| Titel: | Verfahren zur Benutzung des Schwefels, welcher im Rückstand der Sodafabriken enthalten ist; von Hrn. Delanoue. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. LIV., S. 207 | 
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                        LIV.
                        Verfahren zur Benutzung des Schwefels, welcher im
                           								Rückstand der Sodafabriken enthalten ist; von Hrn. Delanoue.
                        Aus den Comptes
                                 								rendus, März 1855, Nr. 13.
                        Delanoue, über Benutzung des Schwefels im
                           								Sodarückstand.
                        
                     
                        
                           Der Rückstand vom Auslaugen der künstlichen rohen Soda konnte bisher nicht
                              									vortheilhaft verwendet werden; er häuft sich daher in den Sodafabriken an, welchen
                              									seine Wegschaffung noch Kosten verursacht. Es ist mir durch folgendes höchst
                              									einfache Verfahren gelungen, diesen Rückstand verwendbar zu machen.
                           Der Schwefel ist in diesem Sodarückstand als unauflösliches Calcium-Oxysulfurid enthalten. Dieses mache ich in
                              									kochendem Wasser löslich durch bloßen Zusatz von
                              									Schwefel, welcher das Calciumoxyd in unterschwefligsauren Kalk und in
                              									Zweifach-Schwefelcalcium umwandelt und dadurch das ursprünglich vorhandene
                              									Sulfurid frei und löslich macht. Auf diese Weise erhalte ich mit derselben Quantität
                              									Schwefel das doppelte Quantum Zweifach-Schwefelcalcium, welches ich mit Kalk
                              									nach den gewöhnlichen Verfahrungsarten bekommen hätte. Meine Methode besteht also
                              									ganz einfach darin, bei der Bereitung des Zweifach-Schwefelcalciums den Kalk
                              									durch den Sodarückstand zu ersetzen.
                           Der so in Form von Schwefelcalcium ausgezogene Schwefel wird sich schwerlich zur
                              									Schwefelsäure-Fabrication benutzen lassen, wohl aber in der Pharmacie, ferner
                              									zur Darstellung künstlicher Schwefelwasser, zum Schwefeln des Weinstocks und zur
                              									Darstellung verschiedener Metalle auf nassem Wege. In letzterer Hinsicht ist z.B.
                              									das Zweifach-Schwefelcalcium das geeignetste Mittel zur Abscheidung des
                              									Kobalts und Nickels aus den Manganerzen, welche diese Metalle (wenn auch nur im
                              									Verhältniß von 1 Proc.) enthalten: das mit dem Schwefelkobalt niederfallende
                              									Schwefelmangan ist jenem leicht durch Zusatz einer schwachen Säure zu entziehen,
                              									welche das Schwefelkobalt nicht angreift, daher eine scharfe Trennung beider Metalle
                              									erfolgt.
                           In allen Fällen, wo man den Schwefel in Auflösung anwenden muß, sey es in den
                              									technischen Künsten, der Landwirthschaft oder der Heilkunde, läßt sich offenbar mit
                              									Vortheil der Kalk durch den Sodarückstand ersetzen. Dieser Rückstand hat keinen
                              									Werth; aber selbst angenommen daß seine Transportkosten dem Preise des Kalks
                              									gleichkämen, würde man noch beiläufig 50 Procent an den Kosten für Schwefel
                              									ersparen.