| Titel: | Ueber die Herstellung einiger besondern Farben und des Goldlüsters auf Steingut und englischem Porzellan; von J. G. Gentele. | 
| Autor: | Johan G. Gentele [GND] | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. LXXIV., S. 273 | 
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                        LXXIV.
                        Ueber die Herstellung einiger besondern Farben
                           								und des Goldlüsters auf Steingut und englischem Porzellan; von J. G. Gentele.
                        Gentele, über die Herstellung einiger besondern Farben auf Steingut
                           								und englischem Porzellan.
                        
                     
                        
                           I. Darstellung der flowing colours
                                 									.
                           Ich habe in diesem Journal Bd. CXXXV S. 205 der sogenannten flowing colours erwähnt, welche in England seit ungefähr zehn Jahren auf
                              									Steingut und dem englischen Porzellan (china ware)
                              									erzeugt werden. Das mit solchen Farben versehene Steingut und Porzellan ist
                              									allerdings durch diese Farben von ausgezeichneter Schönheit, die Weiße des Grundes
                              									ist durch sie sehr lieblich abgeändert, und Glasur und Farbe besitzen einen Glanz,
                              									wie er auf keinen andern. Potteriegegenständen angetroffen wird. Ich habe noch in
                              									keinem Werke über Porzellan- oder Steingutfabrication diese Art Waare
                              									besonders erwähnt gefunden, und da auch die Darstellung derselben mit technischen
                              									Schwierigkeiten verbunden ist, so erlaube ich mir weitere Erläuterungen darüber zu
                              									geben, nachdem ich Gelegenheit gehabt habe die Erzeugung dieser Waare selbst in Gang
                              									zu bringen und eine Menge von Umständen anzuführen weiß, die man kennen muß, wenn
                              									man nicht durch mißlungene Versuche von ihrer Herstellung abgeschreckt werden
                              									soll.
                           Zuvörderst muß ich bemerken, daß die Theorie und die Andeutung der Herstellung der flowing
                                    											colours am angeführten Orte richtig ist. Zur Erfindung dieser Farbe hat entweder ein Versuch Veranlassung gegeben, die
                              									Kapseln mit Kochsalz oder Chlorblei zu glasiren, oder das sogenannte Steinzeug welches mit Kochsalz glasirt wird. Solches
                              									Steinzeug, das grob mit blauen Ornamenten bemalt ist, zeigt dieselbe Zerstreuung des Blaues wie das
                              										flowing blue, nur hat es nicht dieselbe Schönheit,
                              									wegen der Farbe des Grundes und der Unreinheit der angewandten Kobaltfarbe oder
                              									Smalte; daß aber die Erfindung sehr alt ist geht daraus hervor, daß auf altem
                              									ostindischen Steinzeug, welches eine grobe Art ächten Porzellanes ist, und nur nicht
                              									die rein weiße Farbe des letztem hat, dieselbe Farbe vorkommt, doch nur von
                              									nickelhaltigem Kobaltoxyde, das der blauen Farbe einen schwärzlich violetten Ton
                              									gibt. Daraus geht auch hervor, daß man in Ostindien Kochsalz zur Glasur dieses
                              									Steinzeuges anwendet. Obgleich auf dieser rohen Waare die flowing blue-Farben sich vorfinden, werden sie doch noch nicht auf
                              									dem in gleich hoher Temperatur gebrannten ächten oder Feldspath-Porzellan
                              									angetroffen, obwohl die blauen Farben unter der Glasur gewöhnlich sich ein wenig
                              									zerstreuen, und es scheinen allerdings fast unüberwindliche Schwierigkeiten dem
                              									Gelingen jener Farben sich zu widersetzen, was namentlich von der Beschaffenheit der
                              									Glasur herrührt, worauf ich zurückkommen werde.
                           Will man sich kurzweg von der Wirkung der Chlorverbindungen auf die blaue Kobaltfarbe
                              									überzeugen, so kann man dieß einfach dadurch, daß man einen mit blauer Farbe unter
                              									der Glasur bedruckten Teller, welcher schon im Glattbrande gewesen ist, wiederum mit
                              									Kochsalz oder Chlorblei, oder einem Gemisch von Salpeter und Kochsalz, auf nachher
                              									anzugebende Weise in eine Kapsel bringt, und ihn wiederholt dem Glattbrande aussetzt. Je nach der Temperatur des Ofens
                              									wird der Erfolg größer oder geringer seyn; die blaue Farbe wird nur dann nicht
                              									zerstreut, wenn die Temperatur des Ofens nicht hoch genug war, um das Chlorid zu
                              									verflüchtigen. Salmiak verdampft in diesem Falle, bevor er eine Wirkung äußern
                              									konnte. Ist die Temperatur hoch genug, so ist das Resultat ein sehr gutes; aber
                              									dieser Weg des doppelten Brennens wird im Großen nicht eingeschlagen, weil er zu
                              									kostspielig wäre. Im angegebenen Falle wird die Farbenzerstreuung niemals zu heftig,
                              									weil das Kobaltoxyd schon durch die Glasur geschützt ist, dieß kann aber eintreten,
                              									wenn Glasur und Farbe in einem Brande eingebrannt werden, wo das Chlorid schon
                              									verdampft ehe Glasur und Farbe sich vereinigt haben, oder wenn die Glasur später
                              									schmilzt; auch tritt ganz derselbe Fall ein, wenn die Glasur die Farbe zu wenig
                              									deckt, sollte sie auch flüssig genug seyn. Ich muß als erste
                                 										Bedingung zur Erzielung dieser Farbe eine hinreichend hohe Temperatur beim
                                 										Glattbrande anführen.
                           Die Nothwendigkeit derselben ist einleuchtend, wenn man bedenkt, daß die zu verdampfenden Chloride das Kobaltoxyd als Chlorkobalt
                              									verflüchtigen müssen, welches an andern Stellen wieder von der Glasur aufgenommen
                              									wird, und daß zur Verdampfung dieser Chloride eine gewisse Temperatur
                              									erfordert wird. Da alle pyrometrischen Versuche bis jetzt sehr umständlich sind, so
                              									hat man noch nicht ermittelt, bei welcher Temperatur in den Glattöfen das flowing blue erzeugt wird. Bei der englischen
                              									Fabrication entsteht es, wenn die gewöhnliche Glasur auf
                              										earthen ware gut geflossen ist, was wiederum nach
                              									der Farbe von glasirten eisenhaltigen Thonringen in den
                              									Probekapseln beurtheilt wird) bei den großen Dimensionen der englischen Oefen
                              									besteht dieselbe aber doch nur an denjenigen Stellen des
                                 										Ofens, welche den Feuergassen und Zügen zunächst liegen, nämlich im ersten und
                                 										zweiten Ringe und in diesen in der dritten Kapsel vom Boden bis zur sechsten und
                                 										siebenten, jede Kapsel zu 3/4 Höhe gerechnet. An den übrigen Stellen des Ofens
                                 										ist zwar die Hitze hinreichend um die Glasur zu schmelzen, aber nicht um
                              									das Kobaltoxyd zu verflüchtigen; an letztere Stellen setzt man daher entweder nur
                              									weißes Steingut oder mit solchen Farben versehenes, welche keiner Verfließung
                              									bedürfen. Man wird daraus aber auch leicht abnehmen können, daß in Steingutfabriken, wo die Glasur überhaupt an keinem Orte des Ofens bei
                                 										so hoher Temperatur eingebrannt wird, die Erzeugung dieser Farbe unter
                                 										unveränderten Umständen geradezu eine Unmöglichkeit ist.
                           Die Versuche zur Ermittelung, ob der Feuersgrad an irgend einem Orte des Ofens
                              									hinreichend hoch zur Erzeugung der blauen Farbe ist, sind indessen weder schwer noch
                              									kostspielig. Wenn man 30 bis 40 Piecen am Boden mit einem Strich blauer Farbe, am
                              									besten reinen Kobaltoxyds, versieht, ehe man glasirt, sie dann glasirt auf die
                              									nachher anzugebende Weise in die Kapseln mit der Salzmischung einsetzt und an die
                              									verschiedensten Stellen im Ofen vertheilt und dem Glattbrande aussetzt, so zeigen
                              									die Geschirre an denjenigen Stellen welche eine hinreichend hohe Temperatur
                              									erlangen, die Verflüchtigung und Zerstreuung der Farbe an den bestrichenen Punkten,
                              									welche die Geschirre nicht verunstalten; findet sich keine solche Stelle, so ist die
                              									Temperatur im ganzen Ofen zu niedrig; die geeigneten Stellen
                                 										für Geschirre ermittelt man behufs der regelmäßigen Fabrication der Geschirre
                                 										auf dieselbe Weise für jeden Ofen, weil sich ungeachtet gleicher Bauart der
                              									Oefen hierin doch gewöhnlich Verschiedenheiten zeigen.
                           Wenn die Temperatur, wobei die Glasur in einer Fabrik eingebrannt wird, zur
                              									Herstellung der flowing blue-Farbe hoch genug
                              									gefunden worden ist, wenigstens an mehreren Stellen des Ofens, so kann diese
                              									Fabrication ohne bedeutende Schwierigkeiten eingeführt werden. Ist jenes aber nicht der Fall, so muß die
                              									ganze Fabrication verändert werden, um den Zweck erreichen zu können. Es ist nämlich
                              									in der Regel nicht thunlich, dieselbe Glasur bei stärkerem Feuer einzubrennen, denn sie wird dann zu flüssig, sie wird von dem Scherben
                                 										eingesaugt, dieser selbst biegt sich, und das Steingut erhält einen matten
                                 										Glanz. Sie muß daher schwerflüssiger gemacht werden (gewöhnlich durch
                              									Verringerung des Bleioxydgehalts). Meistens reicht man jedoch damit nicht aus, denn
                              									die Glasur erhält dann die sogenannten Glasurrisse; es wird mm auch ein
                              									verhältnißmäßig stärkeres Rohbrennen nöthig, und wenn dieses nicht vorgenommen
                              									werden kann, ohne daß das Biscuit zu dicht wird (wodurch es die Eigenschaft
                              									verliert, die Glasur anzusaugen), so muß der Masse mehr Kieselerde zugesetzt werden.
                              									Man sieht also, daß man genöthigt seyn kann, zur Erzielung
                                 										dieser Farbe die ganze Fabrication, den Masseversatz, die Glasurmischung, die
                                 										Temperatur beim Brennen zu verändern, kurz, den lang gewohnten Weg zu
                              									verlassen, was dann allerdings Versuche und Zeit erfordert; verfährt man jedoch mit
                              									Umsicht, so kann der Uebergang selbst keine Störung hervorbringen, und jedenfalls
                              									wird ein solideres Fabricat erreicht, wenn auch nicht Alles mit dieser Farbe
                              									decorirt wird.
                           Die zweite Bedingung ist, daß die Glasur bei derjenigen
                                 										Temperatur flüssig werde, wobei die Verflüchtigung des Kobaltoxyds erfolgt,
                              									und daß die Glasur in hinreichender Stärke auf dem Geschirr aufgetragen ist, um
                              									dieses Oxyd aufzulösen. Beim Betriebe der Fabrication im Großen, wo z.B. Tausende
                              									von Tellern bedruckt werden, wird man zwar stets einige Procente Ausschuß erhalten;
                              									aber gerade an diesem studirt man die Ursachen des Mißlingens und die Bedingungen
                              									des Gelingens. In den Fällen wo die Glasur zu dünn war, ist das Blau zu sehr
                              									zerstreut und das Dessin verwischt. Wo sie zu dick war, kann sie verlaufen seyn und
                              									zieht dann Farbe vom Dessin in Fäden nach sich. War die Hitze an der betreffenden
                              									Stelle nicht hoch genug, so sehen das Blau und der Grund nicht anders als gewöhnlich
                              									aus.
                           Um die Glasur in hinreichender Stärke aufzutragen, benutzt man zwar das gewöhnliche
                              									Verfahren beim Glasiren, aber man wählt zum Drucke solches Biscuit aus, welches sich
                              									als gerade recht gebrannt erweist. Es kann zwar, wie jeder Steingutfabrikant weiß,
                              									auch beim Rohbrennen des Steinguts das Biscuit in demselben Ofen ungleich hart
                              									gebrannt werden, was jedoch nichts zu sagen hat, wenn nur das zu Wenig und Zuviel
                              									nicht überschritten wird; man sucht dann zu dieser Decoration solches Biscuit aus, welches
                              									mittelmäßig hart gebrannt ist und die Glasur noch mit Leichtigkeit ansaugt; um dieß
                              									beurtheilen zu können, muß man freilich erst einige Erfahrungen gemacht haben.
                           Eine dritte Bedingung zum Gelingen der Farbe ist, daß die
                                 										Kapseln, in welchen gebrannt wird, dem Rauche oder dem Luftstrom keinen Einzug
                                 										oder Zutritt gestatten. Die Folgen eines solchen Zutritts sind die
                              									schlimmsten, und Stücke welche dadurch mißglückt sind, können ein ganz schlechtes
                              									Ansehen erhalten. Dieser Vorgang mit seinen verschiedenen Erscheinungen ist schwer
                              									zu erklären, wenn man auch den Rauch als reducirend, und den Zug als zuweilen
                              									oxydirend annimmt. Ein solches Geschirr kann nämlich braunroth, schwarz und sogar
                              									grün geworden seyn, mit bloßen Spuren von Blau, und das Dessin ist in allen diesen
                              									Fällen beinahe verschwunden. Diese Farben, welche niemals rein und oft sehr ungleich
                              									auf dem Geschirr vertheilt sind, ertheilen demselben ein sehr schlechtes Ansehen,
                              									und diese Erscheinung ist um so merkwürdiger, da weißes Steingut gar häufig in
                              									Kapseln mit Rissen glattgebrannt wird und in diesem Falle selten ein Fehler
                              									entsteht. Ich kenne auch keine andere Farbe als die von Kobaltoxyd, welche so
                              									empfindlich ist; sie ist es jedoch nicht in denjenigen Fällen, wo keine Chloride zur
                              									Erzeugung des flowing blue einwirken. Zuweilen trifft es
                              									sich zwar, daß auch das flowing blue aus Kapseln sehr
                              									gelungen heraus, kommt, welche während dem Brande gesprungen sind; in diesem Falle
                              									kann man aber sicher annehmen, daß der Zug aus den Feuerungen sich nicht auf die
                              									Kapsel gebrochen hat, wodurch sie bei ihrer Stellung gegen den Eintritt der Ofengase
                              									geschützt blieb.
                           Bei der Erzeugung des flowing blue, so wie der übrigen
                              										flowing-Farben, kommen außer den angeführten
                              									Bedingungen noch Kunstgriffe in Betracht, welche ich anführen will, obgleich einige
                              									davon auch beim Druck anderer Farben unter der Glasur gebräuchlich und daher bereits
                              									bekannt sind; ich setze im Folgenden voraus, daß der Leser mit dem Verfahren des
                              									Druckes mit Kupferplatten vertraut ist.
                           Wenn nämlich das Dessin mit reinem Kobaltoxyd aufgedruckt wurde (was auch bei nicht
                              									tiefen, schon abgenutzten Kupferplatten ein ganz dunkles Blau gibt), dann der Druck
                              									auf das Biscuit aufgelegt und eingerieben, hierauf das Papier mit Schwamm
                              									abgewaschen worden ist, so wird das Biscuit wie gewöhnlich in einem eigenen
                              									Muffelofen erhitzt, um das Oel in der Farbe zu verbrennen, weil das Geschirr sonst
                              									die Glasur an den bedruckten öligen Stellen nicht annehmen könnte. Anhängender Staub
                              									von Papierresten etc. wird mit entfetteten Eichhornschwänzchen abgestäubt; falls nun
                              									die Farbe nicht schon etwas fest sitzt, würde diese hierbei verstäubt werden, und der geringste Staub
                              									bringt dann auf dem weißen Grunde blaue Flecken hervor, welche das Stück
                              									verunzieren. Aus diesem Grunde mischt man dem Kobaltoxyd sehr wenig (höchstens 1/16
                              									bis 1/32) Bleiweiß oder Mennig, letzteren bei ganz abgenützten Platten zu, wodurch
                              									das Kobaltoxyd etwas befestigt wird. Solche blaue Flecken können übrigens auch
                              									entstehen, wenn das bedruckte Biscuit in unreinem Wasser gewaschen wird, worin
                              									kobalthaltige Papiersetzen herumschwimmen, die sich an das Biscuit ansetzten;
                              									letzterem Umstand entgeht man durch beständiges Wechseln des Waschwassers mit
                              									frischem Wasser.
                           Wenn tiefe Kupferplatten zum Drucke angewendet werden, so kann man aus mehreren
                              									Ursachen die ersten hundert Duzend Abdrücke nicht mit reinem Kobaltoxyd machen, denn
                              									die nachfolgenden würden trotz der Anwendung von reinem Kobaltoxyd stets heller
                              									ausfallen. Ueberdieß stellen sich technische Schwierigkeiten ein; die dicke Lage des
                              									aufgedruckten Kobaltoxyds wird nämlich von der Glasur nicht aufgelöst, sondern
                              									vielmehr eingesogen; das Blau bleibt trocken und glanzlos; mischt man aber soviel
                              									Mennig hinzu, daß es den Glanz erhält, so rinnt es, namentlich an steilen Stellen,
                              									ab, und die Figur wird völlig verunstaltet. Aus diesen Gründen schon findet man eine
                              									Verdünnung des Blaues nützlich, nämlich mittelst eines Flusses, der aus Krystallglas
                              									und Glasur zusammengesetzt wird und mit welchem man das Kobaltoxyd vorher
                              									zusammenfrittet. Die beste Mischung für den Fluß muß man durch Proben ermitteln.
                              									Reines Zinkoxyd ist ebenfalls zur Vermischung anwendbar und läßt dem Blau seine
                              									prächtige Farbe. Um mit derselben Platte große Mengen von Geschirren gleicher
                              									Farbentiefe herzustellen, vermindert man nach und nach den erwähnten Zusatz, bis
                              									endlich reines Kobaltoxyd angewendet wird, und wenn letzteres zu blasse Dessins
                              									gibt, wird die Kupferplatte als abgenutzt bei Seite gethan, sie kann aber in den
                              									meisten Fällen noch zum Drucke für gewöhnliches Blau und Grün benutzt werden. Es ist
                              									jedoch eine reine Unmöglichkeit, trotz der gleichen Farbe und übereinstimmender
                              									Abdrücke, aus einem Brande z.B. alle Teller so zu erhalten, daß sie zusammenpassen;
                              									es zeigen sich stets Verschiedenheiten in der Farbe, das Blau ist ungleich
                              									verflüchtigt; es bleibt daher nichts übrig, als die gleichfarbigen Stücke
                              									auszusuchen, so daß man 10, 20 Duzend etc. von einer gleichen Nüance erhält, die zu
                              									einem Service angewendet werden können; dadurch genügt man überdieß dem Geschmack,
                              									indem der eine diese, der andere jene Nuance vorzieht.
                           Das Einsetzen des Gemenges von Chloriden neben das bedruckte Geschirr erfordert
                              									zuweilen Geschicklichkeit, damit der Zweck ohne Platzverlust erreicht werde. Die
                              									Gefäße, welche die Mischung enthalten, dürfen nicht zu nahe an den bedruckten Piecen stehen, und müssen
                              									noch bedeckt oder soweit davon entfernt seyn, daß nichts an die Piecen
                              									herausspritzt, wodurch Blasen auf der Glasur entstünden. Nur in gewissen Fällen und
                              									in manchen Fabriken wird das Bestreichen der Kapseln mit der erwähnten Mischung
                              									vorgezogen, in andern aber nicht; ich finde es vortheilhafter die Kapseln nicht zu
                              									bestreichen, weil sonst nach und nach deren Masse verdirbt, und überhaupt ihre
                              									Haltbarkeit beeinträchtigt wird.
                           Ich will versuchen, die Beschickung der Kapseln ohne Abbildungen deutlich zu machen,
                              									indem ich die Anfüllung mehrerer Kapselsorten beschreibe.
                           Gesetzt, man bediene sich mehrerer ovalen Kapseln, wovon
                              									die eine mit einer ovalen Terrine, die andere mit
                              										Kaffeebechern und Untertassen auf 6 Piggs gefüllt wird. Gewöhnlich füllt man die Terrine auf
                              									einen Ring oder auf starke 3 Piggs, welche unter den Boden passen, und an den Seiten
                              									haben noch kleinere Gegenstände, Kaffeebecher, Salzbüchsen etc. Platz. Man setzt nun
                              									das Gemenge von Chloriden an beiden Seiten unter die hervorstehenden Henkel in zwei
                              									kleine Büchsen, die man mit einem Steingut- oder Biscuitscherben bedeckt. In
                              									diesem Falle hatte die Sache keine Schwierigkeit und der Platzverlust ist wegen der
                              									Lage des Henkels meistens unbedeutend. Bei Ober- und Untertassen setzt man
                              									gleichfalls die Mischung an die zwei äußersten Enden auf dieselbe Weise, wobei man
                              									aber den Platz verliert, welchen ein Stoß Becher an jeder Seite einnimmt.
                           Schlimmer als in diesen beiden Fällen ist es bei sogenannten ovalen Pinnkapseln, in
                              									welchen ovale Teller auf 3 oder 4 Pinnen dicht über einander gesetzt werden, und bei
                              									denen nirgend ein größerer leerer Raum bleibt als ein ganzes oder halbes Fingermaaß,
                              									nämlich die Entfernung in welcher die Geschirre unter sich und von den Wänden der
                              									Kapseln abstehen. Bei diesen Geschirren muß man darauf verzichten, sie auf Pinnen in
                              									den dazu gehörigen Kapseln zu brennen, indem man größere ovale Kapseln anwendet, in
                              									welchen ein Stück auf Nabbs auf den Boden gesetzt, und in dem leeren Raum das Gefäß
                              									mit der Mischung angebracht wird. – Oder man benutzt eine von mir eingeführte
                              									Methode, welche darin besteht, daß man bodenlose Pinnkapseln wie gewöhnlich anfüllt;
                              									unter die bodenlose Kapsel setzt man eine Fläche etwa drei Zoll tiefe, welche die
                              									Gefäße mit der Mischung enthält, und darüber noch eine zweite; über die zweite setzt
                              									man eine flache Kapsel mit zwei Löchern im Boden, in welche gleichfalls Mischung in
                              									zwei Gefäßen kommt, die neben die Löcher auf den Boden der Kapsel gesetzt werden.
                              									Auf diese Kapsel werden wieder zwei mit bedruckter Waare gefüllte Pinnkapseln
                              									gesetzt, darauf wieder
                              									eine flache durchbrochene u.s.w. Die oberste flache Kapsel bedeckt eine gewöhnliche
                              									ovale Bodenkapsel mit anderem Geschirr, auf welche dann noch so viele Kapseln mit
                              									anderer Steingutwaare gesetzt werden, bis die übliche Höhe des Stoßes erreicht ist.
                              									Auf diese Art geordnet, communiciren die die Mischung enthaltenden Kapseln im Innern
                              									mit denen welche die Waare enthalten, und das Resultat ist sehr gut; auch braucht
                              									man trotz der leeren Kapseln weniger Raum als bei großen, in welchen man die Stücke
                              									nicht auf Pinnen anbringen kann. So wie mit flachen ovalen Tellern, verfährt man
                              									auch mit Terrinassietten, Terrindeckeln, Waschschüsseln, überhaupt allen solchen
                              									Piecen, welche auf Pinnen aufgehängt werden können und dafür nicht zu schwer
                              									sind.
                           In kreisrunden Kapseln verfährt man auf analoge Weise. Sie werden ebenfalls für jede
                              									Art Geschirr gebraucht, welches entweder auf Ringen, Nabbs oder Piggs darin auf
                              									einander gesetzt, oder auf Pinnen aufgehängt wird. Beim Einsetzen auf Nabbs oder
                              									Piggs verschafft man sich für das Gemenge der Chloride ebenso Platz, wie in ovalen
                              									Bodenkapseln. Kann dieß aber nicht geschehen, wie in den Pinnkapseln, in welchen
                              									z.B. Teller auf einander gehängt sind, so befolgt man dasselbe Verfahren wie bei den
                              									ovalen Pinnkapseln, d.h. man wendet Fläche Kapseln, welche die Mischung enthalten
                              									und durchbrochen sind, mit bodenlosen Pinnkapseln an, und stellt sie so auf, daß
                              									unter je zwei solchen Pinnkapseln eine flache Kapsel mit der Mischung und darüber
                              									eine durchbrochne mit Mischung sich befindet, die entweder mit Pinnkapseln
                              									communicirt oder mit einer Bodenkapsel bedeckt ist. Das Verschließen der Kapseln mit
                              									Thonwülsten geschieht ganz genau in gewöhnlicher Weise. Außerdem müssen alle
                              									verwendeten Kapseln, wie bei Steingut überhaupt, wohl glasirt seyn. Nach dem
                              									Gebrauche werden sie an einem besondern Orte aufbewahrt, damit nicht andere
                              									Geschirre darin gebrannt werden, die dann einen blauen Anflug und wie bei Tellern
                              									blaue Ränder bekämen. Dagegen kann man Kapseln in denen vorher andere Geschirre
                              									gebrannt worden sind, wenn sie keine Sprünge haben, recht gut hierzu anwenden, ja es
                              									dieß sogar vortheilhaft, weil alsdann weniger Farbe von der Glasur der Kapseln
                              									angesogen wird.
                           Da die verflüchtigten Chloride selbst rohes Steingut glasiren, wovon ich mich durch
                              									einen directen Versuch überzeugte, so wirken sie auf die Trennungsstücke, auf welche
                              									das Steingut gesetzt wird, die Nabbmasse woraus die Pinnen und Piggs verfertigt
                              									werden, ebenfalls glasirend und erweichend ein. Eine Masse, welche für gewöhnliches
                              									Steingut zufriedenstellende Resultate gibt, biegt sich und erweicht in flowing blue-Kapseln, was sehr große, jedem
                              									Steingutfabrikanten bekannte Uebelstände veranlaßt. Zeigt sich die gewöhnlich angewandte Masse
                              									nicht befriedigend, so muß man zu einer hartem zu gelangen suchen, auf demselben
                              									Wege wie bei der gewöhnlichen Steingutfabrication, d.h. indem man den Theil der
                              									Nabbmasse vermindert, welcher ihr Zusammensintern veranlaßt; um sie aber doch
                              									compact zu erhalten, setzt man die Trennungsstücke der höchsten Hitze des
                              									Rohgutofens aus, ehe man sie anwendet. Die Spitzen der porösen Nabbs, Piggs, Pinnen
                              									oder Ringpiggs, welche die glasirte Piece berühren, saugen an den Berührungspunkten
                              									die Glasur zu einem kleinen Wulst zusammen, der dann das Stück jedenfalls
                              									verunziert, wenn die Fläche auch nachher abgestoßen wird; ist die Masse derselben
                              									aber nicht porös, so werden diese Punkte wenig sichtbar, die namentlich auf blauen
                              									Flächen scharf abstechen. Im Allgemeinen ist man genöthigt, die Stücke etwas stärker
                              									zu machen, bis an die Spitzen; letztere zu verdünnen, geht durchaus nicht an; sie
                              									würden sich umbiegen, und wenn nicht andere Unfälle entstehen, wird doch der Fleck
                              									von denselben noch größer als gewöhnlich. Wo man es machen kann, wendet man nur
                              									Pinnen an, wodurch die Flecken auf der nicht bedruckten Seite entstehen, wo sie nur
                              									einem Kenner, der die Piece umkehrt, in die Augen fallen.
                           Zur praktischen Ausführung dieser Fabrication gehört auch noch ein Arrangement,
                              									welches die flowing blue-Stücke im Verlauf der
                              									Fabrication getrennt zu erhalten gestattet, was in Fabriken wo vier bis fünf Pressen
                              									mit allerlei Farben im Gange sind, nothwendig ist, damit nicht aus Irrthum die so
                              									bedruckten Piecen mit anderen verwechselt werden, denn so, wie die Piecen aus dem
                              									Glasurbottiche kommen, sind sie alle weiß und von unbedruckten oder mit anderen
                              									Farben bedruckten nicht zu unterscheiden. Man verfährt daher am zweckmäßigsten so,
                              									daß man beim Drucken sogleich auf die Rückseite der mit flowing blue bedruckten Piece noch ein Sternchen setzt, oder irgend ein
                              									Zeichen, das man von einer Kupferplatte abnimmt, welche 500–600 solche
                              									Zeichen hat, die man einzeln abschneidet und zur Bezeichnung ansetzt. Kommen die
                              									Farben dann aus der Verglühmuffel, wo man schon Schwarz und Blau nicht mehr
                              									unterscheiden kann, so erkennt man die Farbe an dem Zeichen. Von da kommen die
                              									Piecen in die Glasurstube, wo das flowing blue
                              									ausgeschieden und für sich glasirt und zum Einsehen in die Kapseln sogleich in
                              									besonderen Regalen aufgestellt wird, von denen sie die Arbeiter in die Kapseln
                              									bringen. Die Kapseln selbst bezeichnet man mit einem im FernerFener haltbaren Zeichen, damit dieselben nicht an andere Stellen im Ofen kommen
                              									oder wie andere Druckfarben behandelt werdenwerdee. Ich will hier gleich bemerken, daß für Maulbeerfarbe und flowing green ebenso verfahren werden muß, damit sie
                              									nicht in Kapseln kommen, worin flowing blue oder gewöhnliche
                              									Druckfarben gebrannt werden, oder damit überhaupt Verwechslungen nicht
                              									stattfinden.
                           Das Verfahren um die Maulbeerfarbe und das flowing green
                              									herzustellen, ist ganz das nämliche und erfordert dieselbe Vorsicht, nur mißlingen
                              									solche bei weitem nicht so leicht, weil weder so verschiedene Nuancen entstehen,
                              									noch die Flüchtigkeit des betreffenden Farbenkörpers so groß zu seyn scheint. Zur
                              									Verflüchtigung dienen ganz dieselben Choride, Gemische von Salpeter und Kochsalz,
                              									Chlorblei und Chlorcalcium. Ich kann jedoch keine genaue Vorschrift hinsichtlich der
                              									passendsten Mischung für jeden einzelnen Fall geben, weil sich dieselbe mehr oder
                              									weniger nach der Beschaffenheit der Glasur richten muß. Ist diese an und für sich
                              									sehr bleihaltig, so ist es nach meinen Erfahrungen nicht gut, Chlorblei anzuwenden, denn die Glasur wird dann noch flüssiger und erhält,
                              									obgleich sie sehr schön und glanzvoll ist, nach einiger Zeit Risse; in diesem Falle
                              									ist ein Gemisch von gleichen Theilen Kochsalz und Salpeter vorzuziehen, doch kann
                              									man mit der Quantität Salpeter bis auf ein Drittel zurückgehen. Kochsalz allein
                              									erzeugt keine schöne Farbennüance; auch nicht Natronsalpeter, statt Kalisalpeter; es
                              									fehlt der Nüance der röthliche Schein. Wahrscheinlich verflüchtigt sich bei
                              									Anwendung von Kalisalz hauptsächlich Chlorkalium, welches sich wieder mit dem
                              									Bleioxyd der Glasur zersetzt und theilweise an dessen Stelle tritt, so daß auf diese
                              									Art die eigene schöne spiegelnde Glasur entsteht, welche dieser Waare eigen ist und
                              									nie von solchen Geschirren erreicht wird, wo in die Mischung kein Kalisalz kommt.
                              									Wenn die Piecen gelingen, so sind sie im äußern Ansehen ächtem Porzellan so ähnlich,
                              									daß Personen welche die Waare nicht voraus kennen, sich bemühen Hindurchzusehen.
                           Bei Glasuren dagegen, wo der Fluß neben Bleioxyd aus beträchtlicheren Antheilen von
                              									Borax und Feldspath besteht, welche allerdings einem zu großen Bleigehalt
                              									vorzuziehen sind, kann mit Vortheil Chlorblei und Chorcalcium oder auch folgende
                              									Mischung angewendet werden: man bringt in ein Gefäß 1 Thl. Bleiweiß, setzt soviel
                              									Salzsäure zu, bis das Aufbrausen vollständig vorüber ist, fügt nun 1–4 Thle
                              									gepulverten Kalkspath hinzu, und trocknet das Ganze ein, welches nun ein Gemenge von
                              									Chlorcalcium, kohlensaurem Kalk und Chlorblei darstellt; man vermengt das trockene
                              									Pulver mit noch 1–2 Thl. Kaolin und benutzt es statt obiger Mischung von
                              									Kochsalz und Salpeter. Wie viel Kalkspath oder Kaolin man zufügen soll, ist nicht
                              									genau anzugeben; verschiedene Verhältnisse die man bei einem oder zwei Bränden
                              									anwandte, zeigen welches die genügendsten Resultate nach Maaßgabe der Verflüchtigung
                              									des Blaues liefert. Bei diesem Satze oder der Anwesenheit von Chlorblei bleiben
                              									nicht leicht im Dessin
                              									des Druckes von flowing blue schwarze trockene Stellen
                              									zurück, als Folge zu dicker Lage der Farbe oder Mangels hinreichend starker Glasur,
                              									und es vermindern sich auch die nachtheiligen Folgen einer zu hartflüssigen oder zu
                              									dünn aufgetragenen Glasur, weil das verflüchtigte Chlorblei eine leichtflüssigere
                              									Glasurdecke auf dem Geschirr bilden hilft.
                           Bezüglich des Gemenges von Chloriden welches man jedesmal in die Kapseln zu setzen
                              									hat, sind 2 bis 3 Loth davon in den meisten Fällen hinreichend; nur für ganz große
                              									Kapseln nimmt man das Doppelte. In allen Steingutfabriken gibt es beim Rohgutbrande
                              									verunglückte Gefäße, z.B. Kaffeebecher, von denen die
                              									Henkel abgebrochen sind, dergleichen Sahnekannen und ähnliche kleine Hohlgefäße: diese sammelt man und wendet sie als Behälter
                              									für den Einsatz der Mischungen an. Nur in Fabriken, wo diese Fabrication
                              									vorherrscht, ist man gezwungen, sich besondere kleine Tiegel zu drehen, welche aus
                              									einer rothen Masse bestehen können, wenn diese nur den gehörigen Feuergrad aushält.
                              									Die für Chlorblei und Chlorcalcium gebrauchten Tiegel halten länger, als die für
                              									Kochsalz und Salpeter angewandten; in ersteren verbleibt eine zusammengesinterte
                              									Kruste, bei den letztern ein krystallinischer Schmelz, aus Würfeln von Kochsalz und
                              									Chlorkalium bestehend, welcher in den Fabriken gewöhnlich nicht weiter beachtet
                              									wird. Ist die Masse dieser Gefäße von solcher Beschaffenheit, daß Salpeter und
                              									Kochsalz leicht durchdringen, so setzt man zwei Gefäße ineinander, z.B. zwei
                              									Kaffeebecher oder Tiegel, damit nichts in die Kapseln herauslauft.
                           Um schönes flowing blue herzustellen, muß man, wie
                              									bemerkt, reines Kobaltoxyd anwenden, und zu den übrigen Farben gute Nüancen. In
                              									England kommen ausgezeichnete Farben für diese Fabrication im Handel vor, namentlich
                              									verkauft davon ein schönes Sortiment Edward Wood Esq. in
                              									Burslem; ich beabsichtige auf diesen Gegenstand später zurückzukommen.
                           Auf die englische china ware oder das Beinporzellan
                              									werden eben dieselben Farben unter der Glasur und auf dieselbe Art erzeugt. Solches
                              									Porzellan wird in allen Stücken wie Steingut behandelt, nämlich zuerst sehr stark
                              									gebrannt, so daß das Biscuit schon durchsichtig ist, ehe die Glasur darauf kommt;
                              									letztere ist blei- und boraxhaltig, und wird dann bei derselben Hitze
                              									eingebrannt wie die Glasur auf Steingut; ja beide Sorten werden in einem Ofen und
                              									mit demselben Feuer eingebrannt. Nur die Beschickung der Kapseln erfordert andere
                              									Vorkehrungen, weil die Masse sich leichter verbiegt, folglich in ähnlicher Weise
                              									unterstützt werden muß, wie das Feldspath-Porzellan. Aus dem Gesagten kann
                              									man auch entnehmen,
                              									warum das flowing blue bisher nicht auf
                              									Feldspath-Porzellan erzeugt wird, welches zuerst im Verglühfeuer schwach,
                              									dann mit einer schwerflüssigen bleifreien Glasur in der stärksten Hitze glatt
                              									gebrannt wird.
                           
                        
                           II. Darstellung des
                                 									Goldlüsters.
                           Der Goldlüster wird ebenfalls häufig zur Verzierung von Steingut und china ware angewandt, hauptsächlich zum Fondiren und
                              									Ueberziehen ganzer Flächen, indem man zuerst Druck oder Malerei auf denselben
                              									anbringt, welche durch den Lüster ersichtlich bleiben. Dieser Lüster ist eigentlich
                              									eine rosenrothe Farbe, welche unter gewissem Winkel betrachtet, einen metallischen goldähnlichen Glanz hat, der bei dicker Lage
                              									vorherrscht, während dann die rosenrothe Farbe verschwindet. Das Präparat, womit
                              									dieser Lüster erzeugt wird, gibt auch an der Berührungsfläche mit dem Glase eine
                              									rosenrothe Farbe, welche durch eine dünne Goldhaut schimmert, die an der andern
                              									Fläche entsteht, welche mit der Glasur nicht in Berührung ist. Daß diese Erklärung
                              									richtig ist, beweist der Umstand, daß die rosenrothe oder violette Farbe allein
                              									verbleibt wenn zu stark eingebrannt wird, und dabei der Goldglanz ganz oder
                              									theilweise verschwindet, weil dann sämmtliches Gold in der Glasur aufgelöst
                              									wird.
                           Auch diese Farbe oder diesen Lüster hervorzubringen ist nicht leicht, und erfordert
                              									ohne zuverlässige Vorschriften zahlreiche Versuche. Ich kann in Folge der von mir
                              									angestellten Versuche, wobei ich englische Recepte berücksichtigte, worin jedoch nur
                              									die zur Erzeugung des Lüsters erforderlichen Substanzen angegeben waren, eine
                              									detaillirte Anleitung zur Darstellung eines den Anforderungen genügenden Fabricats
                              									hier folgen lassen.
                           Die färbenden Bestandtheile in dem Lüster sind Gold und Zinn. Die englischen
                              									Vorschriften geben das Verhältniß zwischen beiden an mit 5 penny weights Gold gegen 5 grains Zinn
                              									– ein Verhältniß, welches meine Versuche allerdings als das beste
                              									bestätigten. Diese beiden Metalle müssen auf das Feinste in einem Vehikel zertheilt
                              									seyn, damit man sie in äußerst dünner Lage auf die glasirten Flächen mit dem Pinsel
                              									aufzutragen im Stande ist, und der Arbeiter welcher die Lage aufträgt, muß ihre
                              									Stärke beurtheilen können. Ein solches Vehikel ist der Schwefelbalsam, mit der
                              									erforderlichen Menge Terpenthinöl versetzt, welches auch zur Verdünnung beim Malen
                              									angewendet wird.
                           Man bereitet sich zur Darstellung des Präparates, womit man den Lüster malt, eine
                              									Auflösung von 60 Thln. Gold und 1 Thl. Zinn in Salpetersalzsäure und verjagt dann
                              									den größten Theil der überschüssigen Säure durch Verdunsten dieser Lösung. Es ist nicht nöthig, daß
                              									diese Lösung ganz frei von überschüssiger Säure sey; sie wird in sehr concentrirtem
                              									Zustande aufbewahrt. Andererseits bereitet man sich mit Leinöl und Schwefel einen
                              										Schwefelbalsam, am besten in einem etwas tiefen Topfe
                              									oder Porzellantiegel, den man über freiem Feuer erwärmt; bei der gehörigen Vorsicht
                              									kann man auch einen Glaskolben anwenden. Man wiege 2 Loth gepulverten Schwefel und 6
                              									Loth Leinöl ab, das Ganze erhitzt man, bis sämmtlicher Schwefel zergangen ist, was
                              									bekanntlich unter sehr starkem Aufschäumen erfolgt. Hierbei muß man besorgt seyn,
                              									daß das Oel nicht klumpig wird, durch Anbrennen an den Wanden des Gefäßes. Nachdem
                              									aller Schwefel gelöst ist, kann man noch 2 bis 4 Loth Leinöl zusehen und damit
                              									aufkochen lassen, bis die Mischung klar ist. Auf die Darstellung des Schwefelbalsams
                              									ist die größte Sorgfalt zu verwenden; derselbe darf durchaus keine Klumpen
                              									enthalten, welche sich nicht in Terpenthinöl vollkommen auflösen, denn diese würden
                              									auf den Flächen wo das Präparat aufgetragen wird, Flocken
                              									erzeugen, und dadurch das ganze Ansehen des Lüsters verderben. Man muß ihn daher vor
                              									seiner Anwendung durch Auflösen in Terpenthinöl auf seine Reinheit prüfen. Sollte
                              									die Bereitung des Schwefelbalsams nicht ganz gelungen seyn, so löst man ihn durch
                              									Erwärmen in Terpenthinöl auf, filtrirt heiß durch Flanell, und wiederholt dieses
                              									Filtriren, bis die Lösung glänzend klar ist; man verdunstet alsdann die Lösung
                              									wieder im Sandbad, bis ein Tropfen beim Erkalten zu einem starken Syrup gesteht,
                              									worauf man den Balsam als brauchbar betrachten kann. Aus dem Nachfolgenden ersieht
                              									man, daß es vortheilhaft ist, sich von dem Balsam nacheinander so viel zu bereiten
                              									und in einem Gefäße gemischt aufzubewahren, als beiläufig im Verlauf eines Jahres
                              									nöthig ist; hinsichtlich der Lösung von Gold und Zinn notirt man sich das in einem
                              									bestimmten Maaß derselben enthaltene Goldgewicht, um bei der zweiten Darstellung des
                              									Anstreichpräparates eine Losung von derselben Concentration anwenden zu können.
                           Die Bereitung des Anstreichpräparats besteht im Erwärmen des Schwefelbalsams und des
                              									Terpenthinöls und im Zusetzen der Goldlösung, wobei ein stürmisches Aufschäumen
                              									erfolgt, daher die Mischung leicht über das Gefäß läuft. Obgleich ich die
                              									Vermischung unter einem Schornsteinmantel auf einer Weingeistlampe über directer
                              									Flamme vornahm, empfehle ich bock, sich dazu eines Sandbades zu bedienen, und
                              									jedenfalls eines tiefen Gefäßes, eines weithalsigen Kolbens oder geräumigen
                              									Becherglases, auch nur mit kleineren Quantitäten zu arbeiten, z.B. mit 4 Loth
                              									Schwefelbalsam. Man erwärmt denselben in dem Kolben, nimmt ihn dann vom Feuer, setzt
                              									Terpenthinöl hinzu bis die Masse dünn ist, und gießt nun aus einer Flasche, welche auf
                              									der Waage steht, tropfenweise Goldlösung unter Umrühren und Abwarten des
                              									Aufschäumens hinzu; nachdem das Schäumen aufgehört hat, setzt man den Kolben wieder
                              									auf das Feuer und erhitzt noch so lange, bis die Masse als brauner Syrup sich ruhig
                              									kochen läßt. Hat man schon früher mit demselben Schwefelbalsam und derselben
                              									Goldlösung gearbeitet, so ist die nöthige Geldmenge, d.h. das Gewicht der
                              									erforderlichen Lösung bekannt, und man hört mit dem Zusetzen derselben auf, sobald
                              									die Flasche auf der Waage die entsprechende Gewichtsverminderung zeigt. Wenn man
                              									aber dieses Gewicht noch nicht ermittelt hat, so thut man es bei dieser Gelegenheit,
                              									indem man die verbrauchte Menge der Goldlösung durch Nachwiegen der Flasche
                              									bestimmt, sobald das Präparat entsprechend gefunden worden ist.
                           Um bei der ersten Darstellung des Präparats den genügenden Zusatz von Goldlösung zu
                              									ermitteln, erprobt man dasselbe auf Steingutscherben. Man nimmt nämlich einige
                              									Tropfen der bereiteten Masse und verdünnt sie mit Terpenthinöl soweit, daß sich
                              									damit ein Pinselstrich machen läßt, ohne daß die Flüssigkeit ausfließt oder zähe
                              									ist, und daß der Pinselstrich sichtbar bleibt; von dieser Mischung streicht man auf
                              									einen Steingutscherben eine dünne Schicht; nachdem dieselbe sich etwas verdickt hat,
                              									streicht man eine stärkere Lage darauf; dann legt man den Scherben in einen auf der
                              									Weingeistlampe zum starken Rothglühen erhitzten Porzellantiegel und läßt ihn darin,
                              									bis er ebenfalls rothglüht, worauf man ihn mit der Zange herausnimmt und erkalten
                              									läßt. War hinreichend Gold zugesetzt worden, so ist der Lüster glänzend, an den
                              									dicker bestrichenen Stellen goldglänzend, und man kann nun mit demselben einen
                              									Versuch im Muffelofen machen. Wird die Farbe bläulich, oder uneben und glanzlos, so
                              									fehlt der Mischung noch Gold, wovon ihr mehr auf dieselbe Art zugesetzt wird, bis
                              									die Probe mit dem Scherben auf der Weingeistlampe zufriedenstellend ausfällt. Vor
                              									Anwendung des Präparats macht man jedoch stets einen Versuch mit einigen Piecen in
                              									der Muffel, um ihr Verhalten auf größeren Flächen besser beurtheilen zu können. Ein
                              									gelungenes Präparat gibt eine reine, gleiche, spiegelnde Fläche, welche an dickern
                              									Stellen goldähnlichen Glanz hat; diese Fläche darf an keiner Stelle löcherig oder
                              									geronnen aussehen; in letzterm Fall fehlt nämlich Gold, es brennen sich Stellen aus,
                              									worin keines befindlich ist. War hingegen zu viel Gold vorhanden, so hat dieß keinen
                              									andern Nachtheil, als daß der Lüster zu goldähnlich ist, weniger rosenroth aussieht,
                              									und daß das Präparat beim Verdünnen mit Terpenthinöl zu flüssig wird, so daß sich
                              									das Gold nicht mehr schwebend erhält, sondern nach und nach absetzt; dem
                              									eingetretenen zu großen Goldgehalte hilft man einfach durch Erwärmen des Präparats und Zusetzen von mehr
                              									Schwefelbalsam ab.
                           Das Auftragen des Goldlüsters und das Malen damit geschieht ungefähr wie das Fondiren
                              									und Bemalen mit Gold. Der Arbeiter darf aber immer nur ganz kleine Quantitäten des
                              									Präparates, welches Syrupsconsistenz hat, mit dem erforderlichen Terpenthinöl
                              									versetzen, damit das Gold sich nicht daraus absetzt; ferner muß er in einem warmen
                              									und trockenen Raume arbeiten, worin die Geschirre stehen bleiben, bis sie zum
                              									Brennen eingefüllt werden. Wird nämlich das Geschirr feucht oder steht es vor dem
                              									Brennen nicht in einem trockenen Raum, so gelingt der Lüster nicht. Der Anstrich mit
                              									dem Präparat wird gewöhnlich so dünn gemacht, daß er dem weißen Grunde nur eine
                              									bräunliche Farbe verleiht, welche nicht dunkler ist, als von höchst dünn
                              									aufgetragener Sepia.
                           Das Brennen geschieht entweder in den gewöhnlichen Muffelöfen, oder in kleinen Oefen,
                              									worin das Geschirr in Kapseln gesetzt wird, wie beim Glattbrennen, und zwar bei
                              									starker Rothglühhitze nach eingelegten Probescherben. Der Lüster wird schon bei
                              									geringerer Hitze fertig, aber man erhitzt bis er befestigt ist, d.h. beim Reiben mit
                              									Flanell nicht abgeht, sondern nur noch größern Glanz annimmt. Zu große Erhitzung ist
                              									aber auch nachtheilig; der Lüster wird dann matter, und kann von Rosenroth in eine
                              									violette, fast glanzlose Farbe übergehen.
                           Bestreicht man eine glasurlose Fläche mit dem Präparat, so erhält man eine matte
                              									rosenrothe Farbe, ohne allen Goldglanz, und zwar bei jeder in der Muffel
                              									gebräuchlichen Temperatur. Wird ordinäres rothes Thongeschirr mit dem Präparat
                              									überzogen, so erhält es fast das Ansehen von vergoldetem, denn der metallische Glanz
                              									wird durch die röthliche Farbe des Grundes noch erhöht.