| Titel: | Ueber flüssigen Leim; von Professor Dr. Fehling. | 
| Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. XXXIX., S. 149 | 
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                        XXXIX.
                        Ueber flüssigen Leim; von Professor Dr. Fehling.
                        Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1855, Nr.
                              15.
                        Fehling, über flüssigen Leim.
                        
                     
                        
                           Der von Leipzig aus als eine neue Erfindung angepriesene „flüssige Dampfleim“ wird in verschiedenen
                              Sorten verkauft; der Leim ist in Gläsern, die besseren Sorten werden erst beim
                              gelinden Erwärmen durch
                              Einsetzen der Gläser in heißes Wasser flüssig; die geringeren Sorten sind schon bei
                              gewöhnlicher Temperatur flüssig.
                           Bei der Untersuchung des Leims ergab sich, daß alle Sorten Salpetersäure enthalten,
                              der Leim also in der Art wie Dumoulin's flüssiger
                              LeimPolytechn. Journal, 1852, Bd. CXXVI S. 122. dargestellt ist; die besseren Sorten enthalten weniger, die geringeren und
                              flüssigeren Sorten mehr Salpetersäure. Alle Sorten enthalten überdieß viel
                              Wasser.
                           Bei der quantitativen, an drei solchen Leimmustern von R. Huber ausgeführten Untersuchung ergaben sich folgende Resultate:
                           A ist sogenannter russischer
                                 Dampfleim; er ist weiß, undurchsichtig, wie der sogenannte russische Leim,
                              bei gewöhnlicher Temperatur ziemlich fest, enthält in 100 Theilen:
                           
                              
                                     39,7
                                 trockene Leimsubstanz (darin 4,1 Theil Asche,
                                    worinhauptsächlich schwefelsaures Bleioxyd),
                                 
                              
                                       1,4
                                 Salpetersäurehydrat,
                                 
                              
                                     58,9
                                 Wasser.
                                 
                              
                           B ist sogenannter heller
                                 Dampfleim; er enthält in 100 Theilen:
                           
                              
                                     28,9
                                 trockenen Leim (darin 1,9 Theil Asche),
                                 
                              
                                       2,5
                                 Salpetersäurehydrat,
                                 
                              
                                     68,6
                                 Wasser.
                                 
                              
                           C ist sogenannter dunkler
                                 Dampfleim; er enthält in 100 Thln.:
                           
                              
                                     35,5
                                 trockenen Leim (darin 2,6 Thl. Asche),
                                 
                              
                                       3,5
                                 Salpetersäurehydrat,
                                 
                              
                                     61,0
                                 Wasser.
                                 
                              
                           Es wurden nun diese Dampfleime nachgeahmt, indem man guten Kölner Leim mit der
                              nöthigen Menge Wasser erwärmte und dann die berechnete Menge Salpetersäure von 1,32
                              spec. Gewicht oder 36° Baumé zumengte.
                           Da der gewöhnliche käufliche Leim etwa 20 Procent Wasser enthält, und da 1 Theil
                              Salpetersäurehydrat fast genau 2 Theile Salpetersäure von 1,32 spec. Gewicht
                              (gewöhnliches Scheidewasser) gibt, so wurden folgende Mischungen genommen.
                           Für A wird genommen:
                           100 Theile guter Kölner Leim werden aufgeweicht in
                           100 bis 110 Thln. warmen Wassers; man mischt dann zu
                           5,5  bis 6 Theile einfaches Scheidewasser.
                           
                           Um dem Leim die weiße Farbe des russischen Leims zu geben, kann man 6 Theile fein
                              abgeriebenes schwefelsaures Bleioxyd hinzusetzen.
                           Zu B wird genommen:
                           
                              
                                     100
                                    Theile
                                 Kölner Leim,
                                 
                              
                                     200    
                                    „
                                 Wasser,
                                 
                              
                                       12    
                                    „
                                 Scheidewasser.
                                 
                              
                           Zu C wird genommen:
                           
                              
                                     100
                                    Theile
                                 Leim,
                                 
                              
                                     140    
                                    „
                                 Wasser,
                                 
                              
                                       16    
                                    „
                                 Scheidewasser.
                                 
                              
                           Man erwärmt den Leim, nachdem man ihn mit dem warmen Wasser übergossen hat, ganz
                              gelinde, am besten auf dem Wasserbade, bis er sich gelöst hat, und setzt dann das
                              Scheidewasser allmählich unter Umrühren hinzu.
                           Die nach den eben genannten Vorschriften bereiteten flüssigen Leime waren den
                              Leipziger Mustern vollkommen ähnlich; sie zeigten sich auch in der Festigkeit bei
                              damit geleimten Holzstücken diesen gleich.
                           Dieser flüssige Leim zeigt beim Leimen eine größere Festigkeit, als der nach Dumoulin's Vorschrift mit 20 Theilen Salpetersäure auf
                              100 Theile Leim bereitete flüssige Leim, die Menge der Salpetersäure ist hier
                              offenbar zu groß und es ist besser auf 100 Theile Leim nur etwa 12 Theile
                              Scheidewasser zu nehmen.