| Titel: | Ueber die Krankheiten der als Nahrungsmittel dienenden Pflanzen; von Hrn. Armand Bazin. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. CXIV., S. 450 | 
| Download: | XML | 
                     
                        CXIV.
                        Ueber die Krankheiten der als Nahrungsmittel
                           								dienenden Pflanzen; von Hrn. Armand Bazin.
                        Aus dem Cosmos, Revue
                                 									encyclopédique, August 1854, S. 169.
                        Bazin, über die Krankheiten der als Nahrungsmittel dienenden
                           								Pflanzen.
                        
                     
                        
                           Seit dem ersten Auftreten der jetzt herrschenden Pflanzenkrankheiten widmete sich der
                              									Verfasser (in Mesnil-Saint-Firmin) mit seinen Brüdern Charles und
                              									Stephane unausgesetzt der Erforschung ihrer Ursachen und der Heilmittel gegen
                              									dieselben. Seine Untersuchung läßt über die Ursache dieser Krankheiten keinen
                              									Zweifel mehr übrig, und es steht durch sie fest, 1) daß die erste und Hauptursache
                              									der Krankheit Stiche giftiger Insecten sind, und 2) daß der flaum- oder
                              									schimmelartige Ueberzug (les botrytis ou duvets
                                 										cryptogamiques) nur Folge oder Wirkung der durch den Biß der Insecten
                              									hervorgebrachten Veränderung, also der Vergiftung, ist. Das bloß zufällige und
                              									vorübergehende Befallenwerden von den Insecten hat natürlich bei weitem keine so
                              									schlimmen Folgen wie das innerliche Verderben oder die Entartung der Pflanzen.
                           
                        
                           I. Theil. – Ursachen der Krankheiten.
                           
                              Krankheiten der Bohnen, der Lattichpflanzen und der
                                    											Melonen.
                              Man bemerkte seit einigen Tagen, daß die Blätter von Bohnenpflanzen, welche schon
                                 										weit genug vorgerückt waren, um eßbare Schoten zu geben, gelbliche Flecken
                                 										bekommen hatten und daß, wenn dieses bei einer größern Anzahl von Blättern der
                                 										Fall war, die Pflanze zu kränkeln anfing und späterhin stärker erkrankte. Man
                                 										wußte sich diese Krankheits-Erscheinung nicht zu erklären. Bei genauerer
                                 										Untersuchung entdeckte ich bald, daß diese Verheerungen von einer Menge kleiner
                                 										springender Insecten angerichtet werden, welche das Zellgewebe auf der obern
                                 										Blattseite verzehren und sich unter der untern Seite verbergen, die von ihren
                                 										Excrementen ganz bedeckt ist.
                              Gesunde Blätter, mit welchen man Glasröhren anfüllte, wurden von mehreren
                                 										hineingebrachten Insecten in denselben Zustand versetzt. Letztere zerfressen
                                 										nicht nur das Zellgewebe, sondern vergiften auch das Blatt, so daß es seine
                                 										Athmungsfunctionen nicht mehr verrichten kann, und sicher würde die Pflanze bald
                                 										absterben, wenn nicht immer neue Blätter nachkämen.
                              Die HHrn. Milne Edwards, Brongniart und Quatrefages stimmen damit überein, daß dieser
                                 										krankhafte Zustand der Pflanzen von dem Stich des Insectes herrührt, welches die
                                 											Cicada aptera
                                 										Linn., Astemma
                                 										Latreille, Halticus
                                    											palicorius
                                 										Hahn ist. Es gleicht sehr den Blattläusen auf unsern
                                 										Rosenstöcken.
                              
                           
                              Krankheit der Runkelrüben in ihrem frühesten
                                    											Lebensalter.
                              Wer sich mit dem Runkelrübenbau beschäftigt hat, weiß daß sich dem Aufgehen
                                 										derselben und ihrer ersten Entwickelung große Schwierigkeiten entgegensetzen.
                                 										Bald gehen die Keime schon im Boden zu Grunde, bald sterben die kaum aus dem
                                 										Boden gekommenen Pflanzen so rasch hin, daß die Ursache des Uebels sehr schwer
                                 										zu ergründen ist. Gewöhnlich haben die zuerst, nämlich im März, eingesäeten
                                 										Rüben am meisten zu leiden. Wenn wegen Kälte, oder wegen Armuth des Bodens, das
                                 										Wachsthum nicht kräftig ist, so ist die Pflanze verloren. Sie besteht eine Zeit
                                 										lang den Kampf, unterliegt aber jedesmal. Trockenheit beschleunigt ebenfalls
                                 										ihren Untergang. Ist der Boden leicht, locker, so ist die Gefahr sehr groß, der
                                 										Tod beinahe unvermeidlich; bei festem dichtem Boden hingegen ist die Ernte
                                 										wahrscheinlich gerettet. Endlich kann man, wenn man mehrere Jahre nacheinander
                                 										Runkelrüben auf demselben Felde baut, sicher seyn, daß sie mehr oder weniger
                                 										Schaden leiden.
                              Die Ursache des Uebels ist weder ein Oïdium,
                                 										noch ein atmosphärischer Einfluß, sondern ein nach der Runkelrübe sehr
                                 										lüsternes, sich außerordentlich stark vermehrendes Insect, welches der
                                 										Beobachtung sehr leicht entgeht, weil es sich in der Erde verbirgt und hier die
                                 										Keime der Rübe, so
                                 										wie sie zum Vorschein kommen, zernagt. Man hebe nur Erdschollen sachte hinweg,
                                 										so wird man dieses Insect oft in Unzahl sehen.
                              Mit der Wurzel jedoch begnügt sich das Insect nicht; bei schönem Wetter kriecht
                                 										es auch aus der Erde den Stängel hinauf und zerfrißt die Blätter. Nach einigen
                                 										Stunden sah ich kleine, von ihm befallene Pflanzen entblättert und bald darauf
                                 										abwelken und hinsterben.
                              Dieses Insect ist ein Käferchen, Atomaria
                                    											linearis
                                 										Stephens, A. pygmaea
                                 										Heer. Es ist schmal, linienförmig, kaum 1/2
                                 										Millimeter lang, von rostrother bis schwarzbrauner Farbe. Im J. 1839 wurde es
                                 										von mir zum erstenmal bemerkt. Es zeigt sich im Mai und Junius, seltener im
                                 										Julius und August.
                              
                           
                              Krankheit der Gelbrüben (Möhren).
                              Man sah die Blätter der Gelbrüben gelb und roth werden und welken. Die
                                 										aufmerksamste Beobachtung aber ließ kein Insect daran entdecken.
                              Als jedoch die Pflanzen ausgezogen wurden, sah ich die Rüben mit kleinen Gängen
                                 										gefurcht und sie schienen an solchen Stellen verdorben und gleichsam angefressen
                                 										zu seyn. Bei näherer Untersuchung wurden nur 2–3 kleine, weiße Lärvchen
                                 										darin gefunden, im Boden aber, um die Wurzel herum, befanden sich viele,
                                 										offenbar von diesen Larven herrührende Nymphen.
                              
                           
                              Krankheit der Kartoffeln.
                              Ich übersandte der (französischen) Akademie der Wissenschaften eine Anzahl
                                 										Blattläuse, deren Species zu bestimmen ich mir vorbehielt. Diese Blattläuse sind
                                 										nach meiner Ansicht die Ursache der Kartoffelkrankheit. Sie saugen mit ihrem
                                 										Rüssel in den Blättern und Stängeln und impfen wahrscheinlich in das
                                 										Pflanzengewebe eine Flüssigkeit, welche eine wahrhafte Krankheit
                                 										hervorbringt.
                              Nach einigen Tagen kommen auf allen angegriffenen Punkten kleine, erst gelbe,
                                 										dann braune und zuletzt schwarze Flecken zum Vorschein, welche in dem Maaße als
                                 										sie sich färben, auch an Umfang zunehmen. Dieselben sind bald abgerundet, bald
                                 										verzweigt, den Rippen folgend, bald auf der obern, bald auf der untern
                                 										Blattseite. Flecken von derselben Farbe erscheinen hie und da auch auf den
                                 										Stängeln. Die Blätter und Stängel welken bald, während die Knollen ebenfalls
                                 										unter dem Einfluß des Giftes leiden und die von Hrn. Payen so richtig beobachtete und beschriebene Veränderung
                                 										erfahren.
                              
                              Zwei sehr einfache Gründe erklären, wie ein so gemeines Jesect bisher der
                                 										Beobachtung entgehen konnte. Erstens verbirgt sich dasselbe unter den Blättern
                                 										und zweitens hält es sich nicht lange auf der von ihm angegriffenen Pflanze auf;
                                 										wenn die Blätter anfangen fleckig zu werden, ist oft schon kein solches Insect
                                 										mehr da; wenn sie welken, ist es schon fern und wenn endlich die Knollen
                                 										angegriffen sind, ist es vielleicht schon todt.
                              Diese Entdeckung nimmt derjenigen der mikroskopischen Pilze nichts von ihrer
                                 										Wichtigkeit. Letztere sind ebenfalls vorhanden; nur kommen vorher die Insecten
                                 										und dann erst die Pilze, und die erstern sind die ursprüngliche Ursache des
                                 										Verderbens der Pflanze und folglich auch des Schimmels. Diese Beobachtungen
                                 										scheinen mir von Belang zu seyn, da man ein Uebel, um es zu heilen, erst kennen
                                 										muß.
                              
                           
                              Krankheit des Getreides.
                              Seit einiger Zeit hat man an den Getreide- (Weizen-) Aehren
                                 										röthlichgelbe Flecken beobachtet, und wenn man die Bälge an dieser Stelle
                                 										öffnet, so findet man, daß die Körner sich entweder gar nicht oder nur schlecht
                                 										ausbilden. In der Regel werden diese Flecken dem Vorhandenseyn eines Kryptogams
                                 										zugeschrieben.
                              Man sagt, daß die Kornähren unter dem Einfluß von Regen und Feuchtigkeit brandig werden, was viele Landwirthe beunruhigte,
                                 										weil dieser krankhafte Zustand sehr große Aehnlichkeit mit jener Veränderung der
                                 										Blätter hat, welche man mit Namen Rost bezeichnet.
                                 										Diese Aehnlichkeit ist aber nur eine scheinbare. Wenn der Regen und die Pilze
                                 										die Ursache dieser Krankheit wären, so wäre dieselbe mit Recht zu fürchten, weil
                                 										das Uebel rasch um sich greifen und großen Schaden anrichten könnte. Dem ist
                                 										aber nicht so. Was dem Weizen dieses Jahr (1854) widerfährt, tritt mehr oder
                                 										weniger in jedem Jahre ein.
                              Die wahre Ursache dieser rothen Flecken ist die Larve eines Zweiflüglerinsects.
                                 										Wenn man die gelblich werdenden Bälge vorsichtig öffnet, so findet man innerlich
                                 										gegen die Basis, an der Stelle des Korns, welches sich nicht entwickeln konnte,
                                 										Gruppen kleiner gelblicher Larven, welche aus Eiern kamen, die ohne Zweifel von
                                 										der Mutter zur Zeit der Blüthe des Getreides dahin gelegt wurden.
                              Also ist auch an dieser Krankheit des Weizens sicherlich ein Insect Schuld,
                                 										obgleich später bei dem krankhaften Zustand der Pflanze kryptogamische Gewächse
                                 										sich entwickeln können.
                              
                           
                              
                              Krankheit des Weinstocks.
                              Die Traubenkrankheit tritt mit so analogen Erscheinungen auf, daß ich keinen
                                 										Anstand nehme, ihr gleichen Ursprung zuzuschreiben. Ich habe mehrerlei Insecten
                                 										auf dem erkrankten Weinstock beobachtet, wage aber noch nicht mich darüber
                                 										auszusprechen, welche von denselben die Krankheit erzeugen.
                              
                           
                        
                           II. Theil. – Heilmittel gegen diese Krankheiten.
                           1) Gesund erhaltende Mittel. Seit dem Erscheinen der
                              									Kartoffelkrankheit wurde die Meinung aufgestellt, daß die zu große, dieser Pflanze
                              									gewidmete Sorgfalt, wohl die Ursache des Uebels seyn könnte; diese Ansicht theile
                              									ich nicht. Hr. Payen sagt im Gegentheil: „das
                                 										Auflockern der Erde durch Umarbeitung, das Eggen und rechtzeitige Jäten, das
                                 										Hacken und Beschaufeln, kurz alle die Pflanze zu kräftigen und ihr Wachsthum zu
                                 										bethätigen geeigneten Arbeiten tragen dazu bei, daß die Kartoffel den Anfällen
                                 										der Krankheit besser widersteht.“
                              								
                           Dieß ist richtig, weil eine gut gepflegte Pflanze durch die Erzeugung neuer Blätter
                              									den Schaden welchen sie durch die ergriffenen etc. erlitt, wieder ersetzen wird.
                              									Diese Bemerkung gilt für alle Pflanzen.
                           
                              Weizen.
                              Hinsichtlich der oben bezeichneten Krankheit des Weizens ist vorzüglich auf die
                                 										Zeit der Aussaat und die Spielarten des Saatkorns zu sehen. Ich habe nämlich
                                 										bemerkt, daß der zuerst ausgesäete Weizen weniger angegriffen war als der
                                 										andere, weil wahrscheinlich in jenem die Körner zu der Zeit, wo das Insect
                                 										erscheint, schon gebildet waren.
                              Auch habe ich beobachtet, daß die Weizensorten mit den dichtesten Aehren und den
                                 										dicksten Bälgen gegen die Krankheit besser geschützt sind als die anderen. So
                                 										z.B. die verschiedenen Spielarten des Triticum
                                    											turgidum.
                              Den Kornwürmern (blaniules), welche das Saatkorn
                                 										verzehren, muß man die Trockenheit entgegensetzen, nach dem Sprichwort
                                 											„man säe bei staubiger Dürre ein.“
                                 									
                              
                           
                              Kartoffeln.
                              Eine Auswahl unter den Sorten ist nothwendig: einige sind derberer Art; andere
                                 										reifen frühzeitig, fast schon vor dem Erscheinen der Blattläuse oder doch vor dem dritten
                                 										Stadium der Krankheit.Die Kartoffelkrankheit hat drei Stadien; erstes Stadium: Erscheinen kleiner Flecken auf den Blättern;
                                       													zweites Stadium: die Flecken werden
                                       												größer und färben sich; die Stängel bekommen ebenfalls Flecken; die
                                       												Kryptogamen fangen an sich zu entwickeln; drittes Stadium: die Stängel welken und die Knollen
                                       												verderben. Diese Sorten verdienen den Vorzug.Die Sorten mit starken Stängeln und vielen Blättern widerstehen besser.
                                       												Ich besitze seit einigen Jahren eine solche Sorte, die zugleich
                                       												frühzeitig reift; sie ist minder empfindlich als die anderen; ihre
                                       												Stängel flecken sich langsam und die Knollen reifen schon vor dem
                                       												dritten Stadium der Krankheit.
                                 									
                              Aus demselben Grunde ist das Pflanzen im Herbste sehr empfehlenswerth. Nur sind
                                 										dabei zwei Klippen zu fürchten: zu tiefes Legen, welches schädlich ist, und der
                                 										Frost, der sehr großen Schaden anrichten kann.
                              Die Methode Savart's, welche Payen empfahl, ist ein Schutzmittel. Sie besteht im Legen der
                                 										frühesten Kartoffelsorte. Die erste Ernte findet im Mai statt. Man legt zu
                                 										dieser Zeit ein zweites Mal und erntet davon im October. Auf diese Weise erhält
                                 										man in einem Jahr und auf demselben Stück Land zwei gesunde Ernten. Der Grund
                                 										ist, daß die Blattlaus im Mai kaum vorhanden, im October aber schon todt
                                 										ist.
                              Auch die Auswahl der Legkartoffel verdient einige Aufmerksamkeit; denn obgleich
                                 										man, wenn man kranke Kartoffeln legt, manchmal gesunde bekömmt, so thut man doch
                                 										nicht klug daran, weil die kranken Kartoffeln, auch ohne daß Insecten vorhanden
                                 										wären, die Krankheit den daraus entstehenden Pflanzen mittheilen könnten. Auch
                                 										thut man gut, die Legkartoffel in einem Kalkbad oder in Aetzlauge zu
                                 										tränken.
                              Unter den Bodenarten sind diejenigen, welche das Wasser durchlassen, den anderen
                                 										vorzuziehen, weil die befallene Kartoffel sich in der Feuchtigkeit schneller
                                 										zersetzt, als im Trocknen.
                              Aus diesem Grunde können schwach erkrankte Kartoffeln, wenn man sie an einen
                                 										trockenen Ort legt, sich conserviren.
                              Ein sehr gutes Mittel ist das Abschneiden der Stängel, rechtzeitig vorgenommen, d.h. in dem Augenblick wo die Krankheit sich
                                 										den Knollen mitzutheilen beginnnt; später wäre das Uebel schon eingetreten;
                                 										früher würde man die Pflanze der Stängel berauben, welche, obgleich krank, ihr
                                 										noch dienen um die Reife zu vollenden.
                              Man verbrenne diese StängelCuvier (Régne
                                          													animal t. III p. 411) sagt von den
                                       												Weibchen der Blattläuse: „sie legen die Eier auf die Zweige
                                          													der Bäume, auf welchen sie den ganzen Winter liegen
                                          													bleiben.“ Wenn, wie nicht zu bezweifeln, es sich mit den
                                       												Blattläusen der Kartoffel eben so verhält, so begreift man, wie
                                       												zweckmäßig es ist, die Stängel im Herbst zu verbrennen.; dieß ist leicht ausführbar und man versäume es ja nicht. Ebenso
                                 										verfahre man mit allen Stängeln und Blättern, welche nach der Ernte über dem Boden
                                 										bleiben; man bringe sie in Haufen und verbrenne sie.
                              Der Anbau mit Beschattung ist sehr gut. Erdäpfel, Bohnen, Hanf etc.Ich halte den Hanf dazu sehr geeignet, weil sein Geruch den Insecten gar
                                       												nicht zusagt. Wie ich hörte, hat die Kartoffelkrankheit in Gegenden wo
                                       												viel Hanf gebaut wird, wenig Schaden angerichtet. Ich glaube dieß selbst
                                       												schon bemerkt zu haben, und es verdient Beachtung., vorzüglich aber starkriechende, aromatische Kräuter, wie Citronenkraut,
                                 										Thymian, Isop, zwischen die Kartoffelreihen gepflanzt, verhindern die Annäherung
                                 										der Insecten. In der Regel lieben diese Blattläuse sehr die Luft und die Wärme.
                                 										Unter den Bäumen erscheinen sie nur, wenn es warm ist.
                              Der Fruchtwechsel ist ebenfalls ein wichtiger Punkt. Man begreift, wie
                                 										vortheilhaft es ist, den Anbau von Kartoffeln mit demjenigen anderer Gewächse
                                 										abwechseln zu lassen.Meine Entdeckungen hinsichtlich der fast an jeder Fruchtart große
                                       												Verheerungen anstellenden Insecten dürften die Theorie der
                                       												Wechselwirthschaft bedeutend modificiren(?); meines Erachtens ist
                                       												nämlich der Fruchtwechsel hauptsächlich wegen der Verschiedenheit der
                                       												Insectenarten nothwendig, welche die verschiedenen Pflanzenspecies
                                       												angreifen.
                                 									
                              
                           
                              Runkelrüben.
                              Gegen die Atomaria linearis habe ich unfehlbare
                                 										Schutzmittel gefunden: 1) den Fruchtwechsel; 2) Zusammendrücken des Bodens
                                 										mittelst Walzen; 3) gute Pflege; 4) starke Düngung; 5) für die Saat
                                 										hinreichenden Samen.Durch diese Mittel habe ich mich auch dieses Jahr noch geschützt, während
                                       												andere Landwirthe nicht verschont blieben und im Nord-Depart.
                                       												mehr als 2000 Hektaren von diesen Insecten verheert worden sind.
                                 									
                              Um die Larve des Zweiflüglers Hymelia coarctata, der
                                 										die Runkelrübenblätter zerfrißt, zu vertilgen, braucht man nur von den
                                 										Arbeitern, die sie ausjäten, die fleckigen Blätter, welche die Larven enthalten,
                                 										abschneiden und mit dem Fuße zertreten zu lassen, um die Insecten zu tödten.
                              
                           
                              Weinstock.
                              Wenn beim Weinstock die Ursache der Krankheit, wie ich glaube, ein Insect ist,
                                 										und dieses Insect, wie wahrscheinlich, im Herbst seine Eier auf die Blätter oder
                                 										die Stängel dieser Pflanze legt, so bestehen die sichersten, einfachsten und am
                                 										leichtesten anwendbaren Mittel offenbar in der Sorgfalt, welche man während
                                 										des Winters ihm widmet.Da die Winzer im Winter weniger zu thun haben, so können sie diese
                                       												Sorgfalt leicht übernehmen. Es müßten, wie bei der Kartoffel, alle Blätter, alle Abfalle der
                                 										Weinstöcke in Haufen gebracht und verbrannt werden.
                              Schlüßlich will ich bemerken, daß die Natur des Düngers bei diesen Krankheiten
                                 										ebenfalls eine große Rolle spielen kann. So waren z.B. die Gelbrüben, deren
                                 										Krankheit oben bezeichnet wurde, mit Muskelsubstanzen gedüngt worden. Solche
                                 										Düngerarten begünstigen sehr die Vermehrung der Zweiflügler.
                              Auch bei der Kartoffel sollten, wie ich glaube, die feuchten Düngerarten durch
                                 										trockene und pulverförmige, z.B. Guano und dergl., ersetzt werden.
                              2) Heilkräftige Stoffe. – Wenn man einmal die
                                 										Ursache des Uebels kennt, kann man auch die geeigneten Mittel dagegen wählen und
                                 										solche zweckmäßig anwenden.
                              Man muß ein Heilmittel unter den Anthelminticis
                                 										(Wurmmitteln) suchen; in der That finden sich unter diesen die bereits als
                                 										wirksam erkannten Körper.
                              
                           
                              Kartoffeln.
                              Asche, Kalk, Ruß, schwefelkieshaltige Erden, Schwefel, zur rechten ZeitMan muß diese Mittel zu der Zeit anwenden, wo die Blattläuse zu
                                       												erscheinen anfangen (gewöhnlich im Mai). Später wären diese Mittel
                                       												unzureichend aus zwei Gründen: erstens weil, wenn das Gift einmal in die
                                       												Pflanze eingeführt ist, man die Blattläuse vergebens vertilgen würde,
                                       												indem dann dem Uebel kein Einhalt mehr gethan würde; zweitens weil diese
                                       												Blattläuse sich mit einer solchen Fruchtbarkeit vermehren, daß man
                                       												später nicht mehr alle zu vertilgen hoffen dürfte. und zweckmäßig auf die Kartoffelblätter gestreut, sind von guter
                                 										Wirkung.
                              Auch kann man diese Pflanze mit Tabak, mit Schwefel etc. anräuchern.
                              
                           
                              Weinstock.
                              Den Schwefel empfehle ich, als eines der besten Mittel gegen Insecten (z.B. gegen
                                 										die Krätzmilbe), auch beim Weinstock. Aber auch hier kommt alles auf die Zeit
                                 										an; der Schwefel muß, sobald sich das Uebel zeigt, angewandt werden.
                              Gewiß wäre es auch von Nutzen, alle Stöcke schon vor dem Auftreten der Krankheit,
                                 										d.h. vor dem Anfall der Insecten, mit einem schwefligsauren Salz, oder
                                 										vielleicht mit einer andern Substanz zu überziehen. Welche die kräftigste,
                                 										wohlfeilste und am leichtesten anwendbare ist, müßten die Chemiker erst
                                 										ermitteln; sie sollte wohl flüssig seyn. Der Steinkohlentheer scheint mir zu
                                 										diesem Zweck sehr beachtenswerth zu seyn.
                              Die Aloë, ein bewährtes Wurmmittel, ist ebenfalls zu berücksichtigen.
                              Auch ist anzurathen, Ruß, Asche etc. an den Fuß des Weinstocks zu legen.
                              Der Tabakrauch, welchen man gegen die Pfirsichblattlaus (aphis persica) anwendet, dürfte auch beim Weinstock gute Dienste
                                 										leisten. Zur leichten Anwendung desselben könnte man hie und da zwischen den
                                 										Weinstöcken eine Tabakstaude ziehen, die man abschneiden, trocknen und an Ort
                                 										und Stelle verbrennen würde.
                              
                           
                              Andere Pflanzen.
                              Bezüglich der Krankheit unter Glas gezogener Lattichpflanzen, Melonen und Bohnen,
                                 										besitzen wir gegen den Halticus pallicornis nach Milne Edwards gute Mittel im Benzin, Schwefel, Tabak
                                 										etc.
                              Zur Vertilgung der den Aepfelbäumen so schädlichen wolligen Blattlaus (myzoxylus mali, Blot) und der
                                 										Pfirsichblattlaus (aphis persica) sind den Gärtnern
                                 										die Tabakräucherungen schon als vortrefflich bekannt.
                              Ob den Pflanzen nicht, wie den Thieren, auch innerliche Mittel gereicht werden
                                 										könnten und man sie nicht mit gewissen Auflösungen begießen sollte, die von
                                 										ihnen aufgesogen, dann als Gegen- und Schutzmittel gegen die Verheerungen
                                 										von Insecten dienen – diese Frage ist noch zu beantworten.
                              3) Die schädlichen Insecten vertilgende Thiere.
                                 										– Es gibt unter den Insecten, in der Ordnung der Netzflügler, eine
                                 										Gattung, die Stink- oder Florfliege (Hemerobius), Landjungfer, demoiselle
                                    											terrestre. Eine Art derselben, der Läusefresser (H. perla. lion des pucerons), ist der beste Vertilger der Blattläuse
                                 										auf Bäumen, wenn man, nach Geoffroy, einige. Larven
                                 										derselben auf die davon befallenen Bäume setzt; diese Larven vertilgen täglich
                                 										eine große Menge der Blattläuse um so leichter, als dieselben ruhig und
                                 										unbeweglich an ihrer Stelle bleiben.
                              Allerdings läßt sich nicht auf jeden Stock Kartoffeln eine solche Larve setzen.
                                 										Es ließe sich aber vielleicht eine Pflanze finden, die dieses Insect liebt, und
                                 										von dieser Pflanze brauchte man nur einige Samenkörner in die Kartoffelfelder zu
                                 										streuen.
                              Auch die Ameisen können durch Verzehrung schädlicher Insecten sehr nützlich
                                 										werden. Sie sind, nach Cuvier, sehr begierig nach
                                 										einer aus den
                                 										Körpern der Blattläuse und der Gallinsecten ausschwitzenden zuckerigen
                                 										Flüssigkeit; vier bis fünf Species derselben schleppen, namentlich bei
                                 										schlechter Jahreszeit, die Blattläuse und selbst deren Eier in ihr Nest
                                 										zusammen.
                              Der Blattlauskäfer (das Herrgottsvögelchen, Coccinella) nährt sich ebenfalls von den Blattläusen und deren
                                 										Larven.
                              Zu erwähnen sind noch die Hummelfliegen, welche ausschließlich davon leben, und
                                 										gewisse Wespenarten (crabres und pemphrédons), die ihr Nest damit
                                 										versehen.
                              Auch die Spinnen sind zu berücksichtigen, weil sie unsern Feinden Netze spannen.
                                 										Man sollte daher bei der Traubenkrankheit die Schwefelbestreuungen nicht auch
                                 										gegen die Spinnen richten.
                              Endlich sind die insectenfressenden Vögel, und namentlich die Schwalben, in
                                 										Schutz zu nehmen. Durch das Abholzen der Wälder verschwinden ohnedieß mehrere
                                 										der in dieser Hinsicht so nützlichen Sperlingarten.