| Titel: | Beschreibung der Apparate zum Wassermessen von Taylor und Siemens; Vortrag des Hrn. Benjamin Fothergill in der Society of arts. | 
| Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LXVIII., S. 243 | 
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                        LXVIII.
                        Beschreibung der Apparate zum Wassermessen von
                           Taylor und Siemens; Vortrag des Hrn.
                           Benjamin
                              Fothergill in der Society of arts.
                        Nebst den Verhandlungen über diesen Gegenstand, in
                           der Society of arts zu London, am 19. April 1854.
                        Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, Mai 1854,
                              S. 187.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Ueber Taylor's und Siemens's Apparate zum Wassermessen.
                        
                     
                        
                           Die Erfindung eines Gasmessers (Gasuhr) vor länger als 30 Jahren wurde damals als
                              eine sehr schätzbare Errungenschaft betrachtet, und offenbar war auch die allgemeine
                              Einführung dieser Apparate ein großer Gewinn für die Gasfabrikanten und
                              Gasconsumenten. Erst später wurde eine Maschine zum Messen des Wassers construirt,
                              und seitdem wurden sehr viele Patente auf Wassermesser genommen; was theoretisch
                              zweckmäßig erschien, mußte aber die Praxis oft verwerfen. Vor etwa zwei Jahren
                              erließ der Gemeinderath von Manchester eine Aufforderung zur Construction eines
                              brauchbaren Wassermessers, in deren Folge an die Kommission der Wasserwerke sehr
                              viele Entwürfe eingesendet wurden. Der fragliche Wassermesser sollte den größten
                              Druck aushalten, der Wasserstrom durfte aber weder von einem Hindernisse noch durch
                              Reibung unterbrochen werden, damit er fast zu derselben Höhe aufsteigen kann, von
                              welcher er herabfiel; die Messung sollte unter jedwedem Druck und bei der geringsten
                              Menge des durch die Röhren strömenden Wassers richtig bewirkt werden; überdieß wurde
                              die Dauerhaftigkeit, d.h. eine geringe Abnutzung, als eine wesentliche Bedingung für
                              die Brauchbarkeit des Wassermessers aufgestellt.
                           Hr. T. Taylor zu Manchester
                              hatte schon längst seine Aufmerksamkeit diesem Gegenstand zugewendet; bereits vor
                              zwölf Jahren gelang es ihm, einen Wassermesser nach dem Niederdruck-Princip
                              zu construiren, welchen Hr. William
                                 Fairbairn als vollkommen in seiner Art erklärte. Auch andere
                              Mechaniker ertheilten der Erfindung dieses Zeugniß. Hr. Taylor hat fünf Wassermesser erfunden, die
                              sämmtlich im Princip und in der Wirkung von einander verschieden sind; vier von
                              diesen Maschinen wurden als sehr brauchbar erachtet, nur waren bei ihnen nicht alle
                              vorher erwähnten Schwierigkeiten überwunden; die fünfte hingegen entsprach den
                              gemachten Anforderungen vollkommen, der Erfinder ließ sich dieselbe am 15. December 1852 patentiren,
                              und dieser Apparat wurde dann dem Gemeinderath von Manchester vorgelegt. Seitdem
                              wurde er den stärksten Proben unterzogen, beim höchsten sowohl als dem niedrigsten
                              Druck, und die Kommission der Wasserwerke erklärte sich durch die Resultate
                              befriedigt. In 16 oder 18 englischen Städten sind bereits 100 bis 200 solcher
                              Wassermesser eingeführt, und überall hat man sie als zweckmäßig erkannt. Der erste
                              nach diesem Princip eingerichtete Wassermesser wurde in der großen Baumwollspinnerei
                              der HHrn. Birley zu Manchester
                              angebracht, wo er fast 1 1/2 Jahre lang täglich 35,000 bis 36,000 Gallons maß, ohne
                              jemals im Geringsten in Unordnung zu gerathen.
                           Dieser Wassermesser, Fig. 1, besteht aus einem cylindrischen Behälter, dessen Größe der Weite
                              der Röhre angemessen ist, welche ihm das Wasser zuführt und dasselbe aus ihm
                              abführt. Im Innern dieses Behälters befindet sich eine Trommel, welche sich um ihre
                              senkrechte Achse dreht, und der durch den Wassermesser gehende Strom wird um die
                              Trommel auf beiden Seiten derselben vertheilt. Die Registrirung oder Messung wird
                              durch eine Reihe von Rädern bewirkt, welche mit der Trommel in Verbindung stehen und
                              die Bewegung auf einen Zeiger übertragen. Der Patentträger beansprucht nachstehende
                              Eigenthümlichkeiten seiner Maschine:
                           1) Die senkrechte Stellung, in welcher die Trommel getrieben wird; diese Trommel
                              besteht aus Gutta-percha und hat das specifische Gewicht des Wassers, wodurch
                              die Möglichkeit eines Zusammendrückens und auch des Zerfressens vermieden wird.
                           2) Die Menge des im Behälter enthaltenen Wassers ist hinreichend, um die Trommel im
                              schwimmenden Zustande zu erhalten, daher sie durch die geringste Wirkung des Wassers
                              gegen die Riffeln, womit ihre Seiten versehen sind, sich
                              dreht.
                           3) Die Anordnung oder Construction der Röhren an der Außenseite des Wassermessers,
                              welche mit der innern Seite und dem Raume rings um die Trommel in Verbindung stehen,
                              um das Wasser zu- und abführen, und um eine drehende Bewegung in dem Wasser
                              und folglich auch der in demselben schwimmenden senkrechten Trommel bei dem
                              geringsten Wasserdruck zu veranlassen. Ferner die Construction des Ventils in dem
                              Rohre welches das Wasser einführt; dasselbe bewirkt nämlich, daß der durch den
                              Wassermesser gehende Strom unmittelbar auf die Trommel wirkt. Dieses Einlaßventil
                              ist ein gewöhnliches Klappenventil, welches die Zutrittsöffnung mit Ausnahme einer
                              kleinen in der Mitte angebrachten Röhre vollständig verschließt und so weit nach
                              vorn reicht, daß es in unmittelbare Berührung mit den Riffeln der Trommel kommt. Das Ventil
                              wird durch einen Gewichtshebel über demselben geschlossen. Man verschiebt zuerst das
                              Gewicht behufs des Regulirens auf seinem Hebel (um mehr oder weniger Druck auf das
                              Ventil zu veranlassen) und befestigt es dann bleibend an demselben. Obgleich nämlich
                              die Trommel gänzlich im Gleichgewicht steht, so ist doch eine geringe Reibung zu
                              überwinden, um die Räderverbindung des Zeigers zu treiben; dazu dient das Gewicht,
                              welches das Ventil schließt und eine Compression des Stroms bewirkt, so daß nur
                              dasjenige Wasser durchströmen kann, welches durch die Ventilröhre gedrückt wird.
                              Dieses Ventil kommt nur dann zur Wirkung, wenn geringe Wassermengen durch den
                              Apparat gehen.
                           Die Commission der Wasserwerke zu Manchester hat schon viele solche Wassermesser von
                              Hrn. Taylor bezogen, und je
                              mehr deren Zweckmäßigkeit bekannt wird, um so mehr werden sie auch bei andern
                              Wasserwerken Eingang finden, da sie alle Vortheile vereinigen, welche man von einem
                              solchen Apparat verlangen kann.
                           Nach diesem Vortrag erfolgte in der Gesellschaft eine Discussion über den Gegenstand,
                              aus welcher wir das Wichtigere mittheilen wollen.
                           Hr. Siemens bemerkte, er habe
                              sich schon seit mehreren Jahren mit der Herstellung eines brauchbaren Wassermessers
                              beschäftigt und glaube durch folgende Construction sein Ziel erreicht zu haben. Fig. 2 ist der
                              senkrechte Durchschnitt und Fig. 3 der Grundriß eines
                              solchen Apparats; Fig. 4 und 5 stellen die arbeitenden
                              Theile einer Modification desselben dar. Obgleich diese beiden Constructionen ein
                              sehr verschiedenes Ansehen haben, so beruht doch ihre Wirkung auf demselben Princip;
                              nämlich daß das Wasser auf geneigt liegende Schaufeln wirkt, welche zwischen der
                              bewegenden Wassersäule gleiten, ohne dieselbe zu unterbrechen oder zu stören, und
                              daß diese Bewegung auf einen Zählapparat übertragen wird. Der Unterschied zwischen
                              den beiden Wassermessern besteht darin, daß bei der ersten Anordnung das Wasser
                              parallel zur rotirenden Welle und bei der zweiten von der Welle auswärts bewegt
                              wird. Das Wasser tritt in den Apparat, Fig. 2 und 3, durch ein Sieb a ein, wird durch die Seitenflächen des umgekehrten
                              Kegels b nach der Achse zu geleitet und dann durch den
                              Kegel c in der Mitte von der Achse wieder abgelenkt. Der
                              Zweck dieser Anordnung ist, die bewegende Wassersäule gleichförmig über einen
                              gemessenen ringförmigen Raum zu vertheilen; dann braucht man nur noch die Entfernung
                              zu messen, durch welche das Wasser sich bewegt, und die Wassermenge in Gallons auf
                              einem Zählapparat zu bezeichnen. Hierzu dienen zwei Trommeln d und f, welche gemeinschaftlich arbeiten, aber sich frei in
                              entgegengesetzten Richtungen umdrehen. Sie sind hohl, damit sie im Wasser schwimmen
                              und eine Belastung ihrer Zapfen so viel als möglich vermindert wird. Die erste
                              Trommel ist an ihrem Umfange mit einem Satze rechtsgängiger, die zweite mit einem
                              Satze linksgängiger schraubenförmiger Schaufeln umgeben. Die Schaufeln haben gleiche
                              Ganghöhen und eine correcte Gestalt; sie werden in metallenen Formen aus einer
                              weißen Metallcomposition gegossen. Das Wasser wird durch Leitschaufeln, welche an
                              dem Kegel c angebracht sind, in paralleler Richtung
                              gegen die Schaufeln der ersten Schraubentrommel geführt, welche in gleichem
                              Verhältniß mit dem Zufluß rotiren würde, wenn keine Reibung vorhanden wäre. Im
                              Verhältniß dieses Widerstandes wird auch das Wasser von seinem Wege abgelenkt und
                              trifft die Schaufeln der zweiten Schraubentrommel unter einem mehr stumpfen Winkel
                              und sucht dieselbe mit größerer Geschwindigkeit umzudrehen. Hieraus entsteht eine
                              Rückwirkung auf die erste Trommel, wodurch unter den verschiedensten Druckwirkungen
                              eine vollständige Gleichförmigkeit erlangt wird. Die Bewegung der Trommeln wird der
                              stehenden Spindel in der Kammer g mitgetheilt und von
                              hier auf den Zählapparat übertragen. Derartige Wassermesser arbeiteten 6 bis 15
                              Monate und nach dieser Zeit waren die Spindeln durch die säuerliche und sandige
                              Beschaffenheit des Wassers in den Städten gewöhnlich unbrauchbar geworden. Nun ist
                              es aber nothwendig, daß ein solcher Wassermesser mehrere Jahre in ununterbrochenem
                              Gebrauche seyn kann, ohne daß der Mechanismus wesentlich leidet und einer
                              bedeutenden Reparatur bedarf.
                           Diese Betrachtungen veranlaßten Hrn. Siemens zu der Construction mit spiralförmigen Schaufeln, welche in
                              Fig. 4 im
                              Aufriß und in Fig.
                                 5 im Grundriß, ohne das Gehäuse und den Zählapparat, dargestellt ist. Das
                              Wasser tritt durch die Eintrittsöffnung a in die
                              rotirende Trommel und trifft, indem es sich nach außen ausbreitet, gegen die
                              spiralförmigen Seitenflächen, welche dem Stoße ausweichen und das Wasser durch zwei
                              oder mehr Oeffnungen c, d am Umfange austreten lassen.
                              Die compensirenden Theile bei diesem Apparate sind zwei Flügel, welche mit der
                              Trommel durch das Wasser gezogen werden und seine Bewegung bei größeren
                              Geschwindigkeiten mehr, als bei kleineren verzögern. Durch diese Mittel und bei
                              zweckmäßigen Verhältnissen zwischen den Eintritts- und Austrittsöffnungen der
                              Trommel erhält man eine Bewegung, welche der durchgehenden Wassermenge genau
                              proportional ist, mag sich dieselbe schnell oder langsam bewegen. Ein Hauptvortheil
                              dieses Wassermessers ist der, daß sein Lager sich in einer verschlossenen und mit
                              Del gefüllten Kammer befindet, welche vor dem Zutritt des Wassers völlig geschützt
                              ist. Es sind von dem
                              zuletzt beschriebenen Wassermesser seit etwa 12 Monaten 200 bis 3(10 im Gebrauch,
                              ohne daß man bei denselben eine Abnutzung bemerkt hätte.
                           Hr. Chrimes, welcher die Siemens'schen Wassermesser verfertigt, zeigte einen
                              solchen Apparat vor, welcher 300 Gallons Wasser in der Stunde registriren kann; er
                              bemerkte dabei, daß eine große Schwierigkeit bei der Anfertigung eines guten
                              Wassermessers darin bestehe, das Eindringen des Wassers in den Zählapparat zu
                              verhindern, weil sonst durch den Absatz von kalkigen Substanzen aus dem Wasser
                              dessen Wirksamkeit verhindert werde; bei dem Siemens'schen Wassermesser sey aber der Raum des Zählapparats mit Oel
                              angefüllt. Der Preis des von ihm vorgezeigten Apparates sey 3 Pfd. St. 13 Shill.;
                              einer, der 600 Gallons stündlich messe, koste 4 Pfd. St. 14 Shill.; einer, der 1200
                              Gallons in der Stunde messe, 5 Pfd. St. 5 Shill., und so fort. Er bestätigte, daß
                              während des Jahres 1853 von diesen Wassermessern 300 im Betriebe waren, wovon nur 8
                              bis 10 während der strengen Kälte im letzten Winter zersprangen.
                           Hr. Fothergill bemerkte noch
                              hinsichtlich des Taylor'schen Apparats, daß in Manchester
                              viele Besitzer von Dampfmaschinen diese Wassermesser anwenden, um die Güte der
                              Steinkohlen vermittelst der Menge des verdampften Wassers zu bestimmen. Ein Freund
                              von ihm verwende drei Wassermesser, um das Verdampfungsvermögen der Kohlen von
                              verschiedenen Gruben zu ermitteln.
                           Hr. G. Cape, Secretär der
                              Gesellschaft für die Lambeth-Bäder und Waschanstalten, erwähnt, daß das
                              Wasser, welches diese Anstalten von dem Wasserwerke bekommen, von einem Siemens'schen Apparat gemessen wird, und daß sowohl die
                              Abgeber als Empfänger des Wassers mit demselben zufrieden seyen, was auch bei den
                              St. Giles-Bädern und Waschanstalten der Fall sey. Ein verläßlicher
                              Wassermesser, der alle Streitigkeiten zwischen den Wasserwerks-Besitzern und
                              den Consumenten vermeide, sey jetzt ein unentbehrlicher Apparat; so habe z.B. die
                              Anstalt, deren Secretär er sey, vier Monate lang Wasser ohne Meßapparat bezogen; die
                              Wasserwerk-Direction behauptete dann, daß die Bade- und Waschanstalt
                              in dieser Zeit 14 Millionen Gallons Wasser verbraucht habe, während die Badeanstalt
                              nur 8 Millionen Gallons erhalten zu haben versichert.
                           Hr. Adams bemerkte als
                              Theilnehmer der Gesellschaft, welche die Stadt Amsterdam mit Trinkwasser versieht,
                              diese Stadt habe 24,000 bis 25,000 Häuser, denen Wasser geliefert werden müsse, das
                              Capital der Gesellschaft betrage 200,000 Pfd. St., wofür der Grund und Boden
                              angekauft, die Maschinen
                              und Gebäude angelegt und die Leitungen hergestellt worden seyen. Die
                              Stadt-Verwaltung von Amsterdam habe darauf bestanden, daß das verbrauchte
                              Wasser vor der Abgabe 'gemessen werde; die hierzu erforderliche Menge von
                              Wassermessern würde aber das Anlagecapital um 70,000 Pfd. St. erhöht haben, jeden
                              Wassermesser nur zu 3 Pfd. St. oder 20 Thaler gerechnet. Da nun die Bewohner
                              Amsterdams nicht zu überreden gewesen wären, die im Innern der Häuser befindlichen
                              Röhren und Wassermesser selbst zu bezahlen, so habe die Gesellschaft das alte System
                              beibehalten und das abgegebene Wasser nach der Anzahl der Zimmer in einem Hause
                              bestimmen müssen. Neuerlich seyen aber große Klagen über dieses Verfahren
                              eingelaufen, und die Gesellschaft habe sich daher veranlaßt gesehen, mehrere Siemens'sche Wassermesser nach Amsterdam zu schicken und
                              in einigen größern Etablissements aufzustellen; er hoffe daß diese Vorrichtung
                              daselbst bald in allgemeinere Anwendung kommen werde.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
