| Titel: | Ueber die Einwirkung der Luft auf arsenigsaure Alkalien; von Dr. Mohr. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. LIII., S. 206 | 
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                        LIII.
                        Ueber die Einwirkung der Luft auf arsenigsaure
                           								Alkalien; von Dr. Mohr.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, Mai
                              								1855, S. 222.
                        Mohr, über die Einwirkung der Luft auf arsenigsaure
                           								Alkalien.
                        
                     
                        
                           In den Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. XCIII S. 384 (polytechn. Journal Bd.
                                 									CXXXV S. 449) hat Professor Fresenius auf diesen
                              									Gegenstand aufmerksam gemacht und denselben durch Thatsachen belegt. Ich bin meinem
                              									geehrten Freunde für diese Beobachtung besonders Dank schuldig, als sie eine
                              									maaßanalytische Methode betrifft, welche ich ausgebildet Und lebhaft empfohlen habe.
                              									Ich hatte in meinem Aufsatze über die Oxydations- und Reductionsanalysen
                              									(polytechnisches Journal Bd. CXXXV S. 289) die Titerbeständigkeit des arsenigsauren
                              									Natrons gerühmt. Diese Aeußerung gründete sich damals auf Beobachtungen von einigen
                              									Monaten. Fresenius fand nun eine Lösung von arsenigsaurem
                              									Natron in nicht ganz gefüllten Flaschen binnen drei Wochen „fast
                                 										vollständig“ in Lösungen von arsensaurem Natron übergegangen, so daß
                              									salpetersaures Silberoxyd darin braunrothe Niederschläge gab. Indem ich diese
                              									Beobachtungen vollkommen zugebe, muß ich meinerseits ganz entgegengesetzte anführen,
                              									so daß unter Umständen die Oxydirbarkeit oder Haltbarkeit der arsenigsauren Alkalien
                              									gegeben ist. Ich habe noch von derselben Lösung des arsenigsauren Natrons übrig,
                              									etwa 1/2 Liter von 2 Liter, womit ich meine ersten Versuche gemacht hatte. Diese
                              									Lösung ist jetzt 10 Monate alt. (Nr. 1.)
                           Eine zweite Lösung habe ich vor etwa 1 1/2 Monaten gemacht (Nr. 2), und eine dritte
                              									so eben ganz frisch bereitet (Nr. 3). Alle drei Lösungen sind von derselben
                              									arsenigen Säure dargestellt, und zwar Zehendnormal, d.h. 4,95 Gram. arsenige Säure
                              									aufs Liter. Sie enthielten alle überschüssiges kohlensaures Natron.
                           Die 10 Monate alte Flüssigkeit gab mit salpetersaurem Silberoxyd einen schönen
                              									canariengelben Niederschlag, ohne alle Beimischung von Braun. Dasselbe zeigten auch
                              									die beiden andern Flüssigkeiten. Es war auch eine Jodlösung in Jodkalium vorhanden, mit welcher
                              									die drei Lösungen von arsenigsaurem Natron verglichen wurden.
                           (Nr. 1.) 5 Kubikcent. arsenigsaures Natron, 10 Monate alt, mit Stärke versetzt,
                              									erforderten 10,2 Kubikcent. Jodlösung zum Blaufärben. 5 Kubikcent. desselben mit 200
                              									Kubikcent. Wasser verdünnt, erforderten 10,2 Kubikcent. Jodlösung. 15 Kubikcent.
                              									desselben ohne Verdünnung erforderten 30,6 Kubikcent. Jodlösung.
                           (Nr. 2.) 5 Kubikcent. arsenigsaures Natron, von 1 1/2 Monat, erforderten 10,2
                              									Kubikcent. Jodlösung. 10 Kubikcent. desselben 20,4 Kubikcent. Jodlösung.
                           (Nr. 3.) 5 Kubikcent. frisch bereitetes arsenigsaures Natron erforderten 10,2
                              									Kubikcent. Jodlösung. 10 Kubikcent. erforderten 20,4 Kubikcent. Jodlösung.
                           Aus diesen Versuchen geht auf das Bestimmteste hervor, daß diese drei aus so
                              									ungleicher Zeit herstammenden Flüssigkeiten ganz genau Titer gehalten haben, so wie
                              									auch die Reactionserscheinungen keine Arsensäure andeuteten. Die älteste meiner
                              									Flüssigkeiten befindet sich in einer großen Flasche, die etwa 1 1/2 Liter Luft
                              									enthält, und ist nur mit Kork lose verschlossen.
                           Ehe der Grund eines so abweichenden Verhaltens ermittelt ist, werde ich die
                              									Beobachtung von Fresenius nicht aus den Augen
                              									verlieren.
                           Sollte vielleicht vorwaltendes ätzendes Alkali die Oxydation befördern? oder die
                              									arsenige Säure in verschiedenen Zuständen existiren? Auf die Anwendbarkeit der
                              									Methode würde es in keinem Falle von Nachtheil gewesen seyn. Man hätte nämlich nach
                              									der Lösung der arsenigen Säure in kohlensaurem Natron die Flüssigkeit mit verdünnter
                              									Schwefelsäure ansäuern, dann bis zum Liter verdünnen, und im Augenblick des
                              									Gebrauchs mit kohlensaurem Natron übersättigen müssen. Im sauren Zustande kann die
                              									arsenige Säure in keinem Falle Sauerstoff aufnehmen. Allein nach meinen obigen
                              									Beobachtungen fand ich dieß nicht nothwendig. Die einzige Concession die ich gemacht
                              									habe, besteht darin, daß ich die arsenige Säure beinahe in ihrem Aequivalent
                              									doppelt-kohlensauren Natrons auflöse. Ich vermeide dadurch Ueberschuß von
                              									Alkali, und wenn solches doch vorhanden wäre, es doch im möglichst wirkungslosen
                              									Zustande vorhanden seyn müßte.
                           Meine Solutio mineralis Fowleri gab mit Silbernitrat den
                              									rein gelben Niederschlag, und mit Magnesiamixtur keine Spur von arseniksaurem
                              									Tripelsalze.