| Titel: | Fabrication hohler Schmuckwaaren von Gold und Silber; Verfahren des Hrn. J. M. Payen zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. XL., S. 128 | 
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                        XL.
                        Fabrication hohler Schmuckwaaren von Gold und
                           Silber; Verfahren des Hrn. J. M.
                              Payen zu Paris.
                        Patentirt für Frankreich am 24. Februar 1854.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, September 1854,
                              S. 155.
                        Payen's Verfahren zur Fabrication hohler Schmuckwaaren von Gold u.
                           Silber.
                        
                     
                        
                           Man fabricirt schon längst nach mehreren Verfahrungsarten hohle Schmuckwaaren von
                              Gold und Silber. Die hohlen Gegenstände von Silber sind lediglich eine Vereinigung
                              zweier mittelst Stanzens erhaltener und durch Löthung mit einander verbundener
                              Hülsen. Für Schmuckwaaren von Gold gibt es außer dem erwähnten Verfahren noch ein
                              anderes sehr einfaches, welches aber bloß beim Gold anwendbar ist. Dieses Mittel,
                              durch welches man beträchtlich an Gold erspart und das man jedesmal anwendet, wenn
                              man zum Ziehen auf irgend eine Weise seine Zuflucht nimmt, besteht darin, in einen
                              Cylinder von Gold einen Dorn oder Kern von Kupfer oder Messing einzuführen und dann
                              die Metalle mit einander durch das Zieheisen, die Rändelscheibe oder das Walzwerk zu
                              strecken.
                           Nach dieser Operation sägt oder schneidet man das Material entsprechend den
                              Gegenständen wofür man es bestimmte; hierauf muß man aber aus den Stücken, bevor man
                              sie zusammensetzt und löthet, nothwendig das hineingesteckte Kupfer oder Messing
                              herausschaffen. Diesen Zweck erreicht man leicht mit Hülfe von concentrirter
                              Salpetersäure; man taucht die verschiedenen Stücke in diese Säure, und mittelst der
                              Wärme, welche deren Wirkung beträchtlich erhöht, löst man das Kupfer oder Messing
                              auf, ohne das Gold anzugreifen. Nach diesem einfachen Verfahren lassen sich schnell
                              hohle Schmuckgegenstände fabriciren, welche man bloß noch zusammenzusetzen und zu
                              löthen braucht, um Ketten, Braceletts und eine Menge anderer Artikel zu
                              erhalten.
                           
                           Hr. Payen fühlte die
                              Nothwendigkeit, ein analoges Verfahren zu besitzen, welches bei dem Silber und dem
                              mit Silber oder Kupfer plattirten Gold anwendbar ist; diese konnten bisher für die
                              verschiedenen Ziehoperationen nur im massiven Zustande angewandt werden, weil man
                              kein Mittel kannte um die hineingesteckten Dorne oder Kerne wieder
                              herauszubringen.
                           Das von Hrn. Payen erdachte
                              Verfahren ist so einfach als möglich und noch ökonomischer als das oben
                              beschriebene; es besteht nämlich darin, die Dorne von Kupfer oder Messing, in allen
                              Fällen wo solche angewandt werden, durch Dorne von Schmiedeisen zu ersetzen.
                              Letzteres Metall wird von der mit Wasser verdünnten Schwefelsäure in sehr kurzer
                              Zeit vollständig aufgelöst, ohne daß das Gold, das Silber oder das Kupfer, in welche
                              man den eisernen Dorn gesteckt hatte, angegriffen werden.
                           Mittelst dieses neuen Verfahrens, welches nicht nur beim Gold (selbst solchem von
                              sehr niedrigem Gehalt), sondern auch beim Silber und der Gold- oder
                              Silberplattirung anwendbar ist, wenn denselben mittelst eines Dorns oder Kerns die
                              gewünschte Form ertheilt werden muß, ist es leicht gemacht, an edlen Metallen
                              bedeutend zu sparen. Man kann daher zu sehr niedrigen Preisen Schmuckwaaren
                              fabriciren, welche doch noch die erforderliche Festigkeit besitzen.