| Titel: | Apparat zur Destillation des Meerwassers, von Hrn. Mazeline zu Havre. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. XCI., S. 354 | 
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                        XCI.
                        Apparat zur Destillation des Meerwassers, von
                           								Hrn. Mazeline zu Havre.
                        Aus
                           								Armengaud'sGénie industriel, März 1855, S. 141.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									V.
                        Mazeline's Apparat zur Destillation des Meerwassers.
                        
                     
                        
                           Dieser Apparat, welcher in Frankreich Hrn. Gallé
                              									patentirt ist, von Hrn. Mazeline aber verbessert wurde,
                              									besteht aus vier verschiedenen Theilen, nämlich:
                           1) Aus der eigentlichen Kochmaschine, welche nicht bloß zum Kochen der Speisen dient,
                              									sondern auch zur Erzeugung des erforderlichen Dampfes mittelst zu destillirenden
                              									Wassers.
                           2) Aus dem Röhrencondensator, welcher den Dampf in dem Maaß als ihn die Kochmaschine
                              									erzeugt, aufnimmt und ihn nach und nach condensirt, wobei sich derselbe mit einer
                              									größern oder geringern Menge von atmosphärischer Luft vermengt.
                           3) Aus dem unter dem Condensator angebrachten Filter, welches das Condensationswasser
                              									unmittelbar aufnimmt, um dessen Reinigung zu bewirken.
                           4) Aus dem Ventilator, welcher den Zweck hat die äußere Luft durch das Schlangenrohr
                              									zu treiben, damit sie sich in zweckmäßigen Verhältnissen mit dem verdichteten Dampf
                              									vermengt.
                           
                           Alle aufeinanderfolgenden Processe werden in jedem dieser Apparate ununterbrochen
                              									ausgeführt und zwar mit geringem Aufwande von Brennmaterial und Arbeitslohn.
                           Die doppelte Aufgabe, welche der Erfinder zu lösen gesucht hat, ist daher die,
                              									einerseits mit der größtmöglichen Ersparung Dampf zu erzeugen, oder das Meerwasser
                              									zu destilliren, und andererseits es so mit Luft zu sättigen, daß es trinkbar und
                              									gesund wie das beste Quellwasser wird.
                           Versuche haben auch erwiesen, daß durch dieses Verfahren das Meerwasser vollständig
                              									gereinigt wird und seinen unangenehmen Geruch und schlechten Geschmack verliert.
                           So haben z.B. die mit diesem destillirten Wasser angestellten Analysen ergeben, daß
                              									es beim Herauslaufen aus dem Filtrirapparat enthielt:
                           
                              
                                 0,0157 Procent
                                 Kohlensäure,
                                 
                              
                                 0,0245    „
                                 Kalk,
                                 
                              
                                 0,0162    „
                                 Schwefelsäure.
                                 
                              
                           Der schwefelsaure Kalk rührt natürlich von den zum Filtriren angewandten Substanzen
                              									her.
                           Allgemeine Beschreibung des Apparats. – Einerseits
                              									zeigt die eigentliche Kochmaschine, welche zur Bereitung der Speisen und zur
                              									Verdampfung des Meerwassers dient, durch einen hinzugefügten Herd (gegen die frühere
                              									Einrichtung) eine Verbesserung, durch welche man im Stande ist nöthigenfalls nur
                              									einen Theil des Apparates zu betreiben. Andererseits ist der ganze Condensator
                              									einfach und leicht zu construiren, indem man ein flaches Schlangenrohr angebracht
                              									hat, welches nicht nur den Vortheil gewährt, wenig Platz einzunehmen, sondern auch
                              									eine sehr große Berührungsoberfläche darbietet und folglich die Verdichtung der
                              									Dämpfe sehr erleichtert. Auf diese Weise kann man in einem engen Raume allen Dampf
                              									aus dem Destillirapparat vollständig und eben so schnell verdichten, als er erzeugt
                              									wird. Drittens ist der Apparat zum Ansaugen der atmosphärischen Luft, welche sich
                              									nach und nach mit dem Dampf im Innern der Schlange selbst vermischt, nichts anderes
                              									als eine doppelt-wirkende Pumpe, welche denselben Zweck erfüllt und nicht das
                              									Nachtheilige hat, ein Geräusch zu machen wie die Flügel eines sich schnell drehenden
                              									Ventilators.
                           Fig. 5 stellt
                              									einen allgemeinen Grundriß des vollständigen und zum Gebrauch bereiten Apparats
                              									dar.
                           Fig. 6 ist ein
                              									senkrechter Durchschnitt durch die Achse des Condensators und der Luftpumpe, nach
                              									der Linie 1–2.
                           
                           Fig. 7 ist ein
                              									senkrechter Durchschnitt nach der Linie 3–4.
                           Die Kochmaschine. – Aus diesen Figuren ersieht man
                              									leicht, daß der Kochherd, welcher zugleich als Destillirapparat dient, eine
                              									wesentliche Eigenthümlichkeit in der Beigabe eines zweiten Herdes hat. Es befindet
                              									sich nämlich an der Vorderseite des Kessels A und seines
                              									Herdes B ein Ansatz C,
                              									welcher mittelst seines Herdes D eine gewisse Anzahl von
                              									Kochgeschirren erhitzen kann. Die Flamme und der Rauch begeben sich aus diesem
                              									zweiten Herde D durch den Canal a in die einzige Esse E, wobei sie durch den
                              									Feuerkasten A und die Röhren b des Generators strömen.
                           Ein Register verschließt oder regulirt nach Erforderniß die Oeffnung a, wenn der Herd D nicht
                              									benutzt wird.
                           Der Kessel A enthält nicht nur das Wasser, welches
                              									verdampft werden soll, sondern auch die Töpfe, die Wasserbäder und die Gefäße welche
                              									zum Kochen der Speisen dienen. Der Kessel wird fortwährend mit dem Wasser gespeist,
                              									welches zur Condensation des Dampfs gedient und folglich bereits eine gewisse
                              									Temperatur erlangt hat.
                           Uebrigens ist der Kessel mit einem gläsernen Wasserstandszeiger versehen, damit man
                              									stets sehen kann, ob die richtige Wassermenge darin enthalten ist.
                           Der Condensator. – Derselbe besteht bloß aus einem
                              									blechernen Kasten F, welcher eine Schlange von flacher
                              									Röhre enthält, die durch die ganze Höhe des Kastens circulirt, und nicht allein den
                              									in dem Generator erzeugten Dampf, sondern auch die äußere Luft aufnimmt. Zu dem Ende
                              									ist die Schlange mittelst ihres obern Endes mit der Röhre d verbunden, welche einerseits mit dem Luftfänge e und andererseits mit der Röhre f in
                              									Verbindung steht.
                           Die Schlange ist im Kasten F überall von Wasser umgeben,
                              									indem derselbe mittelst der Speiseröhre g stets gefüllt
                              									erhalten wird; letztere steht mit der Druckpumpe H in
                              									Verbindung, an deren unterem Ende das Saugrohr h
                              									angebracht ist, welches unmittelbar ins Fahrwasser des Schiffes reicht.
                           Am untern Theile des Kastens F befindet sich eine
                              									gekrümmte Röhr i, die ihn mit dem Kessel in Verbindung
                              									setzt, um das Meerwasser einzuführen, welches durch seine Berührung mit dem
                              									Schlangenrohr G bereits erwärmt ist. Eine Abflußröhre
                              										J führt dem Meere wieder alles überflüssige Wasser
                              									des Condensators zu, welches der Generator nicht aufnehmen kann.
                           
                           Die Luftpumpe. – Die zum Ansaugen und Ausdrücken
                              									der Luft dienende Pumpe ist doppelt-wirkend; sie saugt und drückt
                              									ununterbrochen, sowohl beim Auf- als auch beim Niedergange.
                           Diese Pumpe, welche man mit der Hand mittelst eines Balanciers j bewegt, besteht bloß aus einem senkrechten gußeisernen Cylinder l, in welchem der Kolben k
                              									spielt; der Cylinder ist an seinen beiden Enden mit Saugventilen l und l' und mit
                              									Auslaßventilen m, m' versehen. Er steht mit dem untern
                              									Theil des Schlangenrohrs G mittelst der gekrümmten Röhre
                              										n in Verbindung; diese Röhre hebt sich erst und geht
                              									dann wieder bis zum Fuß des Kastens F nieder, um beim
                              									Saugen Luft aufzunehmen, ohne das Wasser oder den verdichteten Dampf
                              									wegzunehmen.
                           Derselbe Balancier oder Hebel, an dessen Ende ein Matrose arbeitet, dient zugleich
                              									zum Bewegen des Kolbens der Speisepumpe H.
                           Während nun diese Pumpe das Wasser ausdrückt, welches sie in der Condensatorbüchse
                              									ansaugt, sucht die Luftpumpe I, die den Ventilator
                              									ersetzt, bei jedem Kolbenzug die Leere im Innern des Schlangenrohrs herzustellen und
                              									daher die überflüssige Menge von atmosphärischer Luft nach außen zu schaffen, welche
                              									durch dieses Ansaugen mittelst der Röhre e eingedrungen
                              									ist und sich zum Theil mit dem Dampfe vermischt hat, in dem Maaße, als derselbe aus
                              									dem Kessel durch die Röhre f einströmte. Daraus folgt,
                              									daß dieser Dampf, indem er sich verdichtet, sich des passenden Antheils von Luft
                              									bemächtigt, und folglich die zur vollkommenen Trinkbarkeit des Wassers erforderliche
                              									Gasmenge aufnimmt, worauf das Wasser durch ein Filter geht und dann alle
                              									Bestandtheile des besten Quellwassers enthält.
                           Das Filter. – Dieses Wasser oder dieser
                              									verdichtete Dampf, welcher demnach mit atmosphärischer Luft gesättigt ist, wird
                              									vollends dadurch gereinigt, daß es aus dem untern Theil der Schlange in den
                              									Filtrirapparat läuft. Der Ablauf erfolgt durch die durchbohrte Röhre O, welche sich an ihrem Ende außerhalb des Kastens
                              									heberartig gabelt, so daß das Wasser einen Umweg machen muß und hierbei die Luft
                              									fahren läßt, welche von der Pumpe weggenommen wird.
                           Das Filter besteht bloß aus einem Becken L, welches in
                              									seiner ganzen Höhe eine Schicht von Sand oder kleinem Gerölle und eine mehr oder
                              									weniger dicke Schicht von Holzkohlenpulver enthält, je nachdem dieß für nöthig
                              									befunden wird. Am Boden des Filtrirkastens ist ein Hahn r angebracht, durch den man das reine Wasser in einen Behälter oder in
                              									Gefäße ablassen kann.
                           Man ersteht aus obiger Beschreibung, daß die verschiedenen Theile einen einzigen und
                              									zusammenhängenden Apparat bilden, welcher die verschiedenen Processe, nämlich die
                              									Verdampfung des Wassers, die Verdichtung des Dampfes, seine gleichzeitige
                              									Vermischung mit der äußern Luft, dann das Filtriren, wodurch die Reinigung vollendet
                              									wird, ausführt.
                           Indem man nun den Kessel mit der eigentlichen Kochmaschine verbindet, hat man den
                              									Vortheil, das Brennmaterial gleichzeitig zum Kochen der Speisen und zum Verdampfen
                              									des Wassers zu benutzen. Sollte man aber viel reines Wasser nöthig haben, und die
                              									Küche und den Kochherd nicht benutzen wollen, so wendet man bloß einen gewöhnlichen
                              									Dampfkessel mit Siedern oder von beliebiger Construction an.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
