| Titel: | Neues System der Umwandlung der Bewegung für Schiffsdampfmaschinen, von den HHrn. Morton und Hunt, Ingenieuren zu Glasgow. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XV., S. 81 | 
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                        XV.
                        Neues System der Umwandlung der Bewegung für
                           Schiffsdampfmaschinen, von den HHrn. Morton und Hunt, Ingenieuren zu Glasgow.
                        Patentirt in Frankreich am 4. Decbr.
                              1855.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, März 1856, S. 113.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Neues System der Umwandlung der Bewegung für
                           Schiffsdampfmaschinen.
                        
                     
                        
                           Diese Erfindung betrifft eine mechanische Anordnung, welche dazu dient, die
                              wechselnde geradlinige Bewegung in allen denjenigen Fällen in eine continuirliche
                              Kreisbewegung zu verwandeln, und umgekehrt, wo die geradlinige Bewegung in einer
                              Richtung parallel zur Achse des mechanischen Organs stattfindet, auf welches man die
                              rotirende Bewegung übertragen will. Die wichtigste Anwendung dieses
                              Transmissionssystems ist die auf Schiffsdampfmaschinen, bei welchen dasselbe die
                              directe Beherrschung der Schraube und eine Anordnung der Maschine gestattet, welche
                              die größte Gedrängtheit mit Einfachheit vereinigt, zugleich aber auch sämmtliche
                              Theile, welche einer Ueberwachung bedürfen, leicht zugänglich macht.
                           Fig. 15
                              stellt ein Paar direct auf die Schraubenwelle wirkender Maschinen in der Endansicht,
                              Fig. 16
                              im Durchschnitt durch den Backbord-Cylinder und die Kurbelwelle, Fig. 17 im
                              Grundrisse dar.
                           An den Wellbaum A des Treibapparates sind zwei Kurbeln
                              B geschmiedet, welche einen etwas stumpfen Winkel
                              mit seiner Achse bilden. Auch der zwischen beiden Kurbeln befindliche und dieselben
                              verbindende Theil ist gegen die Achse geneigt, indem die Kurbeln einander diametral
                              entgegengesetzt sind. Wegen seiner Zickzackform hat das Ganze den Namen Z-Kurbel. Diese Kurbel dient zugleich beiden
                              Mindern und beiden Luftpumpen, und sie würde eben so gut sämmtlichen Cylindern dienen,
                              welche man etwa noch rings um die Achse der Welle gegenüber den hier abgebildeten
                              Cylindern anordnen wollte. Das schiefe Verbindungsstück der Kurbeln B enthält eine Hebelvorrichtung, bestehend aus einer
                              Nabe oder Hülse C, die sich mittelst Lagern frei auf
                              diesem Stück bewegen läßt. Diese Lager sind an den Enden der Hülse so angeordnet,
                              daß man sie der Länge nach und in seitlicher Richtung keilen kann. An die Hülse sind
                              vier Arme oder Hebel D, E rechtwinkelig zu einander,
                              sowie zu dem Verbindungsstück gegossen. Die Hülse C ist
                              in zwei Hälften gegossen, welche, die Kurbelwarze umfassend, durch starke Bänder mit
                              einander verbunden sind.
                           Die beiden oberen und längsten Arme sind durch Kugelgelenke mit den Kolbenstangen der
                              beiden Dampfcylinder F verbunden, während die unteren
                              und kürzeren Arme E auf gleiche Weise mit den
                              Kolbenstangen der Luftpumpen G articuliren. Die
                              Dampfkolben sind außerdem mit kleinen röhrenförmigen Stangen H versehen, welche die eigentlichen Kolbenstangen umschließen, um eine
                              sehr kleine Seitenbewegung der Kolbenstangen, die mit den Kolben gleichfalls durch
                              Kugelgelenke verbunden sind, zu gestatten. Zu analogem Zweck sind auch die
                              Luftpumpenkolben mit röhrenförmigen Stangen I
                              versehen.
                           Um die ganz eigenthümliche, jedoch sehr einfache Bewegung zu erklären, welche durch
                              diese Maschine erzeugt wird, nehmen wir an, die Z-Kurbel befinde sich in der durch Fig. 16 und 17
                              dargestellten Lage, wobei die beiden Kurbelarme B, wie
                              Fig. 15
                              zeigt, einen Winkel von 45° mit der Horizontalen bilden. Bei dieser Stellung
                              befindet sich die äußere, d.h. die von den Cylindern am weitesten entfernte Kurbel
                              B oben seitwärts vom Backbordcylinder F, während die andere Kurbel nach unten gerichtet ist.
                              Der Hebelarm D befindet sich daher nothwendig dem
                              Backbordcylinder möglichst nahe, und der Kolben des letzteren am inneren Ende seines
                              Hubes. Was den Steuerbordcylinder F anbelangt, so
                              befindet sich die Z-Kurbel mit ihren Theilen B in einer Ebene, welche auf derjenigen senkrecht steht,
                              die man sich durch die Achse der Welle und des Cylinders gelegt denkt, und der Arm
                              D erhebt sich in dieser Ebene rechtwinkelig zur
                              Welle A, während sich der Kolben dieses Cylinders genau
                              in der Mitte seines Hubes befindet.
                           Läßt man nun bei dieser Lage Dampf zu, so daß sich der Steuerbordkolben gegen das
                              Ende seines Hubes bewegt, so übt dieser Kolben vermittelst des als Winkelhebel
                              wirkenden Arms seine ganze Kraft aus, um die äußere Kurbel B herabzudrücken und die innere zu erheben, wobei der Arm D auf der Backbordseite als Stützpunkt dient. Sobald der
                              Dampf hinter den
                              Backbordkolben gelangt, fängt dieser an den andern zu unterstützen, und wenn 1/4 der
                              Rotation vollendet ist, so befindet sich der Steuerbordkolben am Ende seines Hubes.
                              Der Backbordkolben dagegen befindet sich in der Mitte des seinigen und die Kurbel
                              rücksichtlich des letzteren genau in der nämlichen Stellung, wie am Anfang in
                              Beziehung auf den andern, und der Backbordkolben wirkt mit seiner Kraft auf die
                              Kurbel, um dieselbe ihre Rotation fortsetzen zu lassen. Wenn der Backbordkolben dem
                              Ende seines Hubes sich nähert, so bewegt sich der Steuerbordkolben zurück und setzt
                              die Kurbel, welche rücksichtlich dieses Kolbens ihren tosten Punkt überschritten
                              hat, in Umdrehung. Demnach vereinigt sich die Wirkung beider Kolben, indem der eine
                              seine größte Kraft ausübt, während der andere durch den tobten Punkt geht, wie
                              dieses auch bei den gewöhnlichen Maschinen der Fall ist, wo die Kolben mit den
                              rechtwinkelig zu einander gestellten Kurbeln verbunden sind.
                           Damit die Z-Kurbel die Hebevorrichtung nicht ganz
                              mit sich herumdrehen kann, bringt man an der letzteren einen nach Unten
                              hervorragenden Arm an, welcher sich coulissenartig in einer bogenförmigen Führung
                              bewegt. Anstatt dieser Anordnung gelangt man zu dem nämlichen Resultat mit Hülfe
                              einer halbkreisförmigen Stange, welche um eine verticale Achse direct unter der
                              Mitte der Z-Kurbel oscillirt, indem die Enden
                              dieses Theils mit den Achsen, welche unter der Mitte der Hebelvorrichtung
                              rechtwinkelig zur Verticalachse und der Hebelhülse angeordnet sind, in
                              articulirender Verbindung stehen. Die Rotation der Z-Kurbel gibt den Enden der Hebelarme rücksichtlich der Welle A eine hin- und hergehende Längenbewegung,
                              folglich theilen die unteren Arme E den Luftpumpenkolben
                              eine hin- und hergehende Bewegung mit. Da die Arme E kaum halb so lang als die Arme D sind, so
                              ist der Hub der Luftpumpenkolben bedeutend kleiner, als derjenige der Dampfkolben,
                              so daß die ersteren vortheilhafter Weise eine verhältnißmäßig geringe
                              Geschwindigkeit haben. Die Hebelvorrichtung C kann aus
                              zwei oder mehreren Theilen bestehen, so daß jeder Kolben auf ein bestimmtes Stück
                              wirkt, obgleich für alle diese Stücke eine und dieselbe Kurbel dient. Die Träger
                              sind so angeordnet, daß sie die Bewegung nicht stören. Die Welle A liegt in einem starken äußeren Lager, welches den
                              Druck des Treibapparates aufnimmt, mit dem Condensator durch eine Fundamentplatte
                              und mit den Dampfcylindern durch Strebestangen verbunden ist. Das andere Ende der
                              Welle liegt in Lagern zwischen den Cylindern und den Luftpumpen und ist ein wenig
                              nach Außen verlängert, um die zur Steuerung, so wie zu den Speise- und
                              Injectionspumpen gehörigen excentrischen Scheiben aufzunehmen. Die Schieber werden durch zwei
                              excentrische Scheiben, wovon die eine für die Vorwärtsbewegung, die andere für die
                              Rückwärtsbewegung bestimmt ist, in Thätigkeit gesetzt. Die Steuerungskasten sind an
                              den oberen Theilen der Dampfcylinder angeordnet und die Schieberstangen treten an
                              ihrer Hinteren Seite heraus. Die Speise- und Injectionspumpen werden durch
                              ein an dem Ende der Welle angebrachtes Excentricum in Thätigkeit gesetzt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
