| Titel: | Technisch-historische Mittheilungen über den dermaligen Stand des elektrischen Webestuhls; von M. Hipp. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. LXXVII., S. 332 | 
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                        LXXVII.
                        Technisch-historische Mittheilungen über
                           den dermaligen Stand des elektrischen Webestuhls; von M. Hipp.
                        Vorgetragen den 8. März 1856 in der Berner
                                 naturforschenden Gesellschaft. – Aus den Berner Mittheilungen, Juli 1856, vom Verfasser
                              eingesandt.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Hipp, über den elektrischen Webestuhl.
                        
                     
                        
                           Ueber den elektrischen Webestuhl ist bereits eine ganze Literatur erschienen, bei
                              welcher es sich jedoch weniger um den Webestuhl, als um das Prioritätsrecht des
                              Erfinders handelt.
                           Bonelli, Generaldirector der sardinischen Telegraphen,
                              hat unbestritten das Verdienst, die ersten geistigen und materiellen Opfer für das
                              Zustandekommen des elektrischen Webestuhls gebracht, und durch seine unermüdliche
                              Thätigkeit eine Actiengesellschaft gegründet zu haben, welche mit den nöthigen
                              Mitteln ausgerüstet ist, um diese hochwichtige industrielle Frage dem gegenwärtigen
                              Zustande der Wissenschaft entsprechend zum Abschluß zu bringen.
                           Der elektrische WebestuhlMan s. polytechn. Journal Bd. CXL. S.
                                       179. soll bekanntlich an die Stelle des Jacquard-Webestuhls oder des
                              Bildwebestuhls treten. Unter Bild-Weberei oder Muster-Weberei versteht
                              man diejenige Weberei, bei welcher man durch eine eigenthümliche Einrichtung statt
                              einer regelmäßigen Verschlingung der Fäden, wie bei den gewöhnlichen Geweben,
                              beliebige Fäden eine beliebige Verschlingung machen lassen kann, wodurch ein
                              beabsichtigtes Bild entsteht, sey es durch die Verschiedenheit der Schattirung oder
                              durch die Verschiedenheit der Farben, welche die betreffenden Fäden haben.
                           Jacquard aus Lyon hat im Jahre 1808 zuerst eine Maschine
                              mit einer solchen Einrichtung verfertigt, nachdem er achtzehn Jahre daran studirt und verbessert
                              hatte. Man kann sich einen kleinen Begriff von der hohen Bedeutung dieser Maschine
                              machen, wenn man erfährt, daß vier Jahre später bereits 18,000 solcher
                              Jacquard-Maschinen im Gange waren.
                           Heute beschäftigt die Vaterstadt Jacquard's mit dieser
                              Weberei allein 50,000 Arbeiter.
                           Aus diesen Zahlen erklärt sich die große Aufmerksamkeit, die allerorts der Erfindung
                              des elektrischen Webestuhls zugewendet wurde.
                           Maumené bestritt zuerst Bonelli die Priorität der Erfindung und schlug eine Abänderung in der
                              Ausführung vor. Er wollte das Muster durch Stifte, die in Walzen gesteckt werden,
                              und Federn, durch deren Berührung die Batterie geschlossen würde, hervorbringen;
                              eine oberflächliche Kenntniß der Muster-Weberei genügt jedoch, um einzusehen,
                              daß eine solche Einrichtung unmöglich den Anforderungen der Industrie entsprechen
                              kann.
                           Außer Maumené hat sich noch ein Dritter als
                              Erfinder gemeldet, ein Posamentirer aus Berlin, von welchem jedoch nichts weiter
                              bekannt wurde, als daß die preußische Regierung dem Hrn. Bonelli die Ausfolge eines Patentes verweigerte, weil die Idee eines
                              elektrischen Webestuhls in Preußen nicht neu sey.
                           Auf den technischen Theil der Frage übergehend, muß ich mir erlauben, in einige
                              Details einzugehen, die ich nur des Zusammenhanges wegen für nöthig erachte. Jedes
                              auf einem Webestuhl gemachte Gewebe besteht aus Kette und Einschlag; Kette heißen
                              die Längenfäden, Einschlag heißen die Fäden, welche der Quere nach gehen. Bei der
                              Operation des einfachen Webens werden vermittelst eines Tritts die Hälfte der
                              Kettenfäden in die Höhe gehoben, so daß das Schiffchen, welches die Spule mit dem
                              Querfaden (Einschlag) enthält, hindurch geschnellt werden kann. Ist dieß geschehen,
                              dann verändert sich die Lage der Fäden; diejenigen welche oben waren kommen nun nach
                              unten, und die, die unten waren, kommen nach oben; jetzt wird das Schiffchen wieder
                              zurückgeschnellt. Außerdem werden durch eine besondere Vorrichtung die Querfäden
                              nach jedem Durchgang des Schiffchens in die Längenfäden gedrückt oder geschlagen.
                              Diese Operation wiederholt sich stets fort und heißt die einfache Weberei.
                           Die Muster-Weberei erfordert eine Einrichtung, die
                              es möglich macht, jeden der Kettenfäden einzeln nach Belieben zu heben oder nicht zu
                              heben, so daß das Schiffchen oder der Einschlagfaden über oder unter demselben
                              durchgehen kann. Vor der Erfindung Jacquard's waren
                              Knaben, sogenannte Zugjungen angestellt, welche auf das Commando des Meisters diejenigen Fäden hoben,
                              die eben gehoben seyn mußten, um eine Figur zu machen. Jacquard riskirte, nach Bekanntwerdung seiner Erfindung von seinen
                              Mitbürgern schändlich ermordet zu werden; seine Maschinen wurden zerschlagen und auf
                              öffentlichem Platze verbrannt. Die Weber und Zugjungen glaubten, es werde ihnen das
                              Brod genommen.
                           Damals war die Weberei ein ungesundes Geschäft, das widernatürliche Anstrengungen
                              erforderte und die Arbeiter vor der Zeit mit siechem Körper ins Grab lieferte; heute
                              ist die Muster-Weberei nicht nur keine ungesunde Beschäftigung mehr, sondern
                              ich darf es dreist behaupten, sie nimmt unter den Künsten eine der ersten Rangstufen
                              ein und beschäftigte schon kurze Zeit nach der Erfindung mehr Leute als je
                              zuvor.
                           Die Maschine, die Jacquard erfand, versah die Dienste der
                              Zugjungen in viel vollkommenerer Weise.
                           Die Kettenfäden wurden durch Schlaufen geführt, welche an Haken gebunden waren; diese
                              Haken konnten rückwärts geschoben werden, in welchem Falle sie nicht einhakten und
                              also beim Zug nicht in die Höhe gingen. Die Figur 1 macht dieses
                              anschaulich.
                           Die Nadeln n, n dienen, um die Haken h, h, zu verschieben; f, f
                              sind Federn, welche die Nadeln und durch dieselben die Haken immer nach vorn
                              drücken; c ist ein Pappdeckel, durch welchen nach
                              Erforderniß Löcher geschlagen werden. Dieser Pappdeckel bewegt sich bei jedem
                              Durchgang des Schiffchens vor- und rückwärts, indem zugleich jedesmal an die
                              Stelle des vorigen ein anderer tritt.
                           Es ist nun selbstredend daß da, wo Löcher in den Pappdeckel geschlagen sind, die
                              Haken nicht bewegt werden und also beim Zug z sammt den
                              mit ihnen zusammenhängenden Kettenfäden in die Höhe gehoben werden; wo kein Loch
                              ist, wird der Haken zurückgeschoben, kann also nicht einhaken, d.h. beim Zug wird
                              dieser Faden unten bleiben; es ist nun klar, daß es nur in der Anordnung der Löcher
                              im Pappdeckel liegt, um diejenigen Fäden oben erscheinen zu lassen, welche nöthig
                              sind, um die betreffende Figur darzustellen. Dieses ist die Hauptoperation des
                              Jacquard-Stuhls.
                           Es ist unnütz zu bemerken, daß ich auf die tausenderlei Modificationen,
                              Neben-Apparate und Hülfsmittel nicht eintreten kann, womit die prachtvollen
                              Stoffe hervorgebracht werden, welche die Vaterstadt Jacquard's so berühmt gemacht haben.
                           Ein Jacquard-Webestuhl hat oft 1000 und mehr solcher Haken, oft werden mehrere
                              Jacquard-Maschinen zusammengestellt, so daß man mehrere tausend Haken mit den
                              feinsten Fäden zur Verfügung hat um die feinsten Zeichnungen, Porträts u.s.w. zu
                              reproduciren, die in einiger Entfernung den besten Stahlstichen ähnlich sehen.
                           Der Pappdeckel oder Carton, wie man ihn gewöhnlich heißt, muß natürlich bei einet
                              Maschine von tausend Haken groß genug seyn, um tausend Löcher aufnehmen zu können,
                              und da man in der Praxis die Entfernung der Löcher von einander zu 7 Millimeter am
                              vortheilhaftesten gefunden und fast in ganz Europa und Amerika so angenommen hat, so
                              erfordert es mit den Rändern eine Cartonoberfläche von circa 6 Quadrat-Decimeter für jeden Durchgang des Schiffchens. Es
                              gibt Zeuge, bei denen 10 und mehr Einschlagfäden auf 1 Millimeter Länge des Zeugs
                              gehen, und wie man auf jeden Längenfaden einen Haken nöthig hat, so hat man auf
                              jeden Querfaden oder jeden Durchgang des Schiffchens einen Carton nöthig. Ist nun
                              die Zeichnung (das Muster) auf einem Zeuge zwei Meter lang, oder mit andern Worten,
                              wiederholt sich dieses Muster nach je 2 Meter Länge, so sind hiezu 20,000 Cartons
                              nöthig; dieß gibt einen Flächenraum an Cartons von 120,000 Quadrat-Decimeter.
                              Würde man diese Cartons, die stark handbreit sind, der Länge nach neben einander
                              legen, so würde ein Streifen Carton entstehen von circa
                              zwei Stunden Länge.
                           Die Aufgabe des elektrischen Webestuhls ist es nun, diese
                                 Cartons entbehrlich zu machen. Gewiß eine Aufgabe, welche der großen Opfer
                              werth ist, die bereits darauf verwendet wurden, und man hat es ganz gewiß Hrn. Bonelli, der die ersten Opfer hierfür brachte, sowie den
                              Unterstützungen der sardinischen Regierung und ganz speciell der hochherzigen
                              Theilnahme des berühmten Diplomaten Hrn. Grafen v. Cavour
                              zu verdanken, daß diese hochwichtige Frage die beste Aussicht zu ihrer vollkommenen
                              Lösung hat.
                           Bedenkt man, daß Frankreich allein jährlich circa
                              2,000,000 Franken für Cartons ausgibt, so ist der Beweis der Wichtigkeit auch in
                              Zahlen dargethan.
                           Bonelli's erste Versuche, die ich im Jahre 1853 auf einem
                              Webestuhle von 24 Haken sah, lieferten zwar den Beweis der Möglichkeit im Kleinen,
                              die Cartons durch Elektricität zu ersetzen; dagegen traten so erhebliche
                              Schwierigkeiten zu Tage, daß die Möglichkeit der
                              Ausführung im Großen, auch abgesehen von der Nützlichkeit, von Gelehrten und
                              Fachmännern vielfach in Abrede gestellt wurde.
                           Die Industrie konnte sich natürlich damit nicht befriedigen, denn das Verfahren war
                              viel theurer, als dasjenige des gewöhnlichen Webestuhls.
                           Die Beharrlichkeit des Hrn. Bonelli wurde indessen dadurch
                              keineswegs erschüttert; er gründete mit vielem Glück um diese Zeit eine
                              Actiengesellschaft, welche, mit bedeutenden Mitteln ausgerüstet, die Erfindung auszubeuten suchte.
                              König und Minister nahmen den lebhaftesten Antheil daran. Der Bonelli-Platz
                              (piazza Bonelli) neben dem Eisenbahnhof zeugt von
                              dem Bestreben der höchsten Herrschaften, den Erfinder zu ehren.
                           Diese Glanzperiode wurde jedoch sehr getrübt und die schöne Erfindung drohte dem
                              gleichen Schicksale zu verfallen, wie tausend andere, als von der Actiengesellschaft
                              der Beschluß gefaßt wurde, einen Webestuhl mit 400 Haken in Paris anfertigen zu
                              lassen, als die Gesellschaft einen eigenen Commissär hinsandte, um die Arbeiten zu
                              überwachen, und als dieser Commissär nach einigen Monaten zurückkehrte mit der
                              Nachricht, daß der Webestuhl nicht in Gang gesetzt werden könne, und daß es nicht
                              rathsam sey die Bemühungen fortzusetzen.
                           In diese Periode fällt die Zeit (Julius 1854), wo ich durch telegraphische Depesche
                              angegangen wurde, schleunigst nach Turin zu kommen, um dort den Versuch zu machen,
                              einen elektrischen Webestuhl zu bauen. Meine Hauptaufgabe bestand darin, die
                              Möglichkeit darzuthun, einen solchen mit 400 Haken zu bauen und in Gang zu bringen,
                              weil, wie gesagt, die Möglichkeit vielfach bestritten wurde.
                           Ich übernahm diese Aufgabe, und zwar, wie ich mich von vornherein äußerte, nicht weil
                              ich der Möglichkeit sicher war, sondern weil ich keinen Grund der Unmöglichkeit
                              voraussehen konnte. Letzterer wäre erst zu entdecken und festzustellen gewesen, ehe
                              die Erfindung als unausführbar erklärt werden durfte.
                           Nachdem ich mir die allernöthigsten Kenntnisse der Weberei in Turin erworben hatte,
                              ging ich nach Bern zurück und construirte nach einander drei elektrische Webestühle
                              ganz verschiedener Art; von den zwei ersten kann ich hier Umgang nehmen, weil im
                              System des letzten eine so wesentliche Aenderung und Verbesserung lag, daß die
                              vorangegangenen nur als Mittel zur Erreichung des Zwecks betrachtet werden
                              dürfen.
                           Eine oberflächliche Kenntniß der Jacquard-Weberei lehrte mich bald, daß ein
                              gedeihliches Gelingen vorzugsweise von der ökonomischen
                              Frage abhängen müsse; ich überzeugte mich, daß die Wahrscheinlichkeit sehr gering
                              ist, daß der elektrische Webestuhl an Leistungen der Qualität nach den
                              Jacquard-Stuhl je übertreffen könne.
                           Obwohl vorerst auch eine gedeihliche Lösung der ökonomischen Frage mit Sicherheit
                              nicht abzusehen war, so war andererseits auch kein Grund vorhanden, der den Beweis
                              für die Unmöglichkeit geliefert hätte; ich nahm daher die Arbeit mit Vorsicht an
                              die Hand und machte hiebei Erfahrungen, die ich kaum erwartet hätte.
                           Es steht vor allem fest, daß, wie beim Carton geschlossene und offene Löcher die
                              Zeichnung und den Grund angeben müssen, so beim elektrischen Webestuhl eine die
                              Elektricität leitende und eine die Elektricität nichtleitende Oberfläche.
                           Metallplatten und metallene Walzen, auf welche die Zeichnung mit Firniß oder Stiften
                              aufgetragen werden sollte, wie solche vorher angewendet wurden, schienen mir schon
                              deßhalb unbrauchbar, weil dieselben mehr kosten als die Cartons, der zu suchende
                              Vortheil daher gar nicht erreicht werden konnte. Die Beseitigung dieses Uebelstandes
                              ist mir, wie ich glaube, vollkommen gelungen; ich ließ die Zeichnung, welche auf dem
                              elektrischen Webestuhl reproducirt werden sollte, einfach auf gewöhnliches Papier
                              mit Firnißfarbe auftragen und metallisirte dieselbe. Dieß geschieht sehr leicht
                              dadurch, daß man auf die erwärmte Zeichnung Metallpulver (wie Sand auf eine Schrift)
                              aufstreut, oder noch besser, indem man die Zeichnung mit Goldschaum oder falscher
                              Versilberung belegt und nach dem Trocknen oder Kaltwerden abreibt. Ueberall, wo
                              Firniß war, wird das Metall kleben bleiben. Es wird also die Zeichnung für die
                              Elektricität leitend und der Grund oder das Papier nichtleitend seyn. Dieses
                              Verfahren ist auch so wohlfeil, daß es vollkommen den Anforderungen der Oekonomie
                              entspricht, da es nicht den zehnten Theil der Cartons kostet.
                           Dieses Verfahren, das sich unterdessen vollkommen bewährt hat, das auch die
                              mechanische Vervielfältigung der Zeichnung zuläßt, betrachtete ich und betrachte ich
                              heute noch als eine Verbesserung von entscheidendem Einfluß auf die praktische
                              Anwendbarkeit des elektrischen Webestuhls. Es kamen indessen noch Schwierigkeiten
                              ganz anderer Art vor, deren Beseitigung nicht weniger wichtig war und die nahe dahin
                              führten, der oben berührten Ansicht beizupflichten, daß es nicht rathsam sey, die
                              Bemühungen für die praktische Ausführung eines elektrischen Webestuhls fortzusetzen.
                              Ich will nur einige davon hier anführen.
                           Bekanntlich entsteht immer da, wo ein elektrischer Strom unterbrochen wird, ein
                              Funke, der das Metall oxydirt; ebenso bekannt ist es, daß die Metalloxyde schlechte
                              Elektricitätsleiter sind. Wird daher der Strom an einer und derselben Stelle
                              mehrmals unterbrochen, dann hört die Leitungsfähigkeit an dieser Stelle auf; erst
                              nachdem man das Oxyd wieder weggeschafft und die Stelle gereinigt hat, kann an
                              derselben der Strom wieder durchgehen. Edle Metalle, z.B. Platin, oxydiren nur sehr
                              wenig und werden
                              meistens in Fällen obgenannter Art verwendet. Bonelli
                              fand schon diesen Uebelstand bei seinen ersten Versuchen und half sich durch
                              Abschaben der Walze. In Paris wurde, so viel ich weiß, der Vorschlag gemacht, Platin
                              zu verwenden. Dieses würde jedoch offenbar dem Fehler nur theilweise abhelfen, indem
                              man zwar im Nothfalle wohl die Spitzen der 400 Conductoren (ich betrachte hier einen
                              Webestuhl mit 400 Haken) von Platin machen könnte, offenbar aber nicht die Walze,
                              auf welcher die Zeichnung aufgetragen ist; auch wäre es ökonomisch unmöglich, die
                              Zeichnung mit Platin zu metallisiren.
                           Eine Zeit lang glaubte ich selbst hier ein unzubeseitigendes, die Frage
                              entscheidendes Hinderniß gefunden zu haben, als ich noch zu rechter Zeit die eben so
                              einfache als sichere Lösung fand, welche darin bestand, daß ich schon beim ersten
                              elektrischen Webestuhl, den ich ausführte, die Unterbrechungsstelle an einen andern
                              Ort verlegte) dieß führte ich in folgender Weise aus: Die metallisirte Zeichnung muß
                              nothwendig nach jedem Durchgange des Schiffchens etwas fortrücken, die Conductoren
                              dürfen während des Fortrückens nicht auf der Zeichnung liegen bleiben, sondern
                              werden jedesmal um so viel gehoben, als nöthig ist, um die Zeichnung frei unten
                              durchzulassen; ein Funken entstand also jedesmal, so oft die Conductoren abgehoben
                              wurden, und so oft sie wieder in Berührung mit der Metallfläche kamen; die dünne
                              Metallschicht wurde sogar jedesmal vom elektrischen Funken durchbohrt, so daß lauter
                              kleine Löcher mit einem Rande von oxydirtem Metall entstanden. Ließ ich jedoch den
                              elektrischen Strom erst dann hindurchgehen, wenn die Berührung mit der Zeichnung
                              bereits stattgefunden hatte, so zeigte sich, wie vorauszusehen war, nichts von
                              diesem Uebelstande; ich construirte deßhalb die Maschine so, daß in der Ruhelage die
                              Kette immer geöffnet war. Beim Beginn der Arbeit wurden durch die mechanische
                              Einrichtung selbst zuerst die Conductoren auf die Zeichnung niedergelassen, hernach
                              wurde die Batterie an Einem Punkte geschlossen (hier war
                              nun statt vierhundert Punkten nur ein Punkt mit Platin zu besetzen); die Zeichnung
                              blieb folglich unangegriffen durch die Wirkung der Elektricität, indem, wie bekannt,
                              nie an einer solchen Stelle ein Funken entsteht, wo eine metallische Verbindung
                              bereits stattfindet; die nämliche Operation fand beim Oeffnen der Batterie statt,
                              indem der Strom zuerst an dem Einen Punkte unterbrochen
                              wurde, ehe die Conductoren sich von der Zeichnung entfernten.
                           Mit der glücklichen Lösung dieser Frage waren indessen noch lange nicht alle
                              Schwierigkeiten gehoben.
                           Nachdem das Placiren der Maschinentheile, die Berechnung der Größe und Dauer der
                              Bewegungen jedes einzelnen Hebels beendigt war, zeigte es sich, daß die
                              nebeneinanderstehenden Elektromagnete sich der Art gegenseitig influenzirten, daß
                              auch solche Elektromagnete magnetisch wurden, die keinen Strom erhielten. Ich
                              erklärte mir diese Erscheinung folgendermaßen.
                           Wenn vier Elektromagnete um einen fünften herumstehen (s. Fig. 2), so stehen zwar,
                              wie die Pfeile andeuten, die Ströme der einzelnen äußern Elektromagnete in Beziehung
                              auf den fünften sich entgegen, indem eben so viele nach rechts als nach links gehen,
                              sie sich also in ihrer Wirkung vollkommen aufheben sollten; dagegen zeigt der erste
                              Anblick, daß die innere Richtung des Stromes der äußern Elektromagnete den Mittlern
                              Elektromagneten viel näher liegt, als die äußere, und somit einen überwiegenden
                              Einfluß haben muß. Die Versuche bestätigten auch vollkommen diese Ansicht.
                           Diesem Uebelstande half ich dadurch, und wie praktische Erfahrung zeigte, in
                              vollkommen genügender Weise ab, daß ich die Elektromagnete so anordnete, daß je zwei
                              und zwei den Strom in entgegengesetzter Richtung erhielten, wie Fig. 3 zeigt, bei welcher
                              Anordnung ein einzeln stehender Elektromagnet nie ringsum vom elektrischen Strom in
                              gleicher Richtung influenzirt werden kann.
                           Eine andere Schwierigkeit bestand noch darin, die Conductoren so anzuordnen, daß auf
                              einer Linie eine möglichst große Anzahl Platz hätte, um der Zeichnung und somit der
                              ganzen Maschine nicht allzu große Dimensionen geben zu müssen; dieß gelang mir
                              dadurch, daß ich dünne Metallbleche nahm, die ich auf beiden Seiten mit Postpapier
                              isolirte, welches letztere ich mit einem besonders bereiteten Firniß aufklebte, und
                              den Conductoren eine solche Form gab, daß der Schwerpunkt unterhalb der
                              Unterstützungspunkte fiel. Dadurch gelang es mir, auf einer Linie von 400 Millimeter
                              Länge 800 Conductoren anzubringen; es war nämlich die doppelte Anzahl nöthig, das
                              heißt, für jeden Elektromagneten zwei, weil der Strom hin- und zurückgeleitet
                              werden mußte, ein Uebelstand, den die Anwendung der Zeichnung auf gewöhnlichem
                              Papier mit sich brachte, denn bei Anwendung von Walzen konnte der Strom einfach
                              durch die Walze zurückgeleitet werden. Bei einem spätem Exemplar fand ich jedoch das
                              Mittel, das später beschrieben werden soll, auch diesem Uebelstande vorzubeugen, so
                              daß ich für 400 Elektromagnete nur 400 Conductoren nöthig hatte, deren Form, wie e, e, Fig. 4, sich am
                              geeignetsten zeigte: a Aufhängepunkt; b Berührungspunkt auf der Zeichnung.
                           Eine weitere Aufgabe, die ich indessen erst beim dritten Exemplar, das ich machte,
                              lösen konnte, war folgende: Die Schwere der Gewichte, welche, um die Fäden straff zu
                              halten, an jeden einzelnen Haken gehängt werden müssen, geben beim Aufhören der
                              Bewegung der ganzen Maschine eine solche Erschütterung, daß dadurch die Anker, wenn
                              sie durch den Elektromagneten auch ziemlich stark angezogen waren, abgerissen
                              wurden. Unglücklicher Weise fällt nun die natürliche Wirkung der Elektromagnete
                              gerade in den Augenblick, wo dieser Schlag stattfindet; es konnte deßhalb nicht
                              fehlen, daß ohne übermäßig starken Strom kein gutes Resultat erzielt werden konnte.
                              Diesen Uebelstand besiegte ich dadurch vollkommen, daß ich durch eine neue
                              mechanische Anordnung, welche später beschrieben wird, die Function der
                              Elektromagnete so stattfinden ließ, daß sie, ehe der Schlag und die Erschütterung
                              kam, vorüber war. Indessen war, trotz allen diesen Einrichtungen, immer noch eine
                              sehr starke Batterie erforderlich, um auf einem Webestuhle mit 400 Elektromagneten
                              arbeiten zu können; man bedurfte einer Batterie von 12 bis 16 großen Elementen, und
                              da die Batterien allein einer fortdauernden Consumtion unterworfen sind, so mußte
                              jede Verbesserung auf diesem Felde von hoher Wichtigkeit seyn. Es gelang mir
                              endlich, mit nur zwei Elementen weben zu können. Diese neueste Verbesserung wurde
                              mir dadurch möglich, daß ich den Strom nur durch einen Theil der Elektromagnete zu
                              gleicher Zeit leitete.
                           Es braucht nämlich zur Ausführung einer Bewegung des Webestuhles oder der Haken
                              ungefähr eine halbe Secunde Zeit; der elektrische Strom wirkt aber so schnell auf
                              die Elektromagnete, daß er während dieser Zeit recht gut acht Elektromagnete, einen
                              nach dem andern, in Thätigkeit versetzen kann. Statt also früher den Strom auf alle
                              400 Elektromagnete zu gleicher Zeit zu leiten, leitete ich denselben nur auf 50 zu
                              gleicher Zeit. Es mußte, um dieses zu erreichen, eine mechanische Anordnung
                              ausgedacht werden, die sehr verschieden von der vorangegangenen seyn mußte. Die
                              Elektromagnete mußten serienweise zu verschiedenen Zeiten ihre Functionen beginnen
                              und vollenden. Da aber die Natur des Webestuhles eine solche serienweise Function
                              ohne Zeitverlust schlechterdings nicht gestattet, so mußte nothwendiger Weise eine
                              weitere Function eingeschaltet werden, welche darin bestand, die erfolgte
                              serienweise Ordnung der Elektromagnete zur gleichzeitigen gemeinsamen Wirkung zu
                              bringen.
                           Ich gestehe, daß mir die Lösung dieser Aufgabe nicht wenig Mühe verursacht hat, ich
                              erhielt jedoch die Genugthuung, dieselbe zu meiner vollkommenen Befriedigung gelöst
                              zu sehen, indem, wie ich zum Voraus erwartete, in Folge dieser Einrichtung eine acht
                              Mal kleinere Batterie genügte, um zu denselben Resultaten zu gelangen. Der Gedanke,
                              eine noch größere Anzahl von Serien anzunehmen und damit die Batterie auf noch
                              kleinere Dimensionen zu reduciren, liegt nahe; da aber die Wirkung der Elektromagnete nicht eine
                              momentane ist, wie ich hier in einem frühern Vortrage mit Hülfe meines Chronoskopes
                              nachzuweisen die Ehre hatte, so ist hier eine Gränzlinie gezogen, die nicht
                              überschritten werden kann.
                           Es bleibt nun noch übrig, den Zusammenhang der einzelnen Maschinentheile des
                              elektrischen Webestuhles und ihre Functionen zu erklären; vorher muß ich jedoch die
                              Bemerkung einfließen lassen, daß ein besonderer Werth darauf gelegt wurde, und ich
                              es daher unter Anderm auch als Aufgabe betrachten mußte, die elektrische Maschine so
                              einzurichten, daß dabei der gewöhnliche Webestuhl keiner Aenderung bedurfte, das
                              heißt, daß die elektrische Maschine einfach an die Stelle der Vorrichtung für die
                              Cartons gesetzt werden konnte und umgekehrt, so daß man denselben Stoff auf dem
                              Webestuhl bald mit Cartons, bald mit Elektricität behandeln konnte. Ich selbst
                              betrachte diese Einrichtung für sehr nützlich, so lange der elektrische Webestuhl
                              noch im Stadium des Experimentirens ist, halte jedoch dafür, daß er ohne diese
                              Anforderung einfacher werden könnte. Bei einem Webestuhl von 400 Haken ist die
                              Einrichtung gewöhnlich so getroffen, daß von den Nadeln 8 in horizontaler und 50 in
                              verticaler Lage angeordnet sind.
                           In Fig. 4 sind
                              nur vier Nadeln, in horizontaler Lage angeordnet, angeführt, die Anordnung aller
                              übrigen ist nur eine Wiederholung derselben.
                           a ist eine Walze von Holz, auf deren Achse ein Schaltrad
                              in der Weise befestigt ist, daß damit der Peripherie der Walze eine Vor- oder
                              Rückwärtsbewegung gegeben werden kann, deren Größe man zwischen zwei Millimeter und
                              1/10, Millimeter variiren lassen kann.
                           Das Papierband b, das eine Breite von vier Decimeter hat,
                              kann je nach Erforderniß der Zeichnung eine beliebige Länge haben; es ist da, wo die
                              Zeichnung aufhört, zusammengeleimt, so daß es ein Papierband ohne Ende bildet,
                              wodurch auch die Zeichnung auf dem Stoff sich ohne weiteres Zuthun des Webers
                              wiederholt. Die Zeichnung liegt auf der Peripherie der Walze und bewegt sich mit
                              derselben; ein metallener Cylinder c drückt mit seinem
                              Gewicht auf die Zeichnung und gibt ihr die Richtung, damit sie sich nicht
                              verschiebt.
                           d ist der Hauptconductor oder Zuleiter der Elektricität;
                              es ist dieß eine eiserne Schiene, so lang, als die Zeichnung breit ist; unter
                              derselben ist der ganzen Länge nach eine dünne Messingplatte befestigt, welche der
                              Quere nach etwa 100 Einschnitte hat und damit eben so viele Federchen bildet, die
                              sich genau auch auf etwaigen Unebenheiten der Zeichnung anschließen. e ist ein Conductor, deren es 400 sind, deren Form schon
                              früher beschrieben wurde. f ist eine Schiene, welche während des
                              Arbeitens eine kleine auf- und niedergehende Bewegung macht und dazu dient,
                              sämmtliche Conductoren von der Walze zu entfernen, während dieselbe ihre Bewegung
                              macht. g sind die Leitungsblätter, deren es ebenfalls
                              400 sind, durch eine isolirende Schicht von einander getrennt; oben haben dieselben
                              einen Einschnitt, in welchem die Conductoren, ohne den sichern metallischen Contact
                              zu verlieren, die kleine Bewegung machen können, welche während der Fortbewegung der
                              Zeichnung nöthig ist. Diese Leitungsblätter haben je an verschiedenen Stellen
                              Verlängerungen, die zur bequemen Verbindung der Drähte dienen, welche zu den
                              Elektromagneten führen.
                           Die Elektromagnete h, h, h, h sind so gemacht, daß der
                              innere Draht oder dasjenige Drahtende, mit welchem die Umwindungen beginnen,
                              metallisch mit dem Kern selbst verbunden ist; 50 solcher Elektromagnete
                              (entsprechend der gewöhnlichen Anordnung der Nadeln in horizontaler Richtung) sind
                              auf einer metallenen Schiene befestigt (die acht metallenen Schienen sind unter sich
                              isolirt) und von derselben geht eine Leitung k zur
                              Batterie i. Bei k findet nun
                              das bereits erwähnte Oeffnen und Schließen der Batterie statt, zur Vermeidung des
                              Funkens auf der Zeichnung. Der Stromweg wäre demnach folgender: von der Batterie i nach d, von d nach e, wenn der kleine
                              Zwischenraum zwischen d und e durch eine metallische Zeichnung ausgefüllt ist, von e nach g und durch den
                              betreffenden Draht nach h, wo der Strom durch die
                              Umwindungen durch- und nach k, i zurückgeht.
                           Dieß ist die Einrichtung des elektrischen Theiles des Webestuhls, welche, wenn man
                              die absoluten Erfordernisse einer solchen Einrichtung ins Auge faßt, wohl kaum viel
                              einfacher ausgeführt werden kann. Dasselbe möchte ich nicht beim mechanischen Theile
                              der Einrichtung behaupten, dessen Aufgabe es ist, eine möglichst kleine und mit
                              möglichst wenig Kraft ausgeführte Bewegung zu benützen, um eine andere zu
                              veranlassen, die mit Kraft und Sicherheit ausgeführt werden kann.
                           Die Anker l, m, n, o werden nun, je nachdem zwischen d und e eine metallische
                              Brücke gelegt war oder nicht, angezogen oder nicht angezogen, können also die
                              Stellung h, o oder h, l
                              annehmen. Die Nadeln p, q, r, s, mit ihren Scheibchen
                              vorn, treten unmittelbar an die Stelle der Cartons; sie können sich einzeln
                              vor- und rückwärts bewegen; die rückstehenden, wie p,
                                 q, s, machen den Effect der Löcher im Carton, die vorstehenden, wie r, den Effect der Cartons ohne Löcher.
                           Betrachten wir nun den Fall, wo der Anker nicht angezogen wird, bei h, l. Die Schiene t, deren
                              Querschnitt aus der Skizze zu ersehen ist, hat der Länge nach 50 längliche Löcher, in welchen die
                              Nadeln, wie oben bemerkt, sich auf und abwärts bewegen können.
                           Den Querschienen t, u, v, w sind vermittelst eines Hebels
                              und durch die Kraft des Zuges zweierlei Bewegungen gegeben, nämlich eine
                              alternirende auf- und abgehende und eine hin- und hergehende. Während
                              der Zug in die Höhe geht, wird eine Querschiene nach der andern sich um etwa vier
                              Millimeter rasch heben. Ist der Zug z oben angekommen,
                              dann werden alle Querschienen gehoben seyn. Diese Schienen heben ihrerseits die
                              Nadeln, welche in deren Löchern liegen, in der Weise, daß die Nadeln somit nicht auf
                              dem Anker, sondern in der Schiene aufruhen; so haben also die Anker vollkommen
                              freies Spiel; die auszuübende Kraft derselben ist daher ein Minimum.
                           Geht nun der Zug wieder abwärts, so gehen auch der Reihe nach die Querschienen t, u, v, w wieder abwärts. Nimmt man den Fall an, wo der
                              Anker nicht angezogen ist, wie bei b, l, so wird die
                              Nadel auf demselben aufruhen. Dieß hindert aber die Schiene, weil die Löcher in
                              derselben länglich sind, nicht, ihre ganze Bewegung abwärts zu machen, wie bei u angedeutet ist. Ist im andern Falle aber der Anker
                              angezogen, wie bei h, v, dann wird die Nadel immer im
                              Loch der Schiene aufliegen und mit derselben abwärts gehen. Würde der Anker auch
                              unmittelbar nach dieser Bewegung zurückfallen, so würde dieß auf die Lage der Nadel
                              keinen Einfluß ausüben.
                           Die zweite Bewegung der Schienen ist eine vor- und rückwärtsgehende. Die Lage
                              der Nadel r und Schiene v
                              zeigt, was bei weiter fortgeschrittener Bewegung geschieht, wenn der Anker nicht
                              angezogen war; eben so bei w, s, wenn der Anker
                              angezogen war; welche Wirkung dieses auf den eigentlichen Webestuhl oder dessen
                              Haken ausübt, ist bei früherem Anlasse erklärt worden.
                           Aus dieser Anordnung erkennt man, daß die Wirkung der Elektromagnete nur eine ganz
                              kurze Zeit hindurch nöthig ist, eigentlich nur während des ganz kurzen
                              Zeittheilchens, während welchem die Schiene ihre Bewegung nach unten macht; ist
                              diese Bewegung der Schiene vorüber, wozu etwa 1/20 Secunde erforderlich ist, dann
                              wird die Nadel entweder auf dem Anker oder der Anker auf der Nadel liegen, denn wenn
                              der Anker auch sogleich zurückfällt, so hat dieses auf die Stellung der Nadeln
                              keinen Einfluß mehr.
                           Diese Operation geschieht nun der Reihe nach bei allen acht Serien von je 50
                              Elektromagneten; die Nadeln werden also immer so angeordnet seyn, daß da, wo
                              zwischen e, d metallische Verbindung (Zeichnung) ist,
                              die Nadel wie bei w abwärts steht, und da, wo keine
                              metallische Verbindung (bloßes Papier) ist, die Radel auf dem Anker aufliegt und oben steht; da nun
                              sämmtliche Schienen eine Bewegung nach vorwärts machen, so werden die oben stehenden
                              Nadeln mitgenommen, wie bei v, die andern werden an
                              ihrer Stelle bleiben.
                           Es ist selbstredend, daß durch das folgende Zurückgehen und Aufwärtsbewegen der
                              Schienen wieder Alles in den ursprünglichen Stand versetzt wird.
                           Mit dem Webestuhl von dieser Einrichtung wurde ein Stück Zeug gewoben, das ich der
                              naturforschenden Gesellschaft hiemit vorzuweisen die Ehre habe; die Zeichnung,
                              welche hiezu verfertigt wurde und eine Länge von vier Meter hatte, repräsentirte
                              40,000 Cartons. Während des Webens, das in Gegenwart des königl. Ministeriums und
                              vieler Gesandten auswärtiger Mächte geschah, wurde auf die Zeichnung diese Inschrift
                              befestigt, die sich sofort auf dem Gewebe reproducirte. Diese Inschrift heißt:
                           
                              „Al Signor Conte di Cavour,
                                    presidente der Consiglio dei ministri, protettore del l'industria nationale,
                                    la società della Electri-tissitura Bonelli, apparato Hipp,
                                    dirretore Guillot.“
                              
                           Ich muß hierbei bemerken, daß Hr. Guillot der Director
                              derjenigen Fabrik ist, in welcher diese Versuche gemacht wurden, dessen lebhafte
                              Theilnahme und uneigennützige Mithülfe zur Beförderung dieser wichtigen Erfindung
                              bei seiner hohen Regierung eine solche Anerkennung fand, daß er am darauffolgenden
                              Tage in Würdigung seiner Verdienste um den elektrischen Webestuhl in den Ritterstand
                              erhoben wurde.
                           Ich habe mich bemüht, im Vorstehenden mit der größten Genauigkeit die wirkliche
                              Sachlage darzustellen; ich darf jedoch nicht unterlassen zu bemerken, daß ich
                              keineswegs der Ansicht bin, daß nunmehr diese Frage in allen Einzelnheiten gelöst
                              sey; im Gegentheil, ich glaube damit nur meine Aufgabe
                              gelöst zu haben, welche zunächst darin bestand, die vielfach ausgesprochene
                              Behauptung, daß es unmöglich sey, einen elektrischen Webestuhl von 400 Haken
                              herzustellen, zu widerlegen. Daß dieses nun geschehen ist, beweist das vorgelegte
                              Stück Zeug.
                           Es bleibt noch viel zu thun übrig; es sind noch eine Menge von Einzelnheiten zu
                              ordnen und abzuändern, um sie den Bedürfnissen der Industrie und insbesondere der
                              Intelligenz der damit beschäftigten Arbeiter anzupassen; es ist jedoch kein Grund
                              vorhanden, die Erreichung auch dieses Zweckes zu bezweifeln.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
