| Titel: | Ueber den Nutzeffect verschiedener Brenner bei Gasbeleuchtung; von Dr. J. Frick. | 
| Autor: | J. Frick | 
| Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LXX., S. 306 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXX.
                        Ueber den Nutzeffect verschiedener Brenner bei
                           Gasbeleuchtung; von Dr. J.
                              Frick.
                        Frick, über den Nutzeffect verschiedener Brenner bei
                           Gasbeleuchtung.
                        
                     
                        
                           1) Ich habe hier Gelegenheit vielfältige Versuche über die Wirkung verschiedener
                              Brenner bei verschiedenem Drucke zu machen, und habe dabei bemerkt, welch großen
                              Einfluß der letztere auf den Nutzeffect hat und wie verschieden dieser Einfluß bei
                              verschiedenen Brennern ist, so wie den großen Unterschied zwischen Brennern von
                              einer und derselben Art. Ein Aufsatz in dem ersten Januarheft dieses Journals (Bd.
                              CXXXV S. 74) gab mir Veranlassung, eine Zusammenstellung, und Ergänzung früherer Erfahrungen vorzunehmen
                              und auch das hiesige Gas in Bezug auf Leuchtkraft möglichst direct mit dem Münchener
                              Gase zu vergleichen. In dem genannten Aufsatze sind nämlich Versuche von Steinheil und von Liebig
                              angeführt, welche zur Untersuchung der Leuchtkraft des Steinkohlengases ausgeführt
                              wurden; leider ist das Detail weggelassen, und es ist weder die Beschaffenheit des
                              angewendeten Brenners noch der Druck angegeben, unter welchem die einzelnen Versuche
                              gemacht wurden; es ist nur die Consumtion per Stunde
                              angeführt und der Nutzeffect, und gesagt daß letzterer gemessen wurde durch eine
                              Wachskerze, wie sie der Magistrat zu München zur Untersuchung des Gases verwende und
                              welche mit einer Flamme von 27,4 Pariser Linien Höhe 10,081 Gramme Wachs per Stunde verzehre.
                           Ich ließ mir nun solche Kerzen von München kommen, sie wogen per Stück 8,93 Loth Zollgewicht und es war in dem Begleitschreiben
                              bildlich und in Zahlen die Flammenhöhe, bei welcher in München das Gas untersucht
                              werde, auf 26 bayerische Linien (= 23,3 Pariser Linien) angegeben. So brannten auch
                              die Kerzen, und wohl auch bis auf 27,4 Pariser Linien und darüber, aber ohne
                              besondere Erhöhung der Lichtstärke; sie verzehrten aber durchschnittlich nur 9,252
                              Gramme Wachs per Stunde, welche Consumtion bei einigen
                              Versuchen bis auf 10,28 stieg, aber auch bis auf 8,2 sank, je nach der
                              Beschaffenheit des Dochts, der überhaupt etwas stark kohlt. Uebrigens wurde die
                              Kerze nie zur Vergleichung gebraucht, wenn sie nicht reichlich 23,3 Pariser Linien
                              Flammhöhe hatte. Verglichen mit hier gekauften Wachskerzen von 5 und 4 Loth per Stück gaben sie nahe gleiche Lichtstärke und gleiche
                              Wachsconsumtion. Die Lichtstärke war im Mittel aus drei Versuchen:
                           4 Loth : 9 Loth : 5 Loth = 0,96 : 1 : 1,013.
                           2) Alle Versuche wurden mit einem Photometer nach Ritchie
                              gemacht; die Gasflamme befand sich dabei auf einer horizontalen 5 Linien weiten
                              Röhre, auf welche neben der Flamme ein Manometer aufgeschraubt war. Das Gas wurde
                              aus den Zuleitungsröhren – ziemlich entfernt von der Fabrik – immer
                              erst in ein nach englischen Kubikfußen getheiltes Gasometer genommen, in welchem ein
                              Thermometer angebracht war und der Druck vor dem Brenner durch den Hahn einer Gasuhr
                              regulirt, welche sich zwischen dem Gasometer und dem Manometer befand; die
                              Consumtion wurde nun an dem mit Manometer versehenen Gasometer bestimmt. Alle
                              Versuche wurden auf 0° C. und unter Einrechnung des eigenen Drucks des
                              Gasometers auf 28'' Barometerstand reducirt; die unten folgende Tabelle enthält des
                              Raumes wegen nur Mittelzahlen aus verschiedenen einzeln berechneten Versuchen, bei welchen die
                              Distanzen der Kerze selbst wieder Mittelzahlen aus mehrern oft von verschiedenen
                              Personen gemachten Einstellungen waren; die Gasflamme hatte eine constante
                              Entfernung von 12 Fuß vom Photometer, denn große Distanzen sind bei solchen
                              Versuchen immer vorzuziehen.
                           Die ungleiche Farbe der Lichter trat manchmal – besonders bei kleinen Brennern
                              und hohem Drucke – sehr störend auf. Versuche, welche ich machte, diese
                              Störung dadurch zu eliminiren, daß einmal unter einem passend blauen, das anderemal
                              unter einem passend gelben Glase eingestellt wurde, um dann aus beiden Einstellungen
                              nach dem quadratischen Verhältnisse das Mittel zu nehmen, führten zu keiner
                              Uebereinstimmung mit meiner Einstellung bei freiem Auge, und ich darf wohl sagen,
                              daß ich darin durch jahrelange Uebung eine gewisse Fertigkeit erlangt habe. Es ergab
                              z.B. das Mittel aus drei Versuchen für blaues Glas 12 : 2,86; für gelbes Glas 12 :
                              3,38; Mittel aus beiden 12 : 3,13; die freie Einstellung 12 : 3,23. Gelbes Licht ist
                              eben auch Licht.
                           Die Kerzen wurden auch mit zwei verschiedenen Moderatorlampen verglichen, so wie das
                              Gas; die eine brannte mit einer Flamme von 27 Millimeter Höhe, worüber noch einige
                              10 Millimeter hohe Zipfel hervorragten und hatte einen Docht von 22,5 Millimeter
                              äußerm Durchmesser; die andere Lampe hatte einen Docht von 15 Millimeter äußerm
                              Durchmesser und brannte 25 Millimeter hoch mit einem noch eben so hohen Zipfel. Legt
                              man nur das Resultat der größern Lampe zu Grund und berechnet den Schoppen Oel =
                              0,375 Liter = 21,936 Zoll-Loth zu 15 kr. und 1000 Kubikfuß Gas zu 6 fl.
                              rhein., so müßte man die in der folgenden Tabelle angegebenen Lichtstärken per Kubikfuß mit 0,5217 multipliciren, um zu finden, in
                              welchem Verhältnisse die Unkosten für Oel zu jenen für Gas (= 1) stehen bei gleicher
                              Helligkeit, und es zeigt sich, daß nur jene Brenner wohlfeiler sind als Oel, welche
                              für den reducirten Kubikfuß per Stunde eine Helligkeit
                              von mindestens 1,92 Wachskerzen geben.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 136, S. 308
                              Nummer; Bezeichnung des Brenners;
                                 Druck in Milimetern, Straßendruck = 25; Beobachtete Consumtion per Stunde in
                                 engl. Kubikfuß; Lichtstärke für die Consumtion von einem reducirten Kubikfuß per
                                 Stunde, ausgedrückt in Münchner Kerzen; I. Großer Messingbrenner mit Schnitt,
                                 hier nicht üblich; derselbe; II. Großer eiserner Schnittbrenner mit
                                 mittelbreiter Flamme; III. Mittl. eisern. Schnittbrenner mit tulpenförmiger
                                 Flamme; IV. Mittl. eisern. Schnittbrenner mit breiter Flamme; Brenner IV; V.
                                 Kleiner eiserner Schnittbrenner mit breiter Flamme; VI. Eiserner
                                 Fischschwanzbrenner sogenannter Manchesterbrenner; Messing. Brenner mit
                                 kreisrundem Schnitte u. Zugglas (Dumas-Br.); Porzellanen. Bren. mit 30
                                 Löchern auf einem Kreise v. 16,5 Millim.; Durchmesser; Zug ganz offen; Zug
                                 gestopft; Zug offen
                              
                           
                           3) Betrachtet man nun zuerst die Wirkung der offenen Brenner (ohne Zugglas) Nr. I bis
                              VI, so zeigt sich bei allen eine Zunahme des Nutzeffects; wenn das Gas bei
                              niedrigerem Drucke brennt; doch geht dieses nur bis zu einem Drucke von etwa 10
                              Millimetern, bei niedrigerem Drucke nimmt die Wirkung wieder ab. Weitere Brenner
                              brennen vortheilhafter als engere und ertragen auch ohne Minderung des Effects einen
                              höhern Druck. Allein bei einem Drucke von weniger als 25 bis 20 Millimeter wird das
                              Licht flackernd, darum ist der Druck den das Gas in den hiesigen Röhren haben soll,
                              auf 25 Millimeter gesetzt, was sich für die Privaten durch die Gasuhren und meist
                              etwas engen Leitungen auf 20 Millimeter verringert. Nur die sogenannten
                              Manchester-Brenner, wo das Gas aus zwei gegen einander geneigten Oeffnungen
                              ausströmt (Nr. VI), brennen auch bei niedrigerem Drucke mit ruhigem Lichte; sie
                              ertragen überhaupt keinen hohen Druck, brennen jedoch mit nur geringem Nutzen. Wenn
                              also auch größere Brenner offenbar vortheilhafter brennen, selbst wenn man sie durch
                              Schließung des Hahns auf die Consumtion kleinerer Brenner herunter bringt –
                              vorausgesetzt daß das Flackern nicht hinderlich ist – so ist doch der
                              Unterschieb im Nutzeffect bei den einzelnen Brennern zu groß, als daß man denselben
                              nur der verschiedenen Weite zuschreiben könnte, was deutlich aus der Vergleichung
                              von Nr. II, III und IV hervorgeht. Alle Brenner, welche mit gutem Erfolge brennen,
                              haben eine mehr hohe als breite Flamme. Ich habe nun eine Anzahl verschiedener
                              Brenner aufgefeilt, und es zeigte sich, daß jene, welche vorher einen guten Effect
                              gegeben hatten, oben auf dem Kopfe einen etwas weitem Schnitt hatten als auf der
                              Seite (bei Nr. III im Verhältniß von 14: 10), und daß der Schnitt mit einer kleinen
                              Fräse gemacht war, während der Schnitt bei Nr. II, IV, V gleichweit, und entweder
                              mit einer ganz großen Fräse oder eher mit der Laubsäge gemacht war. Bei der immer
                              steigenden Gasconsumtion dürfte dieses von den Verfertigern der Brenner wohl zu
                              beachten und die günstigsten Bedingungen durch weitere Versuche festzustellen
                              seyn.
                           4) Was nun die Brenner mit Zugglas betrifft, so ist bei ihnen das Verhältniß
                              umgekehrt: sie geben den größten Effect, wenn die Flamme möglichst hoch gehalten
                              wird, natürlich ohne daß es auch nur entfernt zum Rauchen kommt; bei der bedeutenden
                              Größe ihrer Oeffnungen ertragen sie jedoch nur ganz geringen Druck. Der Grund, warum
                              sie bei noch niedrigerem Drucke weniger Licht geben, liegt darin, daß ihre
                              Zugöffnungen so weit sind, daß sie auch für die größte Consumtion des Brenners
                              ausreichen; will man sich daher mit kleinerem Lichtquantum begnügen, so muß man die
                              Zugöffnungen durch allmähliges Verstopfen so klein machen, daß die Flamme wieder
                              nahe zu dem Punkte kommt, wo sie zu rauchen beginnen würde. Geschieht dieses, so ist
                              ihr Nutzeffect bei jeder Consumtion sehr groß, wie die Tabelle zeigt. Ihre
                              Anschaffung ist jedoch sehr theuer, da dieselben hier mit 2 fl. 48 kr. bezahlt
                              werden, während ein Schnittbrenner 6 kr. kostet. Allein selbst mit dem guten Brenner
                              Nr. III verglichen, würde der Mehraufwand ersetzt seyn, bis man durch letztere 1600
                              Kubikfuß zu 6 fl. per Tausend verbrannt hätte. Der
                              Mehraufwand wird aber zum größern Theile schon dadurch compensirt, daß man viel
                              engere Röhren zur Leitung verwenden kann, wenn man sich gleich bei der ersten Anlage
                              zu solchen Brennern entschließt, weil sie nur geringen Druck erfordern. Ueberdieß
                              gewähren sie ein viel angenehmeres Licht und gestatten die unbeschränkte Anwendung
                              von Schirmen und Milchglasglocken.
                           Sehr wünschenswerth wäre es, wenn über die Zugöffnungen ein verschiebbarer Blechring
                              gelegt wäre mit ganz gleichen Oeffnungen wie sie der Brenner hat, so daß man durch
                              das Drehen des Ringes die Oeffnungen nach Belieben verschließen und so den Zug nach
                              dem augenblicklichen Bedürfniß reguliren könnte, was natürlich beim Verstopfen viel
                              umständlicher ist. Bei den messingenen Dumasbrennern müßte eine solche Einrichtung
                              in der Fabrik selbst ohne große Preiserhöhung ausführbar seyn; bei den
                              Porzellanbrennern kann man mit Wachs stopfen, da dieselben nie warm werden, und die
                              Nachhülfe ist also leicht.
                           5) Eine Vergleichung der Leuchtkraft des hiesigen Gases mit jenem in München ist bei
                              der ungleichen Wirkung der Brenner kaum ausführbar. In dem anfänglich citirten
                              Aufsatze ist der Nutzeffect des Kohlengases für einen reducirten Kubikfuß bei 4 bis
                              4 1/2 Kubikfuß Consumtion per Stunde auf 2,317 bis 2,405
                              Kerzen angegeben. Setzt man nun die angewendeten Kerzen als richtig voraus und
                              schließt man die schlechten Brenner aus, so geben die Versuche 4, 9, 12, wo ähnliche
                              Consumtion stattfand, 2,52; 2,18; 2,17, was im Mittel 2,29 macht, und es wäre
                              demnach unser hiesiges Gas allerdings geringer als jenes, welches Steinheil und v. Liebig
                              untersuchten; allein genaue Vergleichung würde erfordern, daß derselbe Brenner unter
                              demselben Druck gebraucht werde.
                           Schließlich bemerke ich noch, daß die eigentlich zur Berechnung gekommenen Versuche
                              auf einen Zeitraum von mehreren Wochen vertheilt waren, daß dieselben theils bei
                              Tage theils zur Nachtzeit gemacht wurden, daß man in der Gasfabrik nichts von den
                              Versuchen wußte, also auch bei der Gasbereitung nicht darauf Rücksicht nehmen
                              konnte, und daß endlich jedesmal vor den Versuchen ein Quantum Gas weggebrannt
                              wurde, um frisches Gas aus den Hauptröhren zu erhalten.
                           Freiburg i./B., im Mai 1855.