| Titel: | Verschiedene Anwendungen des Benzins als Mittel zur Fleckenvertilgung; von Fr. Crace Calvert, Professor der Chemie in Manchester. | 
| Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. LXXXV., S. 310 | 
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                        LXXXV.
                        Verschiedene Anwendungen des Benzins als Mittel
                           zur Fleckenvertilgung; von Fr.
                              Crace Calvert, Professor der Chemie in Manchester.
                        Patentirt für England am 27. December 1853.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Octbr.
                              1854, S. 372.
                        Calvert, über verschiedene Anwendungen des Benzins als Mittel zur
                           Fleckenvertilgung.
                        
                     
                        
                           Ich habe gefunden, daß reines Benzin, so wie einige der flüchtigen
                              Kohlenwasserstoffe, welche man durch trockne Destillation bituminöser Steinkohlen
                              und Schieferkohlen erhält und die ebenfalls Benzin enthalten, in hohem Grade die
                              Eigenschaft besitzen fettige und ölige Substanzen aufzulösen;Der Apotheker Collas in Paris bereitet schon seit
                                    mehreren Jahren Benzin zum Fleckenausbringen aus Stoffen aller Art; Hr.
                                    Bussy hat über
                                    diese nützliche und vortheilhafte Anwendung des Benzins der Société d'Encouragement einen
                                    Bericht erstattet, welcher im polytechn. Journal Bd. CXXII S. 307 mitgetheilt wurde.
                                    A. d. Red. und ich schlage vor, diese Eigenschaft des Benzins zu den verschiedenen
                              unten erwähnten nützlichen Zwecken anzuwenden. Um die verschiedenen Producte, welche
                              Benzin enthalten, für diese Anwendungen geeignet zu machen, unterziehe ich sie
                              folgender Behandlung, welche den Zweck hat einige der mit ihnen gemischten
                              Kohlenwasserstoffe – welche nicht flüchtig genug und daher bei dieser
                              Anwendung des Benzins hinderlich sind – zu zerstören oder abzusondern.
                           Ich bringe nämlich das im Handel vorkommende klare Steinkohlentheeröl (oder
                              Schieferöl) in ein Gefäß von Steinzeug oder Blei, und versetze es darin in kleinen
                              Portionen mit concentrirter Schwefelsäure, bis keine Färbung mehr erfolgt; die Menge
                              der erforderlichen Säure hängt daher von dem Grade der Reinheit des angewandten
                              Steinkohlen- oder Schieferöls ab. Das so behandelte Oel wasche ich dann mit
                              reinem oder alkalischem Wasser und destillire es hierauf in einer gewöhnlichen
                              Blase. Diese Operationen müssen wiederholt werden, bis das Oel für die verschiedenen
                              Anwendungen rein genug ist. – Für gewisse Anwendungen in großem Maaßstab
                              braucht man nur das im Handel vorkommende Steinkohlentheeröl bei einer Temperatur
                              welche den Siedepunkt des Wassers (80° R.) nicht überschreitet, zu
                              destilliren.
                           Das so gereinigte Steinkohlentheeröl oder beinahe reine Benzin benutze ich zu
                              folgenden Zwecken:
                           
                           1) um Flecken, welche durch fettige oder ölige Substanzen, Theer, Oelfarben, Wachs
                              oder Harz verursacht worden sind, von baumwollenen, wollenen, seidenen etc.
                              Fabricaten zu entfernen, wobei auf letzteren wegen der Flüchtigkeit des angewandten
                              Mittels kein Merkmal oder andauernder Geruch zurückbleibt;
                           2) um fettige oder ölige Substanzen von Haaren, Pelz, Federn und Wolle zu entfernen,
                              dann um Handschuhe und andere aus Leder, Haaren, Pelz und Wolle verfertigte Artikel
                              zu reinigen;
                           3) zum Entfernen der fettigen Stoffe welche die Wolle ursprünglich enthält;
                           4) um Theer, Oelfarben, Oel, Schmer, welche zum Zeichnen und Einschmieren der Schafe
                              verwendet wurden, von der Wolle zu entfernen;
                           5) um die Baumwollenabfälle, welche zum Reinigen der Maschinen von Oel und Schmiere
                              benutzt worden sind, von den aufgenommenen öligen oder fettigen Substanzen zu
                              befreien.
                           Bei diesen Anwendungen des gereinigten Steinkohlentheeröls oder beinahe reinen
                              Benzins verfahre ich folgendermaßen: Artikel von geringer Größe reibe ich mit dem
                              Benzin ein; große Artikel und Fabricate gebe ich in ein geeignetes Gefäß, lasse das
                              Benzin hineinlaufen und nachdem sie mit demselben mehrere Stunden in Berührung
                              waren, ziehe ich die Flüssigkeit ab, passire die Artikel und Fabricate dann durch
                              Auspreßwalzen oder bringe sie in eine Presse, um einen großen Theil des Benzins,
                              worin Oelfarben, Theer, Schmer, Oele oder Fette aufgelöst sind, wieder zu gewinnen;
                              dieses Benzin wird dann durch Destillation von den aufgelösten Substanzen getrennt,
                              worauf letztere zu Maschinenschmiere und ähnlichen Zwecken verwendet werden
                              können.
                           Ueberdieß benutze ich das erwähnte ziemlich reine Benzin zur Darstellung einer Pasta
                              zum Reinigen der Möbels; ich erwärme nämlich 1 Theil
                              Wachs und 1 Th. Harz mit 2 Theilen Benzin, bis das Ganze aufgelöst ist; man läßt es
                              dann erkalten und die Pasta ist zum Gebrauch fertig.