| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 137, Jahrgang 1855, Nr. , S. 392 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Eiserne Schwungräder aus einem Stücke.
                           Im polytechn. Journal Bd. CXXXV S. 314 wurde eine Notiz über Schwungräder von Hrn.
                              										Hofmann in Breslau mitgetheilt, betreffend die
                              									Verhütung von Unglücksfällen bei denselben. In Bezug auf jene Notiz veröffentlicht
                              									nun die Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1855, Nr. 36,
                              									Nachstehendes:
                           
                              „Die Schwungräder bei den verschiedenen Walzwerken müssen sich
                                 										größtentheils mit sehr großer Geschwindigkeit drehen, in Folge dessen durch die
                                 										Centrifugalkraft hie und da Brüche an diesen Rädern vorkommen, und öfters großen
                                 										Schaden sowohl den dabei beschäftigten Arbeitern, als auch den Werksgebäuden
                                 										zufügen, und um dieß zu verhindern, werden verschiedene Hülfs- und
                                 										Schutzbauten vorgeschlagen, welche aber immer mehr oder weniger umständlich und
                                 										Kosten verursachend sind, daher Schwungräder, welche in einem Stück gegossen, am
                                 										entsprechendsten sind, indem es bei diesen nicht möglich ist, daß sich ein Theil
                                 										der Peripherie losreiße und somit das Rad zerbrechen und Schaden verursachen
                                 										kann. Diese aus nur einem Ganzen bestehenden Schwungräder haben eingegossene
                                 										Schmiedeisenarme und der Kranz oder Peripherie und die Nabe bestehen aus
                                 										Gußeisen.
                              
                           
                              Die Schmiedeisenarme, 6 oder 8 an der Zahl, werden natürlich von gutem
                                 										Materialeisen, je nach der Schwere des Rades von 2 1/2 bis 3 1/2 Zoll
                                 										Durchmesser, welche gegen die Peripherie auch wenig ablaufen können,
                                 										vorgerichtet, und sind an den beiden Enden etwas zu stauchen, so daß sich eine
                                 										Art Kopf bildet. Diese so vorgerichteten Arme werden nun in der Peripherie und
                                 										der Nabe des Rades eingegossen, da nun aber das Gußeisen an der Peripherie und
                                 										an der Nabe wegen verschiedener Größe und Masse ungleich schwindet, und auf
                                 										diese Weise die schmiedeisernen Arme verdrücken und biegen würde, so muß bei der
                                 										Gießung desselben folgendes Verfahren beobachtet werden:
                              
                           
                              Das ganze Rad wird ein geformt und die Schmiedeisenarme werden genau in der
                                 										Mitte, bis circa in die Hälfte der Peripherie und
                                 										der Nabe reichend, bei welchen beiden Theilen noch ein kleiner Ansatz von
                                 										Gußeisen zur bessern Verbindung des Guß- und Schmiedeisens angebracht
                                 										wird, eingelegt und somit in der Formmasse festgehalten; ist nun das Rad
                                 										ausgeformt, so wird zuerst die Peripherie gegossen und dann so lange in der Form
                                 										gelassen, bis das Eisen möglichst verkühlt und somit auch geschwunden ist; durch
                                 										diese Schwindung werden zwar die Arme nach Innen geschoben, weil aber die
                                 										Schwindung von Außen nach Innen gleich, werden selbe nicht auffallend verdrückt.
                                 										Die Form der Nabe, wenn selbe durch das Schieben der Arme gelitten, wird
                                 										ausgebessert und dann erst die Nabe gegossen; da nun die Nabe klein, so kühlt
                                 										selbe bald aus und schwindet wenig; das ganze Schwungrad besteht nun aus einem
                                 										einzigen Stück, dessen Theile sich nicht loslösen können; und es fallen hiemit
                                 										alle weiteren Nebenversicherungen weg. Diese Schwungräder haben noch den
                                 										Vortheil, daß ihre Arme dünn sind und somit während des Ganges einen geringeren
                                 										Luftdruck zu überwinden haben.“
                              
                           
                        
                           Zunehmende Ersetzung der menschlichen Kräfte durch thierische
                              									und mechanische Kräfte bei der bergmännischen Technik an der Oberruhr.
                           Durch den bedeutenden Aufschwung des Bergbaues in hiesiger Gegend werden die
                              									menschlichen Arbeitskräfte so in Anspruch genommen, daß die bergmännische Technik bestrebt ist, dieselben immer mehr durch thierische
                              									und mechanische Kräfte zu ersetzen. Die Kohlenförderung in der
                                 										Grube, welche früher ausschließlich durch Schlepper bewirkt wurde, wird
                              									jetzt schon vielfach durch Pferde verrichtet; in neuerer Zeit hat man nun auf der
                              										Zeche Gewalt, welche sich in dieser Beziehung von
                              									jeher ausgezeichnet hat, begonnen, auch anderweitige sehr zweckmäßige Einrichtungen
                              									ins Leben treten zu lassen, deren Einführung beim Bergbau unserer Gegend noch neu
                              									seyn dürfte.
                           Die mit der Eisenbahn zu versendenden Kohlen wurden früher
                              									mittelst Haspel auf einer geneigten Bahn auf die Ladebühne transportirt, später
                              									durch einen Kabel senkrecht auf die Bühne gehoben. Jetzt wendet man zur Hebung des
                              									beladenen Wagens die Wasserkraft an und zwar durch eine
                              									sehr einfache Vorrichtung. Der Förderkorb, in welchem der Wagen auf die Bühne
                              									gehoben wird, ist mittelst eines Seiles und einer Rolle befestigt, an dessen anderem
                              									Ende ein Wasserkasten angebracht ist, welcher zur leichten Entleerung im Boden eine
                              									Klappe besitzt. Dieser Wasserkasten dient nun als Gegengewicht zur Hebung des
                              									beladenen Wagens, wenn der letztere sich nämlich unten auf der Erdoberfläche
                              									befindet, so ist der Wasserkasten oben und wird nun durch eine Röhren-Tour,
                              									welche die überflüssigen Nahrungswasser der Maschinen aufnimmt, und zur Regulirung
                              									des Ausflusses am unteren Ende ein Ventil enthält, mit Wasser angefüllt, bis er das
                              									Uebergewicht über den beladenen Wagen erhält und diesen bis auf die Ladebühne hebt.
                              									Der nunmehr unten befindliche Wasserkasten wird sodann durch die Klappe von seinem
                              									Inhalte entleert, wodurch der Förderkorb, in welchen mittlerweile statt des vollen
                              									der leere Wagen eingeschoben ist, wieder das Uebergewicht erhält, also selbst bis
                              									zur Erdoberfläche niedergeht und den Wasserkasten auf seinen frühern Standpunkt
                              									hebt, wo die Füllung aufs Neue beginnt. Durch diese einfache Art der Förderung der
                              									Kohlen auf die Ladebühne sind die Kosten gegen früher beinahe auf die Hälfte
                              									ermäßigt.
                           Eine andere eben so zweckmäßige Vorrichtung hat man bei der Wetterführung getroffen. In einem Querschlage, welcher bereits 150 Lachter
                              									zu Felde gebracht ist, mußte eine künstliche Wettercirculation eingerichtet werden,
                              									welche durch eine Wetter-Trommel und Lotten bewirkt wurde, zu deren Bewegung
                              									drei Arbeiter erforderlich waren, ohne daß man jedoch hierdurch den beabsichtigten Zweck
                              									vollständig erreichen konnte. Auch hier hat man jetzt als Motor für die
                              									Wettermaschine die Wasserkraft benutzt. Am Schachte ist nämlich auf der untern Sohle
                              									ein Wasserrad von 10 Fuß Durchmesser und 2 Fuß Breite angebracht, welches aus einer
                              									oberen Sohle die Aufschlage-Wasser erhält. Die Radwelle endigt in einen
                              									Krummzapfen, durch welchen ein doppeltwirkendes Cylinder-Gebläse –
                              									bekanntliche eine der wirksamsten Gebläse-Maschinen – in Bewegung
                              									gesetzt wird, von welchem die frischen Wetter durch 4zöllige Zinkröhren bis vor Ort
                              									des Querschlages geführt werden. Der Erfolg erweiset sich vollkommen genügend und
                              									arbeiten die Bergleute vor Ort des Querschlages in gesunden Wettern, ohne durch den
                              									Pulverdampf belästigt zu werden. S.
                           
                        
                           Ergebnisse der auf Anordnung der königl. preuß. technischen
                              									Bau-Deputation in der Bau-Akademie angestellten
                              									Zerdrückungs-Versuche zur Ermittlung der rückwirkenden Festigkeit
                              									verschiedener Bausteine; von Hrn. Geh. Regierungsrath Brix.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 137, S. 393
                              Laufende Nummer; Ursprung und
                                 										Benennung der Gesteine; Mittel von Versuchen; Specifisches Gewicht; Druck auf
                                 										den Zoll; bei welchem sich feine Risse zeigten; bei welchem der Stein
                                 										zertrümmette; Bemerkungen; Pfd.; A. 34 Steinproben vom Geh.
                                 										Ober-Bau-Rath Stüler, in regelmäßig bearbeiteten Würfeln von 2 1/2
                                 										Zoll Seite, zur Disposition gestellt; Sandstein aus dem Mannsdorfer Bruche bei
                                 										Halle an der Saale: Sorte I, mit a – d bezeichnet; II deßgleichen;
                                 										Sandstein aus dem Droyßige Bruche bei Halle an der Saale: Sorte I, mit a u. b
                                 										bezeichnet; II a – d; III deßgl.; IV deßgl.; Sandstein aus dem Bruche
                                 										oberhalb Nebra in der Provinz Sachsen: Sorte I, mit a – d bezeichnet; II
                                 										deßgl.; Sandstein von Katzel, unterhalb Nebra, Provinz Sachsen: Nur eine Sorte,
                                 										die Würfel a – d bezeichnet; B. 18 Steinproben, deren Verwendung zu den
                                 										Hafenbauten am Jahdebusen in Aussicht genommen. Vom Hafenbaudirector Wallbaum
                                 										hergegeben; Quadersandsteine aus dem Bruche nahe der Glashütte Osterwald im
                                 										Königr. Hannover, 2 1/2 Meil. östl. von Hameln; Mittel v. 3 Verf.; Risse war
                                 										nicht bemerkbar; Mittel v. 2 Verf.; Deßgl. v. 3 Verf.;
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 137, S. 394
                              Laufende Nummer; Ursprung und
                                 										Benennung der Gesteine; Mittel von Versuchen; Specifisches Gewicht; Druck auf
                                 										den Zoll; bei welchem sich feine Risse zeigten; bei welchem der Stein
                                 										zertrümmette; Bemerkungen; Würfel von 2 1/2'' Seite, aus dem untern Bruche;
                                 										Würfel v. 2 1/2'' Seite, aus dem obern Bruche; Quadersandstein aus dem Bruche am
                                 										Bückeberge bei Oberkirchen im Kurfürstenthum Hessen, 3 Meilen östlich von
                                 										Preußisch – Minden: Würfel von 2'' Seitenlänge; Quadersandstein aus dem
                                 										Osterwalder Bruche im Königr. Hannov., wie ad 5: Würfel von 2 1/2'' Seitenlänge;
                                 										Quadersandstein aus dem Bruche bei Mehle im Königr. Hannover, nahe der Station
                                 										Elze: Oberer grober Stein; Würfel von 1 3/4'' Seite; Unterer feiner Stein;
                                 										Würfel von 1 1/2'' Seite; Quadersandstein ebendah., aus einem andern Bruche;
                                 										Würfel von 2'' Seitenl.; Dolomit aus dem Bruche bei Holzminden: Würfel von 2''
                                 										Seitenlänge; Sandstein, angeblich der ält. Steinkohlen-Formation
                                 										angehörig, von den obern Schicht. des Piesberges bei Osnabrück: Dunkelgrau,
                                 										feinkörnig; Würfel von 2 1/2'' Seite; Hellgrau, feinkörnig; Würfel von 2 1/2''
                                 										Seite; Breccienartiges Gestein ebendaher: Würfel von 2 1/2'' Seitenlänge; C. 24
                                 										Steinproben. die bei den Bauten im königl. Schlosse hieselbst Anwendung
                                 										gefunden. Vom Hof-Baur. Schadow in regelmäßigen Würfeln von 2 1/2'' Seite
                                 										zur Disposition gestellt; Carrarischer Marmor; Sorte Nr. I; II.; Orientalischer
                                 										Alabaster, gelb und weiß gefleckt, aus Aegypten erhalten; Kunzendorfer Marmor,
                                 										aus Schlesien; Prieborner; Baireuther; Harzer; Böhmischer; Porto Venere;
                                 										Märkischer Granit; Strehlener aus Schlesien; Knignitzer Gabbro; Nachd. die Risse
                                 										sich aezeigt, zersp. d. Stein fehr bald; Den Rissen ging ein starkes Knistern
                                 										vorher; Mittel v. 1 Verf.
                              
                           (Verhandl. des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                              									Preußen, 1855, Liefer. 2.)
                           
                        
                           
                           Nachträgliche Notiz in Betreff der Bereitungsweise des
                              									metallischen Eisens in feinzertheiltem Zustande.
                           In Bezug auf die im polytechn. Journal Bd. CXXXVI S. 211 angegebene Bereitungsweise
                              									des Ferrum pulveratum kann noch bemerkt werden, daß man
                              									nicht nöthig hat, den Eisenvitriol vorher zu entwässern.
                           Ein anderes, vielleicht noch zweckmäßigeres Verfahren zur Bereitung dieses Präparat;
                              									besteht darin, daß man das oxalsaure Eisenoxydul in einem Strom von Wasserstoffgas
                              									zum schwachen Glühen erhitzt. Dieses durch seine citrongelbe Farbe so ausgezeichnete
                              									Salz wird bekanntlich ganz leicht erhalten durch Fällung einer concentrirten Lösung
                              									von schwefelsaurem Eisenoxydul mit einer heiß gesättigten Lösung von freier
                              									Oxalsäure. Das getrocknete Salz wird in Wasserstoffgas sehr rasch und bei so
                              									schwacher Hitze zu grauem metallischem Eisen reducirt, daß man die Operation bequem
                              									in einem Glasrohr vornehmen kann. Indessen muß man aber doch zuletzt bis zum
                              									sichtbaren Glühen erhitzen, weil sonst das Eisenpulver pyrophorisch wird. Ist es,
                              									wenn man es ausschüttet, im Geringsten noch warm, so entzündet es sich, selbst wenn
                              									es vorher zum Glühen erhitzt worden war. Professor Fr. Wöhler. (Annalen der Chemie und Pharmacie, August 1855, S. 192.)
                           
                        
                           Ueber die Bereitung des Bromammoniums für Photographen; von W.
                              										Engelhardt.
                           In Bezug auf die von Dr. Riegel (S. 317 in diesem Bande des polytechn.
                              									Journals) mitgetheilte Methode der Bereitung des Bromammoniums für photographische
                              									Zwecke bemerkt der Verfasser folgendes: Wenn man die Lösung des Bromammoniums,
                              									selbst im Wasserbade, eindampft, so nimmt sie sehr bald eine saure Reaction an,
                              									welche bei stärkerer Concentration, wenn Krystalle anfangen sich auszuscheiden,
                              									namentlich bei etwas ansehnlichen Mengen, so stark werden kann, daß sich
                              									stechendsaure Nebel entwickeln. Diese Erscheinung kann nur daher kommen, daß sich
                              									während des Abdampfens Ammoniak entbindet und die Flüssigkeit dann freie
                              									Bromwasserstoffsäure enthält, welche bei weiterer Concentration gleichfalls
                              									entweicht. Es tritt dadurch nicht nur ein Verlust an Brom ein, sondern es ist auch
                              									das Salz äußerst schwierig trocken zu bekommen. Um nun dieses zu vermeiden, bleibt
                              									nichts übrig, als die Eindampfung mit dem Reagenspapier zu überwachen, und bei
                              									jedesmaliger eingetretener saurer Reaction so lange Aetzammoniakflüssigkeit
                              									zuzutröpfeln, bis die Flüssigkeit neutral oder schwach alkalisch geworden ist. Wenn
                              									man diese Vorsichtsmaßregel beobachtet, so kann man das Eindampfen über einer
                              									starken Weingeistlampe, und bei größeren Quantitäten über freiem Kohlenfeuer
                              									vornehmen, wodurch die Zeit sehr abgekürzt wird, und kann es beinahe bis zur
                              									Trockene über dem Feuer fortsetzen. Doch ist es vorzuziehen, wenn man über der
                              									Weingeistflamme nur so lange eindampft, bis alles zu einer in der Hitze
                              									breiigflüssigen, in der Kälte bröckligen Masse geworden ist, und diese hierauf bei
                              									ganz gelinder Wärme und indem man bis zuletzt noch einige Tropfen
                              									Aetzammoniakflüssigkeit zusetzt, eintrocknen läßt. Zum Gebrauche für die
                              									Photographie, wo dieses Salz mit Jodammonium gleichzeitig in Lösung gebracht wird,
                              									ist es wichtig, daß ihm keine freie Säure anhängt. Was nun die Mengenverhältnisse
                              									anbelangt, so sind auf 1 Theil Brom beiläufig 2 Theile Schwefelammonium, bereitet
                              									aus Salmiakgeist von 7° Beck (0,960 spec. Gewicht), nöthig. Die Ausbeute an
                              									trockenem Salz beträgt 6/5 des verwendeten Broms, was ziemlich genau mit der
                              									stöchiometrischen Berechnung übereinstimmt.
                           Zur Bereitung dieses Salzes übergießt man also Brom mit der vierfachen Menge
                              									destillirten Wassers in einer Glasflasche, und setzt in kleinen Portionen frisch
                              									bereitetes Schwefelammonium hinzu, unter jedesmaligem Umschütteln, in welcher Weise
                              									man fortfährt, bis kein Brom am Boden des Glases mehr sichtbar ist und die
                              									Flüssigkeit die braune Farbe verloren hat. Bei nicht zu kleinen Mengen erwärmt sich
                              									die Flüssigkeit dabei beträchtlich, so daß der ausgeschiedene Schwefel sich
                              									zusammenballen kann; jedenfalls ist es aber nothwendig, die Flüssigkeit vor dem
                              									Filtriren zum Kochen zu
                              									erhitzen und einige Zeit darin zu erhalten, um das überschüssige Schwefelammonium zu
                              									entfernen und den Schwefel sich besser abscheiden zu lassen. Nach dem Filtriren wird
                              									dann die Lösung auf die oben beschriebene Art eingedampft.
                           Dem unter Wasser aufbewahrten Brom hängt gewöhnlich freie Bromwasserstoffsäure an; es
                              									kann dadurch der Fall eintreten, wenn man gerade nur so viel Schwefelammonium
                              									hinzugefügt hat, als nöthig ist, um das Brom zu binden, daß die Flüssigkeit sauer
                              									reagirt. Zusatz von etwas Aetzammoniak hebt diese Reaction auf. (Buchner's neues Repert. für Pharmacie Bd. IV S. 193.)
                           
                        
                           Die Hyalophanie; von Professor Reinsch in München.
                           Die neueren Fortschritte der Physik und Chemie gaben mehrfache Veranlassung zur
                              									Verbesserung bereits bestehender Verfahrungsweisen zur Auffindung und Hervorbringung
                              									neuer nützlicher, zweckmäßiger Kunst- und Industrie-Erzeugnisse.
                           Insbesondere aber bildeten die vielfachen Forschungen und deren Resultate über die
                              									Natur des Lichtes, Zerlegung der Lichtstrahlen, Beugung und Interferenz derselben
                              									für die nachstehend näher erörterte Hyalophanie die
                              									hauptsächlichste Grundlage.
                           Dieselbe ist nun, wie aus der Bezeichnung hervorgeht, die Kunst, Effecte hervorzubringenhervorzubrigen, bei welchen die Refraction, Reflexion und Beugung des Lichtes benützt,
                              									und wie folgt, durch entsprechende und zweckdienliche Mittel hervorgerufen und in
                              									Anwendung gebracht werden.
                           
                              I. Technische Benützung.
                              Im Allgemeinen dient dieselbe in artistischer und industrieller Beziehung als
                                 										vorzügliches architektonisch-decoratives Mittel für Wand- und
                                 										Plafond-Bekleidung, ferner für kirchliche Attribute, Altäre, Kanzeln,
                                 										Capellen etc.; ferner als zweckmäßiges Veredelungsmittel für alle Arten von
                                 										Möbeln und Ersatzmittel für Mosaik, Marqueterie, Ebenistique etc., außerdem noch
                                 										für speciellere Anwendung in Theatern, Salons, Cabinetten etc. und zur
                                 										Hervorbringung von Malereien, in welchen die schönsten
                                 										Beleuchtungs-Momente der natürlichen Lichtwirkungen auf das Täuschendste
                                 										dargestellt und selbst als Gegensatz von Glasmalereien in Räumen benützt werden
                                 										können, in welchen deren schönste Wirkung durch reflectirtes Licht beabsichtigt
                                 										wird.
                              Mittelst nachstehender Verfahrungsweisen vermag man auch noch ein ganz anderes
                                 										entsprechendes Surrogat für die bekannten und so sehr beliebten englischen und
                                 										französischen Perlmutter-Malereien auf viel billigerem Wege zu
                                 										schaffen.
                              
                           
                              II. Material und Mittel.
                              Die Mittel, welche als Oberfläche, Farbenträger, und zur Befestigung irgend einer
                                 										gegebenen Zeichnung, Malerei oder Gestalt, behufs Herstellung der Hyalophanie
                                 										dienen, bestehen aus Glas, Horn, russischem Glimmer, transparenten Geweben,
                                 										thierischen Membranen. Metall, Gelatine- und Collodium-Folien.
                              Als Reflexionsmittel für industrielle Zwecke werden die genannten Folien, und für
                                 										höhere künstlerische Anwendung Gold, Platin, Kupfer- und
                                 										Silber-Lüster, auch das Plaqué benützt.
                              
                           
                              III. Praktische
                                    										Anleitung.
                              Um genannte Gebilde darzustellen, muß irgend ein dieser neuen Methode anpassender
                                 										artistischer oder industrieller Gegenstand gewählt werden.
                              Beispielweise will man hier einen Tisch oder ein Zifferblatt bezeichnen, welche
                                 										nach dieser Methode hergestellt werden sollen.
                              
                              Zuvor ist es nöthig, eine Zeichnung nach Art irgend einer Mosaik, Ebenistique,
                                 										oder überhaupt einer eingelegten Arbeit zu entwerfen; ist diese hergestellt, so
                                 										wird dieselbe nach Wunsch und dem Zwecke entsprechend ins Colorit gesetzt, so
                                 										daß man, bevor zur weiteren Durchführung geschritten wird, schon die Skizze von
                                 										der projectirten Arbeit besitzt.
                              Als Träger, Bekleidungs- und Befestigungsmittel des bestimmten Dessins
                                 										bedient man sich vorzugsweise 1/8 Zoll dicker oder auch stärkerer
                                 										Spiegelglas-Platten, die jedoch in Hinsicht billiger Herstellungskosten
                                 										nicht absolut fehlerfrei zu seyn brauchen, demnach hiezu sogenannte
                                 										Ausschuß-Fabricate benützt werden können.
                              Nach der bestimmten Größe, welche als eingelegte Arbeit, vielmehr als Hyalophanie
                                 										erscheinen soll, werden alsdann Glasstücke genau so zugeschnitten, daß man
                                 										dieselben in einen schmalen Falz einzusenken und nach Vollendung des
                                 										Gegenstandes mit Holz- oder Metallleisten zu garniren und zu befestigen
                                 										vermag.
                              Die nächstfolgende Arbeit besteht nun darin, daß die nöthigen Glas- und
                                 										Einsatzstücke auf einer Seite mittelst feinen Trippels matt geschliffen werden,
                                 										damit das auffallende und durchgehende Licht nicht direct, sondern als
                                 										zerstreutes Licht, wie ähnlich bei den Lithophanien, zurückkehrt und
                                 										hervortritt.
                              Die mannichfachen Variationen der Hyalophanie erfordern mitunter auch das
                                 										Mattschleifen mit grobem Quarzsande, um die Wirkung der Refraction
                                 										abzustimmen.
                              Sind nun die Glasplatten vorbereitet, so wird die entworfene Zeichnung auf der
                                 										polirten Seite der Glasstücke schwach befestigt und alsdann auf der matten
                                 										Oberfläche mit Bleistift in feinen Linien durchgezeichnet.
                              Soll z.B. der Grundton einer Tischplatte oder eines Zifferplattes als lapislazuli erscheinen, so wird eine Mischung von
                                 										künstlichem Ultramarin mit einer höchst geringen Quantität von der gröbsten
                                 										Sorte unächter Gold-Bronze, bestehend aus feingeschlagenen und geriebenen
                                 										Metallplättchen, unter Beifügung von Copal-Firniß benützt, und diese
                                 										Farbe mittelst Pinsel genau der Contour entsprechend auf dem hier bestimmten
                                 										Theile pastos aufgetragen.
                              Die doucirte Fläche des Glases wird in Folge dieses Farben-Auftrages
                                 										aufgehoben und erscheint alsdann wie das höchst polirte natürliche Mineral.
                              Ebenso kann man mit Anwendung der bekannten hellen oder dunkeln Farbenkörper
                                 										unter Zusatz dieser feinen Metallplättchen Aventurin u. d. m. täuschend
                                 										hervorbringen.
                              Die weitere Darstellung von allen möglichen Erscheinungen, Schattirungen, und der
                                 										zartesten Farben-Abstufungen des Marmors, der Jaspisse, Achate etc ergibt
                                 										sich nach einiger Uebung und Anhaltung an die natürlichen Vorbilder von selbst,
                                 										insofern man sich theilweise opaken und lasirenden Farben-Auftrages
                                 										bedient.
                              Nur zur Hervorrufung solcher Erscheinungen, welche den Smaragden, Topasen,
                                 										Rubinen eigenthümlich sind, werden höchst gleichförmige, geriebene und in dem
                                 										genannten Bindemittel höchst gleichmäßig vertheilte Lasurfarben angewendet,
                                 										indem die Stellen oder Ornamente, in welchen diese Dinge erscheinen sollen,
                                 										höchst schwach mit benannten Mitteln überzogen werden.
                              Sind nun nach der dargelegten Weise die einzelnen Glasstücke vollkommen decorirt,
                                 										und deren Farbenauftrag getrocknet, so werden hiernach die Reflexionsmittel
                                 										befestigt, und zwar so, daß zwischen der Glasdecke und der reflectirenden
                                 										Grundfläche ein Raum von der Tiefe von mindestens 1/2 bis 1 1/2 Zoll frei
                                 										bleiben muß.
                              Bei einfachen Hyalophanien wählt man den kleineren, bei zusammengesetzten den
                                 										größeren Raum.
                              Die Reflexionsmittel, welcher man sich bedient, besonders bei Meubels, bestehen
                                 										aus Plaqué oder aus dem wohlfeileren, stark polirten, mit ächtem Silber
                                 										überzogenen Papier, welche man vor ihrer Anwendung gegen etwaige Einflüsse mit
                                 										einem höchst dünnen Copalfirnisse überkleidet.
                              Beabsichtigt man nur gewöhnliche Erscheinungen, wie die des Achates oder
                                 										überhaupt durchsichtiger oder durchscheinender Mineralien, und deren mitunter
                                 										effectvolle Farben zu erzielen, so ist es nur nöthig, die genannten
                                 										Reflexionsmittel möglichst plan oder in glatter Ebene auf der Bodenfläche
                                 										anzubringen.
                              Insoferne aber die Erscheinungen der Perlmutter, krystallinische Structuren,
                                 										parallaktische Wirkungen u. dgl. m hervortreten sollen, so ist erforderlich, daß
                                 										eine Verknitterung oder zweckdienliche Verbiegung der Reflexionsmittel
                                 										vorgenommen wird,
                                 										wobei man es natürlich in der Gewalt hat. eine Menge von Winkeln, schiefen
                                 										Flächen und Curven hervorzubringen, wie auch von beliebiger Größe zu erzeugen.
                                 										Bei der Anwendung hievon ergibt sich von selbst, daß das durchgehende Licht
                                 										seinen Aufstellungspunkten entsprechend reflectirt, gleichzeitig aber an den
                                 										doucirten Stellen seine Zerstreuung erleidet, und hiedurch die mannichfachste
                                 										Achsendrehung, ähnlich der hierauf bezüglichen Körper, von höchster Wirkung
                                 										hervortritt, so daß man versucht wird bei dieser Construction die auftretenden
                                 										Erscheinungen als Folge einer Zusammenstellung der edelsten Mittel, deren sich
                                 										die Mosaik und Ebenistique bedient, zu halten.
                              Bei feineren Producten bedient man sich noch, um die Farben- und
                                 										Structurwirkungen zu erhöhen, der sogenannten gefärbten, als auch ungefärbten
                                 										Metall-, Gelatine- und Collodium-Folien.
                              Auf eine horizontal liegende Glasplatte wird nämlich die gewöhnlich käufliche
                                 										Collodiumlösung aufgetragen, welche man zuvor mit dem dreifachen ihres Gewichtes
                                 										von absolutem Alkohol versetzt, und durch Zusatz einer kleinen Quantität
                                 										Gummi-Traganth im Laufe einer Zeit von 8 Tagen von dem so nachtheiligen
                                 										Wassergehalt möglichst befreit hat. Nachdem die aufgetragene Schichte
                                 										getrocknet, erscheint dieselbe als eine vollkommen durchsichtige und zähe
                                 										Membrane.
                              Bei den Eigenschaften dieses Körpers lassen sich daher durch die angedeuteten
                                 										Verknitterungen die herrlichsten optischen Wirkungen auf leichte Weise
                                 										darstellen.
                              Ist nun nach der angegebenen Weise eine Hyalophanie vollendet, so wird dann an
                                 										den opaken, d.h. an den undurchsichtig gehaltenen Theilen des Decors eine
                                 										hinlängliche Anzahl von Korkrinden-Stücken, welche mit vulcanisirtem
                                 										Kautschuk überkleidet seyn können, unterhalb oder vielmehr zwischen der
                                 										Glasdecke und der Bodenfläche stark anliegend befestigt, um einem etwa zufällig
                                 										vorkommenden Druck von oben nach unten möglichst zu begegnen.
                              Hierauf werden die Glasstücke in ihren bestimmten Lagen befestigt und mit einer
                                 										entsprechenden Garnitur aus Metall- oder Holzleisten umschlossen.
                              Bei kleineren Industrie-Erzeugnissen und Handels-Artikeln,
                                 										insbesondere bei solchen, die in Taschen geführt werden, bedient man sich als
                                 										durchsichtiger und durchscheinender Mittel des russischen Glimmers, mit starkem
                                 										und geschliffenem Copallack überzogen, oder noch besser des Horns, Schildpatts
                                 										und der bereits genannten Collodium-Membranen von größerer Stärke.
                              Die Mannichfaltigkeit der Durchführung der bezeichneten Methode für
                                 										Industrie-Erzeugnisse ist nun lediglich Sache des hiemit speciell sich
                                 										befassenden Producenten.
                              Es soll daher nur noch angedeutet werden, daß man durch tiefes Einschleifen der
                                 										Zeichnungen auf den bereits bekannten Wegen diese Producte noch wesentlich an
                                 										Schönheit und künstlerischem Werthe zu erhöhen vermag.
                              Tief geschliffene Gegenstände erscheinen nämlich höchst täuschend als Relief und
                                 										treten so erhaben hervor, als wären sie mit unsäglicher Mühe hervorgebrachte
                                 										Caméen, oder meisterhafte Schnitzwerke in Elfenbein, Bernstein,
                                 										Perlmutter, Malachit etc.
                              Für die höhere Anwendung der Hyalophanie, im Gebiete der Architektur,
                                 										insbesondere bei monumentalen Zwecken, müssen, um denselben möglichste Dauer zu
                                 										verleihen, als Reflexionsmittel die bereits genannten Metall-Lüster auf
                                 										Steingut. Glas, Porzellan benützt werden, deren Fabrication aber sich nur für
                                 										den größeren Betrieb eignet, und die daher für minder große Anwendungen aus den
                                 										hiefür geeigneten und bereits bestehenden größeren Etablissements bezogen werden
                                 										können.
                              Die Decoration der Glasflächen selbst muß aber behufs höchster Dauer auf dem
                                 										bekannten Wege der Glasmalerei dargestellt werden.
                              Für Zwecke des Theaters reichen transparent gemachte Gewebe und metallisirte
                                 										Papiere vollkommen aus; nur für Anwendung in der Malerei, und zwar bei
                                 										vorzüglicher Leistung in derselben, möchte das Plaqué zu bevorzugen
                                 										seyn.
                              Ueberhaupt muß in der Durchführung artistischer Gebilde der Künstler sich
                                 										befleißen, nur solche Darstellungen zu erzielen, wo es in der Natur der Sache
                                 										liegt, daß nur die Erscheinungen und Beleuchtungs-Effecte des
                                 										reflectirten Lichts gedacht werden können, und er nicht etwa in seiner
                                 										Darstellung eine Lichtquelle anzubringen versucht wird, um directe Beleuchtung
                                 										zu zeigen, indem hiedurch nur die größte Disharmonie in einer solchen
                                 										Darstellung hervortreten würde, und das Product dem unnachsichtsvollsten
                                 										Urtheile des Beschauers unterliegen müßte.
                              
                              Künstlerische Darstellungen überhaupt sollten gemäß des Princips nur auf jene
                                 										Wirkungen, Farben-Contraste und effectvolle Beleuchtungs-Momente
                                 										hingeleitet werden, welche mit allen technischen Hülfsmitteln bisher noch nicht
                                 										erreicht werden konnten.
                              Als Vorstudien für solche Arbeiten und für Anbahnung eines sichern Weges behufs
                                 										höherer Kunstleistungen dürfte daher die Durchführung sogenannter
                                 										Perlmutter-Malereien mit Zuziehung der vorstehenden Manipulationen zu
                                 										empfehlen seyn, worüber die bisherigen Versuche und Resultate bereits die
                                 										unwiderlegbarsten Beweise ergeben.
                              Bedingt nothwendig ist es jedoch, sich hiebei möglichst an die Größe und Gestalt
                                 										der natürlichen Conchylien zu halten, indem – darüber hinausgegangen
                                 										– auch die Möglichkeit der Annahme, daß es Perlmutter sey, von selbst zu
                                 										nichte wird, und bei entgegengesetzter Durchführung eine hauptsächlichste
                                 										Erscheinung verloren gehen müßte.
                              
                           
                              IV. Herstellungskosten und
                                    											Absatz-Verhältnisse.
                              Da es bei industriellen Productionen sowohl auf die Größe der Mittel für den
                                 										Betrieb, als auch auf die wesentliche Förderung der Absatz-Verhältnisse
                                 										dabei ankommt, so mag in Bezug der Herstellungskosten hier nur mitgetheilt
                                 										werden, daß selbst die einfachsten der Ebenistique und Mosaik von der
                                 										Hyalophanie übertroffen und die voraussichtlichen Absatz-Verhältnisse als
                                 										sehr günstig bezeichnet werden können, wenn man nach vorliegenden
                                 										Verfahrungsweisen erwägt, welche vorzügliche Wirkung der Producte erreicht wird,
                                 										und was für eine unendliche Mannichfaltigkeit und Zweckanpassung der neue Zweig
                                 										in der Technik darbietet.
                              Gleichzeitig läßt derselbe auch eine enorme Ausdehnung in den
                                 										Geschmacksrichtungen, überhaupt in dem industriellen Typus aller Nationen zu,
                                 										was ebenfalls aus den bis jetzt gewonnenen Resultaten hervorgeht.
                              
                           
                              V. Erscheinungen und
                                    										Erfolg.
                              Die Summe der prachtvollen Erscheinungen und deren Wirkung, welche aus den
                                 										bereits vollendeten Hyalophanien hervortreten, erinnert im Wesentlichen an die
                                 										höchst prachtvolle, aber auch höchst kostspielige großherzoglich toscanische
                                 										Mosaik-Fabrication in Florenz, bei welcher die edelsten Mittel aus dem
                                 										Mineralreiche zur Herstellung benützt werden.
                              Mit unsäglicher Mühe werden nämlich dort die edelsten und härtesten Mineralien
                                 										auf mechanischem Wege in dünne Scheiben getheilt und nach ihrer
                                 										Farbenzusammenstellung in Marmor, Porphyr etc. nach einer bestimmten Zeichnung
                                 										eingelegt, geschliffen und polirt.
                              Die Hyalophanie ist nun in der That in Folge technischer Untersuchungen, welche
                                 										der Erfinder früher im Allerhöchsten Auftrage Seiner Majestät des Königs von
                                 										Bayern an Ort und Stelle vornahm, zur Zeit zur höchsten Reife gediehen und
                                 										dürfte nun durch Mitwirkung technischer Anstalten ihre Belebung erlangen, und
                                 										der vorliegende Keim für die Hebung mannichfaltiger Productionen des Erwerbs und
                                 										Verkehrs im Laufe seiner Entwickelung die ersprießlichsten Früchte tragen.
                                 										(Gewerbeblatt für den Schwarzwald.)
                              
                           
                        
                           Amerikanisches Backpulver.
                           Dr. E. Reichardt untersuchte
                              									ein aus Amerika stammendes, in der Kuchenbäckerei benutztes und als sehr brauchbar
                              									befundenes Backpulver, und erkannte dasselbe als ein Gemenge von Cremor tartari und kohlensaurem Kalk (Kreide). Sonst
                              									benutzt man zu demselben Zwecke öfter kohlensaures Kali oder kohlensaures Ammoniak.
                              									Ein Zusatz eines solchen Backpulvers findet meistens nur bei Backwerk statt, welches
                              									ohne Hefe bereitet wird, demnach nicht erst längere. Zeit der Gährung überlassen zu
                              									werden braucht und in weit kürzerer Zeit hergestellt werden kann. Wird nun
                              									kohlensaures Kali oder kohlensaures Ammoniak angewendet, so wird natürlich
                              									vorausgesetzt, daß irgend eine freie Säure vorhanden sey, um die Kohlensäure
                              									auszutreiben. Die Quantität des zugefügten kohlensauren Kalis oder des kohlensauren
                              									Ammoniaks ist immer
                              									äußerst gering und beansprucht wenig Säure, so daß man annehmen kann, daß stets so
                              									viel anwesend sey. Dieß ist jedoch dem Zufall unterworfen, und so kommt es oft vor,
                              									daß derartiges Backwerk nicht die gewünschte Auflockerung erhält, weil die
                              									Kohlensäure des Salzes nicht ausgetrieben wird. Besser würde dann immer noch das
                              									kohlensaure Ammoniak seyn, weil sich dieses wenigstens verflüchtigt und so kein
                              									freies Alkali mehr vorhanden ist, was, selbst in der kleinsten Menge, keinen
                              									angenehmen Geschmack geben würde. Deßhalb ziehen die Conditoren das sogenannte
                              										„Riechsalz“ vor.
                           Bei dem vorerwähnten amerikanischen Backpulver umgeht man diese Zufälligkeiten und
                              									sorgt für die Entwickelung der Kohlensäure in dem Kuchen, indem man eine
                              									unschädliche Säure zufügt. Nach der stöchiometrischen Berechnung würde ein solches
                              									Backpulver auf 1 Theil kohlensauren Kalk 3,76 Theile Weinstein enthalten müssen, um
                              									in Berührung mit Wasser sich vollständig in neutrale weinsteinsaure Salze von Kali
                              									und Kalk umzusetzen. Man kann es hienach aus 1 Theil kohlensaurem Kalk und 3 1/2
                              									Theilen Weinstein oder auch allenfalls aus 1 Theil kohlensaurem Kalk und 3 Theilen
                              									Weinstein bereiten, da ein geringer Ueberschuß an kohlensaurem Kalk keinen Nachtheil
                              									bringt. Zu einem gewöhnlichen Kuchen wird etwa 1 Loth von solcher Mischung
                              									hinzugefügt. (Archiv der Pharmacie Bd. LXXXII S. 248.)
                           
                        
                           Die Glacé-Handschuhfabrik von Hègle zu Brüssel
                           liegt mitten in der Stadt, unweit des Hôtel de ville in der Rue Bordeverre,
                              									und befindet sich in den – sich an das Waschhaus anschließenden – vier
                              									Etagen hohen Hintergebäuden. Von einer Dampfmaschine wird im Hofe ein Springbrunnen
                              									und in Röhrenleitungen fließendes Wasser durch alle Räume der Fabrik getrieben. In
                              									dieser wird das Leder vom rohen Ziegenfelle, das Hègle in großen Quantitäten aus Deutschland, Oesterreich u.s.w.
                              									bezieht, bis zum fertigen Handschuh von größter Schönheit und Feinheit bearbeitet In
                              									den unteren Räumen befindet sich die Gerberei (in Alaunauflösung und ohne den
                              									geringsten üblen Geruch) und die Färberei. Die weitere Verarbeitung des gegerbten
                              									Leders, nämlich Einreibung eines Gemisches von Mehl, Milch, Salz und Eidotter,
                              									Trocknen, Schlichten, Stollen etc. geschieht in den oberen Räumen. Nachdem die
                              									fertigen Leder gefärbt und geglättet, werden sie sortirt, in gehörig große Stücke
                              									geschnitten, je zwei und zwei Stück halb gefaltet zu einem Päckchen für sechs paar
                              									Handschuhe zusammengelegt und dann auf einer eisernen Form unter einer Presse
                              									ausgeschlagen, so daß auf einmal immer gleich ein halbes Dutzend Handschuhe
                              									zugeschnitten ist. Die Formen sind von verschiedener Größe, für alle Hände passend.
                              									Die so ausgeschlagenen Handschuhe werden, nachdem sie von Mädchen mit der Schere
                              									noch etwas nachgebessert, den Nähterinnen überliefert, die sich zum Nähen der
                              									bekannten zangenartigen Maschine bedienen. Das Nähen geschieht größtentheils außer
                              									dem Hause. Auf diese Weise werden nach Hrn. Hègle's Angabe täglich 80 bis 90, monatlich 2700 Dutzend Handschuhe
                              									gefertigt. Hégle versicherte, schon bis 9000
                              									Dutzend geliefert zu haben. In der Fabrik sind gegen 1800 Arbeiter beschäftigt,
                              									deren Verdienst 2 1/2 bis 6 Francs täglich betragen soll. Hègle versicherte, daß seine Handschuhe in Massen nach Paris,
                              									England und Amerika gingen und überall als Pariser Fabricat verkauft würden. Der
                              									Hauptverdienst soll im directen Bezuge der Felle, wozu der Fabrikant mehrere
                              									Reisende hält, und in deren eigener Verarbeitung liegen. Diese Handschuhfabrication
                              									gewinnt in Belgien eine immer größere Ausdehnung, so daß es schon in der Absicht des
                              									Gouverneurs von West-Flandern lag, ein Atelier
                                 										d'apprentissage dafür zu gründen; nur der plötzliche Tod des betreffenden
                              									Bürgermeisters vereitelte die Ausführung dieses Vorhabens. Die zum Ausschlagen der
                              									Handschuhe gebrauchten Maschinen sollen in Paris für etwa 2500 Francs zu haben seyn;
                              									es sind eigentlich nur einfache Druckpressen, und die dazu gehörigen Formen sind
                              									auch ziemlich einfach. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes
                              									in Preußen, 1855, S. 83.)