| Titel: | Verfahren um Ammoniak, Kohlensäure, kohlensaure Alkalien, und Erden, Stickstoff, chlorsaure, jodsaure, bromsaure Salze, salpetersaure Salze, pflanzensaure Salze, sämmtlich durch Silber maaßanalytisch zu bestimmen; von Dr. Mohr. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. LXXXVII., S. 384 | 
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                        LXXXVII.
                        Verfahren um Ammoniak, Kohlensäure, kohlensaure
                           Alkalien, und Erden, Stickstoff, chlorsaure, jodsaure, bromsaure Salze, salpetersaure
                           Salze, pflanzensaure Salze, sämmtlich durch Silber maaßanalytisch zu bestimmen; von Dr.
                           Mohr.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, August 1856, S.
                              197.
                        Mohr's Verfahren um Ammoniak etc. durch Silber maaßanalytisch zu
                           bestimmen.
                        
                     
                        
                           Als ich die (vorstehend beschriebene) neue Methode, das Chlor mit Silber unter
                              Zuziehung von chromsaurem Kali zu bestimmen, bekannt machte, hatte ich dieselbe in
                              den beigebrachten Analysen nur auf reine Chlorverbindungen angewandt und dachte
                              entfernt nicht an die ausgedehnte Anwendung, welche diese Methode bei den
                              verschiedenartigsten Stoffen zuläßt. Ich beeile mich, eine Reihe von analytischen
                              Gängen bekannt zu machen, welche jedem Chemiker von Nutzen seyn kann. Der zu Grunde
                              liegende Gedanke ist der, daß alle Körper, welche sich leicht und ohne Verlust in
                              eine äquivalente Chlorverbindung verwandeln lassen, am schärften durch Silber und am
                              leichtesten und schärfsten zugleich durch Silber und chromsaures Kali bestimmen
                              lassen. Berzelius war ein großer Verehrer des
                              Chlorsilbers als Resultates einer Zersetzung, und wandte bei seinen
                              Atomgewichtsbestimmungen am liebsten die Fällung mit Silber an. Das Atomgewicht des
                              Silbers ist am genauesten von allen Körpern bekannt, und das Chlorsilber hat eine
                              constante Zusammensetzung und reißt niemals andere Stoffe mit nieder. Wir kommen nun
                              auf die einzelnen Anwendungen.
                           1) Ammoniak wird mit Salzsäure schwach übersättigt, in
                              einem Sandbade oder Trockenschranke ohne Siedehitze zur Trockne eingedampft und mit
                              chromsaurem Kali versetzt, durch Silber das Chlor bestimmt.
                           2) Stickstoffbestimmung. – Wenn der Stickstoff nach
                              Varrentrapp und Will als
                              Ammoniak durch Glühen mit Natron-Kalkhydrat entwickelt wird, so fängt man das
                              Ammoniak mit Salzsäure auf und verfährt im Uebrigen wie in Nr. 1. Das Wägen des
                              Salmiaks würde viel unsicherer seyn, theils weil eine Wägung in einem so großen
                              Gefäße als zum Eindampfen nothwendig ist, nicht auf einer kleinen Waage geschehen
                              kann, dann aber auch, weil die Austrocknung des Salmiaks schwerer ist, als seine
                              Entsäuerung.
                           3) Kohlensäure. – Man läßt sie durch
                              Chlorbaryum-Ammoniak absorbiren, kocht das Gemenge, filtrirt und süßt aus,
                              bis die ablaufende Flüssigkeit nicht mehr auf Silber und rothes Lackmuspapier wirkt. Man löst den
                              kohlensauren Baryt auf dem Filtrum in verdünnter Salzsäure, indem man mit einem
                              Uhrglase bedeckt, wascht das Filtrum vollkommen aus und verdampft die
                              durchgelaufene, in einer Porzellanschale aufgefangene Flüssigkeit zur Trockne. Man
                              löst in destillirtem Wasser auf, fällt mit reinem kohlensaurem Natron, zuletzt mit
                              etwas chromsaurem Kali, bis die klare FlüssigkeitFlüssikeit gelb erscheint. Man wascht vollständig aus und bestimmt im Filtrat das
                              Chlor durch Silber.
                           4) Kohlensäure Alkalien. – Uebersättigen mit
                              Salzsäure, Eintrocknen und Bestimmen des Chlors.
                           5) Bestimmung von Kochsalz und kohlensaurem Natron in Mineralwassern.
                           Man bestimmt das Chlor in dem salinischen Wasser direct mit chromsaurem Kali und
                              Silberlösung. Man übersättigt eine gleichgroße Menge Mineralwasser, nachdem man
                              durch Kochen die Erden gefällt und filtrirt hat, mit Salzsäure, dampft zur Trockne
                              ein, löst auf und bestimmt das Chlor in bekannter Art.
                           6) Kalkspath, Witherit, Strontianit werden in neutrale Chlorverbindungen verwandelt,
                              mit kohlensaurem Natron gefällt, ausgewaschen, das Filtrat mit chromsaurem Kali und
                              Silber gemessen.
                           7) Kohlensaures Ammoniak:
                           1. das Ammoniak wie in Nr. 1;
                           2. die Kohlensäure wie in Nr. 3.
                           8) Freie und gebundene Kohlensäure in Mineralwassern.
                           a. Man kocht das Mineralwasser ab, filtrirt und fällt
                              mit Chlorbaryum. Der kohlensaure Baryt gibt als Chlorbaryum und nachher als
                              Chlornatrium die an Natron gebundene Kohlensäure; oder einfacher, man dampft das
                              gekochte Mineralwasser mit Salzsäure zur Trockne und bestimmt den Chlorgehalt,
                              nachdem man in einer gleich großen Menge den bereits vorhandenen direct bestimmt
                              hat.
                           b. Man fällt ein gleiches Volum Mineralwasser mit
                              Chlorbaryum-Ammoniak; der kohlensaure Baryt gibt die ganze Kohlensäure.
                           Die Kohlensäure a von b
                              abgezogen, gibt die freie Kohlensäure.
                           9) Pflanzensaure Alkalien und Erden werden durch Glühen zerstört, die Kohle mit
                              Salzsäure ausgezogen, das Filtrat eingedampft und das Chlor bestimmt. Es gibt genau
                              den Gehalt an Basis an.
                           10) Chlorsaures Kali, wenn es frei von Chlorkalium ist, was allein bestimmt werden
                              kann, wird durch Glühen oder bloßes Erhitzen mit reinem Pyrolusit in Chlorkalium
                              verwandelt und das Chlor bestimmt.
                           
                           11) Ueberchlorsaures Kali in gleicher Art. Welches von beiden Salzen vorhanden ist,
                              gibt eine Reaction mit Schwefelsäure.
                           12) Neutrale salpetersaure Salze werden durch Einkochen mit überschüssiger Salzsäure
                              in Chlormetalle verwandelt. Vorhandene Chlormetalle können allein vorher bestimmt
                              werden.
                           Es dürfen keine Säuren vorhanden seyn, welche durch Salzsäure ausgetrieben werden
                              können. Allerdings muß die Anwendung zu dieser Bestimmung mit großer Vorsicht
                              geschehen.
                           Außerdem mögen noch eine große Menge von Fällen in diese Analyse hineingezogen
                              werden.
                           Die Frage, ob diese Methode richtige Resultate gibt, fällt mit jener zusammen, ob
                              sich eine Verbindung in eine äquivalente Menge Chlorverbindung verwandeln lasse, da
                              die Anwendung der Methode auf Bestimmung von Chlor feststeht.
                           Dampft man kohlensaures Natron mit Salzsäure zur Trockne ab, so muß eine äquivalente
                              Menge Chlornatrium entstehen, und die Bestimmung des Chlors ist eben so sicher eine
                              Bestimmung des Natrons, als es die alkalimetrische mit Säuren ist.
                           Um die vorstehend beschriebene Methode durch den Versuch zu prüfen, wurden statt
                              vieler die folgenden Analysen vorgenommen.
                           0,5 Gram. chemisch reines, frisch erhitztes kohlensaures Natron wurden genau
                              abgewogen und mit aller Vorsicht in Chlornatrium verwandelt; die Eindampfung geschah
                              in einem heißen Raume von oben, die aufgelöste Salzmasse war ganz neutral. Die
                              Flüssigkeit wurde in ein 300 Kub. Centim. Glas gespült, bis an die Marke angefüllt
                              und umgeschüttelt. Von dieser Flüssigkeit wurden 100 Kub. Centim. mit einer Pipette
                              herausgenommen und der Chlorgehalt mit Silber und chromsaurem Kali bestimmt. Es
                              wurden auf 100 Kub. Centim. Flüssigkeit
                           
                              
                                 1) 31,5 Kub. Centim.
                                 Zehent-Silberlösung,
                                 
                              
                                 2)
                                    31,5        „
                                       „              „
                                 
                              
                           gebraucht; für die ganze Menge also 94,5 Kub. Centim.
                           Diese Zahl mit dem Zehntausendsten eines Atomgewichts multiplicirt, gibt die
                              entsprechende Verbindung in Grammen. Für kohlensaures Natron (1 At. = 53) ist dieß
                              0,0053, und 0,0053 × 94,5 gibt 0,50085 Gram. kohlensaures Natron.
                           Es enthält aber diese Analyse gleichzeitig eine Bestimmung von Kohlensäure, Natron,
                              Chlor und Chlornatrium, und zwar Kohlensäure und Natron als Bestandtheile des
                              untersuchten Stoffes, Chlor, insofern Chlor von dem Natrium des kohlensauren Natrons
                              gebunden wird, Chlornatrium, insofern dieses Salz erzeugt wurde. Multipliciren wir
                              demnach 94,5 der Reihe
                              nach mit 0,0022 (Kohlensäure), 0,0031 (Natron), 0,003546 (Chlor), 0,005846
                              (Chlornatrium), so haben wir folgende Resultate:
                           
                              
                                 
                                 Nach der Formel berechnet. 
                                  Gefunden.
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                               0,2075
                                   0,2079
                                 
                              
                                 Natron
                                               0,29245
                                   0,29295
                                 
                              
                                 Chlor
                                               0,3345
                                   0,3350
                                 
                              
                                 Chlornatrium
                                               0,5515
                                   0,5524,
                                 
                              
                           und betrachten wir die Kohlensäure als aus Verbrennung von
                              Kohlenstoff entstanden, so haben wir durch Multiplication mit 0,0006:
                           
                              
                                 
                                 Nach der Formel. 
                                  Gefunden.
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                         0,0566
                                   0,0567.
                                 
                              
                           Es liegt demnach auch der Gedanke nahe, die in der Verbrennungsanalyse erhaltene
                              Kohlensäure auf diesem Wege zu bestimmen.
                           1 Gramm trockener kohlensaurer Baryt wurde in Salzsäure gelöst, zur Trockne gebracht,
                              scharf erhitzt, dann gelöst, mit chromsaurem Kali zersetzt und in eine 300 Kub.
                              Centim. Flasche filtrirt. 100 Kub. Centim. dieser Flüssigkeit erforderten 34 Kub.
                              Centim. Zehent-Silberlösung; also die ganze Menge 102 Kub. Centim.; und wir
                              haben:
                           
                              
                                 
                                 Angewendet.
                                      Gefunden.
                                 
                              
                                 Kohlensauren
                                    Baryt   
                                 1        
                                    Gram.   
                                 1,005618 Gram.
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 0,2231   „
                                 0,2244        
                                    „