| Titel: | Analyse und Darstellung einer Legirung zu Compositionsfeilen; von Professor A. Vogel jun. | 
| Fundstelle: | Band 136, Jahrgang 1855, Nr. CVI., S. 458 | 
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                        CVI.
                        Analyse und Darstellung einer Legirung zu
                           Compositionsfeilen; von Professor A. Vogel
                           jun.
                        Vogel, Analyse und Darstellung einer Legirung zu
                           Compositionsfeilen.
                        
                     
                        
                           Zum Auftragen von Polirroth auf kleinere Metallgegenstände bedient man sich
                              bekanntlich dünner Compositionsfeilen von silberweißer Farbe, eine Legirung von
                              verschiedenen Metallen. Sie finden besonders Anwendung in den Werkstätten der
                              Uhrmacher zum Poliren von Stahlzapfen etc., wie überhaupt um kleineren Theilen von
                              Stahl die tiefschwarze Politur zu verleihen, welche an einzelnen Theilen der
                              Taschenuhren bekannt ist.
                           Ein hiesiger Techniker übergab mir eine solche Feile mit dem Ersuchen, deren
                              Zusammensetzung zu bestimmen, um hiernach wo möglich diese Metallfeilen selbst
                              herzustellen, da sie hier (in München) nicht im Handel vorkommen, sondern nur
                              bisweilen von Handlungsreisenden, wahrscheinlich aus Genf, zu hohem Preise gekauft
                              werden können.
                           Die zur Untersuchung übergebene Metallfeile, 6'' lang und 5''' breit, war von
                              gelblich weißer Farbe, spröde, unter dem Hammer zerspringend und von zackigem
                              Bruche.
                           Die qualitative Analyse ergab die Composition aus Kupfer,
                              Zinn, Zink und Blei zusammengesetzt.
                           Die nach bekannten Methoden ausgeführte quantitative
                              Analyse ergab das Metallgemisch in folgenden Mengen legirt:
                           
                              
                                 Kupfer   
                                 64,4
                                 
                              
                                 Zinn
                                 17,6
                                 
                              
                                 Zink
                                   8,0
                                 
                              
                                 Blei
                                   8,6
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 98,6
                                 
                              
                           In runden Zahlen ausgedrückt, geben diese procentigen Werthe das Verhältniß der vier
                              Metalle wie folgt: 
                           
                           
                              
                                 Kupfer   
                                   8 Theile
                                 
                              
                                 Zinn
                                   2    „
                                 
                              
                                 Zink
                                   1 Theil
                                 
                              
                                 Blei
                                   1    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 12 Theile
                                 
                              
                           Nach diesen Quantitätsverhältnissen suchte ich die Legirung durch Zusammenschmelzen
                              der vier Metalle nachzubilden. Sie schmelzen in einem hessischen Tiegel im Windofen
                              unter einer Boraxdecke, und liefern im geschmolzenen Zustande eine Masse, welche die
                              Lehmform gut ausfüllt. Wegen der Sprödigkeit der Legirung ist es schwierig sie mit
                              der Feile zu behandeln; es ist daher am besten, die Metallstangen auf einem
                              mechanischen Schleifstein abzuschleifen, wodurch man ihnen leicht die für den
                              einzelnen Fall nothwendige Gestalt und die zweckmäßigsten Flächen geben kann.
                           Die nach obiger Analyse dargestellten Compositionsfeilen sind, wie die damit
                              angestellten zahlreichen Proben erwiesen haben, in ihrer Brauchbarkeit mit dem zur
                              Untersuchung übergebenen Muster vollkommen identisch.
                           Diese Compositionsfeilen sind hier bisher das Pfund zu etwa 5 fl. verkauft worden.
                              Nach den Preisen, wie die zur Legirung gehörenden Metalle im Kleinen von hiesigen
                              Metallhandlungen bezogen werden können, berechnet sich der Preis der Legirung nach
                              meiner Darstellung, schon in Formen gegossen und abgeschliffen, zu 1 fl. 12 kr. das
                              Pfund.
                           Jeder der sich mit Metallarbeiten beschäftigt, erkennt die Wichtigkeit eines
                              Gegenstandes, welcher wie der vorliegende das Auftragen von Polirmitteln, eine in
                              der Technik so häufig vorkommende Manipulation, zum Zwecke hat, indem es eine
                              bekannte Thatsache ist, daß die Unterlage oder überhaupt das Medium, mittelst dessen
                              ein Polirmittel auf einen Gegenstand aufgetragen wird, nicht nur nicht gleichgültig,
                              sondern für die Erreichung des Zweckes von großer Bedeutung ist. Es scheint, daß man
                              auf empirischem Wege, durch Erfahrung und fortgesetztes Probiren zu dieser Legirung
                              gelangt ist, die dem Zwecke in ausgezeichneter Weise entspricht.
                           Meine bisherigen Versuche haben gezeigt, daß eine unbedeutende quantitative Aenderung
                              der Legirung auf deren Brauchbarkeit einen wesentlichen Einfluß ausübe.
                           Durch Anfertigung und Vergleichung einer größeren Reihe von Leerungen, eine Arbeit,
                              die in meinem Laboratorium seit einiger Zeit im Gange ist, dürfte es vielleicht
                              gelingen, deren Brauchbarkeit für den entsprechenden Zweck in genauen Zahlenwerthen
                              kennen zu lernen.
                           Es erscheint kaum wahrscheinlich, daß die betreffenden Techniker fernerhin diese
                              Metalllegirung mit unverhältnißmäßig hohen Kosten von dem Auslande beziehen werden,
                              da, wie ich gezeigt habe, dieselbe um den vierten Theil des bisherigen Preises
                              entweder ganz leicht von jedem selbst dargestellt oder von Metallgießern auf
                              Bestellung angefertigt werden kann.