| Titel: | Das Stahlpuddeln auf dem königl. preuß. Hüttenwerke zu Lohe bei Siegen; von Hrn. Düber zu Lohe. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. L., S. 189 | 
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                        L.
                        Das Stahlpuddeln auf dem königl. preuß.
                           								Hüttenwerke zu Lohe bei Siegen; von Hrn. Düber zu
                           								Lohe.
                        Im Auszug aus der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preuß. Staate Bd. II, Lief.
                              								4.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									III.
                        Düber, über das Stahlpuddeln auf dem königl. preuß. Hüttenwerke zu
                           								Lohe bei Siegen.
                        
                     
                        
                           So wie der Aufschwung der Stabeisenfabrication in dem allmählichen Verlassen des
                              									Herdfrischprocesses mit Holzkohlen und der Annahme des Puddelprocesses mit
                              									Steinkohlen, wodurch die Fabrication wohlfeiler und ausgedehnter wird, liegt, so
                              									wird auch die Annahme des Stahlpuddelns und Beschränkung des Stahlfrischens in
                              									Herden diesen wichtigen Productionszweig heben, was die letztern Jahre in der preuß.
                              									Provinz Westphalen schon bewiesen haben. Indem wir uns auf dasjenige beziehen, was
                              									wir schon im polytechn. Journal über diesen Gegenstand mitgetheilt habenBd. CXXIV S. 425, Bd. CXXVIII S. 353, Bd. CXXXV S. 354., lassen wir hier einen Auszug der Beschreibung des Stahlpuddelns zu Lohe,
                              									welche in unserer Quelle über 11 Quartseiten umfaßt, nachfolgen.
                           Man puddelt zu Lohe seit dem Herbste 1851 und verarbeitete anfänglich dieselben
                              									Roheisensorten wie beim Rohstahlfrischproceß, nämlich 2/3 Rohstahleisen vom Müsener
                              									Grund und 1/3 Nebeneisen. Das erstere wird ausschließlich aus Spatheisenstein vom
                              									Müsener Stahlberg (Müsener Grund), das Nebeneisen (auch Ausschmelzeisen genannt,
                              									weil damit der Rohstahlfrischproceß eingeleitet wird) aus Spatheisenstein von den
                              									Nebengruben des Müsener Stahlbergs erblasen. Bei der Frischarbeit fällt daraus der
                              									schon seit Jahrhunderten rühmlichst bekannte Loher „Edelstahl“ und „Mittelkür“. Bei einer und derselben Beschickung unter
                              									Mitanwendung von Kohks und bei entsprechendem Kalkzuschlag fallen, in der Menge von
                              									dem Verhältniß des Beschickungssatzes zum Brennmaterial abhängend, aus Stahlberger
                              									Spatheisensteinen folgende Rohstahleisensorten, und zwar der Gare nach aufsteigend:
                              										a) weißes Rohstahleisen
                              									bei untergarem Gange des Hohofens; b) Spiegeleisen beim normalen Gargange und c) graues Rohstahleisen bei
                              									übergarem Gange des Ofens. Zwischen diesen Hauptsorten liegen natürlich noch
                              									Uebergangssorten.
                           
                           Bei dem Spiegeleisen und überhaupt beim Stahlberger
                              									Rohstahleisen wird nach dem Einschmelzen im Puddelofen kalte
                                 										Rohschlacke zugesetzt, um dasselbe durch diese Abkühlung auf die zum
                              									Frischen geeignete Temperatur zurückzuführen, sodann aber durch die chemische
                              									Einwirkung dieses wenig garenden Zuschlags die später garend wirkende Schlacke des
                              									Rohstahleisens selbst zu neutralisiren. Beim Nebeneisen
                              									ist hierzu weniger Veranlassung, denn es schmilzt fast in der zum Frischen
                              									geeigneten Temperatur ein, geht im Verlaufe des Puddelprocesses weniger heiß, und
                              									verändert daher auch seine Schlacke nicht so bemerkbar. Diese Roheisensorte hat
                              									geringen Kohlen- und Mangangehalt, ist leichtfrischend und es kann daher der
                              									Proceß unter der größten Hitze durchgeführt werden. Bei der Verarbeitung des
                              									Spiegel- und überhaupt des Stahlberger Rohstahleisens hängt daher der Erfolg
                              									des Stahlpuddelns wesentlich von der Beschaffenheit der Zuschlagschlacke ab, da es
                              									seine heiße Natur im Puddelofen bis fast zu Ende des Frischprocesses beibehält.
                              									Unter allen bis jetzt versuchten Zuschlägen hat die Schlacke vom Eisenschweißofen,
                              									welche bei fast ausschließlicher Verarbeitung von Siegenschem Roheisen gefallen ist,
                              									dem Zwecke am besten entsprochen. Außerdem wird noch Braunstein und Kochsalz,
                              									ungefähr in dem Verhältniß von 1 : 2 vermischt, zugeschlagen, um dadurch ebenfalls
                              									auf eine dünnflüssige Schlacke hinzuwirken.
                           Bis jetzt sind auf der Lohehütte zwei Puddelöfen vorhanden, welche abwechselnd auf
                              									Stahl betrieben werden; denn die Betriebsdauer beträgt nur zwei Wochen, über welche
                              									hinaus man nicht mehr vortheilhaft arbeitet, obgleich die Oefen im Innern mit den
                              									besten feuerfesten Steinen vom Groß-Almerode im Hessischen bekleidet werden;
                              									die Feuer- und Fuchsbrücke, so wie die von den Schlacken bespülten Theile der
                              									Seitenwände müssen oft schon früher ausgebessert werden. Beide Oefen, Nr. I und Nr.
                              									II genannt, haben im Aeußern gleiche Einrichtungen und Größen, wie auch gleiche, 45
                              									Fuß hohe Essen, wogegen die innern Dimensionen etwas verschieden sind.
                           Fig. 9 ist ein
                              									Grundriß und Fig.
                                 										30 ein Aufriß des innern Raumes von dem Ofen Nr. I. Derselbe hat ein
                              									höheres, von der Feuer- bis zur Fuchsbrücke beinahe ganz horizontales
                              									Gewölbe, denn es fällt von der Mitte des Herdes an nur etwa 1 Zoll. Nr. II hat ein
                              									niedrigeres Gewölbe, welches von der Mitte des Herdes an bis auf die Fuchsbrücke 4
                              									Zoll abfällt; die Brücken sind in beiden Oefen fast gleich hoch. So wie im innern
                              									Raum, ist der Ofen Nr. I auch im Roste und im Fuchse weiter. Welcher Ofen den Vorzug
                              									verdient, ist bis jetzt noch nicht entschieden. In beiden Oefen befinden sich gleich
                              									weite Abkühlcanäle, denen mittelst Röhren Wasser zugeführt und für jeden Ofen mittelst eines Hahnes regulirt
                              									wird.
                           Das Zängen, Abschweißen und Ausrecken der Luppen geschieht
                              									unter einem 700 Pfd. schweren, schmiedeisernen Aufwerfhammer mit Kreuzbahn, der ein
                              									hölzernes Gerüst hat und von einem 9 Fuß hohen oberschlägigen Wasserrad so getrieben
                              									wird, daß er 125 Schlage in der Minute macht. – Das Ausschweißen geschieht in zwei überwölbten Schweißfeuern, die abwechselnd
                              									im Betriebe stehen, mit ledernen Blasebälgen versehen sind (welche ihren Wind durch
                              									zweilöcherige Formen einblasen) und in denen man alle bis 1/3 Kubikzoll großen
                              									Rostkohks benutzt; es werden jedesmal zwei Luppen auf einmal eingehalten. –
                              									Die Arbeitsgezähe sind im Allgemeinen die gewöhnlichen des Puddlers, jedoch mit
                              									einigen localen Abänderungen.
                           Der neu zugestellte Ofen wird einige Tage langsam getrocknet und angewärmt, und dann
                              									das Feuer so verstärkt, daß der Schlackenherd einschmelzt, was mit großer Sorgfalt
                              									geschehen muß. Vorher wird Garschlacke von den alten Eisenhämmern in einzelnen
                              									Partien auf die Herdplatte geworfen und theils ausgeglichen, theils ringsum am
                              									Wassercanal aufgesetzt. Nach jedem Einsatz wird so lange gefeuert, bis derselbe
                              									dickflüssig wird, wobei man ihn öfter mit der Brechstange oder den Rührhaken
                              									aufbricht und durchrührt. Man fährt damit so lange fort, bis der Herd etwa 5 Zoll
                              									dick ist und bis er fest geworden ist, d.h. die Schlacken so gar sind, daß die
                              									stärkste Hitze des Flammofens die Masse nicht mehr zum Fließen bringen kann. Endlich
                              									wird der ganze Herd mit dem Haken noch recht fest geschlagen.
                           Nunmehr setzt man das Eisen ein. Auf einem neuen Herde, oder selbst auf einem alten,
                              									wenn der Ofen kalt gelegen hat und wieder angewärmt wird, wie z.B. beim Beginn der
                              									zweiten Betriebswoche, wird die erste Charge auf Eisen und nicht auf Stahl
                              									verarbeitet. Anfänglich löst sich immer mehr oder weniger Garschlacke vom Herde auf,
                              									so daß die ersten Producte höchstens weicher Stahl werden.
                           Soll Stahl gepuddelt werden, so legt man das Rohstahleisen entweder auf den Herd
                              									nieder, nämlich wenn der Herd abgekühlt werden soll, oder man stellt es ringsum an
                              									den Wänden auf, und zwar wenn der Herd erwärmt oder absichtlich angegriffen werden
                              									soll. Im ersten Falle wird die vom vorigen Satze zurückgelassene Schlacke dadurch
                              									abgekühlt, daß man einige Löffel voll Wasser darauf gießt und einige Schaufeln voll
                              									nasser Hammerstockschlacke vom Luppenzängen darauf wirft. Kurz vorher, ehe die
                              									letzte Luppe aus dem Ofen genommen ist, wird ihm eine volle Hitze gegeben, d.h. die
                              									Essenklappe ganz aufgezogen. Nach dem Einsetzen des Eisens wird der Rost
                              									gereinigt und es wird darauf stark geschürt, wobei man dahin sieht, daß in der
                              									Kohlenschicht auf dem Rost keine Löcher bleiben, indem man diese mit Kohks ausfüllt.
                              									Die Dicke der Kohlenlage auf dem Rost muß im Verhältniß zu ihrer Beschaffenheit und
                              									zum Zuge im Ofen stehen; je schlechter die Kohlen sind, eine um so schwächere
                              									Schicht müssen sie bilden.
                           Der Ofen bleibt nun mit geschlossener Arbeitsöffnung und offener Klappe eine Zeitlang
                              									stehen und zwar, wenn das Eisen an den Wänden aufgestellt wurde, bis zum Anfang
                              									seines Schmelzens; wenn es aber auf den Herd gelegt wurde, bis zur Rothglühhitze,
                              									worauf man es an den Wänden aufsetzt; dabei wird, um ein rasches Einschmelzen zu
                              									bewirken, mehrmals geschürt. Spiegel- und graues Rohstahleisen, so wie auch
                              									strahlig faseriges, schmelzen ziemlich auf einmal tropfbarflüssig ein; das
                              									weißluckige geht aber in einen weichen und teigartigen Zustand über, bevor es
                              									schmilzt. – Zum gleichmäßigen Einschmelzen, was beim Stahlberger Eisen sehr
                              									wesentlich ist, müssen die Masseln eine gleichmäßige Dicke haben, die 1 1/2 Zoll
                              									nicht übersteigen darf, denn werden ungleiche Stücke eingeschmolzen, so wird ein
                              									Theil zu heiß und muß wieder abgekühlt werden. Auch darf man nicht Masseln von
                              									ungleicher Gare einsetzen, da eine gleichmäßige Vermischung des Eisens im Puddelofen
                              									nicht stattfindet. Es ist beim Stahlpuddeln wesentlich, daß Einschmelzen und Garen
                              									stets gleichmäßig erfolgen, dann aber die gefrischte Stahlmasse möglichst rasch aus
                              									dem Ofen genommen werde.
                           Nachdem das Einschmelzen erfolgt ist, untersucht man mit dem Haken, ob in der
                              									flüssigen Masse Klumpen zurückgeblieben sind, hilft durch Klopfen mit dem Haken
                              									etwas nach und rührt dann die ganze Masse durch, womit die Einschmelzperiode beendet
                              									ist. Es wird nun die Klappe fast ganz geschlossen, so daß die Flamme aus der
                              									Arbeitsöffnung heraustreten will, und es beginnt nun die Schlackenzuschlags-Periode; denn alles Rohstahleisen vom Müsener
                              									Grund, sowie auch das Nebeneisen müssen unter Schlackenzuschlägen verpuddelt werden.
                              									Diese sollen das zu heiß eingeschmolzene Roheisen abkühlen und es zugleich
                              									entkohlen. Es wird nun auch Braunstein und Kochsalz zugesetzt, wodurch man eine
                              									dünnflüssige Schlacke erhält und das Aufblähen des Satzes befördert. – Die
                              									Schweißofenschlacke wird mit der Hand in nußgroße Stücke zerschlagen und es wird
                              									auch Stahlfrischfeuerschlacke zugesetzt, da man jene nicht in hinreichender Menge
                              									hat. Die Menge des Schlackenzuschlags richtet sich nach den Umständen, nämlich: 1)
                              									ob viel oder wenig Schlacke vor dem Einsetzen im Ofen war; 2) wie der
                              									augenblickliche Hitze- oder Flüssigkeitsgrad des eingeschmolzenen Eisens, und ob
                              									solche leicht- oder strengflüssig war; 3) welchen Hitzegrad der Ofen hatte,
                              									wobei die Qualität der Kohlen und der Zug im Ofen von großem Einfluß sind. –
                              									War vor dem Einsetzen viel flüssige Schlacke im Ofen, so muß mehr kalte Schlacke
                              									zugeschlagen werden. Sehr heiß eingeschmolzenes Eisen, wie namentlich
                              									Spiegel- und graues Rohstahleisen, müssen mit weit mehr Schlacke behandelt
                              									werden, als weißes strahliges Nebeneisen, welches nur eines geringen
                              									Schlackenzusatzes bedarf. Bei kaltem Ofen oder Herd, und wenn man überhaupt
                              									schlechtes Feuer im Ofen hat, muß weniger Schlacke zugesetzt werden. Die Schlacke
                              									wird mit der Handschaufel unter beständigem Rühren mittelst eines Hakens auf den
                              									Herd geworfen, und die mit kalter Schlacke angedickte Masse wird zuletzt mit dem
                              									Haken von den Wänden weg in die Mitte des Herdes gezogen und geschoben, und man läßt
                              									nun den Ofen mit verschlossener Arbeitsthür, unter offener Klappe, also bei voller
                              									Hitze so lange stehen, bis die Masse an dem äußern Umfange wieder auseinander zu
                              									fließen beginnt. Zu gleicher Zeit wird die Masse, damit sie rascher und
                              									gleichmäßiger einschmelze, mit der Brechstange aufgebrochen und nach allen Seiten
                              									hin vertheilt. Hierauf wird der Ofen geschlossen und nach etwa 5 Minuten ist die
                              									Masse wieder dickflüssig geworden.
                           Unterdessen hat der Puddler fortwährend in der Masse gerührt, indem er den Rührhaken
                              									nach allen Richtungen vor- und rückwärts bewegt; es werden dadurch die
                              									kältern Theile auf dem Herde mit den an der Oberfläche durch die Flamme bestrichenen
                              									heißeren, stets ausgetauscht. Während zwei Arbeiter mit dem Umrühren abwechseln,
                              									sobald ein Haken warm geworden ist, regulirt der Puddelmeister die Hitze des Ofens
                              									durch die Klappe, durch Schüren und auch durch Reinigen des Rostes. War zu viel
                              									Schlacke zugeschlagen, der Satz zu sehr abgekühlt und kann ein Dickflüssigwerden der
                              									Masse nicht erreicht werden, so muß man anhaltend bei offener Klappe arbeiten, denn
                              									der Satz gart alsdann zu stark. Man muß dieß sorgfältig vermeiden, indem bei einem
                              									solchen Betriebe kein reiner, feinkörniger Stahl erfolgt und die Entkohlung sehr
                              									leicht zu weit geht; es müssen dann stark garende Zuschläge von Hammerschlag u.s.w.
                              									gemacht werden. – War dagegen der Satz nicht genug abgekühlt, also zu wenig
                              									Schlacke zugesetzt, so wird die Masse bald wieder völlig flüssig, frischt nicht,
                              									sondern oxydirt und verschlackt nur; man schließt alsdann die Klappe und schlägt von
                              									neuem Schlacke zu.
                           Es ist schwierig den Schlackenzusatz richtig zu treffen, und es ist immer besser
                              									etwas zu viel als zu wenig Schlacke zuzusetzen. War er richtig, so fängt die Masse
                              									beim Rühren und bei offener Klappe sehr bald zu steigen an, und es entwickeln sich violettblaue
                              									Flämmchen von Kohlenoxydgas. Braucht man zwar keine Schlacke mehr zuzusehen, kann
                              									man aber auch den Satz nicht mit voller Hitze durchtreiben, sondern muß die
                              									entsprechende Temperatur durch Abdämpfen des Ofens herbeiführen, so wirkt der
                              									Sauerstoff der Luft mehr auf das Eisen als auf seinen Kohlengehalt.
                           Sobald der Satz nach dem Schlackenzusatz wieder eingeschmolzen wird, fängt er zu
                              									garen an, und zwar sogleich wenn die angedickte Masse wieder flüssig wird. Je
                              									flüssiger die Masse ist, um so weniger entweicht das Kohlenoxydgas, sondern um so
                              									mehr blähet es die Masse auf und man sagt der Satz treibt. Je länger diese Bewegung dauert, um so langsamer erfolgt die
                              									Entkohlung des Roheisens und um so weniger feinkörnig wird der Stahl. Auf die
                              									Beschaffenheit der Zuschlagsschlacke kommt hierbei sehr viel an; sie muß bei
                              									geringer Temperatur dünnflüssig und bei stärkerer Hitze nur gelbglühend werden, auch
                              									darf sie auf der Oberfläche des Satzes nicht musig-schaumig seyn. Wird die
                              									Schlacke weißglühend, so wirkt sie garender und gibt selten noch harten Stahl; eine
                              									Aenderung dieses Nachtheils läßt sich dann nicht mehr bewirken.
                           Das Treiben des Satzes in der flüssigen Schlacke dauert so lange, als dieselbe das
                              									Aufblähen und den Austausch der Roheisen- und respective Rohstahltheile
                              									zuläßt. Zuerst zeigen sich auf der Oberfläche kleine Körner der Stahlmasse, diese
                              									werden bei fernerm Rühren und Garen des Satzes immer größer, und es schweißen Körner
                              									an Körner, und diese wieder zu Klumpen zusammen, bis endlich alles Rohstahleisen in
                              									Rohstahl verwandelt ist. Die bisher auf der Masse schwimmende Schlacke sinkt in dem
                              									Maaße, als die Ursache ihres Aufblähens, nämlich die Entweichung von Kohlenoxydgas,
                              									schwächer wird, bis zuletzt die Stahlmasse fast bis zur Hälfte von ihr entblößt auf
                              									dem Herde liegt. Sobald sich Körner von roher Stahlmasse auf der Oberfläche zeigen,
                              									wird nochmals gut geschürt, damit man alsdann die Luft möglichst abhalten kann,
                              									welches gegen das Ende des Processes um so nothwendiger ist, weil ein großer Theil
                              									der Stahlmasse nicht durch Schlacke gegen zu starke Entkohlung geschützt ist. Sobald
                              									sich die Stahlmasse größtentheils zu Boden gesetzt hat, nimmt der Puddelmeister die
                              									Brechstange, wendet die Stahlmasse, damit sie gleich, mäßig entkohlt werde, und
                              									zieht sie nach der Feuerbrücke, wobei die hervorragenden Theile mit dem Rücken des
                              									Hakens niedergeschlagen werden, und sobald er merkt daß die Masse sehr rasch fest
                              									werden will, schreitet er zum Luppenmachen.
                           Zu dem Ende greift der Meister mit dem Luppenhaken in die an der Feuerbrücke liegende
                              									Masse, bricht von derselben soviel ab, als zu einer Luppe erforderlich ist, und
                              									drückt dieselbe möglichst fest zusammen. Sobald diese erste Luppe unter den Hammer
                              									gebracht worden ist, wird während des Zängens derselben die zweite Luppe von dem
                              									Meister gemacht und sofort die übrigen, bis die ganze Stahlmasse verarbeitet ist.
                              									Man macht aus einem Einsatz von 350 Pfd. Roheisen gewöhnlich 7 bis 8 Luppen, so daß
                              									eine Luppe durchschnittlich 40 Pfd. wiegt. Das Luppenmachen und Zangen muß möglichst
                              									rasch erfolgen, weil die Masse zuletzt zu stark gart und die Entkohlung zu weit
                              									geht; es muß daher mit möglichst geschlossener Essenklappe gearbeitet werden.
                           Ist der Satz bis auf die letzte Luppe aus dem Ofen genommen, so wird die Klappe
                              									gezogen, und nachdem auch diese Luppe verarbeitet, werden die im Ofen
                              									zurückgebliebenen Brocken oder ansitzende Stahlmasse mit der Brechstange
                              									weggenommen. Die im Herde zurückgebliebene Schlacke wird mit Wasser und kalter
                              									Hammerstockschlacke abgekühlt, und sollte zuviel Schlacke im Ofen seyn, so wird ein
                              									Theil davon abgestochen, dann aber wieder ein Eiseneinsatz gemacht. Sind die
                              									Ofenwände über dem Wassercanal, namentlich an den Brücken und an der Rückwand so
                              									angegriffen, daß Vertiefungen entstanden, so setzt sich Stahlmasse darin fest,
                              									welche sofort weggenommen werden muß, wenn sie sich nicht in Frischeisen verwandeln
                              									und mit dem Gußeisen der Wassercanäle fest verbinden und so anwachsen soll, daß sie
                              									hinderlich wird.
                           Bei einem regelmäßigen Ofengange können in einer zwölfstündigen Schicht 6 Sätze
                              									(Chargen) zu 350 Pfd. Stahlberger weißstrahliges Rohstahleisen verpuddelt werden.
                              									Auf einen Satz kommen folgende Perioden:
                           
                              
                                 vom Einsetzen bis zum Einschmelzen des
                                    											Rohstahleisens etwa
                                 3/4
                                 Stunde
                                 
                              
                                 auf dem Schlackenzusatz
                                 1/4
                                     „
                                 
                              
                                 auf das Garen
                                 3/4
                                     „
                                 
                              
                                 auf Luppenmachen und Wiederherstellung des
                                    											Ofens
                                 1/4
                                     „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 2
                                 Stunden.
                                 
                              
                           Das Zängen der Luppen, sowie das Ausrecken der
                              									geschweißten Luppen geschieht unter dem schon oben erwähnten Hammer, welcher in
                              									Ermangelung eines Dampfhammers bei der geringen Production von 2500 Ctr. Puddelstahl
                              									jährlich aushelfen muß. Die Luppen werden vorn im Puddelofen mit der Zange gepackt,
                              									behutsam auf die Hüttensohle herabgelassen, weil sich sonst leicht Brocken ablösen,
                              									und dann zum Hammer gebracht. Es hat seine Schwierigkeiten, bei einem Wasserhammer
                              									die Zahl und die Stärke der Schläge zu reguliren, und daher darf man auch die ersten
                              									Schläge nach dem Anlassen nicht auf die weiche rohe Luppe fallen lassen, sondern man muß eine
                              									noch glühende Luppe oder einen höheren, mit Eisen gebundenen Hammer auf den Amboß
                              									legen und den Hammer darauf fallen lassen, da man die ersten Schlage, auf die es bei
                              									den Stahlluppen besonders ankommt, am wenigsten in seiner Gewalt hat. Man stellt nun
                              									den Schütz auf einen langsamern Gang; die Luppe wird nach jedesmaligen vier
                              									Schlägen, zwischen denen man sie umwendet, so weit geschweißt, daß man sie aufsetzen
                              									kann; nach zwei Schlägen wirft man sie wieder um und gibt ihr nun mehrere starke
                              									Schläge, damit die Schlacke gehörig ausgepreßt wird. Jetzt wird die Luppe zum
                              									zweitenmal aufgesetzt, erhält wieder zwei bis drei Schläge, wird wieder umgeworfen
                              									und nun unter vollen Schlägen fertig gezängt. – Schweißt die Luppe bei den
                              									ersten drei Schlägen nicht, so muß sie in den Ofen zurückgebracht und noch einige
                              									Augenblicke der Hitze ausgesetzt werden. – Die gezängten Luppen werden unter
                              									Kohlenlösche gelegt, damit sie rothglühend bleiben; zwei gelangen aber sogleich ins
                              									Schweißfeuer.
                           Die überwölbten Schweißfeuer, welche aus feuerfesten
                              									Steinen bestehen und die bei dem Puddelofen fallenden Rostkohks verbrauchen, geben
                              									eine sehr gute Hitze und ein solches Feuer verarbeitet alle Luppen eines
                              									Puddelofens. – Rauhgezängte, d.h. nicht gehörig geschweißte Luppen, oder
                              									solche, aus denen die Schlacke nicht vollständig herausgekommen, bedürfen einer
                              									starken Schweißhitze, während die glatt gezängten und schon beim Zängen gut
                              									geschweißten, so wie schlackenreinern Luppen nur eine starke Rothglühhitze nöthig
                              									haben, um in Quadratstäbe von 1 bis 1 1/2 Zoll ausgereckt zu werden. – Vor
                              									dem Einhalten der Luppen wird der innere Raum des Schweißfeuers bis zur Höhe der
                              									Herdplatte mit den beim Schweißen der frühern Luppen zur Verschließung der Oeffnung
                              									um die Zangen verwendeten und dabei zum größten Theil angebrannten Kohlen,
                              									sogenannten Rostkohks, ausgefüllt. Alsdann werden die beiden Luppen, jede in eine
                              									Wärmzange gefaßt, in horizontaler Richtung eingehalten; dann wird der Raum um die
                              									Zangen und Luppen auf der Herdplatte bis aus Gewölbe durch ein Gemenge von Rostkohks
                              									mit etwas Steinkohlen, welche letztere stark angefeuchtet sind, bis auf einen engen
                              									Ritz verschlossen. Der starke Gebläsewindstrom geht unter den Luppen durch in die
                              									bis über die Form liegenden Kohlen und entwickelt so eine starke Hitze; die Flamme
                              									entweicht durch eine Oeffnung im Gewölbe und zieht in die Esse. Glaubt man, daß die
                              									Luppen bald in Schweißhitze kommen, so macht man mit einer Schaufel oben am Gewölbe
                              									eine Oeffnung, um die Luppen sehen zu können. Müssen diese stark geschweißt werden,
                              									so wird zerstoßener Lehm darauf gebracht, der bald zu Schlacken schmilzt und die
                              									Luppe gegen Luft und Hitze schützt. Die Luppen sind nun auch öfters umzuwenden. Die
                              										der Form zunächst
                              									liegende wird auch am ersten warm; hat man letztere mittelst der großen Hohlzange
                              									unter den Hammer gebracht, so rückt man die zweite Luppe an ihre Stelle. Während die
                              									erste Luppe etwa zu 1/3 der Länge in 1 bis 1 1/2 Zoll starke Quadratstäbe ausgereckt
                              									wird, ist die zweite auch so warm geworben, um an derselben einen 1 1/2 bis 2 Fuß
                              									langen Zangengriff auszuschmieden. Beide Luppen werden nun in die kleinere Hohlzange
                              									gefaßt und wieder eingehalten, wobei die Oeffnung wieder verschlossen wird. Sind sie
                              									warm, so werden sie völlig ausgeschmiedet und dann, noch kirschroth, zur Härtung in
                              									kaltes Wasser geworfen. Luppen, die gleich anfänglich Risse bekommen, d.h. welche
                              									noch nicht völlig schweißbar waren, kommen in das Schweißfeuer zurück.
                           Gegen das Ende jeder Schicht werden die Stahlstäbe aus dem Wasser genommen und auf
                              									einer eisernen Unterlage mit Handhämmern zerschlagen; Stäbe, die nicht brechen,
                              									bilden die zweite, und diejenigen welche brechen, die erste Sorte. Die im Ofen
                              									zurückgebliebenen Brocken werden am Ende jeder Woche zusammengeschweißt und geben
                              									eine dritte Sorte die aber fast nur aus Stabeisen besteht.
                           Zu einem Puddelofen, der ununterbrothen die ganze Woche hindurch, jedoch mit Ausnahme
                              									des Sonntags, in 12stündigen Schichten betrieben wird, gehören 2 Puddelmeister und 4
                              									Puddler, zum Hammer- und Schweißfeuer 2 Jünger und 1 Schweißer; außerdem 3
                              									Taglöhner und 2 Jungen.
                           Bei gutem Gange des Puddelofens werden in 24 Stunden 12 Sätze zu 350 Pfd., mithin
                              									4200 Pfd. Rohstahleisen verarbeitet, woraus bei durchschnittlich 20 Proc. Abgang
                              									(davon 9 Proc. beim Puddeln und 11 Proc. beim Ausschweißen) 3360 Pfd. Puddelstahl
                              									erfolgen, und zwar durchschnittlich 78 Proc. 1ster und 22 Proc. 2ter und 3ter
                              									Sorte.
                           An Steinkohlen sind auf 1000 Pfd. fertigen Puddelstahl erforderlich:
                           
                              
                                 zum Puddeln
                                 4,2
                                 Tonnen
                                 
                              
                                 zum Schweißen der Luppen   
                                 0,8
                                      „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 zusammen
                                 5,0
                                 Tonnen
                                 
                              
                           à 7 1/9 rheinl. Kubikfuß, etwa à 4 Cntr. die Tonne, wobei jedoch die beim
                              									Puddelofen fallenden gröberen Rostkohks noch mit verbraucht werden; auf 1 Cntr.
                              									Puddelstahl beträgt daher der Kohlenverbrauch 0,58 Tonnen. Die Selbstkosten betrugen
                              									für den Centner Puddelstahl 3 Rthlr. 26 Sgr. 10 Pf., diejenigen für 1 Cntr. Rohstahl
                              									in derselben Hütte 5 Rthlr. 5 Sgr. 10 Pf.
                           
                           Tab. III enthält Abbildungen, und zwar:
                           
                              
                                 
                                 von dem Ofen Nr.
                                    											II.
                                 
                                 von dem Ofen Nr.
                                    											I.
                                 
                              
                                 Fig.
                                 
                                    24
                                    
                                 grundrißlicher Durchschnitt.
                                 Fig.
                                 
                                    29
                                    
                                 Grundriß des innern Raumes.
                                 
                              
                                   „
                                 
                                    25
                                    
                                 Aufriß.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   „
                                 
                                    26
                                    
                                 Vorderansicht.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   „
                                 
                                    27
                                    
                                 Querschnitt durch das Schürloch.
                                   „
                                 
                                    30
                                    
                                 Aufriß deselben.
                                 
                              
                                   „
                                 
                                    28
                                    
                                 Querschnitt durch die Arbeitsöffnung.
                                   „
                                 
                                    31
                                    
                                 Ansicht der Esse eines jeden derOefen in kleinerem
                                    											Maaßstabe.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
