| Titel: | Verfahren zur Reinigung des Hartbleies; von den HHrn. E. A. Pontifex zu London und C. Glaßford zu Greenwich. | 
| Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. XXXVIII., S. 147 | 
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                        XXXVIII.
                        Verfahren zur Reinigung des Hartbleies; von den
                           HHrn. E. A. Pontifex zu
                           London und C. Glaßford
                           zu Greenwich.
                        Patentirt in England am 26. Juli 1854.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, März 1855,
                              S. 215.
                        Pontifer's Verfahren zur Reinigung des Hartbleies.
                        
                     
                        
                           Das neue Verfahren ist besonders zur Reinigung des spanischen und des deutschen
                              Bleies anwendbar, die auf den Märkten als mehr oder weniger hart gelten, so wie zur
                              Reinigung der eigentlichen harten Bleisorten, die krystallinisch und weiß sind, und
                              durch Hammerschläge oder beim Walzen zerbrechen. Die hauptsächlichsten
                              Unreinigkeiten dieser Bleisorten sind: Antimon, Sicilium, Kupfer, Zinn, Arsenik und
                              Schwefel. Das bisher zum Reinigen solchen Bleies angewendete Verfahren besteht
                              darin, das in Flammöfen eingeschmolzene Blei zu calciniren oder zu rösten, indem das
                              Metallbad der Einwirkung der erhitzten Gase und der Luft, die von dem Rost kommen,
                              ausgesetzt wird; dadurch werden die Unreinigkeiten in dem Blei langsam oxydirt und
                              dann als Schlacken oder Gekrätz mit Krücken sorgfältig abgezogen; jedoch wird auch
                              viel Blei mit oxydirt und mit dem Gekrätz abgezogen. Ist das Blei silberhaltig, so
                              geht auf diese Weise auch viel Silber verloren, und da der Proceß noch überdieß viel
                              Zeit und Kosten beansprucht, so war er für sehr hartes Blei ganz unpraktisch.
                           Bei dem neuen Verfahren wird das Blei ebenfalls in einem Flammofen eingeschmolzen und
                              dort der Oxydation unterworfen, aber in einer weit kürzern Zeit von den
                              Unreinigkeiten befreit und dabei fast alles Antimon gewonnen, während es sich bei
                              dem alten Proceß fast gänzlich verflüchtigt. Dieses Verfahren ist auch wohlfeiler
                              und gibt ein sehr reines und geschmeidiges Blei; es kann in den gewöhnlichen
                              Calcinir- oder Verblaseöfen bewerkstelligt werden, und besteht in
                              Folgendem:
                           Für Blei, welches 3 bis 15 Procent Antimon enthält, finden wir die Anwendung eines
                              Gemisches von 3 Gewichtstheilen Natronsalpeter, 4 Theilen calcinirter Soda und 4 Th.
                              gebranntem oder Aetzkalk am zweckmäßigsten. Für Blei, welches nur 2 oder 3 Procent
                              Antimon, dagegen aber noch 1/2 bis 1 oder 1 1/2 Procent Silicium enthält, ist es am
                              vortheilhaftesten, ein Gemisch von gleichen Theilen Soda und Aetzkalk anzuwenden.
                              Die Vorbereitung des
                              anzuwendenden Gemisches wird folgendermaßen bewerkstelligt: die erforderliche Menge
                              von gebranntem Kalk wird auf einem Boden ausgebreitet und warmes Wasser darauf
                              gesprengt und zwar so lange, bis der Kalk in ein feines Pulver zerfallen ist;
                              dasselbe schlägt man durch ein feines Sieb, um die kleinen Steinchen oder Kiesel
                              abzuscheiden. Die erforderlichen Mengen von Alkali und Salpeter werden dann
                              zugesetzt, das Ganze wird sorgfältig durchgeschaufelt und dann nochmals durch ein
                              Sieb geschlagen, um die Vermengung noch geuauer zu machen. Sollen bloß Alkali und
                              Kalk angewendet werden, so muß man jenes vorher in Wasser auflösen und die Auflösung
                              über den Kalk gießen, denselben tüchtig durcharbeiten, das Ganze aber durch ein Sieb
                              schlagen.
                           Mittelst dieser Substanzen wird die Reinigung des Bleies folgendermaßen bewirkt.
                              Nachdem das eingeschmolzene und probirte Blei mit einer eisernen Kratze sorgfältig
                              abgeschäumt und das Gekrätz durch die Arbeitsthür aus dem Ofen gegogen ist, werden
                              mehrere Pfunde von dem Gemisch so gleichartig als möglich auf der Oberfläche des
                              Metallbades ausgebreitet. Darauf werden die Ofenthüren kurze Zeit geschlossen, von
                              Zeit zu Zeit aber wieder geöffnet, um zu sehen, ob ein gelblichbraunes Gekrätz auf
                              der Oberfläche vorhanden ist, welches sich gewöhnlich nach 10 bis 20 Minuten zeigt.
                              Die Thüren werden dann wieder verschlossen, es wird frisch geschürt, und wenn der
                              Rauch sich verzogen und das Feuer wieder hell geworden ist, was in wenigen Minuten
                              der Fall ist, so wird die Gekrätzrinde sorgfältig abgezogen und aus dem Ofen
                              geschafft, um wieder das alkalische Gemenge aufstreuen zu können. Dieß wird so lange
                              wiederholt, bis man das Blei vollkommen geschmeidig und dehnbar erkannt hat, indem
                              man von Zeit zu Zeit mit einem Löffel Proben ausschöpft, die man ausgießt und nach
                              dem Erkalten untersucht. Es ist am zweckmäßigsten, das Blei im Ofen stets in der
                              Rothglühhitze, oder so heiß zu erhalten, daß das eiserne Gefäß, welches das Metall
                              aufgenommen hat, dunkel rothglühend ist. Je mehr sich der Reinigungsproceß seinem
                              Ende nähert und je mehr die Unreinigkeiten abnehmen, um so hellbrauner und gelber
                              wird das Gekrätz. Die Menge des erforderlichen Materials ist nach den Umständen
                              verschieden, jedoch haben wir gefunden, daß zur Reinigung von 9 bis 10 Tonnen hartem
                              Blei, die in 24 Stunden verarbeitet werden können, etwa 55 Pfd. von dem zuerst
                              angegebenen alkalischen Gemisch erforderlich sind, von dem andern Gemisch dagegen 40
                              bis 60 Pfd., je nach den Umständen.
                           Die Zugutemachung des Gekrätzes, besonders auf Antimon, wird im ewöhnlichen
                              Reductionsofen, oder auf folgende Weise bewirkt. Wenn man durch Proben erkannt hat,
                              daß das Gekrätz nicht mehr als 12 bis 15 Procent Antimon enthält, so ist es am
                              zweckmäßigsten, das Gekrätz auf die gewöhnliche Weise in einem Reductionsofen zu
                              reduciren und dann das erhaltene Metall folgendermaßen zu behandeln: das reducirte
                              Metall wird in einem Tiegel geschmolzen, den man jedoch nicht so erhitzen darf, daß
                              sich weiße Dämpfe entwickeln, oder daß ein starker, unangenehmer Geruch wahrgenommen
                              wird, sondern es wird nur eben gehörig flüssig gemacht. Dann nimmt man das Feuer
                              unter dem Tiegel weg, damit sich die geschmolzene Masse abkühlen kann und nach
                              wenigen Minuten nehme man mit einem Durchschlaglöffel, wie er bei der
                              Krystallisation oder Entsilberung des Bleies angewendet wird, den porösen oder
                              breiigen Theil des Metalles ab. Der auf diese Weise abgenommene Theil ist weit
                              reicher an Antimon, als der flüssig in dem Tiegel zurückbleibende. Das reducirte
                              Blei besteht nun einerseits aus solchem, welches sich mit Vortheil noch einmal einem
                              Reinigungsproceß unterwerfen läßt, um es dann als reines Blei zu benutzen;
                              andererseits besteht es aus einem an Antimon so reichen Theil, daß derselbe als
                              Antimon- oder Hartblei in den Handel gebracht werden kann.
                           Endlich muß das Gekrätz so behandelt werden, daß das Antimon vollständig vom Blei
                              abgeschieden wird. Zu dem Ende wird es gepulvert und mit siedendem Wasser
                              übergossen, wodurch alle Substanzen, außer dem Antimon- und dem Bleioxyd,
                              entfernt werden. Letztere werden bei gelinder Wärme mit Salpetersäure digerirt,
                              wodurch alles Bleioxyd aufgelöst wird, während das Antimonoxyd zurückbleibt, woraus
                              das Metall durch Reduction, mittelst eines der bekannten Processe, rein gewonnen
                              wird. Die Bleilösung wird abgedampft, um Krystalle von salpetersaurem Blei
                              darzustellen.