| Titel: | Beschreibung eines Verfahrens Zink, Zinn, Blei Eisen, Stahl zu verkupfern, zu vergolden, versilbern oder zu bronziren. Nach ursprünglicher Anleitung der Professoren Balard und Usiglio an der Sorbonne zu Paris, im September 1842 praktisch ausgeführt von Georg Hossauer in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. XXXIV., S. 119 | 
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                        XXXIV.
                        Beschreibung eines Verfahrens Zink, Zinn, Blei
                           								Eisen, Stahl zu verkupfern, zu vergolden, versilbern oder zu bronziren. Nach
                           								ursprünglicher Anleitung der Professoren Balard und Usiglio an der Sorbonne zu Paris, im September 1842 praktisch
                           								ausgeführt von Georg Hossauer in Berlin.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung
                                 								des Gewerbfleißes in Preußen, 1855, zweite Lieferung.
                        Hossauer, Beschreibung eines Verfahrens Zink, Zinn, Blei, Eisen,
                           								Stahl zu verkupfern etc.
                        
                     
                        
                           Zur Erleichterung einer vollständigen Reinigung der Oberfläche des Gegenstandes von
                              									Zink, welcher verkupfert werden soll, und wenn derselbe alt und stark oxydirt oder
                              									fettig ist, habe ich nach verschiedenen Versuchen bei meiner Praxis gefunden, daß
                              									eine Auflösung von 10 bis 15 Theilen Aetzkali in 100 Theilen abgekochtem Regenwasser
                              									genügt, wenn der Gegenstand nicht einzelne, grobe, aus den Poren des mangelhaften
                              									Gusses entstandene Zinkoxyd-Flecke enthält. Solche Stellen werden vor der
                              									allgemeinen Reinigung erst aufgeweicht, mit Sand, Holzspan, oder nach Beschaffenheit
                              									mit Riffel, hinterher mit Bimsstein oder Kohle behandelt oder selbst verlöthet, je
                              									nachdem der Gegenstand mehr oder weniger grob gearbeitet oder künstlerisch ciselirt
                              									und ausgeführt ist, beseitigt, damit der ganze Körper der einzelnen Stellen wegen
                              									nicht zu lange in der Lauge bleiben muß.
                           Ist der Gegenstand so nach Umständen vorbereitet, so hänge ich ihn in die Lauge an
                              									den Kupferpol der galvanischen Elemente; mit dem Zinkpole verbinde ich ein hartes
                              									Kupfer – oder Messingblech von entsprechender Länge und Stärke im Verhältniß
                              									des Stückes, welches verkupfert werden soll. Diesem angemessen müssen auch mehr oder
                              									weniger Elemente eingerichtet seyn, und besonders danach gesehen werden, daß nicht
                              									ein zu starker galvanischer Strom den Zinkkörper durchströmt, weil sonst die
                              									Auflösung des Zinks auf der Oberfläche befördert und dadurch die feine Arbeit
                              									abgestumpft wird. Denn es darf nur so wenig experimentirt werden, daß das Unreine
                              									sich mittelst geringer Elektricität ab- oder auflöst und die Oberfläche
                              									metallfrisch wird, was sehr bald geschieht, wenn der galvanische Strom wiederum
                              									nicht zu schwach ist. Sieht man, daß die Unreinigkeit auf der Fläche sich löst, so
                              									nimmt man das Stück aus der Lauge und überbürstet es auf Flächen, in Vertiefungen
                              									und Falten mit harten Pinseln, und man wird eine frische Metallfläche nach
                              									wiederholtem Abspülen in frischem Wasser hergestellt haben. Um sicher zu seyn, daß
                              									die Oberfläche recht frisch werde, und sich mit dem Kupfer vollständig legire, wobei
                              									auch die ganz feinen, dem Auge unsichtbaren Poren, welche beim Guß vorkommen, mit
                              									verwachsen und das Kupfer sich nicht bloß anlege, hänge ich das Stück Arbeit
                              									nochmals eine kurze Zeit in die Lauge, um etwaige Stellen, welche zufällig beim
                              									Reinigen mit den Fingern berührt seyn könnten, wieder frisch zu machen.
                           Bei frisch gegossenen, neu fertig gewordenen Arbeiten von Zink, Zinn oder Blei, die
                              									nicht lange Zeit gestanden haben, genügt es, wenn sie nur eine halbe Stunde in die
                              									Lauge gelegt werden; man kann sie auch mit scharfer Lauge (Aetzkali) bestreichen und
                              									kurze Zeit stehen lassen, dann aber mit fein gesiebtem Sande überbürsten und
                              									wiederholt in frischem Wasser abspülen.
                           Bei dieser, wie bei der vorhergehenden Manipulation muß möglichst vermieden werden,
                              									die Gegenstände mit trockenen bloßen Händen anzufassen, man muß sie vielmehr mit
                              									nassen reinen Händen, oder besser mit nassen reinen leinenen Lappen handhaben; denn wo mit trockener
                              									Hand an eine trockene Stelle gefaßt wird, legt sich das Kupfer nur an, verwächst
                              									aber nicht mit dem Metallkörper.
                           Ist die Reinigung auf die eine oder andere Weise geschehen, so kommt das Stück
                              									sogleich in das so nahe als möglich stehende Kupferbad, worin es am Zinkpole, am
                              									Kupferpole aber ein geglühter Streifen Kupferblech befestigt wird, welcher dem zu
                              									verkupfernden Gegenstande entsprechend groß und lang genug seyn muß, weil sonst die
                              									Ablagerung nicht überall vollständig vor sich geht. Der galvanische Strom darf auch
                              									hierbei im Verhältniß zum Metallkörper weder zu stark noch zu schwach seyn. Ist
                              									alles vorbereitet, wie beschrieben, so beginnt die Verkupferung augenfällig gleich
                              									nach dem Einhängen ins Bad.
                           
                        
                           1. Das Kupferbad
                           fertige ich an wie folgt:
                           
                              1) ich löse 2 Theile Cyankalium in 40 Theilen heißem Regenwasser
                                 										auf (100 Gramme zu 1 Liter), und fälle damit eine der Menge des Cyankaliums
                                 										entsprechende Menge aufgelösten Kupfervitriol. Das niedergeschlagene
                                 										Kupfercyanid süße ich aus, lasse es langsam nur wenig trocknen und verwahre es
                                 										in einer verstopften Flasche.
                              2) Von diesem Cyankupfer löse ich 100 Theile in einer Auflösung
                                 										von 500 Theilen Cyankalium zu 3000 Theilen Wasser bei gelinder Wärme auf. Ist
                                 										dieß geschehen, so gieße ich noch 2000 Theile (2 Liter) Wasser hinzu und
                                 										verstärke die Hitze allmählich, lasse die Flüssigkeit in emaillirten eisernen
                                 										Geräthen eine Viertelstunde lang mäßig kochen, hierauf abkühlen, gieße das Klare
                                 										ab, und filtrire den trüben Rest, wo zuletzt ein gallertartiger Rückstand auf
                                 										dem Filtrum verbleibt. Sodann gieße ich noch ein halb bis zwei Mal so viel
                                 										geklärtes Regenwasser hinzu, wonach das Kupferbad zum Gebrauche fertig ist, und
                                 										sich die Flüssigkeit wasserklar zeigt.
                              
                           Ist der Gegenstand, welcher verkupfert werden soll, in der zuerst oder zuletzt
                              									beschriebenen Weise sorgsam auf der ganzen Oberfläche vollkommen oxydfrei
                              									(metallfrisch) gemacht und mit dem Zinkpole im Bade in Verbindung, am Kuferpole
                              									aber, wie schon bemerkt, ein Streifen Kupferblech angebracht, so findet eine
                              									zuverlässige Legirung, oder ein Verwachsen des Kupfers mit dem Zink, Zinn oder Blei
                              									auf der Oberfläche statt, und das Bad wird durch das eingehängte Kupferblech in
                              									constantem Kupfergehalte erhalten. Ich habe auf diese Weise im Jahre 1843 ein Bad
                              									drei Monate lang in öfteren Gebrauch erhalten, nachdem erst aufgekocht, etwas
                              									Cyankalium mit Wasser
                              									zugesetzt und filtrirt worden. In solchem Bade habe ich Zink, Zinn, Blei, Eisen,
                              									Stahl so schön verkupfert, daß ich gleich hinterher die Stücke vollständig
                              									vergolden, versilbern oder antik machen konnte. Will man eine starke Lage Kupfer
                              									sicher dauernd bewirken, so muß man den Gegenstand länger im Bade lassen, statt sich
                              									mit dem in kurzer Zeit bewirkten Kupferanfluge zu begnügen. Ein solcher Anflug von
                              									Kupfer oder Bronze setzt sowohl in feuchten, als auch in trockenen Räumen, selbst
                              									unter Glas, sehr bald Zinkoxyd ab, wodurch der Gegenstand in freier Luft mit der
                              									Zeit graugrün, im abgeschlossenen Raume aber zinkgrau mit Kupfer emaillirt
                              									erscheint, wie die Erfahrung seit zehn Jahren gelehrt hat.
                           Will man eine schön rothe matte Verkupferung, ähnlich der matten Vergoldung oder
                              									matten Versilberung bewirken, so muß das Bad bei Zink, Zinn, auf 20 bis 25 Grad, bei
                              									Eisen und Stahl aber auf 40 bis 50 Grad R. erhalten und das Wasser, welches etwa
                              									beim Aufdecken verdampft, ersetzt werden.
                           Wie stark und fest eine gute Verkupferung auf Zink ist, wird dadurch bewiesen, daß
                              									die kleine Figur, welche ich 1843 bei dem Feste des Gewerbe-Vereins mit
                              									andern zinkverkupferten und darauf vergoldeten und versilberten Gegenständen zum
                              									Schmuck des Saales aufgestellt hatte, während dreier Jahre der freien Luft
                              									ausgesetzt, dennoch sich nicht oxydirt hatte, sondern nur angelaufen und mit
                              									betrocknetem Staube überzogen war. Nach diesem Zeitraume habe ich sie über Dämpfe
                              									von Goldchlorid gehalten, um sie oxydiren zu lassen; sie setzte auch ein
                              									dunkelbraunes Oxyd an, und hat darauf in diesem Zustande etwa fünf Jahre lang im
                              									Freien auf einem Dache gestanden, wo sie in Vergessenheit kam. Als sie wieder
                              									vorgefunden wurde, machte ich sie bis auf ein Drittheil ihrer Höhe durch verdünnte
                              									Schwefelsäure oxydfrei; sie erschien an diesem Theile wieder so frisch, als wäre sie
                              									eben verkupfert worden.
                           Es ist ein Uebelstand, daß aus den unsichtbaren Poren des Zinkgusses, selbst nach
                              									heißem Abtrocknen, später ein Rückstand von Feuchtigkeit ausschwitzt und
                              									schwarzgraue Flecke absetzt. Sind diese trocken, so kann man sie einzeln mit
                              									feuchten Lappen und etwas Formsand abscheuern; es kommt dann zwar das frische Kupfer
                              									wieder zum Vorschein, indessen ist das Matte dadurch gestört.
                           In einem solchen Kupferbade habe ich unter andern Gegenständen auch oxydfreies
                              									Eisenblech auf 3/5 der Fläche verkupfert, 2/5 davon versilbert und 1/5 darauf
                              									vergoldet und am Ende einen halben Zoll angeschnitten. Dieser Einschnitt wurde
                              									sodann auf dem Amboße mit einem Finnhammer 1/4 Zoll länger ausgestreckt und die drei
                              									verschiedenen Lagen Metall als: Gold, Silber, Kupfer aufeinander legirt; sie hielten
                              									dergestalt, daß ein
                              									festes Verwachsen am Eisenbleche unzweifelhaft war. Dieß Stück erregte besondere
                              									Aufmerksamkeit in der Gewerbevereins-Versammlung am 12. December 1842.
                           Will man aber, um Kosten und Zeit zu ersparen, die Gegenstände von Zink, Zinn, Blei,
                              									Eisen, Stahl nicht mittelst der Elemente in der Lauge oder Beize, je nach
                              									Beschaffenheit des Metalls, sondern nur mit scharfer Lauge oder Beize und Sand
                              									abscheuern, oder auf andere Weise aus freier Hand vermeintlich einfacher rein machen
                              									und dann im kalten Kupferbade leicht verkupfern, so kann sich nach meiner
                              									Ueberzeugung nur eine Kupferhaut an den Gegenstand aus Zink anlegen, welche nicht
                              									vollständig metallisch verwächst, unsichtbar fein poröse bleibt und später, wie mich
                              									die Erfahrung gelehrt hat, durchweg Zinkoxyd absetzt, und sowohl in feuchter, als
                              									auch in abgeschlossener Luft, sogar unter Glas grau-fleckig wird. Würde man
                              									eine solche nicht angewachsene Verkupferung oder Vermessingung mit dem Stahle
                              									Poliren, so steigt die Metallhaut auf und kann abgeblättert werden; ist die
                              									Ablagerung sehr schwach und hat der Gegenstand nur einen Anflug von Kupfer oder
                              									Messing erhalten, so steigt diese nicht auf, hält aber auch nicht für längere Dauer.
                              									Aus diesen Gründen halte ich das einfache Reinigungs-Verfahren für ein sehr
                              									unvollkommenes und gefährliches, zumal wenn nach der Verkupferung die Gegenstände
                              									vergoldet oder versilbert werden sollen. Insbesondere müssen Stahl und Eisen in
                              									verdünnter Schwefelsäure, mit Eisenvitriol versetzt, mittelst der galvanischen
                              									Elemente vollständig metallfrisch gemacht werden, bevor man sie verkupfert oder
                              									bronzirt.
                           
                        
                           2. Messing- oder
                                 										Bronze-Bad.
                           Zink, Zinn, Blei, Kupfer, Eisen und Stahl zu bronziren, oder zu
                              										vermessingen,Messing wird, beiläufig bemerkt, in der Kunstsprache oft Bronze genannt und
                                    											für eine bessere Qualität geltend gemacht, wiewohl es Thatsache ist, daß die
                                    											vergoldeten oder vert antique gemachten Pariser
                                    											Bronzeartikel keine andere Legirung sind als Messing. im Januar 1843.
                           Bei den ersten Versuchen, welche ich im Januar 1843 anstellte, hatte ich die
                              									Reinigung für Zink, Zinn etc. in einem Laugenbade mit galvanischen Batterien
                              									vorgenommen, wie vorstehend beschrieben ist, um eine vollständig oxydfreie,
                              									metallfrische Oberfläche des Metalls zu erhalten. Als damals Hr. ProfessorProfesser H. Rose meine verkupferten Gegenstände und das
                              									Vergolden in meiner Wertstätte einer günstigen Beurtheilung würdigte, äußerte derselbe, er sey
                              									überzeugt, daß eine Mischung von Zinkchlorid mit Kupfervitriol, in Wasser gelöst,
                              									eine Ablagerung von Bronze geben werde, und da Hr. Professor Magnus, um seine Meinung von mir befragt, damit einverstanden schien,
                              									stellte ich mit kleinen Metallstücken Versuche an. Nach mehrfachen damaligen
                              									mühsamen Proben (1843) fand ich endlich das Resultat bewährt, daß ein Bad zum
                              									Vermessingen oder Bronziren zum praktischen Gebrauche wie folgt angefertigt werden
                              									muß: man löse Zinkchlorid in nur so viel heißem Wasser auf, bis die Flüssigkeit klar
                              									ist, ebenso Kupfervitriol in heißem Wasser. Mit einer Cyankalium-Lösung von
                              									100 Theilen in 1000 Theilen warmem Wasser fällte ich zuerst aus der
                              									Kupfervitriol-Lösung Cyankupfer, bis der anfänglich entstandene Niederschlag
                              									von Cyankupfer sich vollständig aufgelöst hatte, und die grasgrüne über demselben
                              									stehende Flüssigkeit völlig klar geworden war. In diese Auflösung schüttete ich nach
                              									und nach von der Auflösung des Zinkchlorids unter Umrühren so lange, bis die
                              									Flüssigkeit eine weißliche Trübung zeigte. Hierauf goß ich die Mischung in einen
                              									emaillirten Kessel, erwärmte dieselbe bis zum Siedepunkte mit 2000 Theilen (2 Liter)
                              									Wasser, ließ sie abkühlen und filtrirte sie darauf. Mit einem zweifachen Gewicht
                              									Wasser verdünnt, ist sie sodann zum Gebrauche fertig.
                           Der gereinigte vorbereitete Gegenstand wurde am Zinkpole, und am Kupferpole ein
                              									Messingblechstreifen (vorher geglüht) wie bekannt befestigt und so bei einer Wärme
                              									von etwa 20° R. vermessingt oder bronzirt. Eine leichte Ablagerung von
                              									Messing erwies sich auf einem bei Seite gestellten Gegenstand als ungenügend, weil
                              									sich feine Zinkoxydflecke als ein grauer Staub gebildet hatten. Es ist deßhalb
                              									anzurathen, sich nicht allein mit der Messingfarbe (einem Anfluge) zu begnügen,
                              									sondern den Gegenstand, welcher bronzirt werden soll, so lange im Bade liegen zu
                              									lassen, bis man durch gemachte Proben überzeugt ist, daß eine Ablagerung von
                              									schwacher Papierstärke stattgefunden hat. Eine so starke Ablagerung widersteht nach
                              									gemachten Erfahrungen der Luft, sie oxydirt sich erst nach langer Zeit, wird
                              									grünlich, wie das vert antique der ächten Bronze, und
                              									läßt sich auch gleich nach dem Bronziren künstlich vert
                                 										antique machen; auch ist es bei der Dichtigkeit der Ablagerung möglich, daß
                              									dergleichen Bronze die schönste matte Vergoldung annimmt, wovon ich durch
                              									wiederholte Versuche mich überzeugt habe. Man kann den Farbenton der Bronze auf Zink
                              									und Zinn blank halten, wenn man mit scharfen Elementen arbeitet, dunkler,
                              									tombakartig, wenn man stärkere Elektricität anwendet; auch mit der Anode von Messing
                              									kann man auf Veränderung des Farbentons hinwirken.
                           
                           Ich bin sehr gern erbötig, denjenigen Personen, welche Bedenken dabei haben, die
                              									Thatsachen praktisch darzulegen und nähere Auskunft über das eine oder das andere
                              									Verfahren in meiner Werkstätte zu geben, jedoch bitte ich, sich über die Zeit mit
                              									mir vorher zu verständigen.