| Titel: | Dampfmaschinen mit großer Geschwindigkeit, System von Flaud und Giffard. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. XLIII., S. 161 | 
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                        XLIII.
                        Dampfmaschinen mit großer Geschwindigkeit, System
                           								von Flaud und Giffard.
                        Aus
                           								Armengaud'sGénie industriel, Mai 1855, S. 241.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. III.
                        Flaud's Dampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Der Maschinenbauer Hr. H. Flaud zu Paris hat sich
                              									besonders durch seine mit großer Geschwindigkeit arbeitenden Dampfmaschinen einen
                              									Ruf erworben. In den Jahren 1853 und 1854 hat er für das Seine-Departement
                              									eine bedeutende Anzahl kleiner Motoren geliefert, deren Gesammtleistung mehr als
                              									1100 Pferdekräfte beträgt, und die Erfahrung hat sich sehr zu deren Gunsten
                              									ausgesprochen.
                           Die Flaud'schen Maschinen unterscheiden sich von andern
                              									derartigen Constructionen besonders dadurch, daß sie eigenthümliche, von den
                              									gewöhnlichen abweichende Verhältnisse haben. Es fiel diesem Constructeur bald auf,
                              									daß man bisher die Kolben der Dampfmaschinen mit einer so geringen Geschwindigkeit,
                              									im Verhältniß zu der natürlichen Expansion des Dampfes, bewegte. Er behauptete, daß
                              									wenn man die absolute Geschwindigkeit, welche man dem Kolben bei den gewöhnlichen
                              									feststehenden Maschinen ertheilt, verdoppelt (wobei sie noch wenigstens
                              									zweihundertmal unter der Expansionsgeschwindigkeit der Hochdruckdämpfe bleibt), die
                              									bisherigen Grundsätze anwendbar sind und auch der Nutzeffect sich nicht ändert. Die
                              									Praxis scheint die Richtigkeit dieser Behauptung erwiesen zu haben und die Expansion
                              									wirkt in den Flaud'schen Maschinen der Art, daß man
                              									bemerkenswerthe ökonomische Resultate erhält.
                           Sobald aber Hr. Flaud die gewöhnlichen Verhältnisse der
                              									Maschinen verließ, kam er auf ein ganz unbekanntes Feld, und mußte also neue Studien
                              									machen, um die Organe der Maschine ihrem neuen Betriebe anzupassen. Es war eine große Einfachheit
                              									des Mechanismus, und eine relative Stärke gewisser Theile, welche auf den ersten
                              									Blick als übertrieben erscheinen kann, erforderlich. Die Versuche des Constructeurs
                              									sind jedoch vollständig gelungen, und es geht nichts über die Einfachheit und die
                              									Beweglichkeit seiner Maschinen, welche überdieß so wenig Platz einnehmen und einen
                              									so mäßigen Preis haben, daß sie sich zur allgemeinen Anwendung sehr empfehlen.
                           Hr. Flaud fabricirt seine Maschinen im eigentlichen Sinne
                              									des Wortes; ganz genau entworfene und ausgeführte Modelle, die sich stets
                              									wiederholen, Arbeiter welche immer dieselben Theile und diese daher sehr gut
                              									ausführen, charakterisiren seine Werkstatt.
                           Diese kleinen Motoren erfordern fast gar kein Fundament; ihre Leichtigkeit gestattet
                              									sie überall hin zu transportiren.
                           
                              
                                 Eine Maschine von
                                   3 Pferdekräften wiegt ungefähr
                                   150 Kilogr.,
                                 
                              
                                   „        „            „
                                   5          
                                    											„            
                                    											„          
                                    											„
                                   250    „
                                 
                              
                                   „        „            „
                                 10          
                                    											„            
                                    											„          
                                    											„
                                   600    „
                                 
                              
                                   „        „            „
                                 15          
                                    											„            
                                    											„          
                                    											„
                                 1000    „
                                 
                              
                           Fig. 13
                              									stellt eine Flaud'sche Maschine mit senkrechtem Cylinder
                              									dar. Bei der Maschine von 10 Pferdekräften macht z.B. das Schwungrad 300 Umdrehungen
                              									in der Minute. Die Bewegungsübertragung erfolgt durch einen Treibriemen; die
                              									Treibrolle hat gewöhnlich 0,50 Met. Durchmesser und 0,20 Meter Breite; bei diesen
                              									Verhältnissen gleitet selbst ein ungespannter Riemen nicht.
                           Wir werden später auch die Maschine mit horizontalem Cylinder und die Lokomobilen von
                              										Flaud beschreiben, und dabei die Resultate und den
                              									Brennmaterialverbrauch welche man beim Betriebe einer solchen Maschine von 10
                              									Pferdekräften erlangt hat, mittheilen. Eine solche Maschine treibt einen Huart'schen Speicher (polytechn. Journal Bd. CXXXV S. 99)
                              									im Proviantamte zu Paris.
                           Die beschriebene Maschine ist auf der Industrieausstellung zu Paris aufgestellt und
                              									im Betriebe.
                           
                        
                     
                  
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