| Titel: | Experimental-Untersuchungen über einige Gegenstände der angewandten Elektricitätslehre; von Professor C. Kuhn in München. | 
| Autor: | Carl Kuhn [GND] | 
| Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. XL., S. 161 | 
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                        XL.
                        Experimental-Untersuchungen über einige
                           Gegenstände der angewandten Elektricitätslehre; von Professor C. Kuhn in München.
                        Kuhn, über Bestimmung der Geschwindigkeit der Geschosse mittelst
                           des Hipp'schen Chronoskopes.
                        
                     
                        
                           II.
                              Ueber ein Verfahren, um für Feuerwaffen von geringerer
                                 Tragweite mittelst Anwendung des Hipp'schen elektromagnetischen Chronoskopes die
                                 Geschwindigkeit des Geschosses zu bestimmen.
                           Mit Abbildungen auf Tab. III.
                           Das Hipp'sche Chronoskop hat für ballistische Zwecke einen
                              so hohen Grad von Wichtigkeit erlangt, daß jeder Schritt, welcher zur Unterstützung
                              seiner Anwendung förderlich ist, der Beachtung würdig seyn möchte. Ich habe im
                              Sommer des vorigen Jahres mich vielfach mit diesem sinnreichen Apparate
                              beschäftiget, und nachdem ich mir die Kenntniß aller einzelnen Umstände, welche bei
                              seiner Benützung zum Messen kleiner Zeitintervalle in Rücksicht zu bringen sind,
                              gehörig erschlossen hatte, ging mein Trachten dahin, jene störenden Einflüsse,
                              welche seiner Anwendung als Geschwindigkeitsmesser bei kleinen Geschossen sich
                              hindernd in den Weg stellen, näher zu untersuchen, und dieselben, so weit die
                              beschränkten Versuche, wie sie im Kleinen vorgenommen werden können, es erlauben,
                              möglichst nahe der Einwirkung zu entziehen.
                           Bekanntlich besteht das Hipp'sche ChronoskopDie nähere Beschreibung desselben, so wie seine Anwendung zum Messen der
                                    Zeitintervalle für frei fallende Körper findet man im polytechn. Journal
                                    Bd. CXIV S. 255. in einem ausgezeichnet bearbeiteten und mit einer eigenthümlichen
                              Hemmungs-Vorrichtung versehenen Gehwerke, dessen Zeiger mittelst einer
                              elektromagnetischen Hemmung festgehalten und ausgelöst werden können, während das
                              Uhrwerk unabhängig von dieser letzteren Vorrichtung in den Gang gesetzt und wieder
                              zur Ruhe gebracht werden kann.
                           Bei seiner gegenwärtigen Einrichtung, wie dieselbe an einem für das physikalische
                              Cabinet des königlichen Cadetten-Corps durch die hohe Munificenz der
                              vorgesetzten Stellen erworbenen Apparate ausgeführt ist, geben die Zeiger alle
                              Zeitintervalle von 10 Secunden bis zu einem Tausendel einer Secunde unmittelbar an,
                              und es kann bei genauer Regulirung und zweckmäßiger Benutzung des Apparates die
                              Zeitmessung so genau vorgenommen werden, daß die Angaben bis zu einer unter 0'',005
                              liegenden Fehlergränze noch richtig sind.
                           Es erscheint daher als selbstverständlich, daß das Chronoskop, wenn es bisher auch
                              nur in einzelnen Fällen benützt worden ist, der mannichfachsten Anwendung fähig
                              wäre, wenn man von seinen Angaben stets den richtigen Gebrauch zu machen sucht.
                           Soll dieses Instrument zur Bestimmung der Dauer irgend einer Erscheinung benützt
                              werden, die während eines innerhalb der oben angegebenen Gränzen liegenden
                              Zeitintervalles vor sich geht, so hat man die Anordnung zu treffen, daß Anfang der
                              Erscheinung mit dem Zeitpunkte der Auslösung des Zeigerwerkes und der Augenblick des
                              Hemmens des letzteren unmittelbar mit dem Punkte des Verschwindens jener Erscheinung
                              zusammenfällt: wenn dann hiebei das Uhrwerk lange genug in Gang erhalten bleibt, und
                              vor wie nach dem Vorgange jener Erscheinung die Zeigerangaben abgelesen werden, so
                              wird man aus der Differenz dieser Angaben das Zeitintervall, welches jene Dauer zu
                              bestimmen hat, erhalten können.
                           Das auf diese Weise erhaltene Zeitintervall gibt aber nicht unmittelbar die verlangte
                              Dauer der Erscheinung an, sondern es muß die letztere aus dem ersteren abgeleitet
                              werden. Es wirken nämlich auf den Apparat während seines Ganges verschiedenartige
                              Umstände ein, welche die zu messenden Zeitintervalle abändern, und da man jene
                              Umstände nur zum geringsten Theile vollständig beseitigen kann, so handelt es sich
                              in der Regel nur darum – wie dieß übrigens beim Gebrauche aller unserer
                              Meßapparate der Fall ist – zweckmäßige Verfahrungsarten anzuwenden, durch
                              welche entweder schon durch die Art und Weise der Beobachtung selbst jene Einflüsse
                              eliminirt werden, oder die Versuche so einzuleiten, daß man durch dieselben zur
                              Kenntniß jener störenden Umstände gelangen und den letzteren eine innerhalb gewisser
                              Gränzen liegende Unveränderlichkeit anweisen kann.
                           
                           Wenn man nämlich mittelst des Hipp'schen Chronoskopes die
                              Dauer einer Erscheinung zu messen beabsichtiget, und deßhalb die hierauf bezüglichen
                              Versuchsreihen vornimmt, so erhält man Angaben des Chronoskopes, von welchen jede
                              gleich ist, der Summe der Zeitintervalle (jedes mit seinem zugehörigen Zeichen
                              genommen) während welchen die sämmtlichen Vorgänge stattfanden, die zu jener
                              Erscheinung gehören. Jede der Angaben dieses Apparates enthält also
                           1) das Zeitintervall, welches angibt, innerhalb welcher Zeit das Oeffnen der
                              Leitungskette vor sich ging,
                           2) die Zeit, welche nothwendig ist, damit der im weichen Eisen des zum Apparate
                              angewendeten Elektromagneten erregte Magnetismus so weit verschwunden ist, damit die
                              Abreißfeder des Ankers dieses Magneten wirken kann und die Zeiger hierauf ausgelöst
                              worden sind,
                           3) die Dauer der zu bestimmenden Erscheinung,
                           4) das Zeitintervall, während welchem das Schließen der Leitungskette vor sich
                              geht,
                           5) die Zeit, innerhalb welcher der Strom das Magnetisiren des Elektromagneten
                              bewirkt, während welcher ferner die Intensität des letzteren denjenigen Grad
                              erreicht hat, um die Abreißfeder außer Thätigkeit setzen zu können, endlich das zum
                              Hemmen des Zeigerwerkes erforderliche Zeitintervall.
                           Wir sehen also, daß, wenn die übrigen Umstände unveränderlich bleiben würden, wenn
                              also das Uhrwerk des Chronoskopes während der ganzen Versuchsreihe einen bekannten, aber unveränderten Gang beibehalten, wenn
                                 ferner die Stromstärke hiebei sich ebenfalls nicht ändern würde, um die
                              Dauer der Erscheinung zu erhalten, die in 1, 2, 4 und 5 erwähnten Umstände ermittelt
                              und gehörig in Rücksicht gebracht werden müssen.
                           Wenn wir nun diese Umstände näher betrachten und die zur Kenntniß derselben
                              erforderlichen Untersuchungen vornehmen, so zeigt es sich, daß zu ihrer Ermittelung
                              ein nicht geringer Grad von Ausdauer gehört, daß manche derselben beständigen
                              Aenderungen unterliegen können, und daß, ohne einzelne ganz und gar unschädlich zu
                              machen, andere aber direct für jede Versuchsreihe zu ermitteln, die erlangten
                              Versuchsresultate kaum die genügenden Angaben mit Sicherheit liefern werden.
                           Es kann nicht meine Absicht seyn, auf eine nähere Untersuchung aller dieser Umstände
                              hier einzugehenUeber einzelne derselben sind interessante Untersuchungen bereits im
                                    polytechn. Journal Bd. CXXV S.
                                       12–18 mitgetheilt worden: Decher,
                                    über die Bestimmung der Constanten eines Hipp'schen Chronoskopes., und ich erwähne daher nur, daß die Berücksichtigung der in 2 und 5 enthaltenen Punkte nicht
                              unbedeutenden Schwierigkeiten unterworfen bleiben wird, gleich viel, welche Mittel
                              man zur Erlangung derselben auch in Anwendung bringt. Es kann keinem Zweifel
                              unterliegen, daß die Untersuchungen einige Vereinfachung erfahren werden, wenn
                              – wie nach meinem Wissen zuerst von Gläsener
                              Moigno, Traité de Télegr.
                                       Paris 1849, p. 369. Gläsener, recherches sur la Télegr.
                                       électrique. Liège 1853. vorgeschlagen und theilweise bei seinen elektrischen Uhren und
                              telegraphischen Apparaten auch in Ausführung gebracht wurde – die Abreißfeder
                              durch einen zweiten, mit dem ersten vollkommen übereinstimmenden Elektromagneten
                              ersetzt wird; allein ganz und gar beseitigt sind auf diese Weise alle
                              Schwierigkeiten nicht, und es können sogar Umstände eintreten, welche die Angaben
                              des Chronoskopes weit mehr afficireu, als dieß durch die Ungleichartigkeit der den
                              Anker rück- und vorwärts bewegenden Kräfte geschehen kann, und deren
                              Hinwegschaffung also zu einem Haupttheile der Aufgabe des Experimentators werden
                              muß.
                           Zu den Umständen, welche schon durch die Anordnung der Versuche möglichst beseitiget
                              werden müssen, gehören die in 1 und 4 angegebenen Punkte: es soll nämlich der
                              Apparat die Einrichtung haben, daß der Beginn des Auftretens der zu bestimmenden
                              Erscheinung unmittelbar mit dem Augenblicke des Oeffnens der Leitungskette
                              zusammenfällt, das Schließen der letzteren mit dem Augenblicke des Verschwindens der
                              Erscheinung eintritt, oder, daß die Wirkung der zu messenden
                                 Erscheinung im Augenblicke ihres Beginnens sogleich den Strom unterbricht,
                                 hingegen mit dem Augenblicke ihres Aufhörens den Strom wieder
                                 herstellt.
                           Ich habe bei einer größeren Reihe von Versuchen, die ich zur Bestimmung des
                              Zeitintervalles, innerhalb welchen ein kleines Geschoß eine kurze Strecke
                              zurückzulegen hatte, anwendete, mir es angelegen seyn lassen, alle Sorgfalt darauf
                              zu verwenden, um den hier angedeuteten Bedingungen so weit Genüge zu leisten, daß
                              die zum Oeffnen und Schließen der Leitungskette erforderliche Zeit kaum die untere
                              Gränze des mittleren Beobachtungsfehlers erreichte. In dem Nachfolgenden theile ich
                              nun die Einrichtung jenes einfachen bei genannten Versuchen benützten
                              Schieß-Apparates mit, und werde später, wenn andere Umstände mir es erlauben,
                              sowohl meine vorjährigen Versuche, als auch andere Untersuchungen, welche ich
                              vorzunehmen beabsichtige, zur Mittheilung bringen.
                           Dieser Apparat ist in Fig. 1 bis Fig. 5 graphisch
                              dargestellt. Derselbe besteht aus zwei Haupttheilen:
                           
                           1) dem Stromunterbrecher, verbunden mit dem Geschütze
                              (Fig. 1
                              bis Fig.
                                 3);
                           2) dem Hersteller des Stromes in Verbindung mit der
                              Zielscheibe und dem Auffangbrette (Fig. 4 und 5).
                           Ad 1. Bei der Construction dieses Theiles wurde das
                              Princip in Anwendung gebracht, daß wenn in einem Geschütze (kleinerer oder größerer
                              Gattung) die Triebkraft der Ladung sich zu entwickeln beginnt, diese Kraft nach
                              allen Seiten hin ihre Wirkung auszuüben sucht: wenn daher das Geschütz nur parallel
                              zu seiner Längenachse eine kleinere oder größere Verschiebung annehmen kann, so wird
                              mit einem Theil jener Kraft das Geschoß aus dem Laufe bewegt, während in demselben
                              Augenblicke ein anderer Theil gegen den Boden des Geschützes wirkend, das letztere
                              in entgegengesetztem Sinne zu treiben sucht.
                           Es wird daher in demselben Augenblicke, in welchem das Geschoß seine Bewegung
                              beginnt, ein Rücklauf des Geschützes entstehen, und die Kraft, durch welche diese
                              Bewegung bewirkt wird, reicht in allen Fällen aus, um den Strom der Leitungskette,
                              in welcher das Chronoskop sich befindet, augenblicklich zu unterbrechen.
                           Fig. 1 stellt
                              die Horizontal-Projection, Fig. 2 die Projection des
                              Strom-Unterbrechers auf einer Vertical-Ebene vor, die durch die Achse
                              des Geschützrohres gelegt werden kann. Das Geschütz K, M
                              stellt eine kleine Kanone dar, wie sie für die Versuche benützt wurde; dieselbe ist
                              in zwei Lager eingeschraubt, welche nur eine geringe Bewegung des Rohres von M gegen K zulassen; bei K lehnt sich das Geschützrohr an einen innerhalb des von
                              den Holzstücken N, O und O,
                                 N gebildeten Lagers beweglichen Schieber, der in Fig. 3 und Fig. 3a besonders abgebildet ist. Dieser Schieber kann gegen K hin eine weitere Bewegung nicht vornehmen, als in der
                              Figur dieß angezeigt ist, wird aber durch den Rückschlag des Geschützes von E gegen O geschoben, und
                              kann diese Bewegung nur bis zu einer bestimmten Stelle, wo sodann eine Haltschraube
                              befestigt ist, fortsetzen. Auf beiden Seiten des Lagers N,
                                 O (Fig.
                                 1) und N', O''
                              (Fig. 2)
                              sind die zur Leitungskette gehörenden Kupferdrähte befestiget, die bei a, b, c, d und a, b, c, d,
                              und ebenso bei H und H,
                              platt geschlagen, hier passend befestiget sind, ferner genugsam sich federn, um bei
                              I (Fig. 1) durch den kleinen
                              Kupferstreifen L, I entweder bis zur gänzlichen
                              Berührung gebracht werden zu können, oder plötzlich außer gegenseitiger Berührung zu
                              treten, jenach dem der Schieber E, F, F'' , E'' (Fig. 3) die in Fig. 1 und Fig. 2
                              angezeigte Lage hat, oder eine kurze Bewegung von E
                              gegen F angenommen hat. Die in Fig. 1 und 2 angezeigte Berührung der
                              Drähte H und H, kann durch
                              den Einstellungsstreifen L, I so empfindlich bewerkstelliget werden, daß die
                              geringste Bewegung des Geschützes den Schieber von E
                              gegen O versetzt, hierdurch die Enden H'' und H''' der
                              Kupferstreifen bei I wieder trennt, und so das Oeffnen
                              der Leitungskette, zu welcher diese Drähte gehören, augenblicklich vornimmt.
                              – Die ganze Vorrichtung ist auf einem Brette befestiget, das durch Schrauben
                              mit einer festen Unterlage so in Verbindung steht, daß es durch diese Stellschrauben
                              S in horizontale (oder auch geneigte) Lage gebracht
                              werden kann. (Bei meinen Versuchen wurde der Apparat immer so gestellt, daß die
                              Achse des Rohrs horizontal und so lag, daß ihre Verlängerung beiläufig mit dem
                              Mittelpunkte der Scheibe A, B, C, D (Fig. 4) in einer Geraden
                              sich befand).
                           Ad 2. Der Hersteller des Stromes ist mit der zum
                              Apparate gehörigen Scheibe verbunden. In Fig. 4 stellt ABCD die Horizontal-Projection der Scheibe
                              mit der Schließungs-Vorrichtung vor, GHIONKG (Fig. 5) ist die Projection des Apparates in einer durch Ee gelegten Vertical-Ebene, während W, W ein dickes Brett bedeutet, an welches die ganze
                              Vorrichtung geschraubt ist, und das zugleich den Kugelfang bildet.
                           Bei der Einrichtung dieses Theiles des Schieß-Apparates wurde beabsichtiget,
                              durch Einwirkung eines Stoßes oder Schlages gegen die Scheibe an einer beliebigen
                              Stelle der letzteren die Schließung der Kette hervorzubringen. Es kann dieses, wenn
                              man die Versuche nur auf Geschwindigkeitsmessung des Projectiles ausdehnen will, in
                              verschiedener Weise bewerkstelliget werden. Bei der anfänglichen Einrichtung, welche
                              ich zu benützen gedachte, wurde die Scheibe vor Beginn eines jeden Versuchs in eine
                              labile Gleichgewichtslage gebracht, so daß die Kette mittelst einer einfachen
                              Vorrichtung in dem nämlichen Augenblicke, in welchem die Scheibe ihre Bewegung
                              beginnen konnte, geschlossen wurde, und ein Oeffnen während der Dauer der Bewegung
                              der Scheibe nicht mehr eintreten konnte.
                           Die Einrichtung, wie sie hier dargestellt ist, und wie dieselbe bei meinen Versuchen
                              großentheils benützt wurde, läßt weder eine fortschreitende, noch eine drehende
                              Bewegung der Scheibe zu: es werden aber die schwingenden molecularen Bewegungen
                              derselben sowohl, als auch jede temporäre Gestalts-Veränderung, die sie in
                              senkrecht gegen ihre Ebene gehenden Richtungen erfährt, wenn sie durch eine Kraft
                              von nicht zu geringer Intensität afficirt wird, ausreichen, um einen senkrecht gegen
                              die Ebene der Scheibe gerichteten und mit ihr in vollkommener Berührung stehenden
                              Stabe eine fortschreitende Bewegung mittheilen zu können, und dabei wird das
                              Zeitintervall, welches verfließt, bis nach dem erfolgten auf die Scheibe ausgeübten
                              Stoße etc. die Bewegung dem Stabe mitgetheilt wird, so klein seyn, daß es für die vorstehenden
                              Anwendungen nicht in Rücksicht gebracht werden kann.
                           A, B (Fig. 4) und G, K (Fig. 5) stellt eine
                              quadratische Eisenplatte von beiläufig 7/8''' Dicke vor, die als Scheibe dient, und
                              mittelst Stützen A, D und B,
                                 C (Fig.
                                 4), G, H und K, I
                              (Fig. 5)
                              gegen W, W fest angeschraubt ist. Senkrecht gegen diese
                              Scheibe ist der Kupferstift E, F in Lagern verschiebbar,
                              der in Fig. 4
                              so dargestellt ist, wie er vor dem Versuche eingestellt werden muß, so nämlich, daß
                              er in seinen Lagern befindlich, bei E vollkommen die
                              Scheibe berührt, mit seinem abgerundeten Ende bei F aber
                              isolirt von den Enden der Polardrähte d, d bleibt, die
                              bei e, e eine offene zangenartige Vorrichtung bilden; in
                              Fig. 5 hat
                              dieser Stift jene Lage, die er annimmt, sobald das Geschoß auf der Scheibe
                              eingetroffen ist, und wobei er mit seinem abgerundeten Ende F, in die Zange e', e' so eindringt, daß schon vom Augenblicke seiner Bewegung an, die er von
                              E gegen F vorgenommen
                              hat, die Polardrähte unter sich in leitende Berührung treten, in dieser verbleiben
                              und nunmehr die Kette geschlossen bleibt. Die ganze Vorrichtung ist an einer
                              – aus Fig.
                                 5 deutlich ersichtlichen – Holzunterlage festgeschraubt, an welcher
                              die Polardrähte isolirt von einander bleibend, festgeklemmt sind, und die so weit an
                              dem unteren Ende der Stütze hervorragen, als zur metallischen Verbindung derselben
                              mit den Hauptleitungsdrähten dieß erforderlich ist.
                           Die Benützung des ganzen Apparates, dessen Dimensionen sich aus den Darstellungen
                              entnehmen lassen, ist nun folgende: man verbinde durch Leitungsdrähte die
                              Stromquelle, das Chronoskop, den Stromunterbrecher und den Stromhersteller unter
                              einander in der Weise, wie dieses in der schematischen Zeichnung Fig. 6 angedeutet ist, und
                              wobei p und n die Pole der
                              Stromquelle, m, m den Elektromagneten des Chronoskopes,
                              a und b die durch den
                              Schieber (Fig.
                                 3) mit einander verbundenen Drähte des Stromunterbrechers, A, C, und B, C₂ die
                              Polardrähte der Scheibe (d, d
                              Fig. 4),
                              isolirt unter einander sowohl, als auch von dem Stifte E,
                                 F (Kupferstift E, F
                              Fig. 4 und
                              5) und
                              endlich die übrigen ausgezogenen Linien die Hauptleitungs-Drähte bedeuten
                              sollen, setze das Uhrwerk in Gang, so werden die Zeiger, da jetzt durch die Leitung
                              pp, amm, np die Kette geschlossen ist, gehemmt bleiben;
                              läßt man aber die Zündung vollführen, so wird durch den Rücklauf der Kanone (Fig. 1 bis Fig. 3) der
                              Schieber E, F zurückgeschoben (Fig. 1a), die Kette geöffnet und die Zeiger werden also ausgelöst. Die
                              letzteren werden daher, da das Uhrwerk sich schon im Gange befindet, in Bewegung
                              kommen, und ihre Bewegung wird so lange andauern, bis in Folge des Einschlagens des
                              Geschosses der Stift E, F die Kette geschlossen, also
                              die in Fig. 5
                              angezeigte Lage
                              angenommen hat, wobei also von jetzt an der Strom den Weg p
                              p₂ AF
                              C₂ Bmm, p nehmen kann. Ist dieß also geschehen, so
                              tritt wieder eine Hemmung der Zeiger ein, und man kann nun, wenn die sonstigen
                              Umstände vorher bestimmt worden waren, aus den Angaben der Zeiger vor und nach dem Versuche das
                              Zeitintervall ableiten, welches die Dauer der Bewegung des Projectiles angibt.
                           Bei den Versuchen, welche ich mit Anwendung dieser Vorrichtungen vorgenommen habe,
                              zeigten sich zwar wenig Unregelmäßigkeiten, aber selbst diese ließen sich jedesmal
                              schon im Voraus mit Bestimmtheit angeben, indem jede Abnormität in den Operationen
                              des Ladens nicht unbedeutende Abweichungen hervorbringen kann, ferner die geringsten
                              Unterschiebe in der Größe der Pulverladung, der Beschaffenheit der letzteren, so wie
                              in dem Gewichte der Geschosse, noch in den Angaben des Chronoskopes bemerkbar
                              werden. Man ersteht also hieraus, so wie aus den oben angedeuteten Umständen, daß
                              bei derartigen Untersuchungen mit großer Vorsicht zu Werke gegangen werden muß, wenn
                              man brauchbare Versuchsresultate erlangen will.
                           Ich bemerke noch zum Schlusse, daß die in Fig. 1 bis Fig. 3 dargestellten
                              Einrichtungen unter geringen Abänderungen dazu vorbereitet und benützt werden
                              könnten, um mit Anwendung des Chronoskopes die vom Augenblicke des Zündens an bis
                              zur Entwickelung der vollen Explosionskraft des Pulvers verfließende Zeit, ferner
                              das Zeitintervall, welches das Geschoß bedarf, um das Ende des Laufes zu erreichen,
                              endlich die Intensität des Rückschlages zu messen.
                           München, im April 1855.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
