| Titel: | Ueber photographische Gravirung auf Stahl und auf Glas; von Hrn. Niepce aus Saint-Victor. | 
| Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LXXXIV., S. 303 | 
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                        LXXXIV.
                        Ueber photographische Gravirung auf Stahl und auf
                           Glas; von Hrn. Niepce aus
                           Saint-Victor.
                        Aus den Comptes rendus, October 1854, Nr.
                              14.
                        Niepce, über photographische Gravirung auf Stahl und auf
                           Glas.
                        
                     
                        
                           Obgleich ich hinsichtlich der Empfindlichkeit des photographischen Firnisses für
                              Stahlplatten mein Ziel noch nicht ganz erreicht habe, so will ich doch das Resultat
                              meiner Untersuchungen der Oeffentlichkeit übergeben, in der Hoffnung daß es
                              nützliche Anwendungen gestattet.Man vergl. die früheren Abhandlungen des Verfassers über den photographischen
                                    Stahlstich, im polytechn. Journal Bd.
                                       CXXVIII S. 371 und Bd. CXXX S 275.
                              
                           Ich habe beobachtet, daß das Judenpech (Asphalt) der für die Luft und das Licht
                              empfindlichste Körper ist, daß aber diese Empfindlichkeit außerordentlich wandelbar ist. Die
                              Raschheit mit welcher die Luft und das Licht auf dieses Erdpech einwirken, hängt
                              nämlich sowohl von seiner Reinheit als auch davon ab, ob es der Luft und dem Licht
                              (vorher) mehr oder weniger lange Zeit und in einem mehr oder weniger zertheilten
                              Zustande ausgesetzt war. Um sich von dieser Thatsache zu überzeugen, braucht man nur
                              Judenpech (pulverisirt und in dünnen Schichten) mehrere Tage der Luft und den
                              Sonnenstrahlen auszusehen; man wird alsdann sehen, daß dasselbe Erdharz, nachdem es
                              als photographischer Firniß aufgelöst worden ist, eine viel größere Empfindlichkeit
                              erlangt hat, als es vor jener Exposition besaß.
                           Folgender Versuch ist noch schlagender: wenn man Judenpech für photographischen
                              Firniß auflöst und diesen Firniß drei bis vier Stunden lang der Luft und dem Licht
                              aussetzt, so wird er eine zwei- bis dreimal so große Empfindlichkeit erlangen
                              als er vorher besaß, und wenn man diese Exposition um wenige Stunden weiter
                              ausdehnt, so wird die Empfindlichkeit noch größer werden; es tritt aber ein
                              Zeitpunkt ein, wo man den Firniß diesen zwei Agentien entziehen muß, weil er sonst
                              nicht mehr anwendbar wäre: dieß ist der Fall, nachdem die Exposition zehn bis zwölf
                              Stunden gedauert hat. Man findet alsdann, daß er, auf der Platte ausgebreitet, kein
                              reines Bild des Originals mehr hervorbringt; das Bild welches sich durch die Wirkung
                              des Auflösungsmittels zeigt, ist dann unvollkommen, wie verschleiert, was übrigens,
                              innerhalb gewisser Gränzen, kein Hinderniß für die Wirkung des Scheidewassers ist
                              (ja es ist sogar vorzuziehen derartige Bilder in der camera
                                 obscura zu erhalten, vorausgesetzt daß sie nicht zu sehr verschleiert
                              sind).
                           Harze (z.B. weißes Fichtenharz) und ätherische Oele (wie Bittermandeln-,
                              Terpenthin-, Citronenöl etc.), der Luft und dem Licht ausgesetzt, erlangen
                              auch Empfindlichkeit. – Das Benzin, welches sich unter dem Einfluß der Luft
                              und des Lichts stark färbt, während das Citronenöl sich entfärbt, erlangt ebenfalls
                              Empfindlichkeit; aber eine zu lange Exposition macht endlich alle diese Körper
                              vollständig unempfindlich.
                           Wenn ein photographischer Firniß, welcher in einer ganz gefüllten und gut
                              verpfropften Flasche enthalten ist, fünfzehn Tage lang im Dunkeln aufbewahrt wird,
                              so erleidet er gar keine Veränderung, während derselbe Firniß, in einer zur Hälfte
                              gefüllten und dem zerstreuten Licht eines Zimmers ausgesetzten Flasche aufbewahrt,
                              eine zwei bis dreimal größere Empfindlichkeit erlangen wird als er ursprünglich
                              besaß.
                           Als Auflösungsmittel des Judenpechs, um mit demselben einen photographischen Firniß
                              darzustellen, fand ich keine Substanz geeigneter als das Benzin; nur ist es
                              nothwendig ihm ein Zehntel ätherisches Oel zuzusetzen, um den Firniß für das Licht
                              empfindlicher zu machen, und damit er bindender und klebriger wird, folglich das
                              Wachs ersetzt, welches ich weglasse.
                           Man kann zu diesem Zweck mehrere Arten ätherischer Oele anwenden, aber immer im
                              Verhältniß von einem Zehntel mit dem Benzin. Alle ätherischen Oele eignen sich nicht
                              für den photographischen Firniß, weil sie mehr oder weniger für das Licht
                              empfindlich sind und einen mehr oder weniger homogenen Firniß bilden; so sind z.B.
                              das Bittermandelöl und Kirschlorbeeröl die empfindlichsten, aber als
                              photographischer Firniß geben sie nach der Auflösung keine homogene Schicht. Man
                              kann diesem Uebelstand so viel als möglich abhelfen, indem man die gefirnißte Platte
                              schwach erwärmt, um sie schnell zu trocknen; schwach muß man deßhalb erwärmen, weil
                              die Einwirkung der Wärme den ätherischen Oelen und besonders dem Judenpech einen
                              großen Theil ihrer Empfindlichkeit für das Licht benimmt.
                           Das reine und nicht destillirte Spieköl gibt den fettigsten Firniß; ich ziehe aber
                              allen ätherischen Oelen das reine Citronenöl (durchs Pressen dünner Schnittchen von
                              Citronenschalen gewonnen) vor, weil es die schönsten Resultate gibt; es bildet einen
                              sehr homogenen Firniß, welcher trocknender und für das Licht empfindlicher ist, als
                              der mit Spieköl bereitete; er ist trockner und gibt deßhalb reinere Striche.
                           Ich theile die ätherischen Oele in zwei Kategorien ein, weil die einen die
                              Eigenschaft haben den Schwefeläther, Salpeteräther, Essigäther und leichten
                              Salzäther zu trüben, wogegen die anderen das Benzin und Steinöl trüben.
                           Diejenigen welche die Aetherarten trüben, trüben das Benzin nicht; und diejenigen
                              welche das Benzin trüben, trüben die Aetherarten nicht.
                           Mischt man ein ätherisches Oel welches die Aetherarten trübt, mit einem solchen
                              welches das Benzin trübt, so werden sie sich gegenseitig trüben, aber der
                              Niederschlag wird sehr bald verschwinden, und die gemischten ätherischen Oele werden
                              alsdann die Aetherarten und das Benzin trüben, je nachdem das eine oder andere von
                              beiden quantitativ vorherrscht.
                           Die folgenden Resultate sind Beispiele dieser Thatsachen:
                           
                           
                              Aetherische Oele
                              
                           erster Kategorie (36), welche die Aetherarten trüben.
                           
                              
                                 Anisöl;Wermuthöl;Dillöl;Engelwurzöl;Warzenpomeranzenöl;Sternanisöl;Cedernholzöl;Sassafrasöl;Citronenöl
                                    (durchs Zerreiben der Schale);    
                                    Cedro-Oel;Kümmelöl);Cuminöl;Zuckerwurzelöl;Copaivabalsamöl;Zelleriöl;Kamillenöl
                                    (von römischen Kamillen);Cardamomenöl;Dragunöl;Fenchelöl (vom
                                    gemeinen Fenchel);Fenchelöl (vom süßen
                                    Fenchel);Pomeranzenblüthenöl;Ingberöl;
                                  Wachholderbeerenöl; Isopöl;
                                    Muskatblüthenöl; Myrthenöl; Muskatnußöl; Apfelfinenöl;
                                    Oel aus den kleinen, unreifen
                                    Pomeranzen    (huile de petits grains); Petersilienöl; Pfefferöl;
                                    Rautenöl; Schartenkrautöl; Sadebaumöl; Terpenthinöl; Baldrianöl.
                                    Die vier folgenden
                                       Flüssigkeiten            trüben die Aetherarten: das rectificirte
                                    Steinöl; das Benzin; der Schwefelkohlenstoff; das
                                    Chloroform.
                                 
                              
                           
                              Aetherische Oele
                              
                           zweiter Kategorie (33), welche das Benzin trüben.
                           
                              
                                 Bittermandelöl;Spieköl;Bergamottenöl;Basilienkrautöl;Zimmetrindenöl
                                    (von gemeinem Zimmet);     Zimmetrindenöl
                                    (von feinem
                                    Zimmet);Nelkenzimmetöl;Calmusöl;Corianderöl;Cubebenöl;Cajeputöl;
                                  Gewürznelkenöl; Oel von geranium rosa; Lavendelöl; Lavendelblüthenöl;
                                    Kirschlorbeeröl; Loröl; Münzenkrautöl; Majoranöl;
                                    Melissenöl; Pimentöl (von englischem Piment);
                                    Patchouli-Oel;
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Polei-Oel;Rosenöl
                                    (orientalisches);Rosmarinöl;Quendelöl;Salbeiöl;Wurmsamenöl;Thymianöl;Tamarindenöl;Weinöl;Eisenkrautöl
                                    (vom indischen Eisenkraut);Oel des Wintergrün (Gaultheria procumbens)
                                 Die drei folgenden
                                       Flüssigkeiten                
                                    trüben das Benzin:die
                                    Aetherarten;der Alkohol;der Holzgeist.
                                    Anmerkung. Das Nitrobenzin
                                    bringt    keine Wirkung hervor deßgleichen
                                    alle    künstlichen ätherischen Oele
                                 
                              
                           Man kann nach dieser Tabelle leicht unterscheiden, ob ein ätherisches Oel der ersten
                              Kategorie rein oder mit einem solchen der zweiten Kategorie gemischt ist;
                              deßgleichen bei denjenigen der zweiten Kategorie.
                           Es ist durchaus nothwendig, bei diesen Versuchen nur reine und nicht rectificirte
                              oder destillirte ätherische Oele anzuwenden, besonders hinsichtlich derjenigen der
                              zweiten Kategorie, welche durch die Destillation die Eigenschaft verlieren das Bezin
                              zu trüben; wenn aber ein ätherisches Oel dieser Kategorie ein solches der ersten
                              Kategorie enthält, so wird es die Aetherarten trüben, obgleich es rectificirt oder
                              destillirt worden ist, weil die Oele der ersten Kategorie niemals die Eigenschaft
                              verlieren die Aetherarten zu trüben.
                           Unter den ätherischen Oelen welche die Aetherarten trüben, ist das Terpenthinöl das
                              wirksamste; es verliert diese Eigenschaft selbst durch Erhitzen bis zum Sieden
                              nicht, was auch bei allen anderen ätherischen Oelen dieser Kategorie der Fall
                              ist.
                           Unter den ätherischen Oelen welche das Benzin trüben, sind das. Bittermandelöl und
                              das Kirschlorbeeröl die wirksamsten; nach denselben kommen alle Varietäten des
                              Lavendelöls, unter denen das reine, nicht rectificirte Spieköl die größte Trübung im
                              Benzin hervorbringt.
                           Erwärmt man ein ätherisches Oel der zweiten Kategorie in verschlossenem Gefäß, so
                              verliert es diese Eigenschaft nicht; erwärmt man es hingegen an freier Luft beinahe
                              bis zum Siedepunkt, so verliert es schnell die Eigenschaft das Benzin zu trüben; es
                              verliert dieselbe aber nicht, wenn man es an freier Luft bei der Temperatur der
                              Atmosphäre stehen läßt.
                           Man wird später sehen, daß ich jene Eigenschaft der ätherischen Oele zweiter
                              Kategorie benutzt habe um meinen photographischen Firniß dem Scheidewasser widerstehend
                              zu machen; alle ätherischen Oele erster Kategorie erweisen sich zu dieser Verwendung
                              ungeeignet.
                           Aus allen diesen Beobachtungen geht hervor, daß ich meinen Firniß auf folgende Weise
                              abgeändert habe:
                           
                              
                                 Benzin
                                  90
                                 Gramme
                                 
                              
                                 reines
                                    Citronenschalenöl   
                                  10
                                       „
                                 
                              
                                 reines Judenpech
                                    2
                                       „
                                 
                              
                           Dieser Firniß ist bei weitem flüssiger als der früher von mir angegebene und liefert
                              daher eine dünnere Schicht; je dünner die Schicht ist, desto rascher wirkt aber das
                              Licht, und je größer die Reinheit in den Strichen ist, desto mehr Halbtöne erhält
                              man, vorausgesetzt daß nicht zu lange dem Licht exponirt wurde.
                           Dieser Firniß hat bloß einen Nachtheil, daß er bisweilen der Einwirkung des
                              Scheidewassers nicht genug widersteht; mittelst meiner Räucherungen kann man aber
                              selbst die dünnste Firnißschicht hinreichend der Säure widerstehend machen. Man
                              schreitet zu dieser Räucherung, nachdem die Platte der Einwirkung des Lichts und
                              derjenigen des Lösungsmittels ausgesetzt worden ist. Die Räucherung wird auf folgende Art bewerkstelligt.
                           Man benutzt ein ähnliches Kästchen wie sie gebräuchlich sind um die Daguerre'schen
                              Platten dem Quecksilberdampf auszusetzen; dasselbe schließt luftdicht und hat die
                              Dimension der größten Stahlplatten welche man anwenden will; im Innern sind nämlich
                              zwei Leisten angebracht, auf denen zwei Stäbchen liegen, die man je nach der Größe
                              der aufzulegenden Platte von einander entfernt oder einander nähert. Im untern Theil
                              des Kästchens, in einiger Entfernung vom Boden, stellt man eine Porzellanschale in
                              die runde Oeffnung eines Zinkblechs; diese Schale, welche reines, nicht destillirtes
                              oder rectificirtes Spieköl enthält, erhitzt man mit einer Weingeistlampe auf
                              höchstens 70 bis 80° C. (56 bis 64° R.), damit sich nicht eine zu
                              große Menge ätherischen Oels verflüchtigt, denn sonst würde sich der Firniß auflösen
                              und nicht mehr (wie dieß seyn muß) eine glänzende und bronzefarbige Schicht
                              darbieten, ähnlich dem ersten Ansehen der gefirnißten Platte, bevor sie dem Licht
                              exponirt wurde.
                           Ich empfehle, bei diesen Räucherungen das ätherische Oel nur bis zum Eintritt einer
                              schwachen Dampfentwickelung zu Erhitzen und dabei die Platte zwei bis drei Minuten
                              länger dem Dampf auszusetzen; sie neuerdings zu Erhitzen und eine zweite Räucherung
                              zu beginnen, wenn dieß nöthig ist (dasselbe Oel kann zu einer zweiten Räucherung
                              benutzt werden, aber nicht weiter); hierauf die Platte gut trocknen zu lassen, indem
                              man sie einen Augenblick der Luft aussetzt, bevor man mit Scheidewasser ätzt; wenn die Operationen gut
                              ausgeführt wurden, widersteht die Platte hinreichend, und man muß sich sogar hüten
                              ihren Widerstand bis zum Uebermaaß zu treiben, weil sonst das gesäuerte Wasser nicht
                              mehr wirken würde; im letzteren Fall kann man bisweilen die Platte von der Säure
                              angreifbar machen, wenn man sie ein oder zweimal aus dem Wasser zieht und jedesmal
                              mit der Luft in Berührung bringt.
                           Alle ätherischen Oele der zweiten Kategorie können zur Räucherung angewendet werden;
                              ihre Wirkung steht in Verhältniß mit der Trübung welche sie im Benzin hervorbringen;
                              einige Graveure, die mein Verfahren anwenden, ziehen deßhalb z.B. das Bergamottenöl
                              dem Spieköl vor, welches letztere zu stark wirkt und die Platte ein wenig schmierig
                              macht, was oft dem Hervorbringen des Aquatinta-Korns schadet.
                           Die in der camera obscura erhaltenen Bilder, welche
                              verschleiert (oder nicht gänzlich entblößt) sind, brauchen in der Regel nur dem
                              Dampf des Bergamottenöls ausgesetzt zu werden, welcher nicht so wirksam wie
                              derjenige des Spieköls ist.
                           Die zur Darstellung eines photographischen Firnisses geeigneten ätherischen Oele
                              können ebenfalls in Dampfform angewandt werden um die Empfindlichkeit der
                              gefirnißten Platten zu vergrößern, ihre Wirkung ist aber schwierig zu reguliren.
                           Im empfehle, eine Stahlplatte nur dann zu ätzen, wenn die photographische Operation
                              gut gelungen ist. Die erste Bedingung, um ein gutes Lichtbild zu bekommen, ist, eine
                              schöne Firnißschicht auf der Stahlplatte zu haben, welche frei von Staubkörnchen und
                              von Luftblasen ist, die nach dem Austrocknen eben so viele kleine Löcher bilden.
                           Die Zeit, während welcher dem Licht exponirt werden muß, ist sehr kurz, wenn man die
                              Stahlplatte mit einem Lichtbild auf Glas oder Papier in Contact bringt; sie ist aber
                              noch nicht kurz genug, um leicht in der camera obscura
                              operiren zu können; man erhält jedoch Bilder mit hinreichender Geschwindigkeit, wenn
                              man einen mit gutem Judenpech bereiteten Firniß angewendet hat, welcher der Luft und
                              dem Licht gehörig exponirt worden ist.
                           Ich habe einen Firniß dargestellt, welcher von der Säure durchaus nicht durchdrungen
                              wird, obgleich mit ihm keine Räucherung vorgenommen wird; es genügt hierzu, in den
                              Firniß 1 Gramm Kautschuk zu bringen, welcher vorher in Terpenthinöl zu einem
                              fettigen Teig aufgelöst worden ist; alsdann kann er aber die Wärme nicht ertragen,
                              welcher man die Metallplatte aussetzen muß, um ihr das zum Copiren der Lichtbilder
                              erforderliche Aquatinta-Korn zu ertheilen.
                           
                           Dieser Firniß eignet sich aber vortrefflich zum photographischen Graviren auf Glas; man operirt in diesem Falle wie auf der
                              Metallplatte, dann setzt man die Glasplatte der Einwirkung flußsaurer Dämpfe aus, um
                              matt zu graviren, oder man überzieht die Glastafel mit flüssiger Flußsäure, um
                              vertieft zu graviren; man erhält so recht hübsche photographische Zeichnungen auf
                              Glas gravirt, und wenn man ein Glas anwendet welches bloß auf einer Seite roth
                              gefärbt ist, so hat man ein weißes Dessin auf einem rothen Grunde; man könnte weiße
                              Dessins auf farbigen Gläsern jeder Art darstellen.
                           Schließlich will ich in wissenschaftlicher Hinsicht folgende Versuche mittheilen:
                           1) Man weiß aus der (vorhergehenden) Abhandlung des Hrn. Chevreul, daß eine mit photographischem Firniß
                              überzogene Platte durch das Licht, wenn man sie demselben im Vacuum aussetzt, nicht
                              afficirt wird.
                           Bringt man eine gefirnißte Platte in die Dunkelheit, aber so daß sie einem Strom
                              atmosphärischer Luft ausgesetzt ist, also z.B. in eine lange Blechröhre, so findet
                              man, daß nach acht Tagen, wenn man das Lösungsmittel auf den Firniß gießt, dasselbe
                              fast nicht mehr wirkt, wie wenn die Platte einige Zeit der Luft und dem Licht
                              ausgesetzt gewesen wäre.
                           2) Ich brachte in ein gut verschlossenes Kästchen eine gefirnißte Platte, welche der
                              Einwirkung der Luft und des Lichts ausgesetzt gewesen und deren Firniß im
                              Lösungsmittel unauflöslich geworden war; fünfzehn Tage darnach war sie in demselben
                              Zustand; der Firniß hatte daher seinen anfänglichen Molecular-Zustand nicht
                              wieder angenommen.
                           Seit einem Jahr hat die photographische Gravirung einen sehr bedeutenden Fortschritt
                              gemacht, sie ist aber noch nicht zu demjenigen Grade von Vollkommenheit gelangt,
                              welchen sie, wie ich hoffe, dereinst erreichen wird; ihr gegenwärtiger Standpunkt
                              läßt sich nach dem Porträt des Kaisers Napoleon III, und einer Ansicht des Louvre,
                              die ich der Akademie der Wissenschaften übergab, beurtheilen.
                           Bald hoffe ich Bilder übergeben zu können, welche in der camera obscura gravirt und in sehr kurzer Zeit erhalten wurden, entweder
                              mittelst eines sehr empfindlichen Firnisses, oder mit Beihülfe eines in der camera obscura verbreiteten Gases.