| Titel: | Ueber empfindliches Collodium für Lichtbilder; von Dr. Thomas Woods. | 
| Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XXXIX., S. 126 | 
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                        XXXIX.
                        Ueber empfindliches Collodium für Lichtbilder;
                           von Dr. Thomas
                              Woods.
                        Aus dem Philosophical Magazine, Juli 1854, S.
                              26.
                        Woods, über empfindliches Collodium für Lichtbilder.
                        
                     
                        
                           Mit dem empfindlichen Collodium, wozu ich hiemit die Vorschrift veröffentliche, habe
                              ich an einem hellen Tag ein sehr gutes Bild von einem Gebäude in einer so kurzen
                              Zeit aufgenommen als erforderlich war um mit der Hand die Oeffnung der camera obscura zu entblößen und wieder zu bedecken. Die
                              Brennweite der Linse war 6 Zoll, ihre Oeffnung 3/8 eines Zolls im Durchmesser. Das
                              Verfahren unterscheidet sich von dem gewöhnlichen darin, daß das Jodkalium durch ein
                              Gemisch von Eisenjodür und Eisenchlorür (durch Zersetzung des Eisenvitriols sich
                              bildend) ersetzt wird, und daß das Collodium Kochsalz aufgelöst enthält. Ich habe
                              zuerst im Jahr 1844 das Eisenjodür als photographisches Agens angewandt, und seitdem
                              zog ich es bei der Darstellung von Lichtbildern, sowohl auf Papier, als auf
                              Glasplatten welche mit Eiweiß oder Collodium überzogen sind, jedem andern dem Zweck
                              entsprechenden Agens vor. Mein Verfahren besteht in Folgendem:
                           
                              
                                 Man nehme:
                                 Eisenvitriol
                                 40
                                 Gran.
                                 
                              
                                  
                                 Jodkalium
                                 24
                                 Gran.
                                 
                              
                                  
                                 Kochsalz
                                   6
                                 Gran.
                                 
                              
                                  
                                 Weingeist oder Alkohol
                                   2
                                 Unzen.
                                 
                              
                                  
                                 Aether
                                   2
                                 Drachmen
                                 
                              
                                  
                                 starke Ammoniakflüssigkeit
                                   3
                                 Tropfen.
                                 
                              
                           Die Salze werden gepulvert und gut mit einander vermengt, dann setzt man den Alkohol
                              und Aether zu, und zuletzt das Ammoniak. Man läßt den Niederschlag absetzen. Um die
                              Platte zu präpariren, vermischt man 1 Theil der klaren Auflösung mit 3 Theilen
                              Collodium, welchem eine gesättigte Lösung von Kochsalz (in Wasser) zugesetzt worden
                              ist, im Verhältniß von 1 Drachme der Salzlösung auf 4 Unzen Collodium. Nachdem
                              dieses Collodium in gewöhnlicher Weise auf der Glasplatte verbreitet worden ist,
                              taucht man sie 1 bis 1 1/2 Minute lang in eine neutrale Auflösung von salpetersaurem
                              Silber (30 Gran per Unze Wasser). Man entwickelt das
                              Bild mit einer Auflösung von Eisenvitriol (1 Scrupel per
                              Unze Wasser); und endlich fixirt man es mit unterschwefligsaurem Natron.
                           
                           Ein sehr schönes Bild bekommt man auch, wenn man zur Entwickelung eine
                              Eisenvitriollösung anwendet welche 20 bis 30 Gran von diesem Salz in 4 Unzen Wasser
                              enthält, und wenn man dem Bad von unterschwefligsaurem Natron starke
                              Ammoniakflüssigkeit, im Verhältniß von 20 Tropfen der letztern auf 6 bis 8 Unzen des
                              erstem, zusetzt. Die Eisenlösung muß gut abgewaschen werden, bevor man die Platte in
                              das Ammoniak und unterschwefligsaure Natron bringt. Nach diesem Verfahren erhielt
                              ich ausgezeichnete Bilder in sehr kurzen Zeiträumen. In vielen Fällen sind die
                              lichten Theile der Bilder reines Silber, welches einen guten Spiegel bildet.
                           Die oben erwähnte Lösung, welche man dem Collodium zusetzt, wird wie dieses in Folge
                              alkalischer Reaction, trüb; diesem Umstand kann man jedoch durch Neutralisation mit
                              Salpetersäure abhelfen. – Wenn man eine Flasche mit starker
                              Ammoniakflüssigkeit in dem Zimmer wo die Platte präparirt wird, offen stehen läßt,
                              so stellt sich eine Trübung ein. – Als ich einmal eine Schale welche eine
                              Lösung von unterschwefligsaurem Natron enthielt, dem ich ein wenig
                              schwefelwasserstoffsaures Ammoniak beigemischt hatte, bloß einige Minuten in das
                              Zimmer stellte worin ich eine Platte präparirte, konnte ich während mehrerer Stunden
                              kein Bild ohne Trübung bekommen; um diesem Umstand abzuhelfen, mußte ich das Zimmer
                              vollständig ventiliren. Wenn man daher dem unterschwefligsauren Bad Ammoniak
                              zusetzt, wie ich oben empfahl, so sollte dieß in sicherer Entfernung von den anderen
                              Materialien geschehen.
                           
                        
                           Nachtrag.
                           Die Mischung von Eisenjodür und Eisenchlorür wirkt besser, wenn sie einige Tage alt
                              ist; da diese Salze durch Zersetzung des Jodkaliums und Kochsalzes mittelst des
                              Eisenvitriols entstehen, der Eisenvitriol sich aber im Alkohol nur schwer auflöst,
                              so erfordert die Wirkung einige Zeit zu ihrer Vervollständigung.
                           Das Bild welches man mittelst Eisenvitriols entwickelte, ist ein positives, und wenn
                              es rasch aufgenommen wurde, zum Copiren nicht satt genug. Die gewöhnliche
                              Pyrogallussäure-Lösung (3 Gran per Unze Wasser,
                              mit einer halben Drachme Eisessig) bringt das Bild viel satter zum Vorschein, so daß
                              es eine sehr schöne Copie liefert.
                           Durch neuere Versuche habe ich gefunden, daß man ein bei weitem intensiveres Bild
                              bekommt, wenn man mein Collodium ohne die Kochsalzlösung anwendet, welche ich früher
                              (oben) empfahl, aber anstatt derselben einen Tropfen Chloroform der Mischung zugibt, kurz bevor sie auf die Platte gegossen wird; man vermischt
                              nämlich 1 Theil Eisenjodürlösung, 3 Theile Collodium und 1 Tropfen Chloroform per Drachme dieser zusammengesetzten Flüssigkeit, bevor
                              man sie auf die Platte gießt. Das Chloroform präcipitirt anfangs Schießbaumwolle aus
                              dem Collodium, dieselbe löst sich aber beim Schütteln des Gefäßes bald wieder auf.
                              (Philosophical Magazine. Septber 1854, S. 213.)