| Titel: | Le Gray's Verfahren zur Darstellung der Lichtbilder auf Wachspapier. | 
| Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. XXXII., S. 109 | 
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                        XXXII.
                        Le Gray's Verfahren zur
                           Darstellung der Lichtbilder auf Wachspapier.
                        Le Gray's Verfahren zur Darstellung der Lichtbilder auf
                           Wachspapier.
                        
                     
                        
                           Das bewährte Verfahren zur Darstellung der Lichtbilder auf Wachspapier von Gustave
                              Le Gray, wie er es in der zweiten Auflage (1854)
                              seiner in französcher Sprache geschriebenen Broschüre ausführlich beschreibt, ist
                              folgendes:
                           Wichsen des negativen Papiers. – Diese vorläufige
                              Operation hat zum Zweck, alle Poren des Papiers durch Einbringen von Wachs
                              vollständig auszufüllen. Das so zubereitete Papier erhält die Stärke und das Ansehen
                              des Pergaments; nach der Entwickelung des Bildes ist es nicht nöthig das Papier noch
                              einmal zu wichsen, um eine positive Copie zu erhalten.
                           Man nimmt eine große Daguerreotyp-Platte (oder ein ähnliches Stück plattirten
                              Metalls) und legt sie horizontal auf einen Ständer. Man erwärmt sie, indem man eine
                              Weingeistlampe unter ihr hin und her führt; sie kann noch gleichförmiger mittelst
                              eines Wasserbades erwärmt werden; dann überfährt man ihre Oberfläche mit einem Stück
                              weißen Wachses; nachdem man auf diese Weise eine gute Lage von geschmolzenem Wachs
                              erhalten hat, legt man ein Blatt Papier darauf, und erleichtert dessen Anhaften
                              mittelst eines Kartenblattes. Wenn das Papier vollständig gesättigt erscheint, nimmt
                              man es weg und legt es zwischen Blätter von Löschpapier, über welche man mit einem
                              mäßig heißen Plätteisen fährt, um alles überschüssige Wachs zu absorbiren; es ist
                              nämlich nothwendig, daß das Wachs gleichförmig im Körper des Papiers verbreitet wird
                              und keines auf der Oberfläche desselben zurückbleibt. Wenn man ein Blatt gut
                              präparirten Papiers gegen das Licht hält, so dürfen auf seiner Oberfläche keine
                              glänzenden Flecken sich zeigen, sondern es muß gleichförmig durchscheinend seyn. Das
                              Plätteisen darf nicht zu heiß seyn. Dünnes Papier ist zu diesem Verfahren
                              vorzuziehen.
                           I. Operation. Zubereitung des negativen Papiers. –
                              Man kocht 7 Unzen Reis mit 320 Gran Hausenblase in 7 1/2 Pfund1 Pfd. gleich 16 Unzen. destillirtem Wasser in einem Porzellan- oder Glasgefäß; die
                              Reiskörner sollten nur schwach gebrochen seyn, damit die erhaltene Flüssigkeit nicht
                              durch überschüssige
                              Stärke verdickt ist, sondern nur den klebrigen Theil des Reises enthält; das Ganze
                              wird dann durch ein Stück feiner Leinwand geseiht.
                           Um das erste Bad zu bereiten, in welchem das Wachspapier eingetaucht wird, löst man
                              in 40 Unzenmaaßen Reiswasser auf:
                           
                              
                                 1 1/2
                                 Unzen Milchzucker,
                                 
                              
                                    1/2
                                     „    
                                    Jodkalium,
                                 
                              
                                    12
                                 Gran   Cyankalium,
                                 
                              
                                 7 1/2
                                     „    
                                    Fluorkalium.
                                 
                              
                           Wenn Alles aufgelöst ist, filtrirt man die Lösung durch feine
                              Leinwand und bewahrt die klare Flüssigkeit in einer Flasche zum Gebrauch auf.
                           Dieses Präparat erhält sich lange Zeit vollkommen gut, und kann bis zum letzten
                              Tropfen verbraucht werden; bei kaltem Wetter ist es besser die Lösung vor ihrer
                              Anwendung schwach zu erwärmen. Um das Papier zuzubereiten, gießt man in eine Schale
                              eine Quantität der Lösung, wenigstens 1 Zoll hoch; in diese taucht man das
                              Wachspapier Blatt für Blatt, wobei man alle sich etwa bildenden Luftblasen
                              sorgfältig entfernen muß; so kann man 15 bis 20 Blätter eintauchen und dieselben
                              eine halbe bis ganze Stunde darin lassen, je nach der Dicke des angewandten Papiers.
                              Nun kehrt man die ganze Papiermasse um; dann nimmt man ein Blatt nach dem andern,
                              mit dem zuerst hineingebrachten anfangend, heraus und hängt dieselben an einer
                              Schnur zum Trocknen auf, mittelst einer gebogenen Stecknadel welche durch eines der
                              Ecken gezogen wurde. Eine Rolle Löschpapier, an dem Winkel angebracht wo die Tropfen
                              fallen, erleichtert das Trocknen.
                           Englisches und französisches Papier sollten nicht mit einander in derselben Lösung
                              zubereitet werden.
                           Nachdem das Papier trocken ist, schneidet man es zur erforderlichen Größe und bewahrt
                              es in einer Mappe zum Gebrauch auf.
                           Das so zubereitete Papier sollte eine schwache violette Färbung haben; dieselbe
                              erhält man sehr leicht mit einer alten Lösung, weil eine solche Lösung eine
                              Säuerlichkeit besitzt welche das Jod frei macht. – Man kann dasselbe Resultat
                              mit einer frisch bereiteten Lösung erhalten, wenn man ihr ein wenig reines Jod
                              zusetzt, drei bis vier Gran auf 40 Unzenmaaße.
                           Da dieses Papier für das Licht fast unempfindlich ist, so kann es zur Tageszeit
                              bereitet werden; wenn es aber zu lang einem starken Licht ausgesetzt bliebe, so
                              würde das Jodkalium zersetzt und das Jod auf das Stärkmehl des Papiers
                              niedergeschlagen werden. Man darf es daher niemals einem starken Licht
                              aussetzen.
                           
                           Dieses Papier dient sowohl für Landschaften als für Porträts; es gibt gute
                              Modulationen des Farbentons und ein intensives Schwarz.
                           Die nach dem Herausnehmen des Papiers in der Schale verbleibende Flüssigkeit gibt man
                              in eine Flasche welche man verkorkt; man kann sie bis zum letzten Tropfen
                              verbrauchen, muß sie aber vor der Anwendung filtriren.
                           Man kann mit Vortheil dieser Lösung per 20 Unzenmaaße das
                              geschlagene Weiße von einem Ei zusetzen.
                           II. Operation. Verfahren das jodirte Wachspapier empfindlich
                                 und zum Gebrauch in der camera geeignet zu
                                 machen. – Man bereitet im Dunkeln, oder beim Licht einer einzigen
                              Kerze, folgende Lösung in einer Flasche mit eingeriebenem Stöpsel:
                           
                              
                                 destillirtes Wasser
                                   10  Unzen
                                 
                              
                                 salpetersaures
                                    Silber    
                                 320  Gran
                                 
                              
                                 Essigsäure
                                   3/4 Unzenmaaß
                                 
                              
                                 Thierkohle
                                   1/4      
                                    –
                                 
                              
                           Wenn das salpetersaure Silber aufgelöst ist, setzt man die
                              Essigsäure zu, hernach die Thierkohle.
                           Die Flasche muß gut geschüttelt werden, worauf man die Lösung zum Absetzen stehen
                              läßt; die Flüssigkeit kann in etwa einer halben Stunde klar abgegossen und filtrirt
                              werden, wo sie dann zum Gebrauch bereit ist.
                           Die in der Flasche verbleibende Thierkohle bewahrt man auf, um damit das
                              essig-salpetersaure Silber zu entfärben, wenn dasselbe von dem jodirten
                              Papier bei einer nachfolgenden Operation gefärbt worden seyn sollte. Man muß besorgt
                              seyn, daß alle am Boden der Flasche entstandenen Krystalle wieder aufgelöst
                              werden.
                           Obiges Quantum von Lösung ist berechnet um 20 Blätter Papier von 10 Zoll Breite und
                              14 Zoll Länge empfindlich zu machen; bei Anwendung einer größeren Anzahl würde die
                              Empfindlichkeit vermindert.
                           Zwei flache Porzellanschalen werden nun (mit weißem Filtrirpapier) vollkommen
                              gereinigt; in die eine gibt man so viel essig-salpetersaures Silber, daß sie
                              den Boden vier Zehntel eines Zolles hoch bedeckt, in die andere Schale gibt man
                              destillirtes Wasser. Auf die Flüssigkeit in der ersten Schale, nämlich das
                              essig-salpetersaure Silber, legt man ein Blatt des jodirten Wachspapiers; man
                              drückt auf die obere Fläche des Papiers (mittelst eines Pinsels) so, daß es mit der
                              Flüssigkeit in Berührung gebracht wird und entfernt alle Luftblasen welche sich an
                              der untern Seite bilden. Man läßt das Papier in diesem Bade vier bis fünf Minuten;
                              sollte das jodirte
                              Papier violett gefärbt seyn, so kann man es entfernen sobald es weiß geworden ist,
                              weil es dann das Maximum seiner Empfindlichkeit erreicht hat.
                           Das aus der Silberlösung genommene Papier wird in die zweite Schale gebracht, welche
                              das destillirte Wasser enthält. Dabei entfernt man alle Luftblasen mit einem andern
                              Pinsel, welcher besonders zu diesem Zweck gehalten werden muß.
                           In der Silberlösung kann man zehn Blätter tränken, ohne die Lösung dazwischen zu
                              filtriren; man legt dieselben in dem destillirten Wasser über einander. Die Blätter
                              werden dann mit Hülfe zweier Pinsel in eine andere Schale geschafft, wo man frisches
                              destillirtes Wasser auf sie gießt; will man das Papier einige Zeit aufbewahren, so
                              ist noch ein besonderes Waschen nöthig.
                           Man bewahrt diese Waschwasser des negativen Papiers zu dem bei der vierten Operation
                              angegebenen Zweck auf.
                           Man nimmt nun das Papier Blatt für Blatt heraus, trocknet es zwischen vollkommen
                              reinem dickem Löschpapier und bewahrt es dann in einer Mappe zwischen Löschpapier
                              zum Gebrauch auf.
                           Dieses Papier darf nicht durch Aufhängen getrocknet werden, weil es sonst in der
                              Gallussäure Flecken bekommen könnte; am besten legt man abwechselnd ein Blatt des
                              präparirten Papiers und ein Blatt Löschpapier in eine Mappe.
                           Bei ausgeschlossenem Licht behält dieses Papier zwei Wochen seine
                              Empfindlichkeit.
                           Das schmutzige und schmierige Ausseheu, welches das Wachspapier in der Gallussäure
                              häufig annimmt und auch nach dem Trocknen des Bildes behält, kommt nicht in
                              Betracht, weil es vollständig verschwindet und das Bild vollkommen durchsichtig
                              wird, nachdem das Wachs umgeschmolzen worden ist, indem man das negative Bild einem
                              hinreichenden Wärmegrad aussetzte; dieses Verfahren sollte stets befolgt werden, da
                              es dem wiederholten Wichsen vorzuziehen ist.
                           Nachdem zehn Papierblätter fertig gemacht sind, gießt man das essigsalpetersaure
                              Silber wieder in die Flasche welche die Thierkohle enthält, schüttelt Alles unter
                              einander und läßt es einen Augenblick sich setzen; dann filtrirt man wieder und
                              präparirt weitere zehn Blätter.
                           Nachdem das essig-salpetersaure Silber zum Präpariren der geeigneten Menge
                              Papiers gedient hat und folglich erschöpft ist, läßt sich die rückständige
                              Flüssigkeit noch nutzbar verwenden. Man versetzt sie nämlich mit Kochsalzlösung; das
                              niedergefallene Chlorsilber dient um das unterschwefligsaure Natron zu verbessern,
                              indem es dasselbe in Stand setzt den Bildern schönere Töne zu verleihen.
                           III. Operation. Exponiren des empfindlichen Papiers in der camera
                                 . – Die gehörige Expositionszeit kann man nur durch Erfahrung kennen
                              lernen. Für ein Porträt und bei Anwendung einer zusammengesetzten Linse finde ich 30
                              Secunden bis 1 Minute im Schatten in der Regel hinreichend, und 10 bis 30 Secunden
                              in der Sonne. Für Ansichten und mit Anwendung bloß einer Linse und einem Diaphragma
                              von 1/2 bis 5/8 Zoll Durchmesser, sind 30 Secunden bis 2 Minuten in der Sonne
                              erforderlich. – Die Wärme welche bei Anwendung des nassen Processes sehr
                              beschleunigend wirkt, hat bei diesem trocknen Proceß nur einen sehr geringen
                              Einfluß.
                           Nach beendigter Exposition in der camera ist das Bild nur
                              schwach sichtbar, es wird erst durch die folgende Operation entwickelt, welche
                              sogleich, oder nach ein paar Tagen und selbst noch später vorgenommen werden kann.
                              Ich habe das Bild oft zwei Wochen nach der Exposition in der camera entwickelt und doch sehr gute Resultate erhalten.
                           IV. Operation. Entwickeln des Bildes. – Die Lösung
                              der Gallussäure läßt sich nicht ohne eintretende Zersetzung aufbewahren, daher man
                              sie erst beim Bedarf bereiten muß.
                           Man wiegt Gallussäure in Quantitäten von 7 1/2 Gran ab und hält sie so in Päckchen
                              vorräthig. In eine flache Schale gießt man 10 bis 29 Unzenmaaße des Wassers womit
                              das negative Papier gewaschen worden ist und welches folglich ein wenig
                              essig-salpetersaures Silber enthält; nun entleert man ein bis zwei Päckchen
                              Gallussäure in dasselbe, rührt das Ganze unter einander und taucht dann das negative
                              Bild hinein, so daß beide Seiten gut bedeckt werden.
                           Die Entwickelung des Bildes sieht man leicht, selbst durch die Dicke des Papiers; man
                              kann es zehn Minuten bis eine und selbst zwei Stunden, manchmal sogar länger, in der
                              Flüssigkeit lassen, bis es vollends entwickelt ist. Dann nimmt man es schnell heraus
                              und legt es in eine andere Schale um es zu waschen, wobei man es mit dem Finger oder
                              einem Pinsel auf der Rückseite schwach reibt, um eine etwa vorhandene
                              krystallinische Ablagerung zu entfernen. Der graue Ton welchen das Bild während
                              seines Verweilens in der Gallussäure annimmt, kommt nicht in Betracht, da er nachher
                              gänzlich verschwindet, und die Lichter und Schatten sich sehr schön entwickeln.
                           
                           Nach dem Ton welchen das negative Bild in der Gallussäure bekommt, kann man
                              beurtheilen ob die Expositionszeit in der camera
                              hinreichend war. Wenn es sogleich durchaus dunkelgrau wird (was man untersucht,
                              indem man es gegen das Licht hält), so ist es zu lang in der camera exponirt worden.
                           Wenn die starken Lichter des negativen Bildes (welche die tiefen Schatten des
                              positiven werden) nicht dunkler sind als die Halbtöne, so hat die Exposition noch zu
                              lang gedauert. War hingegen die Expositionszeit zu kurz, so sind bloß die Lichter
                              schwach durch Schwarz markirt, das Bild ist nicht modificirt, sondern durchaus
                              gleich.
                           War die Expositionszeit die geeignete, so erhält man ein sehr schönes negatives Bild,
                              welches die Contraste von Licht und Schatten sehr deutlich darbietet.
                           Nach einem ersten Probeversuch regulirt man in der Folge die Exposition in der camera.
                           Die Entwickelung des Bildes wird außerordentlich beschleunigt, wenn man die
                              Gallussäure erwärmt. Dazu kann man einen sehr einfachen Apparat anwenden, nämlich
                              ein Wasserbad welches mittelst einer Weingeistlampe auf beiläufig 39° Reaumur
                              erhalten wird; auf demselben steht die Schale mit Gallussäure.
                           Nachdem das negative Bild vollständig entwickelt ist, bringt man es in eine Schale
                              mit reinem Wasser.
                           Sollten sich Flecken von Silberoxyd bilden, so kann man sie dadurch entfernen, daß
                              man über das negative Bild etwas Essigsäure gießt und es dann mit einem Pinsel
                              schwach überfährt.
                           V. Operation. Fixiren des negativen Bildes. – Man
                              macht in einer Flasche folgende Lösung:
                           
                              
                                 destillirtes Wasser
                                 24 Unzen,
                                 
                              
                                 unterschwefligsaures Natron   
                                   3 Unzen.
                                 
                              
                           Man gießt davon in eine Schale eine Schicht von zwei Zehnteln
                              eines Zolles Höhe, taucht das negative Bild vollständig ein und entfernt von
                              demselben sorgfältig alle Luftbläschen.
                           Das unterschwefligsaure Natron entfernt alle für das Licht empfindlichen Salze, hat
                              aber keine Wirkung auf das gallussaure Silber woraus der dunkle Theil des Bildes
                              besteht.
                           Man sollte immer nur ein Bild auf einmal in dieses Bad
                              bringen, obgleich die Lösung für viele nach einander gebraucht werden kann.
                           Untersucht man die Bilder, nachdem sie einige Zeit in dem Bade von
                              unterschwefligsaurem Natron waren, so könnte man sie für unbrauchbar halten, weil
                              das Jodsilber, welches eine blaßgelbe Farbe hat, an einigen Stellen verschwunden, an
                              andern aber zurückgeblieben ist, somit Flecken bildete, welche das Bild anscheinend
                              zerstören; wartet man aber, bis alles Jodsilber vollständig entfernt ist, somit alle
                              gelben Färbungen verschwunden sind, so ist die Weiße und Durchsichtigkeit des Bildes
                              sowie die Schönheit der Schatten vollkommen entwickelt.
                           Wenn das negative Bild zu lang in dem unterschwefligsauren Natron bleibt, so wird die
                              Intensität der schwarzen Stellen vermindert; man muß daher auf diese Operation die
                              größte Aufmerksamkeit verwenden.
                           Das Bild muß nun mehrmals in frischem Wasser gewaschen, dann in einer großen Schale
                              mit Wasser etwa eine halbe Stunde lang gelassen werden, um jede Spur des
                              unterschwefligsauren Natrons zu entfernen; man trocknet es hierauf zwischen
                              Löschpapier.
                           Das so fixirte Bild kann durch das Licht keine Veränderung erleiden, weil in dem
                              Papier nur das gallussaure Silber zurückbleibt.
                           VI. Operation. Wiederherstellung der Durchsichtigkeit des
                                 negativen Bildes. – Nach den vorhergehenden Operationen sieht das
                              negative Bild häufig gestreift aus. Man muß es daher an das Feuer (oder über einige
                              Bogen angezündeten Löschpapiers) halten, damit das Wachs wieder schmilzt, wodurch
                              das Bild seine frühere Durchsichtigkeit bekommt.
                           VII. Operation. Zubereitung des positiven Papiers.
                              – Man macht eine Lösung von:
                           
                              
                                 Salmiak
                                 1/4 Unze,
                                 
                              
                                 destillirtem
                                    Wasser    
                                 5   Unzen.
                                 
                              
                           Man gießt von dieser Lösung in eine Schale eine Schicht von zwei Zehnteln eines
                              Zolles Höhe.
                           Dann macht man eine andere Lösung, welche enthält:
                           
                              
                                 salpetersaures
                                    Silber    
                                 3/4 Unzen,
                                 
                              
                                 destillirtes Wasser
                                 5   Unzen.
                                 
                              
                           Von dieser gibt man dasselbe Quantum in eine andere Schale.
                           Das Papier, welches etwas dicker seyn sollte als für das negative Bild, schneidet man
                              vorher zur geeigneten Größe und bezeichnet die Rückseite desselben mit einem Kreuz;
                              letztere ist leicht zu erkennen, denn sie zeigt bei starkem Licht den Eindruck der
                              Form worin der Papierzeug geschöpft wurde.
                           Das beste Papier für diese Operation ist dasjenige der Gebrüder Canson.
                           Man legt die rechte Seite des Papiers auf die erste Losung, wobei die Flüssigkeit die
                              andere Seite desselben nicht berühren darf; man läßt es zwei bis vier Minuten auf
                              der Flüssigkeit, nimmt es dann weg und trocknet es zwischen mehreren Blättern Löschpapier, indem
                              man es mit der Hand reibt.
                           Man präparirt so drei Papierblätter, wobei man besorgt ist, jede Spur von
                              Feuchtigkeit zu entfernen.
                           Man nimmt nun das erste Blatt und reibt die präparirte Seite mit einem breiten
                              Pinsel, um sie von allen Unreinigkeiten zu befreien.
                           Dann legt man sie auf die Lösung des salpetersauren Silbers, indem man besorgt ist,
                              daß nur die mit Salmiak getränkte Seite genetzt wird, und läßt das Blatt darauf
                              liegen, während man ein anderes Blatt reinigt.
                           Wenn man das Papier nur kurze Zeit auf dem salpetersauren Silber läßt, so erhält man
                              rothe Töne; verlängert man die Operation, so entstehen schwarze Nüancen. Man hängt
                              dann das Papier an einem seiner Ecken auf, um es zu trocknen. Das Imprägniren des
                              Papiers mit dem Silbersalz muß man im Dunkeln oder beim Licht einer einzigen Kerze
                              vornehmen.
                           Das positive Papier muß vollkommen trocken seyn, bevor man das negative auf dasselbe
                              legt. Am besten bereitet man das positive Papier den Abend vorher; will man es aber
                              bald nach seiner Präparirung anwenden, so muß man es mittelst einer Weingeistlampe
                              oder vor einem Feuer gut trocknen.
                           Wenn eine große Anzahl von Blättern positiven Papiers erforderlich ist, so läßt sich
                              die Operation dadurch beschleunigen, daß man dem Papier bloß das erste Bad gibt und
                              es trocknen läßt, wie es vorher beschrieben wurde. Solches Papier kann beliebig
                              lange aufbewahrt werden, bevor man ihm das Bad von salpetersaurem Silber gibt.
                              – In diesem Falle nimmt man nur 60 Gran Salmiak auf 3 Unzen Wasser für das
                              erste Bad. Das zweite Bad, welches das salpetersaure Silber enthält, bleibt dasselbe
                              und wird nur wenige Stunden vor dem Bedarf bereitet.
                           VIII. Operation. Darstellung der positiven Copie. –
                              Man legt das negative Bild mit seiner Rückseite auf die Glasplatte des Copirrahmens;
                              auf die Bildseite legt man ein Blatt präparirten positiven Papiers, so daß die
                              empfindliche Seite des letztern mit der Bildseite des negativen Papiers in Berührung
                              ist; auf das positive Papier legt man dann das zweite Glas, wenn man zwei Gläser
                              anwendet, und auf letzteres den Deckel des Rahmens, welcher mittelst der Schrauben
                              aufgepreßt wird. Man kann ein Blatt durchsichtigen Wachspapiers oder Leimfolie
                              zwischen das negative Bild und das positive Papier legen, so daß jenes nicht mit dem
                              salpetersauren Silber in Berührung kommt, wodurch es verdorben werden könnteköunte. Man läßt ein schmales Stück des positiven Papiers aus dem Rahmen vorstehen, um
                              mittelst der Veränderung seiner Farbe den Fortschritt der Copie beurtheilen zu
                              können.
                           Man setzt den Rahmen der Sonne aus, so daß deren Strahlen senkrecht auf die
                              Glasplatte und durch das negative Papier hindurchfallen. Die Farben welche das
                              positive Papier nach einander annimmt, sind: Graulichblau, Blau, Violett,
                              Dunkelblau, Bistre, Schwarz (Sepia), Grünlich, Hellgelb, Grau – welche alle
                              stufenweise abnehmen bis das Silberoxyd zu Metall reducirt ist.
                           Die Zeit, während welcher dem Licht exponirt werden muß, läßt sich nicht genau
                              bestimmen; sie hängt von der Kraft des negativen Bildes und von der gewünschten
                              Intensität des positiven ab. Um z.B. ein positives Bild von schwarzem Ton zu
                              erhalten, müssen die Schatten immer einen Sepiaton und die Lichter ein grauliches
                              Blau haben. Man überwacht den Fortschritt des Bildes mittelst des vorstehenden
                              Papierstücks und entfernt es, sobald der erforderliche Ton erreicht ist.
                           IX. Operation. Fixiren des positiven Bildes. – Das
                              so erhaltene positive Bild ist kein beständiges; es muß schnell mittelst der
                              folgenden Operation fixirt werden.
                           Man macht eine Lösung von:
                           
                              
                                 unterschwefligsaurem Natron   
                                   3 Unzen,
                                 
                              
                                 destillirtem Wasser
                                 18 Unzen.
                                 
                              
                           Nun löst man 277 Gran salpetersaures Silber in einem Glas Wasser auf, setzt
                              Kochsalzlösung zu, läßt das gefällte Chlorsilber eine Minute lang sich absetzen,
                              decantirt dann die Flüssigkeit und setzt den Niederschlag, welcher 231 Gran wiegen
                              muß, in einer kleinem Schale der Sonne aus, damit er sich schwärzt, wobei man ihn
                              mit einem Glasstab umrührt, damit alle Theile mit den Sonnenstrahlen in Berührung
                              kommen. Nachdem er ganz schwarz ist, gibt man ihn in die erste Mischung, nämlich das
                              unterschwefligsaure Natron, und läßt ihn sich auflösen. Bei dieser Methode erhält
                              man die schwarzen Töne unmittelbar mit dem frischen unterschwefligsauren Natron.
                           Die Lösung muß man filtriren, um den entstandenen schwarzen Satz zu sammeln; letztern
                              kann man in frischem unterschwefligsaurem Natron auflösen.
                           Indem man das Bild (am besten jedesmal nur eines) während einer kürzern oder längern
                              Zeit in diesem Bad läßt, kann man alle Töne erhalten, von Roth bis zum Schwarz, und
                              selbst bis zum Hellgelb. Damit das Bild gehörig fixirt wird, muß man es mindestens
                              eine Stunde in diesem Bad lassen; um die sepiaschwarzen und gelben Töne zu erhalten,
                              sind sogar drei bis vier Tage erforderlich.
                           
                           Die Operation läßt sich durch Erwärmen des unterschwefligsauren Natrons sehr
                              beschleunigen, dabei fallen jedoch die Resultate in der Regel nicht so gut aus.
                           Versetzt man die vorhergehende Lösung von unterschwefligsaurem Natron mit 3/4 Unze
                              Aetzammoniak, so erhält man sehr schöne Bistertöne und sehr reine Lichter.
                           Gute gelbe Töne lassen sich erzeugen, indem man ein starkes Bild zuerst in das Bad
                              von unterschwefligsaurem Natron legt, es gut wascht, dann in ein aus 20 Unzen Wasser
                              und 3/4 Unze Salzsäure bestehendes Bad legt, hernach es wieder in Wasser gut
                              wascht.
                           Nachdem die gewünschten Töne erzielt sind, wascht man das Bild mehrmals in frischem
                              Wasser und läßt es dann mehrere Tage in einem Wasserbad liegen, um alles
                              unterschwefligsaure Silber auszuziehen. Um sich zu überzeugen daß dieß erfolgt ist,
                              berührt man das Bild mit der Zunge; wenn es noch unterschwefligsaures Silber
                              enthält, hat es einen süßen Geschmack.
                           Das Bild wird dann an einem Eck aufgehängt und hernach zwischen Löschpapier
                              getrocknet. Hiermit ist die ganze Operation beendigt.