| Titel: | Die Bereitung von Schmalzöl und Schmalzbutter; von C. Puscher in Nürnberg. | 
| Autor: | C. Puscher | 
| Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LVII., S. 231 | 
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                        LVII.
                        Die Bereitung von Schmalzöl und Schmalzbutter;
                           von C. Puscher in
                           Nürnberg.
                        Puscher, über die Bereitung von Schmalzöl und
                           Schmalzbutter.
                        
                     
                        
                           Seit etwa zwei Jahren wird in Hamburg und Leipzig ein Schmalzöl und eine
                              Schmalzbutter aus Repsöl fabricirt. Beide Fabricate sind durch ihre Ergiebigkeit,
                              bei Anwendung derselben gegen gewöhnliche Butter, sehr beachtenswerth. Nach
                              nachstehendem einfachen Verfahren ist es mir gelungen, das Rübsamenöl von seinem
                              unangenehmen Geruch und Geschmack zu befreien und es dadurch in oben erwähntes
                              angenehm süßlich schmeckendes Schmalzöl zu verwandeln.
                           6 Loth fein gepulverte Kartoffelstärke rühre man unter 6 Pfd. Repsöl, erhitze solches
                              in einem gut verzinnten kupfernen Kessel, unter stetem Umrühren mittelst eines
                              hölzernen Spatels, am besten in einem Sandbade, bis zum angehenden Sieden. Hierbei
                              fängt das Oel zu schäumen an, weßhalb es räthlich ist ein zweimal so großes Gefäß,
                              als der Raum des Oels einnimmt, anzuwenden. Nach einer Viertelstunde läßt dieses
                              Schäumen nach, das Oel kocht nun ruhig fort, die darin suspendirte Stärke färbt sich
                              schwarzbraun und eine starke Entwickelung des unangenehm riechenden ätherischen Oels
                              findet statt. Letztere Entwickelung ist bei größern Quantitäten sehr stark und
                              dadurch für den Laboranten höchst unangenehm, daher es rathsam ist, die Operation
                              unter einem gut ziehenden Schlot vorzunehmen. Man läßt nun das Oel 2–3
                              Stunden, bei größeren Quantitäten noch länger, fortsieden, bis dasselbe seinen
                              widerlichen Geruch und Geschmack mit einem angenehm süßlichen vertauscht hat. Der
                              Kessel wird jetzt vom Feuer entfernt und das erkaltete Oel zum Absetzen der
                              gebildeten Stärkekohle in ein passendes Gefäß gegossen. Nach 48 Stunden Ruhe erhält
                              man nun ein klares goldgelb gefärbtes Oel, welches sich kalt zu Salat, und erhitzt
                              zu den verschiedensten Speisen mit Vortheil anstatt Butter und Schmalz verwenden
                              läßt.
                           Um ein Entzünden des Oels zu verhüten, muß das Erhitzen desselben nothwendig im
                              Sandbad vorgenommen werden; die Feuerung kann dann auch mit dem billigsten
                              Brennmaterial geschehen.
                           Der Verlust bei dieser Reinigung beträgt kaum 2 Procent.
                           Ein so zubereitetes, also von Wasser und ätherischem Oel befreites Repsöl hat nun
                              auch die Eigenschaft erlangt, an der Luft nicht ranzig zu werden; ich habe solches
                              zwei Monate lang der Luft ausgesetzt und nach dieser Zeit unverändert gefunden. Durch diese
                              Eigenschaft eignet es sich auch als ein vortreffliches und billiges Schmieröl zu
                              allen Maschinentheilen.
                           Vermischt man 2 Theile von diesem Oel mit 1 Theil frisch ausgelassenem Rindsfett, so
                              stellt dieses Gemisch die oben erwähnte Schmalzbutter dar.
                           Daß man statt der Kartoffelstärke, auch Weizenstärkeabfälle, Sägespäne etc. anwenden
                              kann, steht nicht zu bezweifeln.