| Titel: | Verfahren zum Feinmachen des mit Iridium legirten Goldes, welches in den iridiumhaltigen Krätzen enthalten ist; von Hrn. d'Hennin. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. CXI., S. 443 | 
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                        CXI.
                        Verfahren zum Feinmachen des mit Iridium legirten
                           								Goldes, welches in den iridiumhaltigen Krätzen enthalten ist; von Hrn. d'Hennin.
                        Aus den Comptes
                                 								rendus, Mai 1855, Nr. 22.
                        Verfahren zum Feinmachen des mit Iridium legirten
                           								Goldes.
                        
                     
                        
                           Seit einiger Zeit hat man in den Affiniranstalten von Europa und Amerika beobachtet,
                              									daß in dem goldhaltigen Sand von Californien und Australien viel häufiger Iridium
                              									vorkommt, als früher.
                           Auch enthalten die Krätzen der verschiedenen Münzwerkstätten von Amerika und Europa
                              									seit einiger Zeit oft eine sehr beträchtliche Menge Iridium, welches man beim
                              									Ausschmelzen der Kratzen zur Gewinnung der in denselben enthaltenen edlen Metalle
                              									bis jetzt nicht abzuscheiden vermochte, und das sich natürlich in dem Product
                              									concentrirt, welches man bei der Kupellation des bei diesem Ausschmelzen erhaltenen
                              									Bleikönigs erhält. Bekanntlich werden nämlich die Krätzen, um das in denselben
                              									enthaltene Gold und Silber abzuscheiden, in einem Schachtofen behandelt, in welchen
                              									man die zu schmelzenden Krätzen sammt dem erforderlichen Fluß gibt; das metallische
                              									Blei, welches die Reduction der in diesem Fluß enthaltenen Bleiglätte liefert, wird
                              									hernach kupellirt, um das Silber und Gold daraus abzuscheiden. Enthielten die
                              									angewandten Krätzen Iridium, so befindet sich dasselbe in dem bei der Kupellation
                              									zurückgebliebenen Gold und Silber, und nachdem man das Gold und Silber durch
                              									Salpetersäure geschieden hat, befindet sich das Iridium im Gold. Letzteres ist
                              									stellenweise grau und besitzt nicht den gewöhnlichen Glanz des reinen Goldes.
                           Bisher kannte man zur Abscheidung des Iridiums kein anderes Verfahren, als das
                              									iridiumhaltige Gold mit Königswasser zu behandeln, wobei das Iridium als
                              									unauflöslich zurückbleibt, während sich das Gold in Chlorid verwandelt. Dieses
                              									Verfahren ist offenbar nur im Kleinen anwendbar, und erfordert überdieß mehrere
                              									stets sehr langwierige Operationen.
                           Ich suchte daher eine Methode zu ermitteln, um das Iridium von dem Gold oder Silber,
                              									welche es verunreinigt, durch bloßes Schmelzen abzuscheiden, und blieb endlich bei
                              									folgendem Verfahren stehen. Ich schmolz:
                           
                              
                                 12 1/2
                                 Gramme iridiumhaltige Krätzen
                                 
                              
                                 
                                                     mit:
                                 
                              
                                   3
                                 Grammen arseniksaurem Natron,
                                 
                              
                                 18
                                       „        schwarzem
                                    											Fluß,
                                 
                              
                                 20
                                       „        gewöhnlichem
                                    											Fluß,
                                 
                              
                           
                           wodurch ich einen vollkommen gebildeten Bleikönig erhielt,
                              									welcher das in den Krätzen enthaltene Gold und Silber einschloß; über diesem König
                              									befand sich ein anderer metallischer Kuchen von eisengrauer Farbe, aus Arsenik,
                              									Eisen und Iridium bestehend, welcher von dem erstem mit Leichtigkeit getrennt werden
                              									konnte.
                           Ueberzeugt, daß es hauptsächlich darauf ankommt, durch das Schmelzen eine
                              									aufsteigende Bewegung hervorzubringen, welche die metallischen Theilchen in innige
                              									Berührung mit dem Fluß bringt, um die Wirkung dieses letztern zu begünstigen,
                              									versuchte ich kohlensauren Kalk und erhielt ein dem erstern analoges Resultat.
                           Ich wandte dabei folgendes Verhältniß der verschiedenen Substanzen an:
                           
                              
                                 12 1/2 Gramme
                                 Krätzen,
                                 
                              
                                 15          
                                    											„
                                 schwarzen Fluß,
                                 
                              
                                 14          
                                    											„
                                 Kreide,
                                 
                              
                                   2 1/2 bis 3
                                 Gramme arseniksaures Natron,
                                 
                              
                                 20 Gramme gewöhnlichen Fluß (aus
                                    											Borax, Weinstein, Kohle und Bleiglätte bestehend).
                                 
                              
                           Wie man sieht, ist das arseniksaure Natron stets in kleiner Menge im Verhältniß zu
                              									den Reductionsmitteln vorhanden, wodurch die Reduction um so besser erfolgte. In der
                              									That enthält der auf dem Bleikönig abgelagerte metallische Kuchen Arsenik, Eisen und
                              									Iridium.
                           Soviel steht also fest, daß wenn man die iridiumhaltigen Krätzen im Schachtofen bei
                              									einer nicht übermäßigen Hitze mit arseniksaurem Natron, schwarzem Fluß und
                              									gewöhnlichem Fluß, in den von mir angegebenen Verhältnissen behandelt, sie durch das
                              									bloße Schmelzen ihren ganzen Iridiumgehalt verlieren; daß das Gold mit dem Silber
                              									sich in den Bleikönig begibt, während das Iridium sich in einem andern Kuchen von
                              									graulichem Ansehen concentrirt, der sich gleich gut kupellirt, was nicht der Fall
                              									ist, wenn man die iridiumhaltigen Krätzen mit metallischem Eisen schmilzt, um das
                              									Iridium mit Eisen zu legiren.
                           Wie wichtig dieses Verfahren ist, ersieht man daraus, daß die zwei einzigen
                              									Krätzschmelzereien, welche wir in Frankreich besitzen, seit drei Jahren ungefähr
                              									60,000 Kilogr. iridiumhaltige Krätzen behandelt haben, welche sämmtlich aus Amerika
                              									kamen.