| Titel: | Verbesserungen in der Construction von Gewehren die an der Schwanzschraube geladen werden, welche sich August Leopold Lenoir zu Paris, am 27. Januar 1855 für England patentiren ließ. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. LXXIII., S. 323 | 
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                        LXXIII.
                        Verbesserungen in der Construction von Gewehren
                           die an der Schwanzschraube geladen werden, welche sich August Leopold Lenoir zu Paris, am 27. Januar 1855 für England patentiren
                           ließ.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, April 1856,
                              S. 316.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Lenoir's Verbesserungen in der Construction von Gewehren die an der
                           Schwanzschraube geladen werden.
                        
                     
                        
                           Den Haupttheil der vorliegenden Verbesserungen bildet ein drehbarer
                              Schwanzschraubendeckel, um den Boden der Schwanzschraube zum Behuf der Einführung
                              der Patrone oder des Ladens schließen und öffnen zu können. Dieser
                              Schwanzschraubendeckel ist so eingerichtet, daß, wenn man ihn von dem Boden der
                              Schwanzschraube hinweg in die Höhe dreht, durch diese Bewegung eine flache mit einem
                              Hammer versehene Feder zusammengedrückt oder aufgezogen wird. Wenn man nun diese
                              Feder mittelst eines Drückers auslöst, so schlägt ihr Hammer gegen die Zündmasse der
                              Patrone. Zu diesen Verbesserungen gehört ein neues System von Patronen, welche so
                              eingerichtet sind, daß die Ladung in der Mittellinie abgefeuert wird. Letzteres kann
                              mittelst des erwähnten Federhammers, mittelst eines Zündhütchens oder einer
                              Zündnadel geschehen. Nach dieser kurzen Auseinandersetzung der Hauptsache gehe ich
                              zur näheren Beschreibung der Construction über.
                           Fig. 12 ist
                              der Längendurchschnitt eines mit meiner Verbesserung ausgestatteten Gewehrs; Fig. 13 ein
                              Querschnitt desselben durch die Linie xx
                              Fig. 12; Fig. 14 ein
                              Querschnitt durch die Linie * * Fig. 12; Fig. 15 die untere
                              Ansicht des Schwanzschraubendeckels, nebst Feder für die Tragschiene; Fig. 16 ein
                              abgesonderter Durchschnitt der Tragschiene. Die Figuren 17, 18, 19 und 20 sind
                              Längendurchschnitte meiner Patronen.
                           In sämmtlichen Figuren dienen gleiche Buchstaben zur Bezeichnung gleicher Theile. a ist ein Federhammer; b ein
                              Schwanzschraubendeckel, welcher die hintere Mündung der Schwanzschraube bedeckt und
                              sich rückwärts über den Schaft erstreckt. Dieser Deckel dreht sich zu beiden Seiten
                              des Laufs c um Scharniere und enthält in der Nähe seines
                              Scharnierbolzens d einen Tförmigen Arm e. Der Federhammer a und der Schwanzschraubendeckel b sind in Fig. 12 mit ausgezogenen Linien und in derjenigen Lage dargestellt,
                              welche sie unmittelbar nach der Entladung des Gewehrs einnehmen. Die punktirten
                              Linien dagegen zeigen ihre Stellung, wenn der Hammer aufgezogen und das Gewehr zum
                              Laden in Bereitschaft ist. Aus diesen beiden Lagen erhellt, daß, wenn das Gewehr
                              geladen werden soll, der Schwanzschraubendeckel weit genug in die Höhe gedreht ist,
                              um das Einschieben der Patronen zu gestatten. Durch diese drehende Bewegung wird der
                              Arm e herumgeführt und die an seinem Ende befindliche
                              Rolle f veranlaßt, gegen den convexen Theil des
                              Federhammers a zu drücken und auf diese Weise den Haken
                              g mit der Drückerfeder h
                              in Eingriff zu bringen. Nachdem man die Patrone in den Lauf gebracht hat, bewegt man
                              den Deckel b wieder herab. Das Gewehr ist nun
                              schußfertig. Indem man den Drücker i anzieht, wirkt
                              dieser auf die Feder h, welche sofort die Hammerfeder
                              frei läßt. Letztere aber bewirkt die Entzündung der Zündmasse der Patrone auf die
                              nachher zu beschreibende Weise. Der Schwanzschraubendeckel b ist an seiner vorderen Seite mit einer Platte b' versehen.
                              Diese ist zu beiden Seiten des mittleren Theiles b
                              befestigt, welcher in Fig. 15 ohne die Platten
                              dargestellt ist. Die Platten drehen sich um zwei an beiden Seiten des Laufs
                              angebrachten Zapfen d. Der cylindrische Theil des
                              Schwanzschraubendeckels, welcher mit dem Ende des Laufs in Berührung kommt, hat eine
                              kugelförmige Höhlung B, Fig. 15, so daß er auf
                              das sphärische Ende der Patrone gut paßt. Hinter dieser Höhlung befindet sich in dem
                              Metall ein Schlitz, durch welchen der Hammer tritt. Soll nun der
                              Schwanzschraubendeckel in die Höhe gehoben werden, so bewegt man zuerst den um l drehbaren Hebel k in die
                              Höhe. Dieser stößt vermittelst der geneigten Ebene m den
                              Federhaken n zurück, wodurch die hintere Kante des
                              Deckels frei wird, so daß der letztere nun aufgeschlagen werden kann. Nachdem der
                              Hahn gespannt ist, bediene ich mich hie und da eines Sicherheitsapparates, welcher
                              aus einem Drücker o besteht, der in eine Hervorragung
                              p des Federhakens h
                              einschnappt und die Hebung des letztern verhütet, bevor der Drücker o vorwärts geschoben wird. Der Bügel q, welcher zum Schutz des Federhammers nach vorn eine
                              größere Ausdehnung besitzt, ist an die Drückerplatte u
                              befestigt, mit welcher auch die Drücker i und o, der Federhammer a und der
                              Haken h befestigt sind. t
                              ist der Zapfen, mit dessen Hülfe der Lauf auf gewöhnliche Weise an den Schaft r befestigt ist; v ein
                              Gehäuse, welches die beschriebenen Theile umgibt und den Lauf unterstützt.
                           Die Figuren
                                 18, 19
                              und 20
                              stellen Patronen für dieses Gewehr mit verschiedenen Projectilen dar. 1, Fig. 18, ist
                              die Zündnadel; 2 der Boden der Patrone aus Pappdeckel, welcher mit einem Schlag
                              eines Stempels ausgeschlagen und durchbohrt ist; 3 feines Schießpulver; 4 ein Pfropf
                              mit der Zündmasse; 5 ein Zündhütchen; 6 die Kugel; 7 eine leicht aufgeleimte
                              Scheibe. Die Hülse der Patrone besteht aus mehreren um den Boden 2 gewickelten und
                              geleimten Papierlagen. Die Patronen haben verschiedene Länge, sie sollten jedoch die
                              Gewehrkammer hinsichtlich der Länge und des Durchmessers, wenn auch nicht dicht,
                              doch vollständig ausfüllen. Nach dem Abfeuern des Gewehrs kann die Hülse mittelst
                              der Nadel herausgezogen werden. Letztere ist zu diesem Zweck gerade vor dem Boden
                              der Patrone mit einem kleinen Stifte versehen, und unter diesem Stifte befindet sich
                              eine Scheibe, welche sich gegen den Boden der Patrone legt.
                           Die Figuren 19
                              und 20
                              stellen ähnliche Patronen mit verschiedenen Projectilen dar. In der Schrotpatrone
                              Fig. 20
                              ist eine Zinkscheibe 8 auf die Pappdeckelscheibe 4 gelegt. Fig. 17 stellt eine mit
                              Warze versehene permanente Patronenhülse dar, welche immer wieder gebraucht werden
                              kann. Fig. 12 zeigt
                              diese Patrone, deren Wirkungsweise keiner weiteren Auseinandersetzung bedarf, an
                              ihrem Orte im Gewehr.
                           Die Vorrichtung, um das Gewehr in Arm zu nehmen, ist in Fig. 15 in der unteren
                              Ansicht und in Fig.
                                 16 im Längendurchschnitte dargestellt. w ist
                              ein Hebel, welcher in eine Oeffnung x, Fig. 15, eingehängt und
                              zum Theil eingekerbt oder rauh gemacht ist. Eine Feder y
                              lehnt sich gegen das flache Ende des Hebelzapfens, so daß der Hebel rechtwinkelig
                              zum Lauf gestellt und auf den Vorderarm gestützt werden kann. Auf diese Weise läßt
                              sich das Gewehr leicht in verticaler Lage, die Mündung aufwärts gekehrt, tragen.
                           z, Fig. 12, ist ein
                              bogenförmiges Visir, dessen untere Seite mit schrägen Zähnen versehen ist. In diese
                              Zähne greift ein Federhaken und stellt das Visir in einer beliebigen Lage fest. Die
                              bogenförmige Visirstange gleitet an der oberen Seite der Federbüchse in
                              schwalbenschwanzförmigen Führungen. Die Feder ist mit einem Arm versehen, welcher
                              durch eine Seitenöffnung der Büchse herausragt und mit dessen Hülfe die Feder
                              herabgedrückt werden kann. Die Visirbüchse ist an die obere Seite des Laufs
                              befestigt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
