| Titel: | Ueber glycerinhaltiges Collodium für chirurgische Zwecke; von den HHrn. Cap und Garot. | 
| Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. XIX., S. 68 | 
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                        XIX.
                        Ueber glycerinhaltiges Collodium für chirurgische
                           Zwecke; von den HHrn. Cap
                           und Garot.
                        Aus dem Journal de Pharmacie, August 1854, S.
                              96.
                        Cap, über glycerinhaltiges Collodium für chirurgische
                           Zwecke.
                        
                     
                        
                           Das Collodium, welches in der letzten Zeit eine sehr verbreitete Anwendung gefunden
                              hat, zeigt bisweilen den Nachtheil, zu rasch auszutrocknen, dabei die Gewebe, auf
                              welche man es auftrug, zusammenzuziehen und dann Risse zu bekommen, mit einem Wort,
                              zu wenig Elasticität und Biegsamkeit zu besitzen. Man hat diesem Umstand durch einen
                              Zusatz von Terpenthinöl und Ricinusöl abzuhelfen gesucht, aber mit diesen Mitteln
                              den Zweck nicht vollkommen erreicht. Obwohl die ätherische Beschaffenheit des
                              Collodiums befürchten ließ, daß dieß mit einem Zusatz von Glycerin nicht besser
                              gelinge, so hat sich diese Vermuthung doch nicht bestätigt. Das Glycerin löst sich
                              im Collodium nur in sehr geringer Menge auf, aber diese Menge reicht hin, um diesem
                              Product eine Geschmeidigkeit und Elasticität zu ertheilen, wodurch es zu gewissen
                              Anwendungen in der Chirurgie vollkommen geeignet wird; es erhält nämlich dadurch die
                              Eigenschaft, die Hautoberfläche sehr gleichmäßig zu überziehen und derselben zu
                              adhäriren, ohne zu rasch auszutrocknen, ohne Risse zu bekommen und ohne die Haut
                              runzelig zu machen. Man versetzt zu diesem Zweck 100 Theile Collodium mit 2 Theilen
                              Glycerin; übrigens kann dieses Verhältniß nach den Umständen verändert werden.
                           Das glycerinhaltige Collodium sieht ungefähr so aus, wie das reine Collodium, nur ist
                              es schwach opalisirend. Wenn man gewöhnliches Collodium auf ein Goldschlägerhäutchen
                              oder auf Papier aufträgt, so rollt sich die überzogene Oberfläche in dem Maaße
                              zusammen, als der Aether verdunstet, während sie bei Anwendung von glycerinhaltigem
                              Collodium eben und ganz geschmeidig bleibt. Trägt man ersteres auf die Haut auf, so
                              wird dieselbe trocken und ganz unbeweglich; das glycerinhaltige Collodium läßt
                              hingegen den Geweben ihre natürliche Consistenz. Ueberzieht man mit ersterm
                              Collodium eine Glastafel, so wird das Häutchen welches sich nach dem Austrocknen von
                              derselben ablöste, zusammenschrumpfen und sich winden, während das glycerinhaltige
                              Collodium ein Häutchen liefert, welches eben und geschmeidig bleibt wie ein frisch
                              bereitetes Goldschlägerhäutchen.