| Titel: | Darstellung des neutralen schwefligsauren Kalks, zur Verwendung als Antichlor; von E. Norton Horsford. | 
| Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. XVII., S. 60 | 
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                        XVII.
                        Darstellung des neutralen schwefligsauren Kalks,
                           zur Verwendung als Antichlor; von E. Norton Horsford.
                        Patentirt in England am 9. Mai 1854.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Februar
                              1855, S. 159.
                        Horsford's Darstellung des neutralen schwefligsauren
                           Kalks.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich verwandelt sich die schweflige Säure, wenn sie mit in Wasser aufgelöstem
                              Chlor oder unterchloriger Säure in Berührung kommt, augenblicklich in Schwefelsäure.
                              Man hat diese Eigenschaft derselben benutzt, um das überschüssige Chlor in
                              gebleichten Substanzen und Fabricaten zu neutralisiren. Unter den Verbindungen der
                              schwefligen Säure hat man hauptsächlich das zweifach-schwefligsaure Natron zu
                              diesem Zweck angewandt; dasselbe muß jedoch in flüssiger Form aufbewahrt werden, ist
                              verhältnißmäßig kostspielig, unbequem zu transportiren und belästigt beim Gebrauch
                              durch seinen Geruch.
                           Statt desselben verwende ich den einfach-schwefligsauren Kalk, welcher
                              verhältnißmäßig wohlfeil, leicht zu transportiren, ganz geruchlos ist, und obgleich
                              er sich nur in geringer Menge in Wasser auflöst, doch die Eigenschaft besitzt, bei
                              Gegenwart von Chlorkalk sogleich als ein kräftiges Reductionsmittel zu wirken,
                              worauf eine ganz neutrale und unschädliche Verbindung (Gyps) zurückbleibt.
                           Zur Bereitung des schwefligsauren Kalks ziehe ich folgende Methode vor, wornach man
                              in einem Tag (10 Arbeitsstunden) leicht eine Tonne (20 Centner) darstellen kann.
                           
                           Ein horizontaler hölzerner Kasten von 1 1/2 Quadratfuß Querschnitt und 16 Fuß Länge
                              ist in seiner unteren Hälfte in gleiche Räume von 10 Zoll Länge getheilt, mittelst
                              Scheidern welche vom Boden auf 10 Zoll Höhe hinauf reichen. In diese Räume treten
                              lose passend Schaufeln, welche durch Arme mit einer Welle verbunden sind, die sich
                              von einem Ende des Kastens bis zum andern erstreckt. Diese Welle wird mittelst einer
                              an jedem Ende angebrachten Kurbel umgedreht. Der Kasten ist verschlossen, mit
                              Ausnahme einer Oeffnung in der Nähe des Deckels am einen Ende, durch welche das
                              schwefligsaure Gas einzieht, und einer zweiten Oeffnung in der Nähe des Deckels am
                              andern Ende, welche letztere mit einem Zugrohr in Verbindung steht. Nahe an dem mit
                              dem Zugrohr communicirenden Ende läßt man durch einen Hahn im Deckel Kalkmilch
                              einlaufen aus einem darüber befindlichen Behälter, worin sie beständig umgerührt
                              wird; und durch einen zweiten Hahn am Boden des andern Endes des Kastens läßt man
                              den mit schwefliger Säure gesättigten Kalk austreten. Die Kalkmilch muß beim
                              Austritt eine neutrale oder saure Reaction zeigen, wo sie dann als vollkommen
                              gesättigt zu betrachten ist.
                           Eine 2 Fuß breite und 3 1/2 Fuß lange Fläche brennenden Schwefels liefert die
                              erforderliche Quantität schwefliger Säure; dieselbe beträgt für 1 Tonne 533 Pfd.
                           Aus dem Kasten lauft die gesättigte Kalkmilch auf Zeugfillter, durch welche das
                              Wasser leicht abzieht. Der Inhalt dieser Filter wird dann zum Trocknen auf ebenen
                              Flächen ausgebreitet; nach dem Trocknen verpackt man das Kalksalz in Fässer.
                           Um in Papierfabriken dem gebleichten Halbzeug das Chlor zu benehmen, setzt man den
                              schwefligsauren Kalk direct der Masse im Holländer zu (in kleinen Quantitäten, die
                              man vorher mit Wasser angerührt hat), bis die gewöhnlichen Probirmittel kein freies
                              Chlor mehr zu erkennen geben. Um gebleichten baumwollenen oder linnenen Zeugen und
                              Gespinnsten das Chlor zu benehmen, bringt man die aus der Bleichflüssigkeit
                              genommenen Stoffe in ein schwach angesäuertes Wasser, welches den schwefligsauren
                              Kalk suspendirt enthält. Um im Allgemeinen das Chlor zu neutralisiren, passirt man
                              den betreffenden Artikel durch schwach angesäuertes Wasser, welches den
                              schwefligsauren Kalk schwebend enthält.