| Titel: | Ueber die Fabrication zusammengesetzter Metallstäbe. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. CIV., S. 415 | 
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                        CIV.
                        Ueber die Fabrication zusammengesetzter
                           								Metallstäbe.
                        Aus dem Mechanics'
                                 									Magazine, 1855, Nr. 1659.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Ueber die Fabrication zusammengesetzter Metallstäbe.
                        
                     
                        
                           Eine Abhandlung über diesen Gegenstand wurde kürzlich in der Gesellschaft der
                              									mechanischen Ingenieure zu Birmingham von Hrn. E. J. Payne daselbst vorgelesen, aus der wir Nachstehendes mittheilen.
                           Gegenwärtig dürfte es wegen der hohen Eisenpreise die Consumenten von Stäben und
                              									Stangen interessiren die Resultate von Versuchen kennen zu lernen, welche in der
                              									Absicht gemacht wurden, einen wohlfeilen Ersatz für feste Eisenstangen zu erlangen,
                              									wie sie hauptsächlich zur Anfertigung von Gitterwerk, eisernen Bettstellen und
                              									ähnlichen Gegenständen angewendet werden.
                           Fig. 15 bis
                              										17 dienen
                              									zur Erläuterung des befolgten Princips. – Zwei halbkreisförmige Stücke
                              									Hohleisen A, A, Fig. 15, von dem
                              									erforderlichen Gewicht, sind so zusammengelegt, daß sie einen Cylinder bilden und
                              									zwei andere, etwas größere Stücke B, B, sind so um
                              									diesen Cylinder gelegt, daß sich die Fugen beider kreuzen, wie die Figur deutlich
                              									zeigt. Darauf wird das Ganze mit Bändern von Eisen oder von starkem Draht fest
                              									zusammen gebunden, in das eine Ende ein massives Stück Eisen eingetrieben, worauf
                              									der hohle Raum der Röhre mit Sand, Erde oder Asche ausgefüllt, die Füllung gehörig
                              									getrocknet und dann das obere Ende auch verschlossen wird.
                           Diese Stange wird nun in einen Schweißofen gebracht, und wenn sie die erforderliche
                              									Hitze erlangt hat, zwischen die passenden runden Kaliber eines Walzenpaares gesteckt
                              									und zu einer festen Stange zusammengeschweißt und ausgewalzt, wobei die Sand-
                              									etc. Füllung in demselben Verhältniß an Stärke ab- und an Länge zunimmt, als
                              									der eiserne Stab. Jedoch hängt die Genauigkeit dieses Verhältnisses gänzlich davon
                              									ab, daß die Füllung recht fest in die Röhre eingestampft und in derselben
                              									festgehalten wird; denn wenn der Sand lose ist, so muß durch die Zusammenpressung
                              									der Füllung beim Walzen die Streckung der eisernen Röhre geringer werden und man
                              									daher einen kürzeren Stab erhalten, als man nach der Länge der zusammengelegten
                              									Stücke erwarten sollte. Es ist dieß bei den Versuchen hinlänglich nachgewiesen
                              									worden. Der Querschnitt des Sandes in einer von den zusammengelegten Röhren war eben
                              									so groß als derjenige des Eisens; nach dem Auswalzen und Strecken war aber das Oberflächenverhältniß 1
                              									1/2 Eisen zu 1 Sand.
                           Der Sand wurde durch die Einwirkung der Hitze und des Drucks ein halbverglaster
                              									Körper von außerordentlicher Härte, so daß er polirt werden konnte. Dadurch und
                              									vermöge der röhrenförmigen Gestalt der Stäbe, erhielten diese eine große Festigkeit.
                              									Bei einer vergleichenden Probe, welche man mit gleich langen massiven und
                              									röhrenförmigen Stäben, mittelst daran gehängter Gewichte vornahm, trugen die letztem
                              									fast das doppelte Gewicht von den ersteren.
                           Für quadratische Stäbe wurden zwei
                              									Winkeleisen-Stangen zusammengelegt, wie Fig. 17 zeigt, während
                              									dieses Winkeleisen für Flachstäbe die in Fig. 17 dargestellte Form
                              									hatte. Das Auswalzen wurde auf dieselbe Weise bewerkstelligt, wie bei massivem
                              									Eisen.
                           Wir haben nun noch einige Bemerkungen über die Fabricationskosten solchen Eisens zu
                              									machen, welche uns von einem Werke in Südwales mitgetheilt wurden, das sich mit
                              									Artikeln dieser Art beschäftigt.
                           Die Fabricationskosten betrugen per Tonne und nach den
                              									jetztigen Eisenpreisen:
                           
                              
                                 das zu den röhrenförmigen Stäben
                                    											erforderliche Stabeisen   kostete per Tonne
                                 9 Pfd. St.
                                 10 Sh.
                                 
                              
                                 für das Auswalzen der halbcylindrischen
                                    											oder winkelförmigen   Stäbe, für das
                                    											Zusammenbinden, Füllen und Verschließen   der
                                    											Röhren etc. à Tonne
                                 2        „
                                 10 „
                                 
                              
                                 für Nebenkosten, Abbrand etc.
                                 1        „
                                      „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 Summa
                                 13 Pfd. St.
                                 – Sh.
                                 
                              
                           die Tonne oder 4 Thlr. 13 Sgr. 4 Pf. der preußische Centner.
                              									Dieß kostet also 1 Tonne Eisen zu hohlen Stäben verarbeitet, welche zur Hälfte aus
                              									Eisen und zur Hälfte aus Sand bestehen. Da aber eine Tonne Hohleisen dasselbe
                              									leistet als zwei Tonnen massives, indem jenes doppelt so lang als dieses ist, so
                              									kostet es dem Maaße nach nur 6 1/2 Pfd. St. Die Versuche erstreckten sich jedoch nur
                              									auf die Fabrication von Stäben, welche nicht stärker als 1 Zoll waren; stärkere
                              									Stäbe enthalten aber verhältnißmäßig mehr Sand, daher man von 1 Tonne Eisen noch
                              									längere Stäbe bekommt.
                           Es wurden Stücke von Eisenbahnschienen vorgezeigt, die ebenfalls auf der
                              									Cum-Avon-Hütte in Südwalis ausgewalzt worden waren, und welche
                              									nachwiesen, daß auch bei dieser Stabeisensorte an Material gespart werden könne. Man
                              									setzte die Pakete zu diesen Schienen so zusammen, das die Fahrbahn und der Fuß aus
                              									Eisen Nr. 2, der übrige Theil aber aus Rohschienen oder Puddeleisen bestand. In der
                              									Mitte lag ein hohler Stab mit eingestampftem Sand, welcher aus 1/4 Zoll starkem Eisen bestand. In dem
                              									einen Paket war dieser Sandkern 4 1/4, in dem andern 3 1/4 Zoll stark; die Enden der
                              									Kernbüchsen blieben jedoch unverschlossen. Nach dem Auswalzen zeigte der Sand fast
                              									die Form der Schiene; da der Verschluß aber weggelassen wurde, so war der
                              									Querschnitt des Sandes nicht so groß, als er im Verhältniß des Streckens hätte seyn
                              									sollen.
                           Endlich wurden auch Stücke kupferner Röhren von kleinem
                              									Durchmesser vorgezeigt, welche nach demselben Princip wie die eisernen Stäbe
                              									verfertigt worden waren; der Unterschied bestand nur darin, daß die Röhren kalt
                              									durch eine Ziehbank gestreckt wurden. Da folglich der Sand nicht verglast war, so
                              									konnte er leicht herausgeschafft werden und es blieb eine offene Röhre zurück. Will
                              									man eiserne Röhren auf diese Weise fabriciren, so füllt man sie mit reinem
                              									Kieselsande oder mit gebranntem Gyps, welche beide nicht verglasen, wo dann, wenn
                              									die Röhren ausgeschweißt und ausgewalzt worden sind, der Kern leicht herausgebohrt
                              									werden kann.
                           Man beabsichtigt weitere Versuche in der Absicht anzustellen, die Metalldicke recht
                              									gering und den Kern dick zu machen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
