| Titel: | Härten-Methode der Gußstahlfeilen in Sheffield | 
| Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LXXVII., S. 270 | 
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                        LXXVII.
                        Härten-Methode der Gußstahlfeilen in
                           Sheffield
                        Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1854, Nr.
                              45.
                        Härten-Methode der Gußstahlfeilen in Sheffield.
                        
                     
                        
                           Es werden Abfälle von Horn, Klauen, Leder (alte Schuhe) gebrannt und zu feinem Pulver
                              gestoßen. Auf 4 Pfund solchen Pulvers nimmt man
                           
                              
                                 1/2
                                 Pfd.
                                 gestoßenen Ofenruß und
                                 
                              
                                 1/4
                                   „
                                 ordinäres Kochsalz.
                                 
                              
                           Dieses Pulver kann nicht fein genug gestoßen, gerieben und
                              gesiebt werden.
                           Nachdem obige Bestandtheile unter einander gemengt sind, wird die Masse in einer
                              Schüssel mit etwas Thon oder Lette vermengt, mit Wasser angemacht und etwas Essig
                              oder Bierhefe beigemischt.
                           Ist die Masse zu einem dünnen Brei angemacht, so werden die Feilen dünn damit
                              angestrichen, in warmer Luft langsam getrocknet und, sobald der Härtenüberzug auf
                              der Feile den Hieb überall gedeckt hat und nicht mehr abfällt, im Feuer oder
                              Härtenofen gleichförmig kirschroth erwärmt, sodann in einer Stande (oder Trog),
                              worin sich das Härtenwasser befindet, mit der Spitze der Feile langsam und zwar
                              senkrecht eingetaucht, bis solche abgekühlt ist.
                           Das Härtenwasser besteht aus Regenwasser, worin eine Menge Kochsalz aufgelöst wurde,
                              welches von Zeit zu Zeit wieder aufgefüllt werden muß (nämlich was verdunstet und
                              abnimmt). Die Härtenstande, oder der Härtentrog, ist von Holz und mit Blei
                              ausgeschlagen und mit einem Deckel versehen, damit das Härtenwasser rein bleibt.
                           Nachdem die gehärteten Feilen aus dem Härtenwasser kommen, werden sie in eine zweite
                              Stande von gleicher Beschaffenheit gebracht, in welcher Schwefelsäure, stark mit
                              Wasser verdünnt, ist, und so lange eingetaucht, bis die Feilen von dem Ueberzug
                              befreit sind und durch Bürsten in der verdünnten Schwefelsäure ihre schöne weiße Farbe
                              erhalten haben; alsdann bringt man solche auf einen eisernen Kasten, welcher mit
                              warmer Luft angefüllt ist, damit sie schnell getrocknet werden; darauf werden sie in
                              gewöhnlicher Weise eingeölt und sind dann zum Verpacken fertig.
                           Ich habe mich überzeugt, daß durch den Ueberzug beim Erwärmen der Zutritt der Luft
                              verhindert wird, was beim Abhärten des Stahls von großem Einfluß ist; auf diese Art
                              gehärtete Feilen werden nicht nur gleichförmiger hart und dauerhafter im Schnitt,
                              sondern erhalten auch durch das Abbeizen eine schönere weiße Farbe, welche noch den
                              meisten deutschen Feilen fehlt.
                           Noch ist zu bemerken, daß von dem oben erwähnten Brei zum Ueberzug nur so viel auf
                              einmal angemacht wird, als man gerade braucht.
                           Heilbronn, den 31. October 1854.
                           Georg Dittmar.