sind, wie eine
                              andere Umhüllung 3 den Reißcylinder und die Bürstenwalze verdeckt. Jeder der Schlaghaspel besteht aus
                              einer hölzernen Welle, durch welche eine die Zapfen bildende eiserne Achse geht, aus
                              vier Paar kreuzförmig an den Enden der Welle eingezapften Armen oder Speichen, und
                              aus vier zur Achse parallelen, je zwei und zwei Speichen verbindenden Stäben, welche
                              äußerlich mit einer Reihe scharfspitziger Stahlzähne besetzt sind. Diese Zähne sind
                              9 Linien lang, und greifen 3 Linien tief zwischen die Borsten der Bürste s ein. Indem hierdurch die Schlaghaspel – vermöge
                              ihrer entgegengesetzten raschen Umdrehung – die Bürstenwalze wechselweise
                              nach zwei einander entgegenlaufenden Richtungen bestreichen, nehmen sie alle an
                              derselben hängende Wolle auf, führen sie innerhalb des Gehäuses 2 herum, zausen und
                              lockern sie. Dieser Erfolg wird dadurch sehr befördert, daß man auf der Innenfläche
                              des Gehäuses 2 einige Reihen von spitzigen Stahlzähnen anbringt, in welchen die
                              einzelnen Zähne so stehen, daß zwischen ihnen die Zähne der Schlaghaspel durchgehen,
                              mithin eine wahre Kämmung der Wolle vor sich geht. In der Zeichnung sind indessen
                              jene feststehenden Zähne nicht angegeben. Schwerer Staub und Schmutz fällt durch das
                              am Boden des Gehäuses von dicken Eisendrähten gebildete rostartige Gitter f' heraus.
                           Die Zähne der Schlaghaspel führen die in ihnen hängende Wolle von unten nach oben an
                              Oeffnungen des Gehäuses vorbei, wo auf jeder Seite zwei eiserne gefurchte Walzen
                              (Riffelwalzen) u, u liegen. Die untere Walze eines jeden
                              Paares empfängt direct durch den Betriebsmechanismus ihre Umdrehung; die obere wird
                              durch zwei auf ihre Zapfen drückende einarmige Gewichthebel wie b', b' auf jene herabgepreßt und von ihr vermittelst
                              Friction mitgenommen. Die Drehpunkte der Druckhebel sind bei a', a'; die an den Hebeln hängenden Gewichte findet man mit c', c' bezeichnet. Die Wolle, welche zu einer Art Watte
                              zusammengepreßt zwischen den Riffelwalzen u, u nach
                              außen hervortritt, gelangt sogleich auf ein Tuch ohne Ende, welches über zwei
                              hölzerne Walzen v, v ausgespannt ist, wird von diesem
                              fortgeführt, und fällt endlich in einen untergesetzten Korb.
                           Das gußeiserne Gestell m, m, m wird durch schmiedeiserne
                              Querstangen e', e' zusammengehalten, und bildet in
                              seinem untern Theile durch die Bretterverschalung einen mit einer Thür versehenen
                              Kasten zur Ansammlung des aus dem Gitter f' kommenden
                              Staubes.
                           Von dem Bewegungs-Mechanismus sind aus der Figur nur wenige einzelne Theile zu
                              erkennen; es ist deßhalb die Skizze des Räderwerks Fig. 2 hinzugefügt, welche
                              angibt, wie man die Anordnung treffen kann. Durch die Buchstaben werden hier die in Fig. 1 gleichnamigen
                              Bestandtheile bezeichnet. Ein von der Betriebswelle kommender Riemen ohne Ende setzt
                              eine Scheibe auf der Achse des Reißcylinders h in
                              Bewegung und ertheilt diesem Cylinder 13 Umdrehungen in der Minute. (Durchmesser an
                              den Zahnspitzen 10 Zoll, Umfangsgeschwindigkeit 34 Fuß in der Minute oder 6,8 Zoll
                              in der Secunde.) Nach dem Obigen muß folglich die Presse und der Zuführtisch mit den
                              Sägblättern 13 × 16 = 208 Bewegungen während 1 Minute machen, wodurch 208
                              × 2 = 416 Linien oder 34 2/3 Zoll Länge von der Lumpenmasse eingeführt
                              werden. An der Achse des Cylinders h sitzt zunächst ein
                              65zähniges Rad I, welches durch seinen Eingriff in ein 17zähniges Getrieb III an der
                              Bürstenwalze s, diese (13 × 65)/17 = 49,7 mal per Minute umtreibt. Da deren Durchmesser 8 1/2 Zoll
                              beträgt, so ist hier die Umfangsgeschwindigkeit 1327 Zoll oder 110 1/2 Fuß per Minute, wovon – da an der Berührungsstelle
                              die Bürsten und die Reißzähne einerlei Weg gehen – fast ein Drittel für das
                              Ausbürsten unwirksam wird, und nur der Ueberschuß = 76 1/2 Fuß die Abnahme der Wolle
                              effectuirt. Nöthigenfalls könnte man daher den Gang der Bürstenwalze beschleunigen
                              und bis zu 200 Umläufen in der Minute erhöhen. Ein zweites mit dem Cylinder h verbundenes Rad II, von 96 Zähnen, treibt das
                              18zähnige Rad IV an dem Getriebe k, welches sonach (13
                              × 96)/18 = 69 1/3 Umgänge macht und vermöge seiner drei Zähne 208 Schiebungen
                              des Tisches I erzeugt. Von IV wird ein anderes 18zähniges Rad VII, und von diesem
                              ferner ein gleiches VIII in Bewegung gesetzt; diese beiden sitzen an den Achsen der
                              kleinen Daumenwellen f, f, und letztere bewirken
                              folglich die erforderlichen 208 Hebungen des Zuführtisches l. Auf gleicher Achse mit IV steckt ein Rad V oder y mit 36 Zähnen (s. y in Fig. 1), durch dessen
                              Eingriff das 12zähnige Getrieb VI an der excentrischen Scheibe r umgeht, so daß diese 69 1/3 × 36/12 = 208
                              Hebungen der Presse i vollbringt. Endlich wird durch
                              VIII ein 50zähniges Rad IX mit 10zähnigem Getrieb X, und
                              von diesem das 48zähnige Rad XI in Gang gesetzt, welches sich an der vordersten
                              Walze a des Zuführtuches befindet. Diese Walze muß
                              demnach 69 1/3 × 18/50 × 10/48, d. i. 5,2mal in der Minute sich
                              umdrehen und – da sie 2 1/2 Zoll dick ist – 40,8 Zoll des Tuches b vorziehen. Diese Geschwindigkeit ist etwas größer als
                              jene des Stacheltisches I (34 2/3 Zoll); daher kann
                              letzterem nie ein Mangel an Material zustoßen, vielmehr können die Lumpen in der That
                              nur in solcher Menge nachrücken, wie sie verbraucht werden, und es wird das Tuch b ein wenig schneller fortrücken, als die auf ihm
                              liegende Lumpenmasse zu folgen im Stande ist, da sie von den auf dem Stachelstiche
                              liegenden Druckwalzen aufgehalten wird.
                           Ein besonderer Riemen ist direct von der Betriebs-Welle auf eine Scheibe an
                              der Achse eines der Schlaghaspel t (Fig. 1) gelegt und setzt
                              diesen in Umlauf; zwei gleich große und in einander eingreifende Zahnräder x, z an den Haspeln bewirken, daß eine eben so schnelle
                              aber entgegengesetzte Umdrehung sich dem zweiten mittheilt. Von einer 3 Zoll großen
                              Scheibe auf der Achse eines der Schlaghaspel geht ein Riemen auf die 18 Zoll
                              messende Scheibe d', welche mit der untern zweier
                              Riffelwalzen u, u verbunden ist. In gleicher Weise
                              treibt der zweite Schlaghaspel die untere von den beiden anderen Riffelwalzen.
                              Machen nun die Haspel z.B. 420 Umläufe in 1 Minute, so drehen sich die Walzen u nur 70mal, und führen hierdurch, bei dem Durchmesser
                              von 1,3 Zoll, den sie haben, 285 Zoll Wollmasse aus. Da diese Abführung auf beiden
                              Seiten der Maschine gleichzeitig, also mit 570 Zoll geschieht, so ist –
                              verglichen mit der eingeführten Länge Lumpenmasse (34 2/3 Zoll) – die Wolle
                              nach der Bearbeitung auf einen sehr nahe 16 1/2 mal so großen Flächenraum
                              ausgebreitet, als in den auf das Tuch b vorgelegten
                              Lumpen. Den Abführtüchern 4, 4 gibt man eine etwas größere Geschwindigkeit als den
                              Riffelwalzen, um jede Stockung in der Fortbewegung der Wolle sicher zu verhüten. Die
                              Walzen v jener Tücher haben 1 1/2 Zoll Durchmesser, man
                              kann sie daher eben so viel Umdrehungen machen lassen als die Walzen u, wonach das Tuch in 1 Minute 329 Zoll durchläuft. Die
                              den Riffelwalzen zunächst liegende Walze v bekommt in
                              der angezeigten Absicht ein Rad von beliebiger Zähneanzahl, die untere Riffelwalze
                              ein ganz gleiches Rad; von letzterem wird aber die Bewegung auf ersteres mittelst
                              eines Zwischenrades übertragen, weil die Richtung der Bewegung übereinstimmend seyn
                              muß.
                           Man kann nicht läugnen, daß die Construction des im Vorstehenden beschriebenen
                              Lumpenwolfes sehr wohl berechnet ist; dennoch scheint er einer Vereinfachung ohne
                              wesentliche Beeinträchtigung seiner Wirksamkeit fähig zu seyn. Namentlich der
                              Zuführungsmechanismus mit beweglichem Stacheltisch und Presse, so zweckmäßig diese
                              Vorrichtungen ohne Zweifel sind, wird man durch ein Paar Riffelwalzen von höchstens
                              2 Zoll Durchmesser ohne weitere Vorkehrung ersetzen können, unter Beibehaltung des
                              elastischen Kammes, welcher das Material den Zähnen der Reißtrommel vorhält. Die Geschwindigkeit
                              solcher Walzen müßte man im gegenwärtigen Falle so anordnen, daß ihr Umsang sich mit
                              34 bis 35 Zoll in der Minute bewegte. Daß die Einführung der Lumpen durch Walzen
                              nicht schrittweise, sondern ununterbrochen geschieht, hat auf den Erfolg der
                              Zerfaserung keinen Einfluß, weil sie dennoch stets festgehalten werden.
                           Wenn man die zu verarbeitenden Lumpen in Wasser einweicht und naß, ja im Wasser
                              selbst liegend, zerfasert, so geht das Auseinanderziehen der Wollhaare leichter von
                              Statten, und dieselben werden vielleicht weniger zerrissen. Es ist dabei zweckmäßig
                              das Wasser durch Dampf warm zu halten. Der Lumpenwolf erhält dann in seiner
                              allgemeinen Bauart völlig die Beschaffenheit des Holländers der PapierfabrikenDerartige Apparate ließen sich in der letzten Zeit Vaudelin und Beauvais patentiren; sie
                                    sind beschrieben im polytechn. Journal Bd.
                                       CXXX S. 253 und Bd. CXXXII S.
                                       176. A. d. Red.; jedoch wird die Walze nicht mit Schienen beschlagen, sondern mit stählernen
                              Reißzahnen oder Stacheln von der schon bekannten Art besetzt, und eben dergleichen
                              befinden sich im Grundwerte unter der Walze. Der fortgesetzte langsame Wasserwechsel
                              im Kasten der Maschine bewirkt eine sehr vortheilhafte gründliche Waschung des
                              Materials. Besonders in Frankreich hat man vielfältig diesen Weg zur Darstellung der
                              Lumpenwolle eingeschlagen. – Eine mit kleinen skizzirten Zeichnungen
                              begleitete Uebersicht sehr verschiedenartiger Maschinen zur Darstellung der
                              Lumpenwolle befindet sich in Le Génie industriel, par
                                 Armengaud frères, Tome I. Paris 1851.
                              p. 366–376.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
