| Titel: | Anleitung zur technischen Prüfung und Untersuchung der künstlichen blauen Ultramarine; von W. Büchner. | 
| Fundstelle: | Band 134, Jahrgang 1854, Nr. CV., S. 373 | 
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                        CV.
                        Anleitung zur technischen Prüfung und
                           Untersuchung der künstlichen blauen Ultramarine; von W. Büchner.
                        Aus dem Gewerbeblatt für das Großherz. Hessen, 1854, S.
                              270.
                        Büchner's Anleitung zur technischen Prüfung der künstlichen blauen
                           Ultramarine.
                        
                     
                        
                           1) Allgemeine Eigenschaften des künstlichen Ultramarins mit
                                 Rücksicht auf bestimmte technische Zwecke. Das künstliche blaue Ultramarin
                              in ungemischter reiner Waare besitzt eine blaue Farbe in verschiedenen Schattirungen
                              und Grundtönen, welchen kein anderes Blau entgegen treten kann. Welcher von diesen
                              Grundtönen, die a) mit rothem, b) mit reinblauem, c) mit grünlichblauem Feuer
                              auftreten, den Vorzug verdient, ist Modesache. Dagegen bleibt die Klarheit in den
                              betreffenden Nüancen im Vorzug gegen trübere, unreinere Farbe.
                           Im Handel erscheint das Ultramarin als ein trockenes, feines, blaues Pulver, das
                              durch Naßwerden eine tiefblaue Farbe annimmt. In chemischer Hinsicht gehört es zu
                              den indifferenten Körpern und geht keinerlei chemische
                              Verbindung in unveränderter Farbe ein. Weder in Wasser, Weingeist, Oelen oder
                              Firnissen auflöslich, Alkalien, Licht, Luft und Wärme widerstehend, giftfrei, wird
                              es auch nicht von ammoniakalischen, schwefligen oder schwachsauren Ausdünstungen angegriffen.
                              Dahingegen zersetzt sich das Ultramarin in starken Mineral- und
                              vegetabilischen Säuren unter Umwandlung in einen weißen Körper. Gelinde erhitzt,
                              verliert es nichts oder wenig von seiner Farbe, während es bei Glühhitze unter
                              Farbenzersetzung schmilzt. Mit gelben Farbstoffen gemengt, erzeugen gen nur
                              besonders zu diesem Zweck gefertigte Ultramarine eine grüne Farbe. Soll Ultramarin
                              nicht nur Kaufmannswaare seyn, deren äußeres Ansehen
                              durch graciöses Auftreten zum Kaufen verlockt, – sondern seinem Zweck, der
                              Verwendung in den technischen Gewerben, entsprechen, dann erwartet man im
                              allgemeinen: Körperfeinheit, Vertheilbarkeit in Oelen, Firnissen, Wasser und
                              Leimwasser, Farbekraft; ferner muß es frei von Salz und ungebundenem Schwefel seyn,
                              sich nur durch wenig Bindungsmittel binden lassen und
                              behufs des Gebrauchs in den Papierfabriken alaunwiderstandsfähig seyn. Zum Zweck des
                              Satinirens muß es besonders zubereitet werden.
                           Das specifische Gewicht des Ultramarins ist sehr verschieden. Je specifisch leichter,
                              desto besser ist die Waare im allgemeinen, und wie groß dieser Unterschied oft ist,
                              würde man fast nicht glauben.
                           Was nun die Anwendung des Ultramarins betrifft, so ist sie
                              so vielfach, wie überhaupt irgend eine beliebte Farbe angewendet werden kann und man
                              hat schon behauptet, daß Deutschland allein circa
                              200,000 Centner consumiren könne.
                           Die Anwendung würde noch unbeschränkter seyn, wenn die Eigenthümlichkeit des
                              Ultramarins, das sich als Mineralfarbe verhält, es zuließe. Die Ursache liegt in der
                              Indifferenz des Stoffes, der keine chemische Verbindung eingeht und dadurch nicht,
                              wie die Farbstoffe, zum Färben verwendet werden kann.
                              Seine Anwendung ist nur vermittelst Bindemitteln möglich, und erst seitdem man die
                              coagulirende Eigenschaft des Albumins berücksichtigt hat, konnte Ultramarin zum
                              Bedrucken von Kleidungsstoffen verwendet werden, wodurch aber auch der Verbrauch
                              sich unendlich gehoben hat. Wird nämlich das mit Albumin versetzte Ultramarin
                              gedruckt und über heiße Walzen oder durch heiße Dämpfe geführt, so gerinnt das
                              Albumin (Eiweißstoff), wird unlöslich und haftet in den Fasern so fest, daß nur der
                              Ueberschuß abgewaschen werden kann.
                           Könnte es gelingen, den Faden der Wolle, Baumwolle oder Leinen chemisch oder auch nur
                              mechanisch mit Ultramarin zu verbinden, ohne die Elasticität und Geschmeidigkeit des
                              Fadens zu beeinträchtigen, so müßten Indigo und Berlinerblau das Feld total
                              räumen.
                           
                           Die Bindemittel für Ultramarin sind nicht zahlreich, es sind: Albumin, thierischer
                              und vegetabilischer Leim (mit oder ohne Alaun), alle glutinösen Stoffe, Oele und
                              Firnisse.
                           Die Anwendung von Ultramarin zu Glasflüssen, Porzellan und Fayence, Steingut, ist
                              nicht zulässig, weil die Einbrennhitze eine höhere Temperatur erfordert, als das
                              Ultramarin verträgt.
                           Aus dem Gesagten geht nun hervor, daß sich die Anwendung des Ultramarins auf folgende
                              Verwendungen beschränkt, denen noch die unbedeutenderen Benutzungen angefügt werden
                              könnten: 1) zu Leimanstrich der Tüncher; 2) zum Oel- und Firnißanstrich; 3)
                              zur Malerei; 4) zum Bläuen weißer Waaren, mit Smalte vermischt oder pur; 5) zum
                              Maschinenpapier; 6) zum Hand- oder Büttenpapier; 7) zum Tapetendruck und
                              Tapetenfond; 8) zur Buntpapierfabrication; 9) zum Kattun-, Wolle- und
                              Jaconnetdruck; 10) zu Siegellack, lithographischen Arbeiten, Oblaten u.s.w.
                           Für alle diese Verwendungen ist es nicht nur eine
                              Calculationsfrage, wie weit man mit einem gegebenen Quantum Ultramarin reicht,
                              sondern es ist auch bei jeder Lasurfarbe das Resultat um so schöner, je weniger
                              davon aufgetragen werden muß. Diese Eigenschaft drücke ich mit dem Worte: Farbekraft oder Farbenreichtum
                              aus.
                           Wie äußerst wichtig diese Eigenschaft gegenüber einer farbearmen Waare ist, mag aus folgendem Beispiel hervorgehen: Nimmt der
                              Papierfabrikant zum Azuriren der Papiermasse im gegenseitigen Versuch zwei Sorten
                              Ultramarin, die im äußeren Ansehen sich gleich sind, aber in der Farbenkraft
                              verschieben, so wird er, je nach der Differenz, 25 bis 50 Proc. Ultramarin der einen
                              Sorte mehr, als von der anderen gebrauchen. Kostet mm das
                              Ultramarin einen gleichen Preis, so wird er pecuniär 25 bis 50 Proc. des
                              farbenreichen Ultramarins ersparen. Es wird aber auch das Papier mit wenig Ultramarin bei gleicher
                              Färbung viel lüsterer und brillanter auftreten, als dasjenige mit viel Ultramarin, dessen Ansehen dicklich trüb
                              erscheint.
                           Bei dem Tapetenfond und den Buntpapieren wird gleichfalls die Farbekraft geschätzt
                              werden müssen, denn Ultramarin von gleichem Ansehen fällt bei dem Anstrich viel
                              dunkler und kräftiger aus, wenn es farbkräftig ist. Zugleich wird aber auch mit
                              gleichen Quantitäten Ultramarin das farbkräftige so viel Rollen mehr oder so viel
                              Ries mehr liefern. Und dasselbe Verhältniß findet bei allen anderen Anwendungen
                              statt. Daraus folgt, daß das Aeußere des Ultramarins gar
                              keinen Maßstab zur Beurtheilung bietet, so lange nicht die Farbekraft dabei
                              berücksichtigt wir.
                           
                           Der Bedarf an Bindemitteln zur Fixirung des UltramarinsUlramarins ist ökonomisch wie technisch wichtig. Auch hierin sind die Ultramarine
                              sehr verschieben, und man findet Ultramarine, die ein außerordentlichaußeordentlich großes Quantum von Bindemitteln bedürfen, während das bessere Ultramarin
                              nur wenig erfordert. Die Bindemittel-Ersparung beläuft sich bei größeren
                              Etablissements deßhalb auf nicht unbedeutende Summen. Was den technischen Werth dieser Ersparung betrifft, so verliert Ultramarin durch
                              jedes Bindemittel an Klarheit. Je stärker der Zusatz seyn muß, desto weniger schön
                              fällt das Product aus, und dieß macht sich in der Concurrenz bald bemerklich.
                           Die Körperfeinheit ist auch eine Nothwendigkeit bei der
                              Verwendung des Ultramanns. Ohne dieselbe findet keine Farbenkraft statt, ist der
                              Bindemittelbedarf größer und werden rauhe Resultate erzielt. Ist die Körperfeinheit
                              auch bei ordinären Verwendungen von untergeordneter Bedeutung, so wird sie doch
                              schon bei Tapeten und Buntpapieren nöthig, weil sonst bei dem Transport wie bei dem
                              Gebrauch sich die Farbe abscheuert und sie sich unangenehm anfühlt.
                           Den höchsten Werth legt man bei dem Druck der Stoffe auf Feinheit des Ultramarins. Die applicirte Farbe wird durch die Formen in
                              die Fasern hineingedrückt und darf keine Erhabenheiten zeigen, wodurch das Product
                              klecksig erscheinen müßte. Aber auch die so sehr theuren Formen und Walzen müßten
                              von grober Farbe leiden. In der Papiermasse würde ein nicht feines Ultramarin sich zu schnell setzen und die gröberen Körnchen
                              Stippchen im Papier erzeugen. Mit dieser Körperfeinheit verbindet sich zugleich das
                              Schwimmen des Ultramarins in Wasser. Für Bleichereien
                              und Papierfabriken ist dieß nöthig, für die anderen Gewerbe angenehm.
                              Satinirfähigkeit bedarf nur der Tapeten- und Buntpapierfabrikant. Sie darf
                              aber nicht durch Zusätze gegeben werden.
                           Die Alaunbeständigkeit oder Alaunwiderstandsfähigkeit ist
                              gleichfalls sehr wesentlich. Erscheint sie zunächst auch nur für den
                              Papierfabrikanten und Drucker wichtig, so behält sie auch Werth für den, der mit
                              Leim und Stärke arbeitet. Bei warmem Wetter säuert ein Ultramarinsatz leicht und
                              wird sich entfärben, wenn das Ultramarin nicht säurefest ist. Daß bei der
                              Alaunbeständigkeit nur die freie Schwefelsäure des Alauns in Betracht kommt, ist
                              selbstredend. Man sucht sich hier gewöhnlich durch Neutralisation zu helfen. Aber
                              eine starke Neutralisation kannann nur zum Nachtheil des Papierleims vorgenommen werden, ist deßhalb difficil
                              und wird nicht immer vom sachverständigen Mann vorgenommen werden können. Bleibt
                              Säure zurück, so wird die Farbe zerstört oder verfärbt, wenn das
                              Ultramarin nicht zu widerstehen vermag. Treten plötzlich Fabricationsstörungen ein
                              und muß die gefärbte Masse stehen bleiben, dann ist der Schaden unvermeidlich, wenn
                              man kein festes Ultramarin verwendet hat. In Etalissements mit recht klarem, kaltem
                              Wasser ist mit Vorsicht allem diesem noch abzuhelfen; aber bei ungünstigem Wasser,
                              welches starke Alaunzusätze erhalten muß, kann ohne säurefestes Ultramarin nichts
                              geleistet werden.
                           Zur Bütten- oder Handpapierfabrication ist anderes Ultramarin nicht zu
                              verwenden, da die starke, saure Leimung es völlig zerstören würde. Erst das
                              säurefeste Ultramarin fängt auch hier an den Kobalt zu verdrängen. Für den Drucker
                              hat diese Eigenschaft gleichfalls ihre Vortheile. Wie häufig wird von demselben mit
                              Farben, die freie vegetabilische Säuren enthalten, operirt, und dann ist ein
                              säurefestes Ultramarin besser zum Druck bei solchen Farben geeignet, als ein
                              anderes.
                           2) Prüfung des künstlichen Ultramarins auf bestimmte
                                 Eigenschaften. a) Auf
                                 Alaunwiderstandsfähigkeit. Da kein Ultramarin einer gesättigten heißen Alaunlösung auf die Dauer absolut zu widerstehen im Stande seyn wird, so ist eine hierauf bezügliche
                              Untersuchung einestheils den vorkommenden technischen Operationen anzupassen,
                              anderntheils aber auch nur durch Gegenproben verschiedener Ultramarine einzuleiten.
                              Es spielt hierbei die Dauer der Einwirkung einer Alaunlösung auf Ultramarin die
                              Hauptrolle und bedingt schon dieß so ziemlich die Gegenseitigkeit der Versuche. Hier
                              dürfte es am Platze seyn, darauf aufmerksam zu machen, daß ein Ultramarin, welches
                              körperlich weniger fein ist, dem Alaun besser widersteht als ein gröberes, aber zum
                              Gebrauch für den Papierfabrikanten und Drucker alsdann dennoch und zwar wegen seiner
                              geringen Farbekraft und zu groben Körperbeschaffenheit unbrauchbar ist. Behufs
                              dieser Untersuchung bedarf es: 1) einer kalten, völlig gesättigten Alaunauflösung;
                              2) einiger Reagentiengläser; 3) einer feinen Waage; 4) eines Meßgläschens.
                           Will man Ultramarin untersuchen, so wäge man 0,05 Gramm Ultramarin sorgfältig ab,
                              bringe dasselbe in ein Reagensglas und bezeichne jedes Glas genau mit der genommenen
                              Sorte Ultramarin, wenn Gegenversuche gemacht werden. Man übergieße dann die Farbe
                              mit einer genau gemessenen Quantität der kalten Alaunlösung und schüttle das
                              Reagensglas dann fleißig um. Nach Minuten, Stunden und Tagen kann man dann die
                              fortschreitende Zerstörung des Ultramarins beurtheilen und leicht das
                              widerstandsfähigere erkennen. Dasjenige Ultramarin, welches bei gleicher Farbekraft am längsten widersteht, wird das
                              bessere seyn. Beschleunigen läßt sich der Versuch, wenn die versetzten Proben,
                              respective Gläser, mit
                              einander in ein Gefäß mit heißem Wasser gehalten werden, wo sie sich gleichmäßig
                              erwärmen und eine schnellere Einwirkung statt hat. Berücksichtigt man, daß bei der
                              Papierfabrication die Masse im Holländer zwar kalt, aber im Verlauf der Operation
                              mit der Maschine sehr heiß wird, so kann dieß die Nützlichkeit der
                              Alaunbeständigkeit noch mehr hervorheben. Um sich aber der technischen Verwendung
                              noch inniger anzuschließen, kann man statt des Alaunwassers eine mit Alaun versetzte
                              Leimlösung, die beim Erkalten gallertartig wird, in obiger Weise anwenden. Das
                              Ultramarin bleibt dadurch gebundener und die Einwirkung kräftiger.
                           b) Untersuchung des Ultramarins
                                 auf Farbenreichthum, respective Farbenkraft. Daß das Ansehen der Farbe, ob
                              dunkel oder hell, immer nur den äußeren Nester darbietet und bei gleichem Aeußeren
                              einen großen Unterschied in dem Farbenvermögen zuläßt, weiß jeder Farbenverständige.
                              Um diesen Unterschied leicht zu erkennen, bedarf es der Verdünnung der zu
                              untersuchenden Farbe, und bei Ultramarin nimmt man gewöhnlich einen weißen
                              pulverigen Körper. An Utensilien ist eine feine Waage, ein Reibschälchen und Lenzin
                              (Thonerde) oder Schwerspath oder Bleiweiß nöthig. Man nehme 1 Gramm Lenzin und 0,05
                              Gramm Ultramarin, mische es in der Reibschale genau, aber ohne zu reiben, und
                              vergleiche mit dem erhaltenen Product ähnliche Resultate anderer Ultramarinsorten.
                              Es werden diese Versuche Viele überraschen, welch' ungeheurer Unterschied zwischen
                              der Farbkraft der Ultramarine besteht. Zugleich ist dieß ein Weg, den Werth
                              untersuchter Ultramarine angränzend zu bestimmen, weil der Verbrauch mit diesem
                              Resultat immer in gleicher Linie steht. Natürlich müssen solche Versuche aufs
                              genaueste angestellt werden, und das ungeübtere Auge kann das Verhältniß des Lenzins
                              wohl auch doppelt nehmen. Man legt die gemachten Mischungen nebeneinander, wie auch gegenseitiggegenseitiig aufeinander und drückt die obenaufgelegte Probe mit dem Spatel sanft
                              nieder. Auch solche Mischungen, in Reagensgläser gebracht und mit gleichem Quantum
                              Wasser gemischt, können die Unterscheidung erleichtern helfen. Bei solchen
                              Mischungen wird man nun auch auf große Unterschiede in der Nüance der Mischungen
                              stoßen. Dieselbe Richtung, welche sich hierbei kund gibt, wird die untersuchte Sorte
                              in allen Anwendungen vertreten. Bald erscheint sie blaßblau, bald grünlichblau, bald
                              rothblau, bald fast rosenroth. Immerhin ist dabei die stärkere Farbe leicht zu
                              ersehen.
                           Entsteht nun die Frage, welche Gattung den Vorzug verdient, so dürfte die reine
                              rothblaue Richtung für den Papierfabrikanten, Drucker und Smaltemischer die
                              wichtigste, die grünlichblaue für den Buntpapierfabrikanten die angenehmere seyn.
                              Ich trage mich schon lange mit dem Gedanken zur Erleichterung der Gewerbetreibenden,
                              gleichwie bei Weingeist oder Chlorkalk, die Farbekraft durch Grade auszudrücken. Es
                              fehlt jedoch hierzu an einer Einheit für die Scala; wollte ich das farbkräftigste
                              Ultramarin und seine Mischungen als Scala aufstellen, so müßte dasselbe Ultramarin in Händen Aller sich befinden. Um dieß nun dennoch
                              möglich zu machen, habe ich unter dem Namen Ultramarinmesser eine Normalfarbe aufgestellt, deren Mischungen mit einem
                              beliebigen Weiß die Grade ergeben.
                           Sobald nun Einer im Besitz weniger Gramme meines Ultramarinmessers ist oder ein
                              demselben gleichfarbkräftiges Ultramarin hat, so kann dieß jederzeit unter Benutzung
                              beigefügter Scala zur Farbekraftbestimmung benutzt werden.
                           Scala des Ultramarinmessers.
                           
                              
                                 2
                                 Gramme Lenzin mit
                                 0,5
                                  Ultramarin gibt
                                 10
                                 Grad Farbekraft.
                                 
                              
                                 „
                                     
                                    „          „      
                                    „
                                 0,3
                                       
                                    „        
                                    „
                                   9
                                     „        
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                     
                                    „          „      
                                    „
                                 0,2
                                       
                                    „        
                                    „
                                   8
                                     „        
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                     
                                    „          „      
                                    „
                                 0,1
                                       
                                    „        
                                    „
                                   7
                                     „        
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                     
                                    „          „      
                                    „
                                 0,05
                                       
                                    „        
                                    „
                                   6
                                     „        
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                     
                                    „          „      
                                    „
                                 0,03
                                       
                                    „        
                                    „
                                   5
                                     „        
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                     
                                    „          „      
                                    „
                                 0,02
                                       
                                    „        
                                    „
                                   4
                                     „        
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                     
                                    „          „      
                                    „
                                 0,01
                                       
                                    „        
                                    „
                                   3
                                     „        
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                     
                                    „          „      
                                    „
                                 0,005
                                       
                                    „        
                                    „
                                   2
                                     „        
                                    „
                                 
                              
                                 „
                                     
                                    „          „      
                                    „
                                 0,003
                                       
                                    „        
                                    „
                                   1
                                     „        
                                    „
                                 
                              
                           Behufs einer Untersuchung mischt man, nachdem man sich die obige Farbenscala selbst
                              bereitet hat, 2 Gramme Lenzin mit 0,5 Gramme Ultramarin und vergleicht die Mischung
                              mit den Probemischungen. Mit welcher dieser Mischungen die Probe übereinstimmt,
                              deren Farbegrad drückt sie aus.
                           c) Untersuchung des Ultramarins
                                 auf Druckfähigkeit. Von druckfähiger Waare erwartet man Zartheit,
                              Farbekraft und wenig Bedarf an Bindemitteln. Die Zartheit der Farbe wird
                              oberflächlich durch Besichtigung mit der Loupe beurtheilt; schon schärfer wird sie
                              durch Einreiben mit dem Finger auf Postpapier erkannt. Führt sie gröbere unreine
                              Theile, so fühlen diese sich leicht heraus. Werden solche Theile nicht erkannt und
                              bleibt auf dem Papier, nachdem man es auf der Rückseite mit dem Finger abgeklopft hat, eine
                              genügende Quantität Ultramarin hängen, so erscheint es zweckentsprechend. Ferner
                              prüft man das Pulver auf polirtem Messingblech, ob es bei dem Einreiben Kritze
                              erzeugt; es ist dann zu verwerfen. Jedoch die genaueste Prüfung ist die Prüfung auf
                              die Farbekraft, indem, wenn diese hoch, die Feinheit unbedingt genügend ist,
                              abgesehen von allenfallsigen Unreinigkeiten, die sich, wie oben gesagt, leicht
                              finden lassen.
                           d) Untersuchung auf
                                 Satinirfähigkeit. Die Vorzüge, welche ein Ultramarin, das satinirfähig ist,
                              besitzt, sind mannigfacher Art. Es bedingt zuerst eine große Körperfeinheit, dann
                              hohe Farbekraft und geringen Leimbedarf. Ein einfacher Leimanstrich auf Papier wird
                              genügen, diese Eigenschaft zu erkennen. Wird nach dem Trocknen des Anstrichs durch
                              weniges Bürsten mittelst einer harten Bürste ein Satinglanz erreicht, dann ist die
                              Waare tüchtig, weil bei der Fabrication der Satinpapiere doch etwas Wachsseife, um
                              die Annahme der Druckfarben zu erleichtern, zugesetzt wird. Die Wachsseife sowohl,
                              wie Bürsten mit Talkpulver erleichtern das Resultat, aber auch mit Hülfe dieser
                              Mittel wird kein Ultramarin gut satiniren, das ohne diese Mittel nicht im Stande
                              ist, sich zu satiniren.
                           e) Untersuchung des Ultramarins
                                 auf Leimbedarf. So einfach eine solche Frage an sich erscheint, so kann sie
                              doch nur durch einen praktischen Versuch genau ermittelt werden. Mageres und grobes
                              Ultramarin wird immer sehr viel Leim bedürfen, und selbst bei guter Leimung nach
                              einiger Zeit seine Haltbarkeit wieder verlieren. Um eine quantitative Bestimmung im
                              Kleinen zu machen, wägt man eine gewisse Menge Ultramarin ab, ebenso eine gewisse
                              Menge Gelantine, die man in Wasser auflöst und in ein Gefäß gießt mit Eintheilung.
                              Es läßt sich durch allmähliches Zugießen, bis der Leim genügt, und Berechnung der
                              übriggebliebenen Flüssigkeit, der Bedarf schnell ermitteln. Ein Anstrich auf ein
                              Stückchen Papier darf nach dem Trocknen nicht abfärben, wenn man mit einem Stückchen
                              weißen Papiers darüber hinreibt.
                           3) Ansichten über den Werth billiger Preise als Maaßstab zur
                                 Beurtheilung des Ultramarins. Von welcher Wichtigkeit die angemessene Billigkeit eines Productes für dessen
                              Verwendung ist, braucht wohl nicht hervorgehoben zu werden, und ist gerade
                              hinsichtlich des Ultramarins durch billigen Preis die Consumtion enorm gesteigert
                              worden. Ist der Preis aber in eine, den Productionskosten fast gleiche Linie
                              gekommen, dann drückt dieß die möglichen Verbesserungen in der Fabrication und
                              erschwert den Verbrauch durch minder gute Waare. Was nun speciell das Ultramarin
                              anlangt, so können niemals Preisvergleichungen verschiedener Fabricate, gestützt auf
                              einfaches Besichtigen der Farbe, maaßgebend seyn. Es ist Thatsache, daß zwei Sorten
                              Ultramarin, die gleiches Ansehen haben, allein durch den
                                 Unterschied der Farbenkraft um 100 und 200 Procent Werthdifferenz ergeben,
                              abgesehen von den sonstigen Eigenschaften. Wer deßhalb Preisvergleichungen anstellen
                              will, unterlasse nicht, zugleich die inneren Eigenschaften des Ultramarins mit zu
                              Rathe zu ziehen und hiernach seine Ansicht zu regeln.