| Titel: | Dampfhammer, von Hrn. R. Morrison an den Ouseburn-Maschinenbau-Werken zu Newcastle am Tyne. | 
| Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LVI., S. 199 | 
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                        LVI.
                        Dampfhammer, von Hrn. R. Morrison an den
                           Ouseburn-Maschinenbau-Werken zu Newcastle am Tyne.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, August 1854, S.
                              97.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Morrison's Dampfhammer.
                        
                     
                        
                           Hr. Morrison hat an dem
                              Dampf- oder Stempel-Hammer mehrere Verbesserungen vorgenommen, wobei
                              derselbe weniger leicht in Unordnung geräth und viel weniger abgenutzt wird. Bei den
                              Dampfhämmern, wo der wirkende schwere Hammer direct an dem untern Ende der
                              Kolbenstange angebracht ist, wie bei den Systemen von Deverell und Rasmyth, leiden Kolben und
                              Kolbenstange bei den wiederholten Stößen, sie werden leicht abgenutzt und kommen
                              häufig in Unordnung. Diesen praktischen Nachtheil hat Hr. Condie dadurch zu vermeiden gesucht, daß er
                              statt des Kolbens den Cylinder beweglich machte. Hr. Morrison hat zu diesem Zweck einen andern Weg
                              eingeschlagen, und nicht nur die erwähnte Schwierigkeit überwunden, sondern seine
                              Aufmerksamkeit noch auf andere wichtige Punkte gerichtet, z.B. auf die Stabilität des
                              Gerüsts, die er in hohem Grade erreicht hat.
                           Seine Verbesserungen bestehen hauptsächlich darin, daß der Hammerblock, der Kolben
                              und die Kolbenstange des gewöhnlichen Dampfhammers durch eine cylindrische Stange
                              von Schmiedeisen ersetzt sind, welche den eigentlichen Hammer bildet. An dieser
                              Stange oder diesem Metallstück ist der Triebkolben sammt den Schiebern oder
                              Schlitten für die senkrechte Bewegung angeschweißt und die ganze Stange ist genau
                              abgedreht. Der Dampfcylinder ist an den beiden Ständern des Gerüsts durch Schrauben
                              befestigt und diese Ständer sind an der hintern Seite durch Rippen verstärkt; die
                              Kolbenstange geht durch Stopfbüchsen am Boden und Deckel des Cylinders und wird am
                              obern, hervortretenden Ende durch ein Querhaupt gerade geführt.
                           Die Einrichtung der ganzen Werkzeugmaschine wird durch die Abbildungen deutlich; Fig. 1 ist eine
                              Ansicht von vorn; Fig. 2 eine Ansicht von der Seite, rechtwinkelig auf Fig. 1 stehend; Fig. 3 eine
                              einzelne Ansicht der Kolbenstange, die jedoch abgebrochen dargestellt ist, um an
                              Platz zu sparen, und Fig. 4 ein Grundriß derselben. Fig. 5 ist ein
                              horizontaler Durchschnitt des Hammergerüstes mit dem Dampfcylinder und der
                              Kolben- oder Hammerstange in der Ansicht von oben; Fig. 6 endlich ein
                              horizontaler Querdurchschnitt des Dampfcylinders und des Gerüsts.
                           Das Hauptgerüst besteht aus zwei senkrechten Ständern A,
                              deren auseinandergehende Füße mit der Sohlplatte B durch
                              starke Schraubenbolzen verbunden sind; diese Sohlplatte umfaßt auch den Amboßstock.
                              Die oberen Enden dieser Ständer sind über den Dampfcylinder hinaus verlängert und
                              oben durch einen Stehbolzen C, welcher durch Hülsen in
                              den Ständerenden geht, so wie durch Schließfeile fest mit einander verbunden. Der
                              Dampfcylinder D ist mit der Länge nach laufenden
                              Flanschen oder Platten E gegossen, und diese sind durch
                              eine Reihe von Schraubenbolzen mit beiden Ständern verbunden; das untere Ende des
                              Cylinders fällt mit dem Bogen zusammen, den beide Ständer über dem Amboß bilden. Der
                              Cylinderdeckel F und seine Stopfbüchse bestehen aus zwei
                              Hälften; der Boden G mit seiner Stopfbüchse besteht aber
                              aus einem Stück und ist auch mit dem Cylinder aus einem Stück gegossen. Die
                              Hammer- oder Kolbenstange H, welche aus
                              Schmiedeisen besteht, ist mit dem Kolben I
                              zusammengeschmiedet; auf der Peripherie des Kolbens ist eine Vertiefung ausgedreht,
                              welche einen einfachen Liederungsring aufnimmt. Eben so ist auch das Querhaupt J aus demselben Stück mit der ganzen Stange geschmiedet,
                              und die beiden Enden des Querhaupts K, K greifen in zwei parallelparalle, senkrechte Coulissen L., welche als
                              Geradführungen der
                              Kolbenstange dienen, so daß dieselbe in den Stopfbüchsen weniger leidet. Diese
                              Coulissen oder Leitungen bestehen aus einem Paar Stäben M,
                                 N, welche auf den Flächen der Ständer festgeschraubt sind. Die Kolbenstange
                              wird daher auf ihrem Zuge sehr gut geleitet. Wenn man dieselbe in ihre Stellung
                              bringt, so wird ihr oberes Ende von oben in den Cylinder eingehängt und durch die
                              Stopfbüchse am Boden gesteckt, bis der Kolben im Cylinder ist. Der getheilte Deckel
                              F wird alsdann auf den Cylinder gelegt, die beiden
                              Hälften werden zusammengeschraubt und endlich auf gewöhnliche Weise mit dem Cylinder
                              verbunden. Beide Stopfbüchsen werden alsdann mit der Packung versehen und dampfdicht
                              verschraubt; endlich wird die Hammerbahn O an dem untern
                              Ende der Kolbenstange H mit Schließkeilen befestigt.
                           Die Steuerung zur Bewegung der Ventile besteht, wie gewöhnlich, aus einer
                              selbstwirkenden Vorrichtung zum abwechselnden Oeffen und Verschließen des
                              Dampfventils, am obern und untern Ende des Zuges, sowie auch Mittel zur Veränderung
                              der Länge des Kolbenzuges vorhanden sind. Das Ventilgehäuse befindet sich bei P, hinter dem Dampfcylinder und zwischen den
                              Hauptständern A, und das Ventil wird von unten durch den
                              Hebel Q bewegt, auf den eine Feder so einwirkt, daß beim
                              Nachlassen des Hebels das Ventil geöffnet wird. Der Ventilhebel Q ist durch Gelenke mit einer senkrechten Stange
                              verbunden, die durch Hülsen in dem Gerüst geht und aus zwei Theilen R, S besteht. Der obere Theil R hat ein Schraubengewinde und tritt in eine innere Schraube in dem
                              untern, röhrenförmigen Theil S, wodurch die Stange, je
                              nach dem verlangten Kolbenzuge, verlängert oder verkürzt werden kann. Das Ventil
                              wird durch die Stange R, S bewegt und zwar mittelst des
                              Spanners T, gegen den das aufsteigende Querhaupt K der Hammerstange stößt. Der Spanner T ist an einer kurzen horizontalen Spindel U befestigt, die auf einen kurzen Hebel V wirkt, dessen Ende in eine kleine Hülse in der Stange
                              R tritt, so daß, wenn der Spanner durch die
                              aufsteigende Hammerstange vorwärts geschoben wird, er die Stange R, S veranlaßt niederwärts zu gehen und das Dampfventil
                              zu verschließen. Die Länge des Hammerhubes hängt von der Stellung des Spanners T ab, und um dieselbe zu verändern, wird die Spindel U in eine Büchse geführt, die sich in der senkrechten
                              Hülse W, an dem Ständer, verschiebt. Die Spindel wird
                              durch die senkrechte Stange X auf und nieder bewegt,
                              deren unteres Ende in eine Mutter, in der Mitte eines kleinen Schraubenrades,
                              eingeschraubt ist, welches in einem festen Halslager liegt und in das eine Schraube
                              an der Spindel Y greift, welche letztere mit einem
                              Handrade Z versehen ist. Auf derselben Spindel Y befindet sich eine andere Schraube a, die in ein kleines Schraubenrad b greift, in dessen Mitte sich eine Hülse befindet, durch welche die
                              röhrenförmige Stange S geht. Das Schraubenrad dreht
                              diese Stange, so daß sie die obere Stange R mittelst
                              einer Nuth und Feder, welche die senkrechte Bewegung nicht hindert, auf- oder
                              abwärts schraubt. Indem man nun das Handrad Z bewegt,
                              werden die Spindel U und der Spanner T höher oder niedriger gestellt, und zu gleicher Zeit
                              wird die Stange R, S im gleichen Grade verlängert oder
                              verkürzt, so daß sie in Beziehung auf den Spanner T
                              stets dieselbe Stellung behält; auf diese Weise hat letzterer dieselbe Einwirkung
                              auf den Ventilhebel, in welcher senkrechten Stellung er sich auch befinden mag. Wenn
                              nun das Dampfventil auf die beschriebene Weise geschlossen ist, so wird es so lange
                              geschlossen erhalten, bis der Niedergang der Hammerstange mittelst eines Knaggens
                              oder Riegels auf einen Hals wirkt, der sich an der Röhre S befindet. Dieser Riegel wird durch die Stöße der Hammerschläge
                              ausgezogen, mag der Punkt des Schlages, je nach der Dicke der Arbeit auf dem Amboß,
                              stattfinden wo er will. Die Mittel wodurch dieß bewirkt wird, bestehen in einer
                              Stange c, die in Fig. 1 durch punktirte
                              Linien angedeutet und mit obern und untern Winkelhebeln d verbunden ist, welche sich um Stifte drehen, die in dem Gerüst befestigt
                              sind. Die andern Enden des Hebels d sind mit einer
                              senkrechten Stange e verbunden, die zu einem kurzen
                              Hebel, an der Spindel f, niedergeht, welche ihrerseits
                              den vorhin erwähnten Riegel verschiebt. Das Querhaupt J
                              der Hammerstange bewegt einen kleinen, in der Abbildung nicht dargestellten Stößer,
                              der gegen die Stange c beim Niedergange der Hammerstange
                              stößt, indem er durch das Moment des Falles und Stoßes des Hammerschlags dazu
                              veranlaßt wird. Diese Wirkung drückt die Stange e
                              nieder, und indem sie den Riegel des Halses der Stange S
                              treibt, veranlaßt sie die Feder zur Hebung der letztern und öffnet zu gleicher Zeit
                              das Dampfventil, um den Hammer von Neuem zu heben. Der Ventilhebel Q ist mit einem Griff versehen, damit er auch mit der
                              Hand bewegt werden kann.
                           Durch die Vereinigung des Kolbens, der Kolbenstange und des Hammers zu einem festen
                              Stück, ist die Geneigtheit dieser Theile zu Brüchen sehr vermindert, während die
                              Hammerschläge stärker und wirksamer sind. Durch das Festschrauben des Dampfcylinders
                              zwischen beiden Ständern, an der Verbindung des Bogens, unmittelbar über dem Amboß,
                              sind auch die Ständer so fest miteinander verbunden, daß sie keine
                              Seitenabweichungen machen können. Der Hammer gibt daher weit sicherere Schläge, was
                              beim Schmieden von Achsen und andern derartigen Gegenständen mit Hälsen, Absätzen
                              u.s.w. sehr wichtig ist.
                           
                           Die Stellung des Dampfcylinders vor den Ständern ist auch von großer Wichtigkeit bei
                              dieser Einrichtung und weit zweckmäßiger, als wenn der Hammer sich zwischen den
                              Ständern befindet, weil dann die auszuschmiedenden Stücke weit schwieriger zu
                              bearbeiten sind, da es dem Schmiede an Platz fehlt. Bei der vorliegenden Einrichtung
                              aber liegt der Hammer gänzlich frei, so daß der Schmied alle Arbeiten ausführen
                              kann, ohne unter den Gerüstbogen zu treten. Es kann dieser Hammer auch eben so gut
                              zum Zängen der Luppen, als zum Ausschmieden kleiner und großer Stücke angewendet
                              werden.
                           Ein 35 Cntr. schwerer Hammer dieser Art mit 3 1/2 Fuß Fall ist jetzt auf den Ouseburn
                              Maschinenbau-Werken zu Newcastle im Betriebe.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
