| Titel: | Die eisernen Böden und Dachstühle des Hrn. J. M. Grand, Schlosserei-Unternehmers zu Paris. | 
| Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. XLVI., S. 191 | 
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                        XLVI.
                        Die eisernen Böden und Dachstühle des Hrn.
                           J. M. Grand,
                           Schlosserei-Unternehmers zu Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Januar 1855, S.
                              46.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Grand's eiserne Böden und Dachstühle.
                        
                     
                        
                           Die Vortheile welche die Anwendung des Eisens beim Hausbau in Beziehung auf Dauer,
                              Festigkeit und Sicherheit gewährt, sind jetzt so anerkannt, daß es schon bei vielen
                              neuen Bauten benutzt wird.
                           Abgesehen von der Feuersgefahr, welcher unsere hölzernen Böden und Dachstühle
                              ausgesetzt sind, haben diese Böden noch andere wesentliche Nachtheile, z.B. die
                              Biegung welche die Mauern auseinander zu treiben strebt, wenn bei den Balken nicht
                              die Verzahnung angewendet wird. Die Anker und die Zugstangen, welche man an den
                              Enden der Balken anbringt, sind nämlich zur Verbindung der Mauern ganz unwirksam,
                              denn die Balken, welche man der größern Festigkeit wegen bogenförmig macht, erleiden
                              durch ihre Belastung eine Biegung die mit der gebräuchlichen Verankerung die Mauern
                              natürlich auf einer größern Fläche nach außen stößt. In solchem Falle wäre es besser
                              gar keine Anker anzuwenden, weil alsdann das Gebälk nur nach seiner Höhe und seiner
                              Dicke stoßen würde.
                           Außerdem sind Böden bei denen zwischen den Balken eine Verschalung oder flache Bogen
                              von Ziegelsteinen angebracht sind (denn hohle Steine werden nur wenig angewendet),
                              sehr schwer, und sowohl die massiven als hohlen flachen Bogen sind kostbar,
                              besonders letztere. Zur Ersparung an Kosten wendet man daher meistens massive Bogen
                              oder Verschalungen an; diese belasten aber das Gebälk bedeutend, und wenn nun noch
                              ein Gypsschlag als Boden dazu kommt, so wird stets eine sehr nachtheilige Biegung
                              veranlaßt. Zu diesen Nachtheilen gesellen sich noch die Schwankungen, welche
                              veranlaßt werden wenn eine gewisse Anzahl von Personen auf einem Boden
                              herumgeht.
                           Diese Nachtheile der hölzernen Böden wurden bei den eisernen, wie man sie bisher
                              construirte, durchaus nicht vermieden; Hr. Grand hat sie
                              endlich durch die Erfindung, womit wir uns hier beschäftigen, zu entfernen gesucht,
                              und ist nach zahlreichen Versuchen zu einem genügenden Resultat gelangt.
                           
                           Die hauptsächlichsten Vortheile seiner eisernen Böden
                              bestehen:
                           1) in einer größeren Festigkeit, durch ein vollkommeneres Verankern und Einlassen der
                              Balken in das Mauerwerk;
                           2) in einer bedeutenden Gewichtsverminderung der Böden, indem die Verschalung, so wie
                              die Bogen von massiven oder hohlen Steinen ganz wegbleiben;
                           3) in der Vermeidung des Schalles der Böden, durch doppelten Gypsschlag oder
                              doppelten Bretterboden;
                           4) in einer Ersparung an Gyps, der nur 4 Centimeter statt 10 oder 15 stark zu seyn
                              braucht.
                           Fig. 19 zeigt
                              einen Durchschnitt des Bodens, parallel mit einem von den
                              Balken und schief gesehen.
                           Fig. 20 ist
                              ein Querdurchschnitt des Balkens.
                           Jeder Balken ist an beiden Enden durch einen Schuh A
                              befestigt, durch welchen bei C ein senkrechter Stab
                              geht, mittelst dessen die Verankerung in dem Mauerwerk bewirkt wird. Eine Stange
                              oder ein Band B dient dazu, die Schuhe stark gegen die
                              Enden des Balkens G zu drücken.
                           Hierzu ist der untere Vorsprung a des Schuhes so geformt,
                              daß er einen Haken i bildet, in welchen das Ende des
                              Bandes B paßt; beide Stücke werden durch Klammern j vereinigt und dann wird bei i ein Keil oder Splint eingetrieben, der das Ganze sehr fest
                              zusammenhält.
                           Der Schuh, so wie das Ende des Balkens sind in das Mauerwerk, bis zur Linie
                              1–2 eingelassen.
                           Auf dem Balken und unter dem Bande B sind Klammern oder
                              Bügel H angebracht, welche den walzeisernen Balken, der
                              die Form eines doppelten T hat (siehe Fig. 20), umfassen und
                              zwischen sich und diesem Balken einen leeren Raum lassen. In diesem Raum ist eine
                              Klaue I an den Balken festgenietet und in derselben sind
                              zwei Ausschnitte angebracht, welche das Ende der Stäbe K
                              aufnehmen, die hinter der Klaue eine rechtwinkelige Biegung haben. Diese Stäbe
                              tragen den Bretterboden oder die Verschalung D, auf
                              welcher ein Gypsschlag liegt, der in gewöhnlicher Weise ausgeführt wird. Die unteren
                              Balken L, welche sich um das Band B krümmen, sind mit den Latten der Decke E
                              belegt.
                           Um zu verhindern, daß diese Latten, welche von einander entfernt liegen, aus ihrer
                              Lage kommen, nagelt man zwei Latten in der Quere darüber.
                           Die Schwellen M liegen auf den Balken G und das Parquet N ist auf
                              diesen Balken M befestigt. Auf diese Weise hat man bei
                              diesen Böden zweierlei leere Räume: einen zwischen dem Parquet N und der Verschalung D, den
                              andern zwischen dieser und dem Plafond des untern Stockwerks E Durch diesen doppelten leeren Raum wird der Schall des
                              Bodens beim Daraufgehen sehr gut vermieden.
                           Man könnte die Klauen I etwas tiefer anbringen und
                              folglich auch die Verschalung D tiefer legen, um das
                              Parquet weniger hoch über den Schwellen anbringen zu können.
                           Das beschriebene und abgebildete Balkensystem mit Schuh und Verankerung, welches jede
                              Biegung verhindert, läßt sich auch sehr gut in den Fällen anwenden, wo man, wie bei
                              den Vorderwänden der Magazine, sich genöthigt sieht, die obere Wand auf einem sehr
                              starken Balken ruhen zu lassen. Solche Balken, welche sich nicht biegen können,
                              bedürfen nämlich keiner Säulen zur Unterstützung, welche man bei den gewöhnlichen
                              Constructionen anwenden muß.
                           Was nun Grand's Dachstuhl-Construction betrifft, so
                              ist sie in Fig.
                                 21 in einem Querschnitt dargestellt.
                           Fig. 22 ist
                              der Querdurchschnitt eines Dachsparrens, nach größerem Maßstäbe.
                           Die Sparren, welche man 33 bis 35 Centimeter (12 bis 14 Zoll) von einander legt,
                              bestehen aus einem langen Eisenstab a von der Form eines
                              T, auf dessen obern Quertheil eine hölzerne Latte
                              b aufgeschraubt ist. Auf diese der Länge nach
                              laufenden Latten werden die Querlatten c befestigt,
                              welche das eigentliche Deckmaterial tragen müssen.
                           Unter dem eisernen, T-förmigen Sparren a ist ein eisernes Band d
                              auf der hohen Kante stehend angebracht, bogenförmig gekrümmt und durch die Rippen
                              e mit dem Sparren a so
                              verbunden, daß es nur in der Mitte mit letzterm in Berührung steht.
                           Durch diesen Verbindungspunkt ist der Durchschnitt (Fig. 22) genommen.
                           An den beiden Enden der Eisenstange d ist eine Spannsehne
                              f von Eisen angebracht, die man mittelst einer
                              Mutterschraube g, welche sich auf das untere Ende von
                              f aufschraubt, mehr oder weniger spannt. Diese Sehne
                              hat den Zweck, dem Gewicht Widerstand zu leisten, mit welchem die Decke auf den Stab
                              d drückt und ihn wieder gerade zu biegen sucht. Der
                              Erfinder hat als Pfeil des Bogens, welcher durch den Eisenstab d gebildet wird, 1 Centimeter per 1 Meter Länge angenommen.
                           Außer den beiden äußersten Verbindungspunkten ist die Spannsehne f mit dem Stabe d auch durch
                              mehrere Bügel h verbunden.
                           Das obere Ende des Sparrens a und des Flachstabes d biegen sich bei i
                              rechtwinkelig, um an der Firstenplatte k gleichzeitig
                              mit dem Sparren der andern Dachseite festgenietet zu werden.
                           
                           Das untere Ende derselben Stücke a und d biegt sich auf gleiche Weise rechtwinkelig und ist mit
                              dem Flachstabe l zusammengenietet, der sich längs des
                              ganzen Gebäudes erstreckt und auf diese Weise die ganze Last des Daches trägt.
                           Man sieht ein, daß jede von den beiden Dachfaçaden auf einer solchen Platte
                              aufstehen muß. Damit das Gewicht der Bedachung diese beiden Platten l nicht auseinander rücken und das Dach sich nicht
                              zusammendrücken kann, sind beide Platten durch eiserne Zugstangen m mit einander verbunden, indem die Enden derselben an
                              die Platten l festgenietet wurden. Diese Zugstangen sind
                              in den Gyps oder die Bretter des Bodens eingelassen, so daß sie nicht
                              hervorstehen.
                           Unten an den beiden Dachfaçaden ist gewöhnlich eine Rinne n angebracht, die im Innern mit Gyps oder mit Holz
                              bekleidet seyn kann.
                           In sehr vielen Gebäuden liegen die Eisenplatten l, an
                              denen die unteren Enden der Sparren festgenietet wurden, auf den äußern Mauern
                              desselben.
                           Bei unserer Construction haben wir aber ein Gebäude mit einer obern Etage angenommen,
                              welche hinter der äußern Wand zurücksteht und mit einem (nicht abgebildeten) Balcon
                              versehen ist. In diesem Fall ruhen die Platten l auf den
                              Balken C, welche ihrerseits vor der Wand des obersten
                              Stockwerks F getragen werden.
                           Diese Wand besteht aus senkrechten Eisenstäben s von T-Form, die unten auf den Balken des Bodens der
                              untern Etage aufstehen und durch angenietete Klauen, welche über die Balken greifen,
                              festgehalten werden.
                           Der obere Theil der Säulen s trägt ein ebenfalls eisernes
                              Rahmstück von T-Form u, auf welchem die Balken E ruhen, mit denen
                              die Winkel v verbunden sind, die das Auseinandergehen
                              der Wände F zu verhindern haben.
                           Die senkrechten Säulen s sind außerdem mit dem
                              Rahmenstück u durch Dachstuhlsäulen und unter einander
                              durch Querbänder verstärkt, die jedoch von den eingemauerten Ziegelsteinen ganz
                              umgeben werden; sie leisten jedem Seitendruck Widerstand. Die Säulen s stehen 2 Meter (6 Fuß) auseinander, jedoch da wo
                              Fenster und Thüren erforderlich sind, nach deren Dimensionen.
                           Werden Latten an den Spannsehnen f befestigt, so kann man
                              die innere Seite der Dachwände plafonniren.
                           Diese Dachstühle sind weit leichter als die bisher gebräuchlichen; das Gewicht eines
                              Quadratmeters übersteigt 12 Kilogr. nicht, während diese Fläche bei andern eisernen
                              Dachstühlen 20 bis 25 Kilogr. wiegt.
                           
                           Die Widerstandsfähigkeit derartiger Sparren ist sehr bedeutend; bei einem von dem
                              Erfinder angestellten Versuche wurden drei Sparren von 4,31 Meter (10 Fuß) Länge in
                              der Mitte mit mehr als 350 Kilogr. (7 Centnern) belastet, bogen sich aber kaum um 5
                              Millimeter (2 Linien).
                           Diese Construction ist bei Gebäuden von allen Formen und Größen anwendbar.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
