| Titel: | Ergebnisse und Beobachtungen bei der Prüfung verschiedener Gasbrenner; von Dr. Ph. Th. Büchner und Dr. P. Rückeisen. | 
| Autor: | Ph. Th. Büchner , P. Rückeisen | 
| Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. LXXXV., S. 369 | 
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                        LXXXV.
                        Ergebnisse und Beobachtungen bei der Prüfung
                           verschiedener Gasbrenner; von Dr. Ph.
                              Th. Büchner und Dr. P.
                              Rückeisen.
                        Büchner und Rückeisen, Ergebnisse und Beobachtungen bei der Prüfung
                           verschiedener Gasbrenner.
                        
                     
                        
                           Die Verfasser waren von Seite des Stadtvorstandes zu Mainz beauftragt worden, die bei
                              der hiesigen Straßenbeleuchtung durch Gas erzeugte Lichtstärke zu prüfen. Bei dieser
                              Gelegenheit haben sich in Bezug auf die Brenner verschiedene Thatsachen ergeben, die
                              nicht ohne erhebliche Folge für den Gasverbrauch seyn dürften.
                           Um diese Erfahrungen sonach möglichst gemeinnützlich zu machen und als Anhaltspunkte
                              für ähnliche Versuche darzubieten, sotten sie in dem Nachstehenden veröffentlicht
                              werden.
                           Bekanntlich existireneristiren von den französischen Schnittbrennern sowie von den englischen
                              Fischschwanzbrennern verschiedene Nummern.
                           Eine jede derselben läßt bei gleichem Drucke und unter denselben Verhältnissen eine
                              verschiedene Menge Gas hindurch, durch welche zugleich eine verschiedene Lichtstärke
                              bedingt wird, so daß also im Allgemeinen bei Anwendung einer niederen Nummer eines
                              Brenners eine geringere Menge Gas verbraucht und auch eine geringere Lichtstärke
                              erzeugt wird, als bei Anwendung einer höheren Nummer, wobei mehr Gas consumirt und
                              auch eine größere Lichtstärke erreicht wird.
                           Es ist somit dem Willen des Consumenten überlassen, durch die Wahl der einen oder
                              andern Nummer eines Brenners, eine geringere oder größere Menge Gas zu verbrauchen
                              und mit derselben sich eine geringere oder größere Lichtstärke zu verschaffen.
                           Wir lassen hier zunächst die Resultate folgen, welche sich bei der Prüfung der
                              verschiedenen Nummern der Schnittbrenner und dann die, welche sich in Hinsicht der
                              verschiedenen Nummern der Fischschwanzbrenner ergeben haben.
                           Da es jedoch nicht möglich war, sämmtliche Resultate an einem Abende zu gewinnen, so
                              wurde die Fortsetzung unserer Versuche nur dann wieder aufgegriffen, wenn von Seiten
                              der Gasfabrik derselbe Druck gegeben und ein Gas geliefert wurde, welches unter
                              Anwendung eines und desselben Brenners und bei demselben Verbrauche genau dieselbe
                              Lichtstärke besaß. Zu den Lichtmessungen bedienten wir uns des Bunsen'schen Photometers, welches bekanntlich zu denjenigen gehört, die eine große Genauigkeit
                              und Sicherheit gestatten.
                           Sämmtliche Versuche wurden stets bei einem Drucke von 13 1/2''' vorgenommen. Den
                              Lichtmessungen wurde die Flamme einer. Wachskerze von 11 Zoll Länge, wovon 6 auf ein
                              Pfund, zu Grunde gelegt. Die Höhe der Wachskerzenflamme betrug jedesmal genau
                              20'''.
                           Nachdem auf der Minutenuhr der Verbrauch eines Brenners genau bestimmt war, wurde
                              sogleich die Lichtmessung der Gasflamme vorgenommen.
                           
                        
                           A. Schnittbrenner,
                                 französische.
                           Da selbst bei den höchsten Nummern ein Flattern der Flamme nicht eintrat, so wurde
                              der Verbrauch derselben und die damit in Beziehung stehende Lichtstärke bei vollständig geöffnetem Hahnen der auf der Minutenuhr
                              befindlichen Brennerröhre vorgenommen.
                           Für die verschiedenen Nummern derselben bestehen keine besonderen Abzeichen. Die
                              Beurtheilung derselben für ihre Aufeinanderfolge ist begründet in der Dicke des
                              Kopfes und der Tiefe und Breite des Schnittes.
                           Erste Reihe.
                           
                              
                                  Nummer   
                                    desBrenners.  
                                         
                                    Verbrauch              
                                    anKubikf. in der Stunde.
                                       Lichtstärke.
                                 
                              
                                     00
                                               3,1
                                    1,9 Wachskerzen
                                 
                              
                                       0
                                               5,5
                                    9              „
                                 
                              
                                       1
                                               7,1
                                  12,2            „
                                 
                              
                                       2
                                               7,0
                                  12,1            „
                                 
                              
                                       3
                                               8,8
                                  20,2            „
                                 
                              
                                       4
                                               9
                                  25              
                                    „
                                 
                              
                                       5
                                             10,0
                                  28,6            „
                                 
                              
                                       6
                                             10,8
                                  31,3            „
                                 
                              
                                       7
                                             11,3
                                  34,2            „
                                 
                              
                           Zweite Reihe.
                           
                              
                                       1
                                                     5
                                                   
                                    6,2            „
                                 
                              
                                       2
                                                     5,8
                                                   
                                    9              
                                    „
                                 
                              
                                       3
                                                     6,5
                                                 
                                    12,2            „
                                 
                              
                                       4
                                                     7,0
                                                 
                                    14,0            „
                                 
                              
                                       5
                                                     8,2
                                                 
                                    18,0            „
                                 
                              
                                       6
                                                     8,6
                                                 
                                    23,5            „
                                 
                              
                                       7
                                                   10,2
                                                 
                                    27,5            „
                                 
                              
                                       8
                                                   11,2
                                                 
                                    37,2            „
                                 
                              
                           
                           Wenn bei einem sich ziemlich nahe stehenden Gasverbrauch der ersten und zweiten
                              Reihe, wie z.B. bei dem Brenner Nr. 2 der ersten und dem Nr. 4 der zweiten Reihe,
                              die Lichtstärke der Gasstamme eine verschiedene ist, so hat dieß seinen Grund in der
                              Beschaffenheit des Schnittes, indem der Schnitt des einen weniger tief und breiter,
                              während der des andern tiefer und schmäler ist.
                           
                        
                           B. Fischschwanzbrenner.
                           Die verschiedenen Nummern sind durch besondere Abzeichen zu erkennen. Dieselben
                              bestehen in einem entweder an der Basis oder in der Mitte befindlichen kreisförmig
                              vertieften Einschnitte oder Ring. Die Anzahl dieser Ringe bestimmt die
                              Aufeinanderfolge der verschiedenen Nummern.
                           Erste Reihe.
                           
                              
                                  Nummer   
                                    desBrenners.  
                                         
                                    Verbrauch              
                                    anKubikf. in der Stunde.
                                       Lichtstärke.
                                 
                              
                                       1
                                               2,6
                                   0,8 Wachskerzen
                                 
                              
                                       2
                                               3,6
                                   2,7          
                                    „
                                 
                              
                                       3
                                               4,2
                                   4,0          
                                    „
                                 
                              
                                       4
                                               4,6
                                   9,0          
                                    „
                                 
                              
                                       5
                                               5,2
                                 11,5          
                                    „
                                 
                              
                                       6
                                               4,9
                                 10,5          
                                    „
                                 
                              
                                       7
                                               6,3
                                 18,0          
                                    „
                                 
                              
                                       8
                                               8,4
                                 23,0          
                                    „
                                 
                              
                           Zweite Reihe (Manchester-Brenner).
                           
                              
                                       1
                                                     
                                    5,3
                                                 
                                    4              „
                                 
                              
                                       2
                                                     
                                    5,3
                                                 
                                    7,5          
                                    „
                                 
                              
                                       3
                                                     
                                    5,3
                                                 
                                    9              „
                                 
                              
                                       4
                                                     
                                    5,3
                                               
                                    12              „
                                 
                              
                                       5
                                                     
                                    5,3
                                               
                                    16              „
                                 
                              
                           Da bei vollständig geöffnetem Hahnen der auf der Minutenuhr befindlichen
                              Brennerröhre, auf welche der Brenner eingeschraubt ist, sich bei den Nummern 4, 5,
                              6, 7, 8 der ersten Reihe, und den Nummern 2, 3, 4, 5 der zweiten Reihe ein lebhaftes
                              Flattern der Flamme einstellte, so wurde der Hahn an der Brennerröhre höchst
                              vorsichtig soweit langsam geschlossen, bis die Flamme ruhig brannte und auch nicht mehr das geringste
                              Geräusch wahrgenommen werden konnte.
                           Es muß bei näherer Betrachtung der zweiten Reihe sogleich in die Augen springen, daß
                              bei gleichem Gasverbrauche die Lichtstärke um das Vierfache zunimmt, indem z.B. der
                              Brenner Nr. 1 bei einem Verbrauche von 5,3 Kubikfuß nur 4 Wachskerzen Lichtstärke
                              besitzt, während der Brenner Nr. 5 bei demselben
                              Gasverbrauche eine Lichtstärke von 16 Wachskerzen zeigt.
                           Wir glaubten anfänglich bei unsern Untersuchungen irgend einen Fehler von bedeutendem
                              Einflüsse begangen zu haben. Da wir jedoch bei mehrfacher mit der größten Vorsicht
                              und Genauigkeit vorgenommenen Wiederholung unserer Versuche stets dieselben
                              Resultate erhielten, so konnte es keinem Zweifel unterliegen, daß der Grund dieser
                              Verschiedenheit der Lichtstärke in andern Verhältnissen zu suchen sey.
                           Da, wie oben erwähnt, bei gewissen bereits angedeuteten Nummern dieser Brenner, bei
                              vollständig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre ein lebhaftes Flattern der Flamme
                              eintrat, und – um den richtigen Gasverbrauch, sowie die von demselben
                              bedingte Lichtstärke genau zu bestimmen – der an der Brennerröhre befindliche
                              Hahn soweit vorsichtig regulirt ward, bis das Flattern der Flamme aufgehört, so
                              mußten wir diesen Umstand aufgreifen, und zunächst in ihm die Ursache suchen, welche
                              die so bedeutende Verschiedenheit in der Lichtstärke bedingte.
                           Wir gingen dabei von der Voraussetzung aus, daß das mit vollem Drucke aus der
                              Minutenuhr in die Brennerröhre ausströmende Gas, indem es durch die in Folge der
                              angedeuteten Regulirung des Hahnens nunmehr enger gewordene Oeffnung hindurch
                              strömt, einen Theil seines Druckes in der Brennerröhre selbst verliert, ehe es aus
                              dem Brenner austritt, mithin mit umsomehr vermindertem Drucke zur Verbrennung
                              gelangt, je größer die Oeffnung des Brenners selbst ist.
                           Ist dieß der Fall, so wäre die Zunahme der Lichtstärke bei gleichem Gasverbrauche
                              dahin zu erklären, daß je größer die Oeffnung eines Brenners – nachdem der
                              Druck des einströmenden Gases in die Brennerröhre durch das theilweise Schließen des
                              Hahnens derselben gebrochen ist – desto mehr der Druck in der Brennerröhre
                              abnimmt, während er in dem auf der Gasuhr befindlichen Manometer verhältnißmäßig
                              zunimmt; daß mithin bei diesem so in der Brennerröhre selbst bewirkten geringeren
                              Drucke eine vollständigere Verbrennung des ausströmenden Gases stattfindet.
                           Umgekehrt wird aber bei einem Brenner, dessen Oeffnung nur so groß ist, daß ein
                              Flattern der Flamme bei vollständig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre nicht eintritt, bei demselben Gasverbrauche der Druck in der Brennerröhre
                              verhältnißmäßig weniger abnehmen, mithin das Gas mit einer größern Geschwindigkeit
                              ausströmen, wodurch ein Theil desselben nicht zur vollständigen Verbrennung gelangt,
                              sondern gleichsam als kälterer Strom auf die Flamme einwirkt, ihre
                              Entzündungstemperatur herabstimmt, und dadurch die geringere Lichtstärke
                              herbeiführt.
                           Um die Richtigkeit dieser Ansicht zu beweisen, wurde in der Mitte der Brennerröhre,
                              zwischen dem Hahn und ihrer oberen Oeffnung, auf welche der Brenner aufgesteckt ist,
                              ein Seitenmanometer angebracht, welches genau dieselbe Linieneintheilung besaß, wie
                              das auf der Minutenuhr befindliche Manometer.
                           Es haben sich dabei folgende Resultate ergeben:
                           Nr. 1. Fischschwanzbrenner flattert bei vollständig geöffnetem
                              Hahnen der Brennerröhre nicht, und bedarf keiner Regulirung.
                           Nr. 2. Bei vollständig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre,
                              wobei die Gasflamme lebhaft flatterte, war
                           der Druck in dem auf der Gasuhr befindlichen Manometer
                              (Gasuhrmanometer) = 13'''; der Druck in dem an der Brennerröhre angebrachten
                              Seitenmanometer = 12'''.
                           Nachdem der Hahn vorsichtig zugedreht worden, bis das Flattern der
                              Flamme aufgehört, betrug
                           der Druck im Seitenmanometer = 8'''.
                           Nr. 3. Bei vollständig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre,
                              wobei die Gasflamme lebhaft flatterte, war
                           der Druck im Gasuhrmanometer = 12''';
                           der Druck im Seitenmanometer = 11'''.
                           Nachdem der Hahn vorsichtig so weit zugedreht worden, bis das
                              Flattern der Flamme aufgehört, betrug
                           der Druck im Seitenmanometer = 5'''.
                           Nr. 4. Bei vollständig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre,
                              wobei die Gasflamme lebhaft flatterte, war
                           der Druck im Gasuhrmanometer = 12''';
                           der Druck im Seitenmanometer = 11'''.
                           Nach dem Reguliren der Flamme durch vorsichtiges Schließen des
                              Hahnens, bis das Flattern derselben aufgehört, betrug
                           der Druck im Seitenmanometer = 4'''.
                           Nr. 5. Bei vollständig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre,
                              wobei ein Flattern der Flamme stattfand, war
                           der Druck im Gasuhrmanometer = 12''';
                           der Druck im Seitenmanometer = 11'''.
                           
                           Nach dem Reguliren der Flamme durch vorsichtiges Schließen des
                              Hahnens, bis das Flattern derselben aufgehört, betrug
                           der Druck im Seitenmanometer = 3'''.
                           Noch augenfälliger und eclatanter wird die oben ausgesprochene
                              Ansicht unterstützt durch die Resultate, welche sich unter ähnlichen Verhältnissen
                              bei der Prüfung der Schnittbrenner ergaben.
                           Nach dem Vertrage welchen die Stadt Mainz mit den hiesigen Gasunternehmern
                              abgeschlossen, soll nach § 58 das Gas die Lichtstarke von mindestens 9
                              Wachskerzen haben bei einem Verbrauche von 4 1/2 Kubikfuß in der Stunde.
                           Wir wandten bei unsern Untersuchungen in dieser Beziehung genau dieselbe Sorte
                              Schnittbrenner an, wie dieselben von Seiten der Gasunternehmer in den städtischen
                              Laternen aufgesteckt waren, und fanden im Durchschnitt bei dem bedingten
                              Gasverbrauche eine Lichtstärke zwischen 10 bis 12 Wachskerzen.
                           Im Interesse der Privat-Gasconsumenten beabsichtigten wir die verschiedenen
                              Sorten der Schnitt- und Fischschwanzbrenner in Bezug auf Gasverbrauch und die
                              mit demselben in Verbindung stehende Lichtstärke zu prüfen und die Resultate zu
                              veröffentlichen, damit Jedermann, je nach der Wahl seines Brenners, ungefähr im
                              Voraus wissen könne, wie viel Gas er in der Stunde verbrauche und wie groß beiläufig
                              die dadurch erzeugte Lichtstärke sey, so daß er zugleich im Stande ist, seine
                              Ausgabe für den Gasverbrauch in ein gewisses Verhältniß zur Beleuchtung seiner
                              Localitäten zu setzen.
                           Bei diesen letztern Untersuchungen ergab es sich dann, daß ein Schnittbrenner,
                              welcher bei völlig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre 5 Kubikf. per Stunde consumirte, nur eine Lichtstärke von 5,7
                              Wachskerzen zeigte, während ein städtischer Schnittbrenner, der an und für sich bei
                              völlig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre 8 Kubikfuß consumirte, nachdem er durch
                              Regulirung des Hahnens auf einen Verbrauch von 4 1/2 Kubikfuß gebracht worden war,
                              eine Lichtstärke von 11 bis 12 Wachskerzen ergab.
                           Wir konnten den Grund dieser Verschiedenheit in der Lichtstärke ebenfalls nur in den
                              bereits angedeuteten Verhältnissen suchen und fanden dieselben in den nachstehenden
                              Resultaten bestätigt.
                           Da selbst bei den höchsten Nummern dieser Art von Brennern ein Flattern der Flamme
                              nicht eintritt, so ist ein Reguliren derselben an und für sich nicht nöthig.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 136, S. 375
                              Erste und Zweite Reihe der
                                 Schnittbrenner; Bei völlig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre; Auf einen niedern
                                 Verbrauch durch den Hahnen in der Brennerröhre regulirt; Nummer; Verbrauch an
                                 Kubikfußen in der Stunde; Lichtstärke. Anzahl der Wachskerzen, von 11 Zoll
                                 Länge, 6er.; Druck im Gasuhrmanometer; Druck im Seitenmanometer
                              
                           
                           Ein Blick auf diese Tabelle gibt sogleich zu erkennen, daß bei völlig geöffnetem
                              Hahnen der Brennerröhre eine bei weitem größere Quantität Gas verbraucht wird, um
                              eine bestimmte Lichtstärke zu erzielen, als wenn der Hahn der Brennerröhre nur
                              theilweise geöffnet ist, mithin bei dem Verbrauche einer bei weitem geringeren
                              Gasmenge dieselbe Lichtstärke erzielt werden kann. Ferner ist ersichtlich, daß
                              dieser so bedeutende Unterschied in der Lichtstärke nur begründet seyn kann in dem
                              durch das theilweise Schließen des Hahnens in der Brennerröhre selbst bewirkten
                              verminderten Drucke, wodurch es dem ausströmenden Gase gestattet ist vollkommener zu
                              verbrennen, und eine größere Lichtstärke zu erzeugen. Hingegen geht ein Theil des
                              Gases bei völlig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre unverbrannt hindurch, bläst
                              gleichsam wie ein kalter Luftstrom in die Flamme hinein, und stimmt somit die
                              Entzündungstemperatur und mit ihr die Lichtstärke der Flamme herab.
                           So z.B. verbraucht der Brenner Nr. 6 (der ersten Reihe) in einer Stunde 10,8
                              Kubikfuß, erzeugt dabei eine Lichtstärke von 31,3 Wachskerzen; wird dagegen der Hahn
                              der Brennerröhre soweit geschlossen, daß durch denselben
                              Brenner während einer Stunde nur 4 1/2 Kubikfuß hindurchgehen, so wird dadurch eine
                              Lichtstärke von 11 1/2 Wachskerzen erzielt. Dagegen verbraucht der Brenner Nr. 0 bei
                              völlig geöffnetem Hahnen 5,5 Kubikfuß in der Stunde und erzeugt dabei eine
                              Lichtstärke von nur 9 Wachskerzen.
                           Oder was dasselbe ist: Um eine Lichtstärke von 12,2 Wachskerzen zu erzeugen, wäre bei
                              völlig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre ein Brenner nöthig, welcher 6,5 Kubikfuß
                              in der Stunde (zweite Brennerreihe Nr. 3) verzehrt, während der Brenner Nr. 8 eine
                              Lichtstärke von 13,3 Wachskerzen erzeugt, wann derselbe auf einen Gasverbrauch von 4
                              1/2 Kubikfuß in der Stunde regulirt worden ist.
                           Es erhellt also hieraus die, wie es scheint, bis jetzt noch sehr wenig oder
                              unvollständig gekannte Thatsache, daß man bei Anwendung der höheren Nummern der
                              Schnitt- oder Fischschwanzbrenner, wenn man dieselben auf einen geringeren
                              Gasverbrauch regulirt, eine bei weitem, fast auf das Doppelte gesteigerte
                              Lichtstarke erzielen kann, als wenn man einen Brenner anwendet, der bei völlig
                              geöffnetem Hahnen – also an und für sich – dieselbe Menge Gas verzehrt.
                           Ein interessanter Versuch, welcher sich gewiß ganz auf die vorn erwähnten Ursachen
                              und Gesetze zurückführen läßt, ist der folgende:
                           Wenn man die kleinste Sorte Schnittbrenner, nämlich Nr. 00 auf eine Brennerröhre
                              anschraubt, deren Hahn vollständig geöffnet ist, und man bestimmt dessen Verbrauch an
                              Gas und die Lichtstärke der Flamme, so ergibt sich, daß er z.B. in der Stunde 3,1
                              Kubikfuß verzehrt, und dabei eine Lichtstärke von 1,9 Wachskerzen erzeugt (erste
                              Reihe der Schnittbrenner Nr. 00).
                           Setzt man nun über diesen Schnittbrenner einen Fischschwanzbrenner einer höheren
                              Nummer z.B. Nr. 5, ohne daß sonst irgend etwas verändert wird, so erhält man eine
                              Gasstamme die eine Lichtstärke von 5 Wachskerzen besitzt; es ist also bei ganz demselben Gasverbrauche, der ja durch diese Operation
                              weder vermindert noch vermehrt worden ist, die Lichtstärke um mehr als das 2 1/2
                              fache gesteigert worden.
                           Was endlich die Argand'schen Brenner betrifft, so kann bei diesen eine Steigerung der
                              Lichtstärke durch das Reguliren des Hahnens der Brennerröhre wenigstens nicht direct
                              erwiesen werden.
                           Da die Flamme des Argand'schen Brenners bei völlig geöffnetem Hahnen so groß und wild
                              erscheint, daß das Licht ungünstig wird, so muß die Flamme von vornherein so
                              regulirt werden, daß sie das günstigste Licht erzeugt.
                           Aber es kann nach dem Vorhergehenden nicht bestritten werden, daß – abgesehen
                              davon, daß die Construction und der Bau der einen oder der andern Art eines
                              Argand'schen Brenners an und für sich ein mehr oder weniger günstiges Licht erzeugt
                              – dieses hellere Licht bei einem guten Argand'schen Brenner mit zum größten
                              Theile auch dadurch eben bedingt ist, daß die Flamme
                              durch den Hahnen der Brennerröhre regulirt, also auf einen niedereren Gasverbrauch
                              gebracht ist, als der wäre, wenn die Flamme bei völlig geöffnetem Hahnen wirklich
                              ruhig fortbrennen würde.
                           Es muß aber auch aus den vorstehenden Resultaten noch weiter gefolgert werden, daß
                              ein Gas, dessen Lichtstärke bei einem bestimmten Verbrauche ermittelt worden ist,
                              die gefundene Lichtstärke nur beziehungsweise des angewandten Brenners besitzt,
                              indem sich dieselbe – wie wir gezeigt haben – günstiger gestaltet bei
                              Anwendung eines großen Brenners, wenn derselbe auf einen geringeren Verbrauch
                              regulirt worden ist, als bei Anwendung eines kleinern, welcher als solcher das
                              bedingte Quantum Gas verbraucht.
                           Die Außerachtlassung dieser Thatsachen ist unter Umständen von nicht unbedeutendem
                              Einflüsse, und kann zu mannichfachen Irrthümern Veranlassung geben.
                           Wenn zwischen den Gaslieferanten und den Konsumenten z.B. die contractliche
                              Bestimmung besteht, daß das Gas bei einem Verbrauche von 4 1/2 Kubikfuß per Stunde eine Lichtstärke von 9–10 Wachskerzen
                              besitzen soll, so kann von Seiten des Lieferanten allerdings dieser Bestimmung
                              Genüge geleistet worden seyn, indem er seinerseits – vielleicht ohne es zu
                              wissen – einen Brenner zu Grunde gelegt hat, der an und für sich eine größere
                              Quantität Gas consumirt und auf 4 1/2 Kubikfuß per
                              Stunde regulirt, die verlangte Lichtstärke abgibt, während von Seiten dessen,
                              welcher mit der Prüfung des Gases beauftragt ist, ein Brenner angewendet wird,
                              welcher an und für sich, d.h. bei völlig geöffnetem Hahnen der Brennerröhre 4 1/2
                              oder 5,8 oder 6,5 (zweite Reihe Nr. 1, 2, 3) Kubikfuß per Stunde consumirt und dann auf 4 1/2 Kubikfuß regulirt nur eine Lichtstärke von 5,7–7,5 und 10,5
                              Wachskerzen liefert.
                           Das Festhalten dieses Umstandes scheint daher auch bei dem Abschlüsse eines
                              Contractes zwischen dem Gaslieferanten und dem Consumenten von nicht unbedeutender
                              Wichtigkeit in Beziehung auf die zu verlangende Lichtstärke und die mit derselben im
                              Zusammenhang stehende eigentliche Beschaffenheit des
                              Gases zu seyn.
                           Um ein gegenseitiges sicheres Uebereinkommen zu treffen, oder – was dasselbe
                              ist – um ein Gas von einer bestimmten Beschaffenheit zu bedingen, wäre es
                              nöthig vorher festzusetzen, welche Sorte Schnittbrenner oder Fischschwanzbrenner zu
                              Grunde gelegt wird.