| Titel: | Durch Dampf bewegte Maschine zum Drainiren der Felder und zum Legen der Drainröhren; construirt von dem Ingenieur John Fowler, erbauet von den HHrn. Ransome und Sims zu Ipswick. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XCICXI., S. 413 | 
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                        XCICXI.
                        Durch Dampf bewegte Maschine zum Drainiren der
                           Felder und zum Legen der Drainröhren; construirt von dem Ingenieur John Fowler, erbauet von den HHrn.
                           Ransome und Sims zu Ipswick.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, Juni 1856, S.
                              285.
                        Fowler's Maschine zum Drainiren der Felder.
                        
                     
                        
                           Die mechanische Ausführung des Drainirens mit Hülfe einer locomobilen Dampfmaschine
                              ist dem genialen und ausdauernden englischen Ingenieur John Fowler, der sich viel mit landwirthschaftlichen Maschinen beschäftigt hat,
                              nunmehr gelungen. Er construirte einen hinlänglich festen Apparat, mit welchem man
                              den Boden auf eine Tiefe von 1,20 Met. 3 3/4 Fuß) einschneiden, unten einen
                              cylindrischen, 8 bis 9 Centimeter weiten Canal bilden und gleichzeitig die
                              Drainröhren an einander und ohne Unterbrechung legen kann.
                           Bekanntlich erfordert diese bis jetzt von Hand ausgeführte Arbeit von Seite des
                              Arbeiters ein natürliches Geschick, um enge Gräben auszustechen, die in der Regel
                              oben 35 bis 40 Centim. (14–16 Zoll) und unten nur 12 bis 15 Cent. (5–6
                              Zoll) Weite haben, dann auf der Sohle dieser Gräben die Drainirungsröhren zu legen
                              und ihre Enden mit einander zu verbinden.
                           Die Leute, welche sich mit dieser anstrengenden Arbeit beschäftigen, ermüden um so
                              leichter, da sie sich im Graben an der Seite halten müssen, um die Erde auszustechen
                              und auf die Ränder zu werfen. Es geben daher viele nach wenigen Tagen diese Arbeit
                              wieder auf und sind bei einer leichtern Beschäftigung mit geringerem Lohn zufrieden;
                              andere wollen sie nur mit einem höhern Taglohn fortsetzen, der 1 1/2 bis 3 Francs
                              beträgt.
                           Man nimmt im Allgemeinen an, daß 75 bis 80 Arbeitstage zur Drainirung von 1 Hektare
                              Land erforderlich sind, d.h. um 800 bis 1000 laufende Meter, durchschnittlich 1
                              Meter tief zu graben und thönerne Röhren einzulegen, welche 30 Centim. lang sind und
                              5 bis 6 Centim. äußern Durchmesser haben.
                           Außerdem sind sogenannte Sammler, nämlich Querröhren von
                              größerm Durchmesser erforderlich, welche mit allen vorhergehenden Röhren in
                              Verbindung stehen, um das Wasser aus denselben aufzunehmen und in die unteren Theile
                              des Feldes zu leiten. Da es ganz unmöglich ist, eine große Anzahl von geschickten
                              Arbeitern auf einmal zu benutzen, so kann der Landwirth die Drainirungsarbeiten nie in kurzer
                              Zeit ausfuhren, so daß er zu einer Hektare oft 8, 10, 12 und selbst 14 Tage
                              braucht.
                           Mit Hülfe der sinnreichen Fowler'schen Maschine, welche
                              zur Bedienung 10 Arbeiter und 2 Pferde erfordert, kann man täglich wenigstens zwei
                              Hektaren 1,20 Meter tief drainiren. Dabei ist der zugehörige Dampfmotor zu beiläufig
                              12 Pferdekräften angenommen. Es kann also eine solche Maschine die Arbeit von 150
                              bis 160 Menschen und unter günstigen örtlichen Verhältnissen von noch mehreren
                              verrichten.
                           Die mechanische Drainirung ist offenbar weit vollkommener als die mit der Hand
                              ausgeführte, weil die Röhren besser und dichter anschließend gelegt werden, daher
                              die Fugen sicherer verschlossen sind. Sie wirkt überdieß schneller, weil einerseits
                              der obere Theil des Bodens nicht zu beiden Seiten mit der von dem Werkzeuge des
                              Arbeiters aufgeworfenen Erde bedeckt wird, wie es beim Ziehen eines Grabens nicht zu
                              vermeiden ist, und weil andererseits die seitwärts zusammengepreßte, so zu sagen
                              erschütterte Erde das Durchsickern des Wassers besser gestattet.
                           Man würde mit einem solchen Systeme auch im Stande seyn die Anzahl der
                              Röhrenleitungen zu vermindern, indem man sie weiter von einander entfernt legt, z.B.
                              alle 15 bis 16 Meter, statt, wie es gewöhnlich der Fall ist, in gegenseitigen
                              Entfernungen von 11 bis 12 Metern, besonders wenn man auf eine Tiefe von 1,20 bis
                              1,25 Meter niedergehen kann, während man die gewöhnlichen Drainirungsröhren nur
                              0,85, 0,90 oder höchstens 1 Meter tief legt. Nun ist aber die Drainirung bekanntlich
                              um so wirksamer, je tiefer die Röhren gelegt werden können.
                           Man hat den Einwurf gemacht, daß eine solche Maschine zerbrechen und sehr
                              nachtheilige Unfälle veranlassen könne, indem sie auf unüberwindliche Hindernisse,
                              wie Steine, Felsen, Wurzeln stößt. Der Erfinder hat sich aber dagegen vorgesehen,
                              einerseits indem er allen Theilen des Mechanismus sehr starke Dimensionen gab, und
                              andererseits indem er dafür sorgte daß die Maschinerie schnell und leicht im
                              Betriebe aufgehalten werden kann.
                           Sind die Steine oder Wurzeln nicht sehr groß, so werden sie bei Seite geschoben oder
                              sogleich zerschnitten, ohne daß man es wahrnimmt und ohne daß der Betrieb der
                              Maschine irgend eine Verzögerung erleidet. Trifft sie aber auf Gesteine, welche sie
                              nicht zur Seite streifen kann, oder auf so starke Baumwurzeln, die sie nicht
                              zerreißen oder zerschneiden kann, so bemerken die die Maschine bedienenden Arbeiter
                              sofort den Widerstand und geben dem Maschinenwärter ein Zeichen, der den Motor
                              augenblicklich aufhält.
                           
                           Ist das Hinderniß andauernd, so setzt man die Drainirung auf dieser Stelle mit
                              Handarbeit fort und fährt den Apparat weiter, um die Arbeit später mit ihm wieder
                              aufzunehmen, welche bei einem regelmäßigen Betriebe in der Minute um 7 Meter
                              vorrückt. Wenn man die Zeit, welche erforderlich ist um das Seil abzuhängen, das die
                              eingelegte Röhrenreihe trug, und um ein anderes Seil mit Röhren anzuhängen, zu 4 bis
                              5 Minuten annimmt, so kann man in regelmäßigem Boden und ohne wesentliche
                              Hindernisse in einer Stunde eine Strecke von 250 Metern drainiren, d.h. in einem
                              Tage von 10 Arbeitsstunden 2500 Meter.
                           Der ganze Apparat besteht aus zwei besonderen Theilen: aus dem eigentlichen Draineur und aus dem Dampf-Motor.
                           Der Draineur oder das Drainirwerkzeug besteht aus einem starken schmiedeisernen Blatt
                              von 25 bis 26 Centimeter Breite mit messerförmiger Schneide, die sich vorn befindet
                              und dessen 3 Centim. starker Rücken eine Zahnstange bildet, in die ein Getriebe
                              greift, mit welchem man das Blatt heben oder senken kann, je nach der Tiefe, in
                              welcher die Drainröhren gelegt werden sollen. Am untern Ende dieses senkrechten
                              Blattes ist ein eiserner Cylinder angebracht, dem ein spitzer Kegel vorangeht;
                              dieser Kegel dringt in die Erde und öffnet die cylindrische Rinne, in welche die
                              Röhre zu liegen kommt, während das Messer vorrückt und die Erde in der ganzen Höhe
                              dieser Rinne bis zur Erdoberfläche durchschneidet.
                           Ein hinter dem Drainircylinder angehängtes Seil geht mit demselben und zieht die
                              Röhren mit sich, welche vorher auf ihm an einander gereihet wurden wie die Kügelchen
                              auf der Schnur eines Rosenkranzes. Daraus folgt, daß wenn der Apparat im Betriebe
                              ist, die Röhren in dem Maaße eine nach der andern eingelegt werden, als die Höhlung
                              zu ihrer Aufnahme durch das Werkzeug geöffnet worden ist.
                           Diese Rinne, so wie die senkrechte Spalte über derselben, schließen sich bald wieder,
                              da die während der Operation zusammengedrückte Erde das Bestreben hat
                              zurückzufallen.
                           Wenn man auf diese Weise eine Länge von 60 bis 70 Metern drainirt hat, so hängt man
                              das Seil los, und zieht es mit Hülfe eines Pferdes am entgegengesetzten Ende, d.h.
                              an dem Punkte wo es eingetreten war. Damit es nun bei einer andern Linie benutzt
                              werden kann, braucht nur ein Arbeiter mit einer Zange eine der letzten Röhren
                              festzuhalten, damit sie nicht mit dem Seile herausgezogen werden.
                           Unterdessen hat man auf ein anderes Seil Röhren an einander gereiht, damit der
                              Betrieb ohne Zeitverlust fortgesetzt werden kann; dieser Wechsel wird in einigen
                              Minuten ausgeführt, wenn man dieselbe Linie fortsetzt.
                           
                           Der Drainirapparat liegt auf einem vierräderigen Wagen, welchen man durch ein vom
                              angebrachtes Getriebe und durch einen hinten vorhandenen Sterz dirigiren kann.
                           Er ist mit dem ihn treibenden Motor durch ein sehr starkes Drahtseil verbunden,
                              welches sich, um ihn nach sich zu ziehen, regelmäßig auf eine große cylindrische,
                              senkrecht stehende Trommel aufwickelt, welcher die Dampfmaschine eine
                              ununterbrochene rotirende Bewegung ertheilt, die einer Geschwindigkeit von 7 Metern
                              in der Minute entspricht.
                           Auf der Trommelwelle sitzt ein großes und starkes Zahnrad, welches durch ein Getriebe
                              bewegt wird, dessen Welle mit einem Ein- und Ausrückzeuge versehen ist, durch
                              das der Maschinist in Stand gesetzt ist, den Betrieb der Maschine nach Belieben zu
                              unterbrechen oder fortzusetzen.
                           Eine Reihe anderer Räder stellt die Verbindung dieses Mechanismus mit der Triebwelle
                              der Dampfmaschine her, die mit großer Geschwindigkeit umgeht.
                           Dieser Apparat ist auf dem sehr starken Gestell eines Wagens angebracht, welches
                              durch eine eiserne Armatur noch verstärkt wurde. Die Dampfmaschine liegt auf einem
                              andern Wagen, welcher mit dem vorhergehenden auf dieselbe Weise verbunden ist, wie
                              der Tender mit seiner Locomotive.
                           Während der Apparat im Betriebe ist, wird das Ganze auf seiner Stelle mittelst eines
                              sehr einfachen Mechanismus erhalten, welcher seinen Stützpunkt im Boden selbst hat.
                              Will man die Linie wechseln, so braucht man nur den vordern Theil der Maschine an
                              ein Seil zu schlagen, welches mit einem Anker in Verbindung steht) wenn man sie nun
                              in Betrieb setzt, rückt sie sich selbst an die gewünschte Stelle. Durch Pferde
                              braucht man sie nur von einem Orte zum andern zu ziehen.Unsere Quelle verspricht eine durch Abbildungen erläuterte Beschreibung des
                                    ganzen Apparates und die mit demselben erlangten Betriebsresultate später
                                    mitzutheilen, welche wir nachtragen werden. A. d. Red.