| Titel: | Verfahrungsarten zur Aufbereitung der beim Puddeln und Frischen des Roheisens abfallenden Schlacken, behufs ihres Verschmelzens in Hohöfen; von F. Crace Calvert, Professor der Chemie zu Manchester. | 
| Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. CV., S. 456 | 
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                        CV.
                        Verfahrungsarten zur Aufbereitung der beim
                           Puddeln und Frischen des Roheisens abfallenden Schlacken, behufs ihres Verschmelzens in
                           Hohöfen; von F. Crace
                              Calvert, Professor der Chemie zu Manchester.
                        Patentirt in England am 18. August 1854.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Juni 1855,
                              S. 539.
                        Calvert's Verfahrungsarten zur Aufbereitung der Frischschlacken
                           behufs ihres Verschmelzens in Hohöfen.
                        
                     
                        
                           Mein Zweck ist die Erzeugung einer besseren Qualität von Roheisen (und folglich von
                              Stabeisen) aus den beim Puddeln und Frischen abfallenden Schlacken. Das gewöhnliche
                              Verschmelzen dieser Schlacken über Hohöfen besteht darin, daß man sie entweder für
                              sich allein, oder mit Eisenerz versetzt, aufgibt, ohne jeden Vorbereitungsproceß,
                              ausgenommen daß man sie bisweilen vorher in Haufen röstet. Die Folge ist, daß sie
                              beim Heruntergehen im Hohofen bald zum hellen Rothglühen und in Fluß kommen, worauf
                              sie sich mit den verschiedenen Materialien, woraus die Beschickung des Hohofens
                              besteht, mischen. Ein Theil dieser Schlacken, welcher auf Erz oder Kohks fällt,
                              kommt aber nicht in Fluß und wird daher nach und nach in den Schmelzraum gelangen;
                              begreiflicherweise müssen aber diese Schlacken, wenn sie sich mit dem flüssigen
                              Roheisen mischen, dessen Qualität benachtheiligen, weil sie hauptsächlich aus
                              kieselsaurem Eisenoxydul, Schwefeleisen und Phosphoreisen bestehen.
                           Damit die Kieselerde, der Schwefel und der Phosphor mit dem erzeugten Roheisen nicht
                              in Berührung kommen können, muß man also jene Schlacken in einen Zustand versetzen,
                              wobei sie vollkommen flüssig werden. Dieser Zweck läßt sich durch eine der drei
                              folgenden Verfahrungsarten erreichen.
                           
                           Erstes Verfahren. – Es besteht darin, die
                              Frischschlacken mittelst des gewöhnlichen Pochwerks in ein grobes Pulver zu
                              verwandeln und sie dann mit der Hälfte ihres Gewichts gelöschtem Kalk zu versetzen,
                              der zu einem dicken Teig angemacht ist. Diese Masse wird gut gemischt und dann zu
                              Ziegeln von geeigneter Größe geformt, welche man nach dem Trocknen auf der Gicht des
                              Hohofens aufgibt. Man kann aber auch die aus Kalk und Schlacke bestehenden Ziegel
                              nach dem Trocknen in einem besondern Ofen rösten (was bisweilen nicht zu umgehen
                              ist) und sie dann mit dem gewöhnlichen Erz auf der Gicht des Hohofens aufgeben.
                           Zweites Verfahren. – Es besteht im Rösten oder
                              Oxydiren der Eisenschlacken, bevor sie mit gelöschtem
                              Kalk gemischt werden. Dieses Rösten der Schlacken kann nach zweierlei Methoden
                              bewerkstelligt werden.
                           Die erste Methode besteht darin, die Schlacken in feines
                              Pulver zu verwandeln und dasselbe in einen Röstofen zu geben, wie man ihn für die
                              Kupfererze anwendet; während des Erhitzens bis zum dunklen Rothglühen wird das
                              Pulver gut umgerührt, um das darin enthaltene metallische Eisen und Eisenoxydul in
                              Oxyd zu verwandeln, das Silicium in Kieselerde, die Phosphormetalle in phosphorsaure
                              Salze und den Schwefel in schweflige Säure. Nachdem das Pulver die helle
                              Rothglühhitze erreicht hat und keine schweflige Säure mehr gebildet wird, zieht man
                              es aus dem Ofen und vermischt es mit gelöschtem Kalk, um es auf oben angegebene
                              Weise zu verwenden.
                           Die zweite Methode besteht darin, die Schlacken in kleine
                              Stücke zu zerschlagen und dieselben mit einem kleinen Zusatz von Kohle in einen Ofen
                              zu bringen, dessen vier Wände zahlreiche Löcher in den Seiten haben, so daß die Luft
                              frei einziehen kann; durch dieselben Löcher werden die gerösteten Schlacken auch
                              ausgezogen. Ein solcher Röstofen wird wie ein gewöhnlicher Kalkofen betrieben; man
                              gibt nämlich die mit einem kleinen Verhältniß von Kohle versetzten Schlacken ohne
                              Unterbrechung an der Gicht auf, während die gerösteten Schlacken am Boden durch die
                              daselbst befindlichen Oeffnungen ausgezogen werden. Die so gerösteten Schlacken
                              werden auf beschriebene Weise mit gelöschtem Kalk behandelt.
                           Drittes Verfahren. – Die Frischschlacken werden zu Pulver zermahlen, das man
                              in Oefen bringt, die mit dem Hohofen vermittelst langer Canäle in Verbindung stehen,
                              in welche man die aus der Gicht des Hohofens entweichenden flüchtigen Producte
                              ableitet. Sollten die gepulverten Schlacken durch diese Gichtgase nicht so stark
                              erhitzt werden, daß letztere auf die Bestandtheile der Schlacken wirken können, so
                              müßte man sie durch directes Erwärmen auf die dunkle Rothglühhitze bringen; die Eisenoxydul-Silicate werden dann zersetzt und es bildet sich metallisches
                              Eisen. Nach beendigter Operation zieht man die reducirten Schlacken heraus und läßt
                              sie erkalten. Dieselben werden dann wieder zu Pulver zermahlen und auf oben
                              angegebene Weise mit gelöschtem Kalk behandelt.