| Titel: | Ueber ein Mittel die Entstehung von Rauch in den mit Steinkohlen geheizten Dampfkesselöfen zu verhüten. – Apparat, mittelst dessen dieses Resultat erzielt worden ist; von Hrn. Duméril. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. XI., S. 29 | 
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                        XI.
                        Ueber ein Mittel die Entstehung von Rauch in den
                           								mit Steinkohlen geheizten Dampfkesselöfen zu verhüten. – Apparat, mittelst dessen
                           								dieses Resultat erzielt worden ist; von Hrn. Duméril.
                        Aus den Comptes
                                 								rendus, April 1855, Nr. 17.
                        Duméril, über ein Mittel die Entstehung von Rauch in den mit
                           								Steinkohlen geheizten Dampfkesselöfen zu verhüten.
                        
                     
                        
                           Bei der gegenwärtigen Methode, die mineralischen Brennmaterialien anzuwenden, ist es
                              									theoretisch und praktisch unmöglich, den Rauch vollständig zu verbrennen, und so von
                              									dem Heizmaterial das Maximum seines Wärmeeffects zu bekommen. Wenn auch unter den
                              									gegenwärtig bekannten Heizvorrichtungen sich solche befinden, die wegen ihrer
                              									sinnreichen Einrichtung alles Lob verdienen, und befriedigende Resultate liefern,
                              									falls sie mit Sorgfalt und Umsicht angewandt werden, so dürften doch noch Apparate
                              									wünschenswerth seyn, deren gute Wirkung von dem Wissen und Wollen des Heizers ganz
                              									unabhängig ist.
                           Bei sorgfältiger Untersuchung der Art, wie die Verbrennungserscheinungen in den
                              									bekannten Apparaten vor sich gehen, wie, in welcher Ordnung und unter welchen
                              									Bedingungen die Kohlenwasserstoffe sich bilden und entweichen, überzeugte ich mich,
                              									daß der Rauch, welcher sich über der in Verbrennung befindlichen Schicht bildet,
                              									nothwendig alle Kohlensäure enthält, welche diese Lage producirte und daher ein sehr
                              									schwer zu entzündendes Gemenge darstellt. Die frische Steinkohle, welche auf das
                              									Feuer geworfen wird, um dort der trocknen Destillation zu unterliegen, nimmt hiezu
                              									einen Theil der Ofenwärme in Anspruch. Die Wärmestrahlung der durch die neue Lage
                              									zugedeckten brennenden Fläche kann jene Schicht nicht durchdringen, um die über
                              									derselben sich entwickelnden Gase zu erhitzen und zu entzünden. Die plötzlich auf
                              									eine brennende Lage geworfene Kohle wird bei der hohen Temperatur calcinirt, statt
                              									allmählich die trockene Destillation durchzumachen. Die Zeitpunkte, welche
                              									unmittelbar dem Nachschüren folgen, zeichnen sich daher durch abnorme Entwickelung
                              										von Rauch aus,
                              									welchem zu seiner Verbrennung nicht nur die gehörige Wärme, welche ja nicht bis zu
                              									ihm gedrungen ist, sondern auch die entsprechende Sauerstoffmenge abgeht. Das
                              									zeitweise Zuleiten von Luft, welches diese Uebelstände aufheben soll, wirkt nicht
                              									regelmäßig, und schadet überdieß, wenn es zur Unzeit kommt. Bei Anwendung einer
                              									mechanischen Vorrichtung, welche das Brennmaterial gleichförmig vertheilt, muß
                              									nothwendig mehr Luft einziehen, als zur Verbrennung erforderlich ist. Die
                              									Gleichförmigkeit der Wirkung, das Gleichgewicht aller Functionen wird unterbrochen,
                              									wenn man die Hitze verstärken will. Ueberhaupt kann man nur durch eine, in der
                              									Praxis kaum mögliche Aufmerksamkeit die verschiedenen Bedingungen der Verbrennung so
                              									genau handhaben, daß sie in beständiger Uebereinstimmung mit einander bleiben.
                           Alles dieses führt folgerecht zu der Annahme, daß zur Lösung der Aufgabe nachstehende
                              									Bedingungen erfüllt werden müssen: 1) müssen die brennbaren Gase in der Nähe reiner
                              									Luft entstehen; 2) müssen sie mit Hülfe guten Zuges zugleich mit atmosphärischer
                              									Luft durch ein Mittel gehen, welches ihnen die nöthige Entzündungswärme mittheilen
                              									kann; 3) müssen sie sich nicht über einer Lage kalter, sondern über vollkommen
                              									glühender Steinkohle entwickeln; 4) muß man die Höhe der Beschickung regeln, d. i.
                              									die Gränze derselben einhalten, wobei die Bildung des Kohlenoxyds beginnt; 5) muß
                              									die Verbrennung durchaus gleichförmig unterhalten werden, damit das hülfsweise
                              									Zulassen von Luft unnöthig oder doch unschädlich für den Nutzeffect des Ofens wird.
                              									Es kommt alles darauf an, nicht zuerst Rauch hervorzubringen und ihn dann wieder zu
                              									zerstören, sondern seiner Entstehung durch eine vollkommene Verbrennung von
                              									vornherein vorzubeugen.
                           Meine Art das Problem zu lösen, beruht auf einem sehr einfachen Princip, nämlich
                              									darauf, daß man die gegenwärtige Methode des Nachschürens umkehrt, d.h. die
                              									anzuzündende Kohle unter die brennende bringt, ohne
                              									jedoch dabei die Grundbedingungen guten Zuges im geringsten außer Acht zu lassen.
                              									Dieß wird erreicht, wenn man einen Zuleitungscanal anwendet, dessen Querschnitt
                              									gegen den Ofen wächst; in diesen Canal werden durch seine kleinere Mündung die
                              									Kohlen außerhalb des Ofens eingeschoben; er mündet gegen die Mitte des Herdes unter
                              									einem Winkel von etwa 40 Graden aus; auf letzterem Theil seiner Länge ist er wie ein
                              									Rost durchbrochen.
                           Der Ofen wird mit Kohks angeheizt und zur Unterhaltung des Feuers verwendet man
                              									Steinkohlen, welche durch den Zuleitungscanal unter die brennenden Kohks geschoben
                              									werden.
                           
                           Der Hergang ist nun folgender: Da die Steinkohle nur durch eine ihrer Flächen mit der
                              									Wärme in Berührung kommt, so destillirt sie auch nur auf einer Seite. Die frische
                              									Luft in der Nähe des Rostes, auf welchem die kalte Steinkohle liegt, wird durch den
                              									Zug eingesogen und dringt in den Herd, wobei sie sich mit den Kohlenwasserstoffen in
                              									dem Augenblicke vermischt, wo diese entstehen. Dieses Gemisch ist vollkommen
                              									brennbar und entzündet sich bei dem Durchgange durch die glühende Kohlenlage; die
                              									Entwickelung der Flamme erfolgt über einer ganz entzündeten
                              									Brennmaterial-Schicht. Die Wärmestrahlung der obern Fläche des Brennmaterials
                              									wird nicht mehr durch das Darüberlegen neuer Kohle unterbrochen. Da man zur
                              									Verbrennung sehr hohe Kohlenschichten anwenden kann, so läßt sich nach Belieben
                              									Kohlenoxydgas erzeugen, womit man durch Zulassen von Sauerstoff sehr hohe Hitzegrade
                              									erreichen kann.
                           So müssen alle Verbrennungsvorgänge regelmäßig und ununterbrochen stattfinden, und da
                              									keine Unterbrechung derselben vorkommt, so kann es nur vortheilhaft seyn, über dem
                              									Herde noch Luft einziehen zu lassen. Der Rost besteht aus drei Abtheilungen, daher
                              									man den Zug nach Belieben örtlich verstärken kann, entweder an denjenigen Stellen wo
                              									sich die Rauch bildende rohe Steinkohle befindet, oder auf dem Theil des Rostes
                              									welcher mit den in Kohks übergegangenen Kohlen bedeckt ist. Da das Nachschüren nicht
                              									mehr durch die Thüre des Herdes bewerkstelligt wird, so geht die ganze Verbrennung
                              									im geschlossenen Raume vor sich. Man öffnet den Herd nur in Zwischenräumen von zwei
                              									bis drei Stunden, um die Schlacken wegzunehmen, welche in seiner Mitte einen
                              									einzigen Haufen bilden: in Folge der Umkehrung der Schürmethode, unter dem Einflusse
                              									lebhaften Zuges, sind nämlich die Verbrennungserscheinungen ebenfalls die
                              									umgekehrten; die große Hitze, welche gegenwärtig am Roste ist, befindet sich nun am
                              									obern Theil; die trockene Destillation, welche am obern Theil stattfand, ist
                              									hingegen nach dem Roste verlegt, und die Unterbrechung der Verbrennungsvorgänge ist
                              									nun trotz des zeitweisen Nachschürens aufgehoben, so daß jene continuirlich und
                              									regelmäßig vor sich gehen.
                           Da die Kohle in dem Zuleitungscanale nicht fortgleiten könnte, wenn dieser überall
                              									gleichen Querschnitt hätte, so gab ich diesem Canal einen im Verhältnisse von 12
                              									Procent vom Herd gegen die obere Mündung abnehmenden Querschnitt, was nebst dem
                              									Zulassen von Luft über dem Herd das Wesentliche des neuen Apparates ausmacht.