| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. , S. 235 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Untersuchung der zündbaren Bleikugeln und der Patronen der
                              									Tirailleurs-Vincent-Gewehre; von X. Landerer.
                           Vor einiger Zeit wurde ich aufgefordert, eine Untersuchung von Bleikugeln, welche die
                              									Eigenschaft besitzen, sobald dieselben in Holz stecken bleiben, dasselbe zu
                              									entzünden und mithin ein Gebäude von Holz, ein Schiff und andere Gegenstände in
                              									Brand zu stecken, zu unternehmen.
                           Diese fürchterliche Waffe, die nach den angestellten Versuchen diese Eigenschaft, die
                              									ich angab auch besitzen, sind gewöhnliche hohle Bleikugeln, die im Innern ganz mit
                              									Phosphor gefüllt sind. Es werden zu diesem Zwecke hohle Bleikugeln mit geschmolzenem
                              									Phosphor eingegossen und das Loch vermacht. Wird nun eine solche Kugel auf einen
                              									hölzernen Gegenstand geschossen, so zerschmettert die Kugel, der Phosphor kommt mit
                              									der Luft in Berührung und in Folge der Hitze, theils durch die Gewalt des Stoßes auf
                              									den harten Gegenstand, theils durch die mittelst des Pulvers mitgetheilte Wärme
                              									entzündet sich der Phosphor und durch denselben die hölzernen Gegenstände. Werden
                              									solche Phosphor-Bleikugeln gegen Mauerwerke geschossen, so zerschmettern
                              									dieselben und der auf dem Mauerwerk sich anklebende Phosphor entzündet sich und
                              									verbreitet sich mit Lebhaftigkeit fort.
                           Werden diese Phosphor-Kugeln in brennbare Stoffe, z.B. in Munitionswägen
                              									geschossen, so entzünden sich alle zündbaren Gegenstände,
                           Ich hatte mehrere solcher Phosphor-Kugeln angefertigt, die ihrem Zweck
                              									vollkommen entsprachen. Wenn jedoch irgend eine kleine Oeffnung bleiben sollte, so
                              									verderben solche Kugeln, indem sich phosphorige Säure bildet, die aus der Oeffnung
                              										ausfließend das Blei
                              									auffrißt und sodann die Kugel mit einem weißen Anfluge von phosphorsaurem und
                              									phosphorigsaurem Bleie überzieht.
                           Eine andere Analyse machte ich mit den zu den genannten Gewehren gehörigen Patronen.
                              									Mittelst einer stumpfen Nadel, die auf die Basis der Patrone mit Gewalt gedrückt
                              									wird, entzündet sich die Patrone und in Folge der Entzündung des fest an gestampften
                              									Pulvers wird die oben leicht aufsitzende bleierne Spitzkugel auf die für ein Gewehr
                              									unglaubliche Weite von 600–800 Schritten hinausgeschleudert.
                           Die Patrone zeigt in ihrem Innern eine kleine Kammer, in der sich knallsaures
                              									Quecksilber aufgeklebt findet, auf demselben findet sich das Pulver fest angestampft
                              									und auf diesem sitzt die Spitzkugel auf. Mittelst der mit Gewalt auf das
                              									Knall-Quecksilber hingedrückten Nadel wird dieses entzündet, dasselbe theilt
                              									sich dem Pulver mit und die Spitzkugel wird auf die unglaubliche Distanz von 6, 7
                              									bis 800 Schritten hinausgeschleudert.
                           Endlich möchte ich noch in wissenschaftlicher Beziehung der asphyktischen Kugeln, Boules asphyctiques, der Franzosen Erwähnung thun. Vor
                              									ungefähr drei Jahren hat ein Apotheker in Frankreich Kanonenkugeln, d.h. hohle. mit
                              									einer Mischung gefüllte Kugeln erfunden, welche die fürchterliche Eigenschaft
                              									besitzen sollen, beim Zerplatzen in einem engen Schiffsraume alle darin befindlichen
                              									lebenden Wesen in einen asphyktischen Zustand zu versetzen, der einige Minuten
                              									andauert, und im Falle diesen, an der Asphyrie darnieder liegenden Menschen nicht
                              									schnelle Hülfe geleistet wird, so sind dieselben dem Tode ausgesetzt. In Toulon
                              									sollen diese Versuche zur Bewunderung Aller ausgeführt worden seyn und sowohl
                              									Menschen als auch Thiere, die sich in diesem Schiffsraume finden, gerathen in diesen
                              									Zustand der Narcose. der für alle höchst lebensgefährlich wurde. Da ein
                              									französischer Officier, den ich kennen zu lernen Gelegenheit fand, diesen Versuchen
                              									beiwohnte, und mir einige Details darüber gab, so hielt ich es nicht für
                              									uninteressant, diesen Gegenstand und diese Erfindung, für die man dem Entdecker
                              									150,000 Francs bezahlt haben soll(?) von wissenschaftlichem Standpunkte zur Sprache
                              									zu bringen. Wenn diese Kugel auf einen sehr festen Körper auffällt, so zerspringt
                              									dieselbe mit fürchterlicher Gewalt und in diesem Augenblick verbreitet sich (nach
                              									den Aussagen dieses Officiers, Narrata refero!) ein
                              									solcher Geruch nach bittern Mandeln, daß ein Athemzug schon hinreicht, um heftigen
                              									Schwindel zu verursachen. Setzt man sich nun dieser Einwirkung noch länger aus, so
                              									fallen die Leute zusammen, Schaum tritt aus dem Munde und dieselben ringen nun mit
                              									dem Tode. Aus dieser, wenn auch unvollkommenen Beschreibung, dürfte anzunehmen seyn,
                              									daß der die Asphyrie bewirkende Stoff von blausäurehaltigem Dunst seyn dürfte, der
                              									sich in der Kugel im condensirten Zustande befindet und der sich nach dem
                              									Zerspringen der Kugel, die durch knallsaures Quecksilber, das sich in dem Innern der
                              									Kugel in einem eigenen Raum befindet, mit furchterlicher Kraft bewirkt wird,
                              									entwickelt. Ich wollte diesen, der Untersuchung sehr würdigen Gegenstand mit diesen
                              									Worten anregen, und vielleicht gelingt es einem anderen unserer Freunde, mit der
                              									Zeit eine genauere Beschreibung mittheilen zu können. (Neues Jahrbuch für Pharmacie
                              									und verwandte Fächer, 1855, S. 255.)
                           
                        
                           Gespaltene Zuggläser für Lampen und Gasbrenner.
                           Hr. Jobard aus Brüssel hielt im Juni d. J. in der Société d'Encouragement zu Paris einen
                              									Vortrag über verschiedene Kunstgriffe, welche man jetzt anwendet um die Zuggläser
                              									der Lampen in gerader Linie aufzuschneiden oder zu spalten. Von der Voraussetzung
                              									ausgehend, daß ein zerbrochenes Glas in Folge plötzlicher
                              									Temperatur-Veränderungen oder ungleichen Erhitzens nicht mehr zerbrechen
                              									kann, verfiel Hr. Jobard auf die gespaltenen Zuggläser,
                              									welche bereits sehr verbreitet sind. Die Compagnie Beudot
                              									in Belgien spaltet täglich 1500 Zuggläser fast ohne Abgang. Man hätte längst bei der
                              									Beleuchtung der Städte mit Oel oder Gas die Zuggläser angewandt, wenn sie nicht im
                              									Winter und in Folge der Abkühlung durch den Wind, so häufig zerbrechen würden; durch
                              									die gespaltenen Gläser ist das Problem gelöst. (Cosmos, Revue
                                 										encyclopédique, Juni 1855, S. 673.)
                           
                        
                           
                           Bereitung von Sauerstoff durch Zersetzung des Wassers.
                           Hr. D. Müller macht in den Comptes
                                 										rendus vom 16. April d. J. einen Vorschlag zur Bereitung von Sauerstoff im
                              									Großen.
                           Derselbe beruht auf folgenden zwei Thatsachen: 1) eine wässerige Lösung von Chlor,
                              									welche in einem Glasgefäß enthalten ist, verwandelt sich nach und nach in Salzsäure,
                              									und der Sauerstoff bleibt frei; 2) unter allen Umständen verbinden sich Chlor und
                              									Wasserstoff unmittelbar unter dem Einfluß von Wärme.
                           Diese große Verwandtschaft des Chlors zum Wasserstoff läßt sich daher offenbar
                              									benutzen, um Wasserdampf bei hoher Temperatur zu zersetzen. Unter dem Einfluß der
                              									Wärme verbindet sich das Chlor mit dem Wasserstoff des Dampfes und verwandelt sich
                              									in gasförmige Salzsäure; der Sauerstoff verbindet sich vielleicht theilweise mit
                              									Chlor zu Ueberchlorsäure, aber der größere Theil bleibt frei, mit salzsaurem Gas
                              									gemischt. Leitet man das Gemisch in Wasser, so löst sich die gasförmige Salzsäure
                              									sogleich auf, und der Sauerstoff kann allein gesammelt werden. Die zu dieser
                              									Zersetzung des Wasserdampfs geeignete Temperatur ist beiläufig 120° C.
                           
                        
                           Ueber Bleiweiß, schwefelsaures Bleioxyd, Zinkweiß und
                              									Schwerspath in ihrer Verwendung zu weißen Anstrichfarben; von F. Fink in Darmstadt.
                           Hr. Karl Deninger
                              									senior, Vorstand des Localgewerbvereins in Mainz,
                              									stellte im vorigen Jahre eine Reihe von Versuchen über die Verwendung von Zinkweiß
                              									und Bleiweiß, die zu ihrer Verarbeitung nöthige Menge von Oelfirniß, sowie über den
                              									relativen Werth der im Handel vorkommenden, meist mit Schwerspath vermengten
                              									Bleiweißsorten an, und theilte die Resultate dem Darmstädter Gewerbevereine mit.
                              									Diese Versuche waren dem Verfasser Veranlassung, auch einen großen Theil der in
                              									Darmstadt im Handel befindlichen, aus verschiedenen Fabriken bezogenen und von den
                              									Anstreichern verwendeten Bleiweißsorten zu untersuchen. Die Resultate seiner
                              									Versuche fand er übereinstimmend mit denjenigen des Hrn. Deninger. Aus den erwähnten Versuchen, aus der Discussion, welche sich in
                              									dem Localgewerbevereine über diesen Gegenstand entspann, sowie aus den
                              									Privatmittheilungen der Weißbindermeister Frank und Rühl in Darmstadt ergab sich Folgendes:
                           1) Kein anderer, bis jetzt für weiße Anstrichfarben verwendeter Farbestoff besitzt
                              									gleiche Deckkraft, wie das Bleiweiß. Daß Bleiweißsorten unverfälscht seyn und doch
                              									verschiedene Deckvermögen besitzen können, ist bekannt. Das französische Bleiweiß
                              									deckt bekanntlich, seiner krystallinischen Beschaffenheit wegen, weniger gut, als
                              									das nach der älteren holländischen Methode erzeugte Bleiweiß.
                           2) Dem Bleiweiß, besonders dem holländischen, kann eine beträchtliche Menge von fein
                              									vermahlenem Schwerspath zugesetzt werden, ohne dessen Deckkraft wesentlich zu
                              									schwächen. Ja es scheint, als wenn ein geringer Zusatz von Schwerspath die Deckkraft
                              									des reinen holländischen Bleiweißes erhöhe.
                           3) Das Bleiweiß, welches als rein – unvermischt mit Schwerspath, metallischem
                              									Blei, essigsaurem Bleioxyd, schwefelsaurem Bleioxyd u.s.w. – in den Handel
                              									gebracht und in diesem guten Glauben gekauft wird, ist selten rein, sondern meist
                              									mit sehr beträchtlichen Mengen von Schwerspath versetzt. Unter 14 untersuchten
                              									verschiedenen Sorten fand der Verfasser eine einzige, welche frei von Schwerspath
                              									und sonstigen Zusätzen war, und diese kostete per
                              									Centner 3 Gulden weniger als eine andere, stark mit Schwerspath gemischte Sorte!
                           4) Das Zinkweiß besitzt, wohl, mit Oelfirniß und Farbe angerieben, eine geringere
                              									Deckkraft als das Bleiweiß, da meist fünf Zinkweißanstriche nöthig seyn werden, um
                              									gleich weißen Anstrich zu erhalten, wie er durch dreimaligen Bleiweißanstrich
                              									erlangt werden kann; allein mit 1 Cent. Zinkweiß reicht man – beinahe zu
                              									gleichem Preise – viel weiter, als mit 1 Centner Bleiweiß. Der Vortheil der
                              									größeren Billigkeit welchen das Zinkweiß hiernach für den Consumenten bieten würde,
                              									wird jedoch dadurch wieder ziemlich aufgehoben, daß der Zinkweißanstrich mehr
                              									Arbeitslohn und mehr Oel
                              									erfordert. Es berechnen sich die Kosten eines guten weißen Zinkweiß- wie
                              									Bleiweißanstrichs ziemlich gleich.
                           5) Zinkweiß erfordert circa 5 Theile trocknendes Oel,
                              									wogegen Bleiweiß nur 3 Theile verlangt.
                           6) Für Lackirarbeiten ist das Zinkweiß dem Bleiweiß unbedingt vorzuziehen.
                           7) Reiner Schwerspath (von Delaurier und Assel in vorgeschlagen) deckt, mit Oelfirniß angerieben,
                              									gar nicht, der Anstrich besteht aus durchsichtiger Kruste.
                           Die Vortheile des Zinkweißanstrichs gegen den Bleiweißanstrich werden vornehmlich
                              									darin gefunden, daß der Zinkweißanstrich durch Ausdünstungen von Abtritten u.s.w.,
                              									durch Schwefelwasserstoff nicht schwarz wird, und daß das Zink und seine
                              									Verbindungen nicht solch nachtheiligen Einfluß auf die Gesundheit der Menschen
                              									ausübt, wie das Blei und die Bleiverbindungen. Die Kosten sind dieselben. Was nun
                              									das Gelbwerden eines solchen weißen Anstrichs betrifft, wenn er dem Lichte nicht
                              									ausgesetzt ist. so theilen beide Anstriche diese Eigenschaft, indem die Ursache
                              									hiervon in dem Oele und nicht in der metallischen Farbe liegt. Ja, ein
                              									Zinkweißanstrich dunkelt mehr – wird brauner – als ein
                              									Bleiweißanstrich, wenn man das Licht davon abhält (Bild, Schrank u.s.w.
                              									davorstellt), weil derselbe am meisten Oel enthält. Aus demselben Grunde –
                              									wegen des größeren Oelgehalts – wird aber auch der Zinkweißanstrich im Freien
                              									besser und dauerhafter stehen, als der Bleiweißanstrich, wie dieß auch mit dem
                              									Kreideanstrich im Freien der Fall ist, abgesehen davon, daß das Oel durch das Blei
                              									chemisch verändert wird.
                           Ein Zusatz von Schwerspath schadet, wenn letzterer sehr fein vermahlen ist, dem
                              									Bleiweißanstrich nicht; nur wäre es besser für die Handwerker und reeller von den
                              									Fabrikanten, wenn der Schwerspathgehalt für jede Sorte beim Verkauf genau angegeben
                              									würde. In diesem Falle würde der Schwerspathzusatz nicht als Verfälschung des Bleiweißes betrachtet werden können. Der Mißbrauch,
                              									welcher hierin getrieben wird, wäre leicht zu beseitigen, wenn die Abnehmer von den
                              									Fabrikanten verlangten, daß ihnen der Schwerspathzusatz genau angegeben werde, und
                              									daß sie ihre Bleiweißsorten ganz nach Belieben in verschiedenen
                              									Mischungsverhältnissen mit Schwerspath beziehen könnten.
                           Das Mischen muß sehr sorgfältig geschehen und wird daher durch mechanische
                              									Hülfsmittel am besten vom Fabrikanten besorgt. Was oben angeführt wurde, daß nämlich
                              									der Schwerspath allein gar nicht deckt, aber das holländische Bleiweiß, in dem Maaße
                              									als der Zusatz von Schwerspath erfolgt, nur langsam an Deckkraft abnimmt, beruht
                              									darauf, daß jedes krystallinische Schwerspathkörnchen mit leichter Hülle von
                              									undurchscheinendem Bleiweiß umgeben und so selbst undurchsichtig wird. Daß ein
                              									Anstrich, welcher mit reinem Bleiweiß gemacht wird, in
                              									der Nähe eines Abtrittes leichter schwarz wird und für die Gesundheit der Menschen
                              									nachtheiliger ist, als ein solcher, welchem eine Quantität Schwerspath beigemischt
                              									wurde, ist selbstredend; aber auch im Freien wird ein Anstrich, welcher Schwerspath
                              									enthält, fester und dauernder stehen als der reine Bleiweißanstrich, da ersterer
                              									mehr Oel enthält, und letzterer durch die chemische Einwirkung von Bleioxyd und Oel
                              									auf einander schneller zerstört wird, als jeder andere Oelfarbenanstrich. Es ist
                              									sogar anzunehmen, daß ein Anstrich, welcher mit reinem Schwerspath und trocknendem
                              									Oele gemacht wird, und der anfänglich durchsichtig, nicht deckend ist, in dem Maaße
                              									deckend wird und an Weiße zunimmt, als et älter und das Oel mehr und mehr von der
                              									Sonne ausgezogen wird.
                           Man kann hiernach nicht nur zugestehen, sondern man muß wünschen, daß dem reinen
                              									Bleiweiß ein Theil Schwerspath für die gewöhnlichen Anstriche zugesetzt werde, und
                              									daß nur für Anstriche und Malereien, bei welchen die höchste Weiße der Farbe
                              									verlangt wird, reines Bleiweiß in Anwendung gebracht wird. Man kann aber
                              									andererseits auch verlangen, daß die Bleiweißfabrikanten ihre Waars nicht mehr als
                              									reines Bleiweiß verkaufen, wo Zusätze von Schwerspath, schwefelsaurem Bleioxyd
                              									u.s.w. gemacht worden sind, sondern daß sie das Bleiweiß als solches und den Zusatz
                              									für sich berechnen. Die Befürchtung, welche etwa gehegt werden könnte, der
                              									Weißbinder, Stubenmaler, Anstreicher u.s.w. werde dann vornehmlich die geringste
                              									Sorte Bleiweiß verwenden, oder die Ansicht, die Anstriche würden sich hiernach
                              									billiger berechnen, wäre ganz irrig. Der rechnende Handwerker wird lieber zu einem
                              									möglichst reinen Bleiweiß greifen, wenn er dieß auch höher bezahlen muß, als zu dem
                              									stark mit Schwerspath versetzten; ihm kommt es vor allem darauf an, eine gut
                                 										deckende Farbe zu haben, mit welcher er durch möglichst wenig wiederholtes
                              									Anstreichen einen guten Anstrich erzielt. Der Vortheil des niederen Preises, welcher
                              									ihm beim Ankauf gemischten Bleiweißes erwächst, wird reichlich wieder dadurch
                              									aufgehoben, daß er nun mehr Anstriche mit der schlechter deckenden Farbe machen muß,
                              									also mehr Auslagen für Arbeitslohn und einen größeren Verbrauch an Oelfirniß erhält.
                              									Je schlechter die Farbe deckt, desto mehr Oel erfordert sie. Aus diesen Gründen
                              									findet das französische Bleiweiß, trotzdem daß es vor dem holländischen einige
                              									Vorzüge, als geringeren Preis, geringere Schädlichkeit für die Gesundheit der
                              									Arbeiter, geringeres Gelbwerden der Anstriche bei Abwesenheit des Lichts u.s.w.,
                              									voraus hat, doch schwer Aufnahme bei den Anstreichern. Aus denselben Gründen wird
                              									das Zinkweiß, welches auch mancherlei Vorzüge vor dem Bleiweiß besitzt, nie ganz das
                              									Bleiweiß verdrängen, es sey denn, daß, wie in Frankreich der Anfang gemacht ist, ein
                              									Verbot gegen die Anwendung des Bleiweißes erlassen wird.
                           Dem Handwerker bietet sich ein sehr leichtes Mittel, um sich selbst in Gegenwart des
                              									Reisenden, der die Waare anbietet, davon zu überzeugen, ob ihm reine Waare angeboten
                              									wird oder nicht. Reines Bleiweiß löst sich in verdünnter reiner Salpetersäure
                              									vollständig auf, Schwerspath nicht. Durch Behandlung mit verdünnter Salpetersäure,
                              									wobei der Schwerspath (oder auch schwefelsaures Bleioxyd) ungelöst bleibt, kann man
                              									nicht nur die Menge desselben leicht quantitativ bestimmen, sondern man lernt dabei
                              									auch die Feinheit des beigesetzten Schwerspaths kennen, in welcher Hinsicht man bei
                              									verschiedenen untersuchten Bleiweißsorten verschiedene Beobachtungen machen wird.
                              									Ein durchaus fein vermahlener Schwerspath wird, wenn er nicht in übermäßiger
                              									Quantität dem Bleiweiß zugesetzt worden ist, bei der Verarbeitung der Farbe nicht
                              									störend bemerkt, Während grob vermahlener Schwerspath sich beim Anmachen der Farben
                              									schon bemerkbar macht und schlechte rauhe Anstriche liefert. Zusätze von
                              									Knochenmehl, Kreide. Kalkspath, Gyps kommen seltener vor, weil die specifischen
                              									Gewichte dieser Körper von demjenigen des Bleiweißes zu sehr abweichen, wodurch das
                              									Volumen des gefälschten Bleiweißes zu auffallend zunimmt.
                           Es ist noch vorgeschlagen worden, das schwefelsaure Bleioxyd, welches als
                              									Nebenproduct häufig gewonnen und wenig geschätzt wird, anstatt des Bleiweißes für
                              									weiße Anstrichfarben zu verwenden. Ersetzen kann das
                              									schwefelsaure Bleioxyd das Bleiweiß nicht, denn es deckt sehr schlecht; als Zusatz, anstatt des Schwerspaths, muß es letzterem
                              									unbedingt nachgestellt werden. (Gewerbeblatt für das Großh. Hessen. 1855. Nr.
                              									4.)
                           
                        
                           Färbeversuche mit Aloë und aus Aloë
                              									dargestellten Farbstoffen auf Wolle; von Hrn. A. Löwe.
                           In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß im Monat April l. J.
                              									theilte der Fabrikbesitzer A. Löwe (in Berlin) die
                              									Resultate verschiedener von ihm angestellter interessanter Färbeversuche mit
                              									Aloë und aus Aloë dargestellten Farbstoffen auf Wolle mit, und legte
                              									zugleich die gefärbten Probezeuge vor.Man vergl. die Abhandlungen von Schlumberger und
                                    												Lindner im polytechn. Journal Bd. CXXXIV S.
                                       											289 und Bd. CXXXV S. 312. Die Proben sind vorher nicht gebeizt und im Ganzen ist jede Probe eine
                              									Stunde gefärbt, und eine halbe Stunde bis aus Kochen erwärmt und sodann eine halbe
                              									Stunde lang kochend behandelt worden.
                           Die Färbeversuche wurden angestellt mit:
                           
                              1) Aloë, schwach gelbliche Farbe;
                              2) Chrysamminsäure, 6 Proben von hell- bis
                                 										dunkelbraun;
                              3) halboxydirter Chrysamminsäure, 6 Proben von hell- bis
                                 										dunkel-röthlicher Catechufarbe;
                              4) chrysamminsaurem Ammoniak, 3 Proben von hell- bis
                                 										dunkel-grau;
                              5) chrysamnnnsaurem Ammoniak mit Zinnsalz, 5 Proben grau,
                                 										grünlich-grau bis moosgrün.
                              
                           Zur Darstellung der Aloë-Präparate gab. Hr.
                              										Löwe folgendes Verfahren an:
                           
                              a) Um Chrysamminsäure zu erhalten, wird 1 Pfd. Aloë in 8 Pfd.
                                 										Salpetersäure (36° Baumé) 12 Stunden lang kalt eingeweicht, durch
                                 										einen Lappen filtrirt und beinahe bis zur Hälfte eingedampft, bis sich weiße
                                 										Krystalle von Zuckersaure zu zeigen anfangen; dann setzt man 1/2 Pfd.
                                 										Salpetersäure (36° Baumé) zu und dampft ein, bis sich stark weiße
                                 										Krystalle zeigen. Hierauf wird die Masse in eine große Menge Wasser geworfen,
                                 										man läßt absetzen und wäscht aus, bis das Wasser anfängt roth durchzulaufen. Es
                                 										gibt ein hochgelbes Pulver.
                              b)Halboxydirte Chrysamminsäure erhält man, wenn man 1
                                 										Pfd. Aloë in 8 Pfd. Salpetersäure (36° Baumé) 12 Stunden
                                 										lang einweicht, durch einen Lappen filtrirt und in eine große Menge Wasser
                                 										gießt, wäscht und filtrirt. Ein zimmetfarbiges Pulver.
                              c)Chrysamminsäures Ammoniak wird erhalten, wenn 1 Pfd.
                                 										Aloë in 8 Pfd. Salpetersäure (36° Baumé) 12 Stunden lang
                                 										kalt eingeweicht, durch einen Lappen filtrirt und bis zur Bildung kleiner weißer
                                 										Krystalle eingedunstet, mit Ammoniak bis zur alkalischen Reaction versetzt und
                                 										zur Krystallisation eingedunstet wird. Gibt kleine, schwarze, stark glänzende
                                 										Nadeln. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbsteißes in Preußen,
                                 										1855. Liefer. 2.)
                              
                           
                        
                           Zusatz für den Weingeist, um seine Anwendbarkeit als Getränk
                              									zu verhindern.
                           Die Industriellen in England wünschten schon längst den Weingeist für technische
                              									Zwecke von der dort eingeführten Steuer befreit. Um diesen Reklamationen ohne
                              									Benachtheiligung der Staatseinnahmen entsprechen zu können, beauftragte die
                              									Accise-Verwaltung eine aus drei ausgezeichneten Chemikern bestehende
                              									Commision, die geeignetste Substanz zu ermitteln, welche angewendet werden kann, um
                              									dem Weingeist einen unangenehmen Geschmack zu ertheilen, ohne daß er die zur
                              									Benutzung in den technischen Künsten erforderliche Reinheit verliert. Man wählte den
                              										Holzgeist (Methylalkohol); mit solchem vermischter
                              									Weingeist, kann durch Destillation nicht trinkbar gemacht werden.
                           Der Schatzkanzler hat bereits im Haus der Gemeinen eine Bill wegen steuerfreier
                              									Anwendung des Weingeists zu industriellen Zwecken eingebracht. (Cosmos, Revue encyclopédique, Juni 1855, S.
                              									706.)
                           
                        
                           Das Dörren des Obstes in Frankreich.
                           Bekanntlich wird in Frankreich auf das Dörren des Obstes eine besondere Sorgfalt
                              									verwendet, und eine Folge davon ist, daß eine große Menge von solchem gedörrten Obst
                              									in Schachteln und Körbchen auch nach Deutschland ausgeführt wird. Eine Beschreibung
                              									des dabei üblichen Verfahrens findet sich im fünften Band des Maison rustique von Hrn. Ysabeau. Aus dieser
                              									Beschreibung wollen wir hier einiges mittheilen, was uns sehr der Nachahmung würdig
                              									erscheint.
                           
                              „Gedrückte Birnen. Die Zubereitung der flach
                                 										gedrückten Birnen erfordert viele Arbeit und sorgfältige Behandlung. Besonders
                                 										ist diese Zubereitung bei kleinen Wirthschaften vortheilhaft, wo es oft im
                                 										Winter an unbeschäftigten Händen nicht fehlt. Die zur Umwandlung in gedrückten
                                 										Zustand geeignetsten Birnensorten sind die englische Butterbirne, die Rousselet
                                 										von Rheims und die trockene Martinsbirne Zu diesem Zweck müssen sie ein wenig
                                 										vor ihrer völligen Reife eingesammelt werden. Zuerst werden sie sorgfältig
                                 										abgeschält und man läßt den Stiel an der Frucht haften. Man legt die geschälten
                                 										Birnen in große, wenig tiefe und mit Henkeln versehene irdene Geschirre mit
                                 										aufwärts gerichtetem Stiele neben einander, bis die ganze Grundfläche des
                                 										Geschirres damit bedeckt ist. Dann wird eine zweite, dritte etc. Schichte und
                                 										so fort pyramidenartig übereinander gelegt, wobei jedoch der Bruch der Stiele,
                                 										welche die Frucht beibehalten soll, zu vermeiden ist. Sind die Schüsseln
                                 										hinlänglich gefüllt, so gießt man ein Glas Wasser über die Birnen, damit die
                                 										unterste Schichte auf dem Boden nicht anklebe, und legt über die Birnen alle
                                 										Schalen, wodurch die Früchte einen angenehmen Geschmack erhalten. Dann werden
                                 										die Schüsseln beim Brodbacken zugleich mit dem Brode in den Backofen gestellt
                                 										und zugleich mit dem Brode herausgenommen, hierauf die Schalen von den gekochten
                                 										Birnen sorgfältig entfernt und die Birnen aus dem in der Schüssel gebliebenen
                                 										reichlichen Safte einzeln herausgezogen, auf Horden gesetzt und nach Entfernung
                                 										des Brodes wieder in den Backofen gestellt.
                              
                           Wohl könnte der Backofen zum Zweck des Dörrens der gedrückten Birnen eigens geheizt
                              									werden, doch hieße dieß einerseits sich mit unnützen Ausgaben beschweren,
                              									andererseits würde man ziemlich schwer den richtigen Temperaturgrad erreichen, in
                              									welchem sich der Backofen in dem Augenblick befindet, wo das Brod vollkommen
                              									ausgebacken ist. Am folgenden Tag sollen sie wieder auf denselben Horden in einen
                              									Backofen bei gleichem Wärmegrad hineingesetzt werden, wo dann die Birnen schon jenen
                              									Festigkeitsgrad erlangt haben, bei welchem sie einzeln nach einander zwischen den
                              									Fingern gedrückt werden können, wodurch sie jene flache Gestalt annehmen, nach der
                              									sie so genannt werden. Nach dieser Verrichtung werden sie einzeln beim Stiel Gefaßt
                              									und in den dazu aufgehobenen Saft eingetaucht und nochmals in den Ofen gebracht,
                              									wobei sie auf den Horden flach und dicht neben einander liegen sollen. Endlich
                              									werden die Birnen am folgenden Tag zum letztenmal in den Backofen gebracht, in
                              									welchem sie den erforderlichen Festigkeitsgrad erreichen. Sie haben dann eine
                              									glänzende braunrothe Farbe, ein festes, zuckersüßes Fleisch und können entweder ohne
                              									jede andere Zubereitung oder auch eingemacht zum Nachtisch aufgetragen werden.
                           Solche gedrückte Birnen werden in Paris das Pfund zu 20–24 kr. verkauft,
                              									während die Quantität der zu einem Pfund gedrückter Birnen erforderlichen Früchte
                              									den Werth von 7–9 kr. nicht übersteigt. Die Verpackung geschieht in
                              									viereckigen Kisten, worin sie in Schichten und mit gleichmäßig gerichteten Stielen
                              									dicht an einander zu legen sind, doch ohne daß sie eine Quetschung erleiden, wenn
                              									der Deckel zugenagelt wird.
                           Gedrückte Aepfel. Alle Aepfelgattungen mit festem Fleisch
                              									und besonders die grauen Reinettenapfel und die in Frankreich und Belgien unter der
                              									Benennung des Kurzstielapfels bekannten Abarten können nach einem für die Bereitung
                              									gedrückter Birnen ähnlichen Verfahren gedörrt werden. Da jedoch die Aepfel, wenn sie
                              									langsam und bei mäßiger Temperatur getrocknet werden, keinen Saft absetzen, so ist
                              									deren Bereitung leichter und nicht so lästig, als die der gedrückten Birnen. Sind
                              									sie halb gedörrt, so drückt man sie zwischen den Fingern, bis sie flach geworden
                              									sind und eine der Zwiebel ähnliche Form erhalten haben. Ist der gewünschte
                              									Austrocknungsgrad erreicht worden, so sollen die gedrückten Aepfel von schwammiger,
                              									mehr oder weniger korkartiger Festigkeit seyn. In diesem Zustand können sie auf
                              									unbestimmte Zeit erhalten und ohne den geringsten Schaden auf große Entfernungen
                              									verführt werden. Die gewöhnlichen gedrückten Aepfel werden in Fässer oder Kisten
                              									verpackt, die schönsten aber versendet man in geflochtenen Weidenkörben mit
                              									innerlicher Einfassung von weißem Papier, in welchen sie auf dieselbe Weise geordnet
                              									werden, wie die gedrückten Birnen in den oben bezeichneten Kisten.
                           Die geringeren Birnen und Aepfel werden ungeschält in Stücke geschnitten und nach dem
                              									Ausbacken des Brodes zwei- oder dreimal in den Backofen gelegt. Will man aus
                              									solchem gedörrten Obst später einen Most oder Cider bereiten, so wird dasselbe in
                              									ein Faß eingelegt und mit Wasser begossen und zwar aus 1 Maaß Obst 10 Maaß Wasser,
                              									wobei man von Zeit zu Zeit mit einem Stock rühren muß. Die Gährung stellt sich bald
                              									ein und es wird daraus ein Most von geringerer Qualität gewonnen; da aber die
                              									gedörrten Früchte von einem Jahre zum andern leicht aufbewahrt werden können, so
                              									folgt daraus, daß man dieses gesunde Getränk auch dann haben kann, wenn auf ein sehr
                              									ergiebiges Obstjahr ein gänzliches Mißjahr eintritt. (Steyermärk. Wochenbl.)