| Titel: | Ueber galvanische Vergoldung, Versilberung etc.; von Alexander Watt. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. XCIV., S. 372 | 
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                        XCIV.
                        Ueber galvanische Vergoldung, Versilberung etc.;
                           								von Alexander Watt.
                        Aus dem Mechanics'
                                 									Magazine, 1855, Nr. 1660.
                        Watt, über galvanische Vergoldung, Versilberung etc.
                        
                     
                        
                           Der Verfasser hat als Frucht langjähriger Erfahrungen eine Reihe von praktischen
                              									Andeutungen gegeben, die wir hier im Auszuge mittheilen wollen.
                           Wenn Metalle aus ihren Auflösungen niedergeschlagen werden sollen, sagt er, wendet
                              									man verschiedene Arten galvanischer Batterien an, von denen jedoch die von Daniell, Smee, Wollaston und Bunsen angegebenen, besondere Erwähnung verdienen. Die erste derselben,
                              									die Daniell'sche, ist jetzt beinahe ganz aufgegeben,
                              									wahrscheinlich weil sie selten gehörig zusammengestellt wurde. Mehr im Gebrauche ist
                              									die Smee'sche Batterie, weil sie, obwohl unregelmäßig und
                              									unsicher wirkend, einen Strom von bedeutender Intensität hervorbringt (eine Eigenschaft, die jedoch bei
                              									der Galvanoplastik wenig Dienste leistet, wenn die Quantität des zu erzielenden
                              									Ueberzuges unbedeutend ist). Die Wollaston'sche Batterie
                              									ist der vorhergehenden weitaus überlegen, da sie eine bedeutende Quantität von
                              									Elektricität von beträchtlicher Spannung entwickelt, und sie ist deßhalb mehr im
                              									Gebrauche, bisweilen in Modificationen, welche sich mit wenig Mühe und Kosten
                              									herstellen lassen. Die Bunsen'sche Batterie wird, weil
                              									sie im Gebrauche theuer zu stehen kommt, selten von erfahrenen Galvanoplastikern
                              									(Elektroplattirern) angewendet, und ist auch in der That zu dem angeregten Zweck in
                              									jeder Beziehung so wenig geeignet, daß sie nicht verwendet werden soll, man möge die
                              									Metallüberzüge zum Vergnügen oder zum Verkauf herstellen.
                           Wenn man einen vollkommen glatten, gleichmäßigen und regelrechten Niederschlag
                              									bekommen will, so muß man nothwendig eine Batterie anwenden, welche bei hinlänglicher Spannung eine beträchtliche Quantität von Elektricität
                                 										entwickelt. Hat man eine Batterie von großer Oberfläche der Metallplatten,
                              									so wird der Strom so schwach, daß der Metallniederschlag nur sehr langsam erfolgt,
                              									während eine Batterie von einer großen Zahl kleiner Platten gebildet, das Metall
                              									nicht nur in einer körnigen, selbst pulverigen Form niederschlägt, sondern sogar die
                              									Auflösung selbst zerlegt.
                           Die von Hrn. Watt zu galvanoplastischen Zwecken benützte
                              									Batterie ist nachstehende. In einem cylindrischen Topfe von Steinzeug, das etwa 4
                              									Gallons (40 Pfd. Wasser) faßt, ist ein Cylinder von (beiläufig 1/64 Zoll dickem)
                              									Kupferblech eingefügt, und von diesem ein Streifen von etwa 1/2 Zoll Breite 1 Zoll
                              									weit losgeschnitten, um an den negativen Pol zu gehen, damit eine gute Verbindung
                              									zwischen dem negativen Pole und dem Cylinder besteht, ohne daß man die Mühe des
                              									Löthens hat. Eine Holzscheibe dient als Deckel des Gefäßes. In der Mitte der Scheibe
                              									befindet sich ein Loch von etwa zwei Zoll Durchmesser, an dem eine Ochsengurgel
                              									befestigt ist, die bis auf den Boden des Topfes reicht und deren unteres Ende mit
                              									dickem Zwirn sorgfältig zugebunden ist. Man gießt nun einen Zinkstab, so daß sich in
                              									demselben ein langer, ziemlich dicker Kupferdraht befindet, welcher vorher an dem
                              									einen Ende spiralförmig gewunden wurde, so daß er eine Feder bildet und folglich das
                              									Abbrechen des Drahtes an der Verbindungsstelle mit dem Zinke verhütet wird. Nun
                              									füllt man die Ochsengurgel nahezu mit concentrirter Kochsalzlösung, welche mit
                              									einigen Tropfen Salzsäure angesäuert ist und steckt den Zinkstab hinein, der jedoch
                              									den Boden der Gurgel nicht berühren darf, was man dadurch verhütet, daß man ein
                              									Stück Holz quer an dem Zinkstab befestigt, womit man ihn an dem Deckel der Batterie
                              									aufhängt. Den Topf füllt man nahezu mit Wasser, welches mit zwei Pfund Schwefelsäure
                              									und einer Unze Salpetersäure versetzt ist, und die Batterie ist fertig.
                           In dieser Weise bietet die Batterie manche Vortheile; sie wirkt constant, die
                              									örtliche Einwirkung ist unbedeutend, Herstellung wie Gebrauch sind wohlfeil.
                              									Verbindet man mehrere Elemente mit einander, so haben sie eine bedeutende Wirkung,
                              									welche länger anhält als dieses bei einer andern Batterie der Fall ist.
                           Eine einzige Zelle dieser Batterie entwickelt eine große Menge von Elektricität,
                              									deren Spannung für kleinere Arbeiten, zum Vergolden u.s.w., genügt. Soll in einer
                              									gegebenen Zeit eine beträchtliche Menge von Metall niedergeschlagen werden, so
                              									verbindet man mehrere Elemente mit den ungleichnamigen Enden.
                           Arbeitet man mit einer Smee'schen Batterie von großer
                              									Oberfläche, so gehören die schnelle Verzehrung der Zinkplatten, die starke örtliche
                              									Einwirkung und bedeutende Entwicklung von Wasserstoffgas, die Mühe und Auslagen für
                              									das Amalgamiren der Platten, zu den vielen Unannehmlichkeiten, welche diese Batterie
                              									dem Galvanoplastiker verursacht, wozu noch der Umstand kommt, daß ihr Strom viel zu
                              									stark und ungleichmäßig ist, als daß man eine glatte und regelmäßige Ablagerung des
                              									Metalles erwarten könnte, obwohl die Batterie für manche andere Zwecke zu den
                              									allergeeignetsten gehört.
                           Wäre man bei der Wollaston'schen Batterie der Mühe und
                              									Schwierigkeit überhoben, die verzehrten Zinkplatten immer wieder zu ersetzen, hätte
                              									man nicht nöthig, beständig anregende Stoffe zuzufügen, so würde sie für
                              									galvanoplastische Operationen ausgezeichnet passen.
                           Die von Einigen vorgeschlagene Magnetelektricität dürfte sich zu den angeregten
                              									Arbeiten am wenigsten eignen, da ihr die hiezu erforderliche Grundeigenschaft, unausgesetzte Wirkung, abgeht.
                           Karl Watt, ein Bruder des Verfassers, ließ sich eine
                              									thermoelektrische Batterie patentiren, von welcher er glaubt, daß sie, wenn
                              									vervollständigt, alle übrigen Batterien zu galvanoplastischen Zwecken verdunkeln
                              									würde, da sie nicht nur constant und gleichförmig wirkt, sondern auch wohlfeil
                              									herzustellen ist.
                           Außer der Batterie gibt es noch andere Umstände, welche auf die Beschaffenheit des
                              									Niederschlags sowie auf die Geschwindigkeit, mit der er sich bildet, von Einfluß
                              									sind. Die Lösung, d. i. der Elektrolyt, kann je nach dem gegenseitigen Verhältnisse
                              									von Metall und Lösungsmittel, je nach der Größe der positiven Polplatte, ein guter
                              									oder schlechter Leiter seyn. Ist die Lösung arm an Metall, die Oberfläche des
                              									positiven Poles, der dem
                              									zu überziehenden Gegenstande gegenüber ist, kleiner als nothwendig, so geht der
                              									Proceß langsam vor sich, während im entgegengesetzten Falle das Metall so schnell
                              									niedergeschlagen wird, daß es am negativen Pole in Pulverform sich absetzt.
                           Außerdem hängt die Geschwindigkeit des Vorgangs von der Temperatur der Lösung ab.
                              									Steigt die Wärme über 60° C., so geht die Ablagerung sehr rasch vor sich, so
                              									daß, wenn man die Lösung zu einer Concentration bringen will, bei welcher sie heiß
                              									benützt werden kann, ohne daß man einen pulverigen oder sonst fehlerhaften
                              									Niederschlag zu fürchten hätte, man ihr nahezu 75 Proc. Wasser zufügen und die
                              									Oberfläche des positiven Poles kleiner machen muß.
                           Bei sehr kalter Witterung findet man manchmal die Silberlösung mit Eis von
                              									ansehnlicher Dicke bedeckt, und dann geht auch die Zerlegung langsamer vor sich als
                              									zu wünschen wäre. In diesem Falle ist der Niederschlag viel härter und wird nicht so
                              									leicht rauh, als wenn die Lösung wärmer war. Es dürfte stets vorzuziehen seyn, die
                              									Silberlösung bei möglichst niedriger Temperatur zu verarbeiten, da der Niederschlag
                              									in mancher Beziehung besser wird.
                           Von weiterer Bedeutung ist die Bewegung. Ist entweder die Lösung zu concentrirt, oder
                              									die Oberfläche des positiven Poles zu groß, oder die Temperatur der Lösung zu hoch,
                              									oder die Batterie zu stark, oder veranlaßt irgend einer von diesen Umständen einen
                              									pulverigen oder körnigen Niederschlag, oder bewirkt ein solcher Umstand, daß sich
                              									die Ablagerung von dem Artikel wieder abschält, so braucht man nur den negativen Pol
                              									und den daran befestigten Gegenstand in eine constante und rasche Bewegung zu
                              									versetzen, bis der verlangte Ueberzug fertig ist, um mit Sicherheit darauf rechnen
                              									zu können, daß trotz der ungünstigen Umstände ein vollkommen glatter, gleichförmiger
                              									und dauerhafter Niederschlag erzielt wird. Verbindet man z.B. einen Gegenstand mit
                              									dem negativen Pole und legt ihn in die Goldlösung, und man bemerkt nach einigen
                              									Secunden, daß das niedergeschlagene Gold eine schwach braune Farbe annimmt, so wird,
                              									wenn man den Gegenstand in der Lösung recht lebhaft schüttelt, derselbe alsbald hell
                              									und erlangt eine schöne Feingoldfarbe.
                           Die strengste Reinlichkeit ist bei galvanoplastischen Arbeiten unbedingt nöthig, auch
                              									muß man besorgt seyn, daß die Lösungen nie unter einander kommen; man muß deren
                              									verschiedene von bestimmter Concentration vorräthig haben, wenn man dauerhafte
                              									Niederschläge des einen Metalles auf dem andern erzielen will, denn eine Lösung von
                              									gewisser Stärke paßt nicht für alle Metalle- ein Umstand, dessen
                              									Vernachlässigung schon manches Fehlschlagen, und die Verzettlung mancher Lösung
                              									veranlaßte.