| Titel: | Verfahren die Vermischung eines Oels von Kreuzpflanzen-Samen mit einem andern Oel von Samen und von Früchten zu erkennen; von Hrn. Mailho. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. LXXX., S. 306 | 
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                        LXXX.
                        Verfahren die Vermischung eines Oels von
                           								Kreuzpflanzen-Samen mit einem andern Oel von Samen und von Früchten zu erkennen;
                           								von Hrn. Mailho.
                        Aus den Comptes
                                 									rendus, Juni 1855, Nr. 23.
                        Verfahren, ein Oel von Kreuzpflanzen-Samen in anderen zu
                           								erkennen.
                        
                     
                        
                           Die Schwierigkeit, die Vermischung der im Handel vorkommenden fetten Oele mit anderen
                              									zu erkennen, hat schon viele Untersuchungen veranlaßt, und dessenungeachtet kann man
                              									sie mittelst der angegebenen Mittel nicht immer leicht bestimmen. So lassen sich
                              									durch den Oleometer von Lefebvre, welcher im Handel
                              									häufig angewendet wird, Beimischungen nicht erkennen, und wenn er einen Betrug
                              									anzeigt, so kann er doch die Natur des zugesetzten Oels nicht offenbaren. Für das
                              									Olivenöl hat man ein ziemlich sicheres Reagens im salpetersauren Quecksilber welches
                              										Poutet vorschlug, und in der Untersalpetersäure
                              									welche Felix Boudet empfahl. Hinsichtlich der Brennöle
                              									ist das von Fauré vorgeschlagene Chlor ein
                              									empfindliches Reagens um ihre Vermischung mit einem thierischen Oel zu erkennen; bis
                              									jetzt war aber noch keine sichere und sehr empfindliche Reaction bekannt, um die
                              									Gegenwart eines Oels von Kreuzpflanzen-Samen in anderen fetten Oelen, z.B. in
                              									Leinöl, Nußöl, Mohnöl etc. zu erkennen.
                           Mit der Untersuchung eines Leinöls beauftragt, um einen Streit zwischen dem Käufer
                              									und Verkäufer zu entscheiden, behandelte ich dasselbe mit den verschiedenen bisher
                              									empfohlenen Reagentien, wodurch ich mich zwar überzeugte, daß dieses Leinöl nicht
                              									rein war, aber die Natur des ihm beigemischten Oels nicht zu erkennen vermochte.
                              									Nach vielen zu letzterm Zweck angestellten Versuchen schritt ich zur Verseifung des
                              									verdächtigen Oels; bei der Behandlung mit Aetzkali gab dasselbe eine kleine Menge
                              									Schwefel ab, welcher den Silbertiegel, worin die Operation vorgenommen wurde,
                              									sogleich schwärzte, woraus ich bald folgerte, daß dem Leinöl ein Oel von
                              									Kreuzpflanzen-Samen zugesetzt worden seyn muß. Ich behandelte nun nach
                              									einander alle im Handel vorkommenden fetten Oele mit einer vollkommen reinen
                              									Aetzkalilösung, wobei sich herausstellte, daß alle von Kreuzpflanzen-Samen
                              									herrührenden Oele an das Kali eine hinreichende Menge Schwefel abgeben, um das
                              									hiebei entstandene Schwefelkalium durch die gewöhnlichen Reagentien (Bleisalze,
                              									Silbersalze etc.) deutlich erkennen zu können; dagegen konnte man die Oele von
                              									anderen Samen, z.B. das Leinöl, Mohnöl etc., oder das Nußöl, Sesamöl, Erdnußöl, mit
                              										Aetzkali kochen,
                              									ohne daß irgend eine Reaction die Gegenwart von Schwefel anzeigte.
                           Ich empfehle daher, um die Gegenwart eines Oels von Kreuzpflanzen (Kohlrepsöl, Rüböl,
                              									Leindotteröl, Senföl etc.) in jeder andern Art Oel zu erkennen, folgendes
                              									Mittel:
                           Man läßt in einer Porzellanschale 25 bis 30 Gramme des zu prüfenden Oels mit einer
                              									Auflösung von 2 Grammen Aetzkali (Kalihydrat) in 20 Grammen destillirtem Wasser
                              									kochen. Nachdem das Sieden einige Minuten gedauert hat, gibt man das Ganze auf ein
                              									vorher benetztes Filter; das von demselben ablaufende alkalische Wasser zeigt
                              									sogleich die Gegenwart des Schwefels an, wenn man einige Tropfen davon auf ein
                              									Papier fallen läßt, welches mit essigsaurem Blei oder salpetersaurem Silber getränkt
                              									ist.
                           Wenn man zum Kochen des Gemisches von Oel und Alkali anstatt einer Porzellanschale
                              									ein silbernes Gefäß anwendet, so wird letzteres sogleich und auffallend schwarz
                              									gefärbt. Mittelst dieser sehr empfindlichen Verfahrungsweise kann man den Zusatz
                              									eines Procents Oel von Kreuzpflanzen-Samen in jeder andern Oelart
                              									erkennen.