| Titel: | Neuer Gypsbrennofen, von Hrn. Dumesnil zu Mareuillès-Meaux. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XXII., S. 93 | 
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                        XXII.
                        Neuer Gypsbrennofen, von Hrn. Dumesnil zu
                           Mareuillès-Meaux.
                        Aus dem Bericht des Hrn. Jacquelain im Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Januar 1856, S. 3.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Dumesnil's neuer Gypsbrennofen.
                        
                     
                        
                           Neuere Verfahrungsarten beim Gypsbrennen. – Gay-Lussac machte im Jahr 1829 die beiden
                              Fundamentalbeobachtungen, welche seit 25 Jahren Verbesserungen im Brennen des Gypses
                              und dessen Anwendung als erhärtete Masse (mittelst gebundenen Wassers) veranlaßt
                              haben. Nach seinen Versuchen übersteigt die zum Gypsbrennen erforderliche Hitze
                              150°C. nicht, wenn man im Kleinen im Laboratorium operirt. Ferner hat
                              derselbe gefunden, daß man es dem physischen Zustande des ungebrannten Gypses, d.h.
                              seiner verschiedenartigen primitiven Härte, und nicht der Kreide welche er zufällig
                              enthalten kann, zuschreiben muß, daß gewisse gute Gypsarten nach ihrer Vermischung
                              mit dem Wasser die härtesten und dem Zerdrücken am meisten widerstehenden Massen
                              geben.
                           Auch Professor Payen hat im Jahr 1831 viele Versuche über
                              das Brennen des Gypses angestellt; er ist dabei zu folgenden Resultaten gelangt:
                           1) die geringste Temperatur, bei welcher der Gyps noch mit Vortheil gebrannt werden
                              kann, jedoch weit langsamer, ist 80° C.;
                           
                           2) eine Temperatur von 110 bis 120° C. ist hinreichend, um dem Gyps sein
                              Krystallisationswasser zu entziehen und ihn vollkommen zu brennen;
                           3) um das Brennen gleichartiger für alle Theilchen der Substanz zu machen und es zu
                              verbessern, muß man im letztern Fall den Gyps als Pulver oder in kleinen Stückchen
                              anwenden, daher man auch den bei der Gewinnung des Gesteins fallenden kleinen Schutt
                              benutzen kann.
                           Die ganze industrielle Frage dreht sich darum, ob es zweckmäßiger und wohlfeiler ist
                              den Gyps zertheilt zu brennen oder in Blöcken, wo dann mehr Brennmaterial
                              erforderlich ist. Jedenfalls ist es aber nothwendig ein ganz gleichartiges Product
                              zu erzielen, und nicht ein solches, welches aus einem Gemenge von gut und von
                              schlecht gebranntem Gyps besteht.
                           Wie wir gesehen haben, reicht zum Brennen des Gypses, d.h. zum Austreiben seines
                              Krystallwassers, eine Temperatur von 110 bis 120° C. hin; bei derselben ist
                              aber ein pulverförmiger Zustand und ein Ausbreiten des Gypses in Schichten von 5 bis
                              6 Centimeter (2 bis 2 1/2 Zoll) nothwendig, und es müssen deren Oberflächen häufig
                              erneuert werden, um eine gleichförmige Entwässerung aller Theile schneller zu
                              erzielen.
                           Man hat deßhalb die Wärme der Gewölbe der Flamm- und der Verkohkungsöfen zum
                              Gypsbrennen benutzt, deren strahlende Wärme sich ohne neuen Kohlenverbrand auf
                              120° C. erhalten läßt. Andererseits empfahl man den pulverisirten Gyps in
                              cylindrischen Kesseln zu brennen, die auf gewöhnliche Weise von Oefen umgeben sind,
                              welche mit Holz oder selbst mit Steinkohlen gefeuert werden.
                           Wegen der Notwendigkeit das Material oft zu wenden, kamen seit 1825 verschiedene
                              Apparate in Gebrauch, bei denen der Gyps über einem Herde, welcher nur eine niedrige
                              Temperatur entwickelte, eine regelmäßige Bewegung erhält. So wendete man eine
                              archimedische Schraube an, welche das Gypspulver aufnimmt und es dann in einen
                              geneigten Cylinder ausschüttet, der durch die Gase und den Rauch eines Ofens
                              gefeuert wird, welche in umgekehrter Richtung des in Bewegung befindlichen Gypses im
                              Cylinder circuliren; der Gyps kommt gebrannt am untern Ende des Cylinders heraus,
                              während die Gase dort einströmen. – Darauf empfahl man, die am Fuß der
                              Gypsbrüche aufgehäuften kleinen Gerölle in Cylindern zu brennen, welche sich
                              regelmäßig um ihre große Achse drehen und mittelst Steinkohlen auf die erforderliche
                              Temperatur erhitzt werden. Das Laden dieser Cylinder mit Gypsstücken geschieht durch
                              einen Trichter oder Rumpf, der zu einer Schieberthür führt, die auf der Seite des
                              Cylinders an seinem hintern Ende angebracht ist; der gebrannte Gyps wird durch dieselbe auch
                              herausgenommen, wobei aber die Lage des Cylinders eine entgegengesetzte von
                              derjenigen seyn muß, welche er beim Laden einnimmt.
                           Um einen ununterbrochenen Betrieb beim Gypsbrennen zu erzielen, ließ man durch einen
                              allgemeinen Trichter oder Rumpf den zerpulverten Gyps auf senkrechte Reihen kleiner
                              Trichter fallen, welche unter einander an Zahnstangen befestigt waren, die den Zweck
                              hatten, den Fall des Gypses bis zu seinem vollständigen Brennen zu verzögern. Das
                              gebrannte Gypspulver fiel durch ein Ventil heraus und drei senkrechte gußeiserne
                              Röhren führten die heißen Gase in den Mantel, welcher die Trichter umgab, um
                              denselben zu erhitzen.
                           Endlich hat man als Verbesserung dieser Methoden das Brennen des Gypses mittelst
                              überhitzter Wasserdämpfe versucht.
                           Mit dem Brennen des zerpulverten Gypses sind zwei wesentliche Nachtheile verbunden:
                              der erste besteht darin, daß zum Zerpulvern des rohen Gypses eine weit bedeutendere
                              mechanische Kraft erforderlich ist als zur Zerkleinerung des gebrannten Gypses. Der
                              zweite Nachtheil ist, daß bei nebeligem und regnerischem Wetter der zerpulverte Gyps
                              sehr schnell die atmosphärische Feuchtigkeit absorbirt und nach dem Anrühren zu
                              Mörtel seine wesentlichste Eigenschaft einbüßt, nämlich seine Widerstandsfähigkeit
                              gegen die Zerdrückung – ein Fehler, der bei Bauen natürlich vermieden werden
                              muß.
                           Ein solcher Gyps kann daher nicht lange aufbewahrt werden, auch könnte man ihn nicht
                              weit versenden, außer in dichten Fässern. Deßhalb ist diese Art des Brennens
                              eigentlich nur für die Abfälle und den Schutt der Gypsbrüche anwendbar.
                           Das Brennen des Gypses in Pulverform scheint uns kein allgemeines Verfahren werden zu
                              können, selbst wenn die Kosten der Zerkleinerung sehr gering sind. Es ist nämlich
                              jetzt erwiesen, daß das Brennen des Gypses in kleinen Stückchen und als Pulver
                              keinen andern Vortheil gewährt, als ein gutes Product zu liefern, welches mit dem in
                              Stücken gebrannten und dann zur Mühle kommenden Gyps vermengt werden kann, ohne
                              letzteren zu benachtheiligen.
                           Aeltere Verfahrungsarten beim Gypsbrennen. – Nach
                              dem ältesten und rohesten Verfahren geschieht das Brennen des Gypses in einem von
                              drei senkrechten Mauern umschlossenen Raum, der mit einer Bedachung zur Abhaltung
                              des Regens versehen ist. Mit den größten Gypsstücken macht man gewölbte Canäle in
                              dem Ofen oder Stadel, und darüber her stürzt man erst die größeren und dann die
                              kleineren Stücke, so daß letztere oben liegen. In den Canälen werden nun Feuer
                              angemacht und dieselben
                              langsam und regelmäßig unterhalten. Nachdem das Brennen beendigt ist, bedeckt man
                              den Haufen mit rohen kleinen Gypsstückchen, verschließt die Canäle mit Steinen und
                              überläßt das Ganze der Abkühlung.
                           Da das Holz in den meisten Gegenden, wo viel Gyps gebrannt wird, theuer ist, so hat
                              man dasselbe meistens durch Steinkohlen ersetzt. Hin und wieder hat man zum
                              Gypsbrennen die bei der Verkohlung der Steinkohlen oder des Torfs in Oefen verloren
                              gehende Wärme benutzt; man leitet nämlich die aus diesen Oefen ausströmende Flamme
                              zwischen die Gypsstücke, welche in zwei kleinen, symmetrisch über dem Gewölbe der
                              Verkohlungsöfen angebrachten Brennöfen, eingesetzt sind; statt zweier kleinerer
                              Gypsöfen hat man auch nur einen über jedem Verkohlungsöfen angebracht, oder einen
                              sehr großen Brennofen über drei Verkohlungsöfen, welche nach einander in Betrieb
                              gesetzt wurden.
                           Um einen gleichförmiger und besser gebrannten Gyps zu erhalten, versuchte man
                              halbkreisförmige Oefen, in welchen der Gyps und das Brennmaterial in senkrechten und
                              concentrischen Schichten mit einander abwechselten.
                           Endlich berücksichtigte man auch den Wärmeverlust welcher durch die Unterbrechungen
                              beim Gypsbrennen veranlaßt wurde, und entwarf Ofenconstructionen für den
                              continuirlichen Betrieb.
                           Die erste derselben besteht aus zwei, an eine gemeinschaftliche Mauer gelegten Oefen,
                              welche durch Schieberthüren, die oben an der Mauer angebracht sind, mit einander
                              verbunden werden können. Beide Oefen, die abwechselnd betrieben werden, sind in
                              ihrer ganzen Ausdehnung durch ein halbcylindrisches Gewölbe begränzt. Man ladet und
                              entleert durch Thüren, welche an den beiden Enden dieses Halbcylinders angebracht
                              sind. Uebrigens sind längs der unteren Wände des Ofens Oeffnungen angebracht.
                           Eine zweite Constructionsart besteht in zwei cylindrischen Oefen, die einander auf
                              einer ersten und einer zweiten Ebene entgegenstehen und hinlänglich geneigt sind,
                              damit die Ladung regelmäßig durch die obere Oeffnung und in dem Maaß bewirkt werden
                              kann, als der gebrannte Gyps durch die untere Oeffnung des Ofens herauskommt.
                           Ein drittes System ist nichts anderes als ein continuirlich betriebener conischer
                              Ofen mit gewölbtem Rost, über welchem sich entweder eine gußeiserne Glocke mit
                              zahlreichen Röhren, die nach der Peripherie des Ofens ausgehen, oder eine gußeiserne
                              Säule befindet, welche letztere auf ihrem ganzen Umfange Oeffnungen hat, wodurch die
                              Verbrennungsgase gleichförmig vertheilt werden.
                           
                           Dumesnil'sches Verfahren.
                              – Wir beschreiben zuvörderst seinen Ofen mit Hülfe
                              der Fig. 1 bis
                              3.
                           Fig. 1 ist der
                              Grundriß desselben in der Ebene der Sohle.
                           Fig. 2 ist der
                              senkrechte Durchschnitt desselben nach der Linie XY des Grundrisses.
                           Fig. 3 ist ein
                              theilweiser senkrechter Durchschnitt des Ofens nach der Linie W des Grundrisses.
                           A Aschenfall, B Thüre
                              desselben. C Rost. D
                              Herd.
                           E, E Canäle, welche die Flamme und die Verbrennungsgase
                              unter die Glocke leiten.
                           F, F Oeffnungen in dem unteren Umfange der Glocke, damit
                              die Flamme ringsum regelmäßig abziehen kann. G Gewölbe
                              der Glocke.
                           H gekrümmter Canal, durch welchen die Reißigbündel in
                              den Herd gelangen.
                           I Grube, durch welche der Heizer mittelst der Leiter g, h bis zum Aschenkasten gelangen kann.
                           J Mauerwerk von feuerfesten Ziegelsteinen, welches die
                              Sohle des Ofens bildet.
                           K conische Umfassungswände des Ofens.
                           L Gewölbe oder Kappe über jenen.
                           M Oeffnung, durch welche die größeren Gypsstücke in den
                              Ofen geschafft werden; sie wird durch eine gußeiserne Thür mit Füllung (Fig. 3)
                              verschlossen, die man außen vermauert.
                           N andere Oeffnung, welche durch einen doppelten
                              Blechdeckel mit Füllung verschlossen wird; durch dieselbe bringt man die kleinen
                              Gypsstücke in den Ofen.
                           O, O Essen zum Reguliren des Zuges.
                           P, P blecherne Esse mit Klappe Q, welche durch die schwache Kette U, U bewegt
                              wird.
                           R, S, T Gypsstein-Schichten, die unteren die
                              größten, die oberen die kleineren Stücke enthaltend.
                           Dieser Brennofen besteht eigentlich aus zwei verschiedenen Theilen. Der erste tritt
                              1,60 Meter tief in den Boden ein, und dient dem zweiten Theil als Fuß; er ist aus
                              Ziegelsteinen aufgemauert und besteht aus einem Aschenkasten A, einem Rost C, einem Herde D, welcher die Form eines umgekehrten Kegels hat. Ein
                              weiter Canal H führt zu dem Herde und erhebt sich oben
                              um 50 Cent, über den Boden. Dieser Canal hat keinen andern Zweck, als das Einschüren
                              der Reißigbündel zu erleichtern und dem Herbe stets eine mehr als hinlängliche
                              Luftmenge zuzuführen.
                           
                           In 1,10 Met. Höhe über dem Rost ist der Herd mit einem Gewölbe von feuerfesten
                              Ziegelsteinen versehen, und unter demselben sind acht gebogene Canäle E angebracht, durch welche die Flamme unter die Glocke
                              strömt.
                           Der zweite Theil der ganzen Construction ist der eigentliche Ofen, welcher die
                              Gestalt eines sehr steilen abgestumpften Kegels hat; er ist mit zwei Reihen platt
                              liegender Ziegelsteine aufgeführt und äußerlich mit einem Gypsüberzuge versehen.
                              Oben endigt dieser Kegel mit einem Gewölbe L von der
                              Form eines Kugelschnittes, und auf dem höchsten Punkte ist eine weite blecherne Esse
                              P angebracht, die von vier kleinen Zugessen O umgeben ist. Die große Esse ist mit einem
                              Klappenventil versehen, während die kleineren mit thönernen Deckeln verschlossen
                              werden können. Diese letzteren vier Essen dienen nur zur Verstärkung oder
                              Verminderung des Zuges, wenn an einer Stelle des Ofens die Hitze zu niedrig oder zu
                              hoch ist.
                           Es sind an dem Ofen zwei Oeffnungen an entgegengesetzten Seiten angebracht, die eine
                              am Fuß der Umfassungsmauern, die andere im Gewölbe. Die erstere M dient zum Beginnen, die letztere N zur Beendigung der Ladung; durch die erstere wird auch
                              der gebrannte Gyps ausgezogen.
                           Ein besonders wichtiger Theil, welcher das vollständige Brennen des sämmtlichen
                              Gypses bezweckt, ist eine Glocke aus gebranntem Thon von 1 Meter Durchmesser. Sie
                              ist an ihrem Umfange mit acht Oeffnungen F versehen,
                              erhebt sich bis 70 Cent, über die Sohle und unmittelbar über den Canälen E. Die Flamme und die Verbrennungsgase strömen aus dem
                              Herde bis zum Boden der Glocke, biegen sich dann, schlagen aus deren Oeffnungen F heraus und verbreiten sich gleichförmig durch die
                              ganze Masse des Gypses, indem sie zuvörderst in die engen Canäle einströmen, welche
                              beim Laden in den ersten Schichten ausgespart wurden.
                           Um diese gleichförmige Vertheilung der Wärme zu erhalten, beginnt man damit, eine
                              erste Schicht aus großen Stücken von etwa 40 Centimeter Breite, 30 Cent. Höhe und 20
                              Cent. Dicke, auf die hohe Kante gestellt, in geraden Linien von dem Umfange der
                              Glocke nach demjenigen des Ofenmantels, auf der Sohle aufzusetzen, indem man einen
                              Zwischenraum von 5 Centimeter zwischen jeder Reihe läßt, so daß Canäle entstehen,
                              welche in der Fortsetzung der Oeffnungen F und der
                              Canäle E liegen. In der Querrichtung von zwei Reihen der
                              ersten Schicht stellt man andere Stücke als zweite Schicht auf, und zwar eine Reihe
                              mit geringer Neigung von der Peripherie nach der Mitte des Ofens und die folgende
                              Reihe in umgekehrter Richtung.
                           
                           Ueber der zweiten Schicht beginnt man eine dritte, der ersten ähnliche, wobei man
                              stets beachtet, daß die Fugen zweier über einander befindlichen Schichten nicht in
                              einer senkrechten Ebene zusammenfallen, sondern diejenigen der ersten Schicht mit
                              denen der dritten u.s.f. In etwa 20 Cent. Höhe über der Glocke beendigt man das
                              Eintragen des Gypses durch die Thüre M, wohin die
                              Arbeiter sich einen Rückzugsraum gelassen haben, und die Arbeit wird durch die
                              Oeffnung N fortgesetzt. Dabei siebt man nur dahin, daß
                              nach oben zu immer kleinere Stücke für die Schichten genommen werden; in der obern
                              Schicht soll man daher nur nußgroße Stücke haben.
                           Ist die Charge eines Ofens vollendet, so entzündet man das Reißig auf dem Herde und
                              zu gleicher Zeit einige Reißigstückchen auf der obersten Gypsschicht, um einen
                              stärkern Zug zu erhalten, so daß die Flamme und die Gase aus dem Herde schnell zur
                              Esse strömen.
                           Während der ersten vier Stunden unterhält man ein sehr mäßiges Feuer mittelst 4
                              Reißigbüscheln per Stunde; während der darauffolgenden
                              acht Stunden unterhält man ein stärkeres Feuer mit der doppelten Anzahl von
                              Reißigbüscheln. Nach Verlauf von zwölf Stunden, der längsten Dauer des Gypsbrennens,
                              läßt man das Feuer abgehen, verschließt alle Oeffnungen und breitet auf der letzten
                              Gypsschicht 5 bis 6 Kubikmeter Gypsgerölle aus. Dadurch wird der Zug möglichst
                              verzögert und die erlangte Wärme kann noch zum Brennen eines Quantums pulverförmigen
                              Gypses benutzt werden.
                           Nach einer zwölfstündigen Abkühlung wird der gebrannte Gyps durch die Thür M aus dem Ofen geschafft.
                           Um über die Vertheilung der Wärme in dem Ofen genaue Nachweise zu erhalten, ließ ich
                              in die Wände desselben drei Löcher bohren: das erste 42 Cent., das zweite 1,45 Met.
                              und das dritte 2,40 Met. über der Sohle. In jedes Loch wurde eine gezogene eiserne
                              Röhre von 18 Millimeter Durchmesser horizontal eingesetzt; dieselbe war an dem einen
                              Ende verschlossen und vorher auf ihrem Boden, mit etwas Sand versehen worden, um die
                              Glasröhre aufzunehmen, welche das zur Temperaturbestimmung dienende Metall
                              enthielt.
                           Nach Einführung der Röhren, welche in den Ofen 1,20 Meter tief, also bis auf ein
                              Viertel seines Durchmessers, treten, verschloß man die in das Mauerwerk gemachten
                              Oeffnungen und überließ die Röhren während einer Stunde der Einwirkung der Hitze.
                              Darauf untersuchte man den Zustand des Metalles und begann den Versuch von Neuem,
                              wobei man aber nach den Umständen die Ordnung des Uebereinanderliegens der Röhren veränderte; nach
                              Verlauf einer Stunde wurde wieder eine Untersuchung angestellt, wodurch man für
                              jeden Punkt die Temperatur zwischen zwei Gränzen bestimmen konnte.
                           So hatte nach Verlauf einer Stunde in der untersten Röhre das Zink seinen Zustand
                              nicht verändert, wogegen die Darcet'sche Legirung geschmolzen war. In der Mittlern
                              Röhre war das Zinn und dann das Blei geschmolzen und zwar letzteres unvollständig.
                              In der obersten Röhre war das Darcet'sche Metall geschmolzen, während die Schmelzung
                              des Zinnes nicht vollständig war. Daraus folgt, daß die Temperatur der unteren und
                              oberen Zonen 250° C. nicht überstieg, während sie in der Mittlern Zone fast
                              360° C. erreichte.
                           Während eines zwölf Stunden dauernden Brennens verbrauchte der mit 35 Kubikmetern
                              Gypsgestein besetzte Dumesnil'sche Ofen nur 225 bis 200
                              Reißigbündel im Gesamtgewicht von 1960 bis 1600 Kilogr. und in Folge des
                              vortrefflichen Zuges entweicht der aus der Esse strömende Rauch stets in schneeigen
                              Wirbeln.
                           Wenn wir nun über die Kosten des Gypsbrennens in verschiedenen Arten von Oefen
                              annähernde Ueberschläge machen, so finden wir, daß das Brennen in dem Dumesnil'schen Ofen eine Ersparung von 50 bis 60 Proc.
                              gegen dasjenige in den älteren Oefen gewährt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
