| Titel: | Ueber die Art und Dauer der Adjustirung von Blechwalzen. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XCIV., S. 421 | 
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                        XCIV.
                        Ueber die Art und Dauer der Adjustirung von
                           Blechwalzen.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 Hüttenwesen, 1856, Nr. 33.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Ueber die Art und Dauer der Adjustirung von
                           Blechwalzen.
                        
                     
                        
                           Der Erfolg der Blechfabrication wird im Allgemeinen hauptsächlich durch die innere
                              Beschaffenheit, insbesondere aber durch die Genauigkeit der Adjustirung der zu
                              Gebote stehenden Walzen bedingt. Je weicher die verwendeten Blechwalzen im Gusse, um
                              so empfänglicher sind dieselben für äußere Eindrücke, um so schneller nützen sie
                              sich aus und lassen in um so kürzerer Zeit an der ursprünglich glatten arbeitenden
                              Oberfläche Streifen, Furchen, Absätze und andere störende Vertiefungen wahrnehmen,
                              wodurch bei fernerem Gebrauch ein ungleichmäßiges Strecken der Bleche bewirkt, also
                              ungleiche Blattdicke und eine unansehnliche rauhe, oft wellenförmig durchfurchte
                              Oberfläche des Fabricates hervorgerufen wird.
                           Allerdings treffen ähnliche Uebelstände, die eine sofortige Auswechslung der
                              unbrauchbar gewordenen Walzen nothwendig machen, somit Unterbrechungen des Betriebes
                              zur Folge haben, zugleich aber einen größeren Vorrath appretirter Walzen, also ein
                              namhaftes Betriebscapital erheischen, – bei härteren Walzen in minderem Maaße
                              ein; gleichwohl nützen sich aber auch solche nach längerer oder kürzerer Verwendung
                              ab, und es ist ein öfteres Nachdrehen unvermeidlich. Bestehen aber härtere Walzen
                              aus einem unreinen Gusse, in welchem Falle sie ein mehr grobkörniges oder gar
                              schuppiges Gefüge annehmen, so wird deren Brauchbarkeit mit Rücksicht auf die
                              eintretende Sprödigkeit und leichte Zerstörbarkeit der appretirten Rundfläche in
                              noch kürzeren Stadien unterbrochen, wo nicht ganz in Zweifel gestellt. Harte Walzen
                              bieten überdieß bei dem wiederholten Nachdrehen durch einzelne abgeschreckte Adern
                              oder Rippen nicht geringe Schwierigkeiten und erfordern alsdann einen bedeutenden Aufwand an Zeit und
                              Material.
                           Für taugliche Blechwalzen ist demgemäß nicht allein eine gewisse Härte, sondern
                              namentlich eine nur bei reinerem Eisen zu erzielende Zähigkeit des Gusses
                              erforderlich. In diesem Falle kann nicht nur das zu Anfang des Gebrauches häufigere
                              Nachdrehen anstandslos und in kürzester Zeit bewerkstelligt werden, sondern es wird
                              noch der wesentliche Vortheil erreicht, daß die arbeitende Oberfläche durch den
                              Gebrauch an Dichtigkeit und Härte, also auch an Haltbarkeit gewinnt und seltener
                              nachgedreht zu werden braucht.
                           Abgesehen davon, daß nicht allen Walzwerken die zur genauen Appretur schwerer
                              Walzenkörper erforderlichen soliden Drehbänke zur Verfügung stehen, verursacht
                              selbst in einem solchen Falle das Ausheben und Einlegen der Walzen einen nicht zu
                              vernachlässigenden Aufwand an Zeit und Arbeitslohn, nicht selten eine längere
                              Betriebsunterbrechung.
                           Zur Hintanhaltung dieser Unzukömmlichkeiten war es daher seit Langem ein dringendes
                              und vielseitig empfundenes Bedürfniß: die Walzen im Gerüste selbst mit dem
                              geringsten Zeit- und Kostenaufwande für den ferneren Betrieb zu adaptiren,
                              und wurden auch bereits mancherlei mehr oder minder mangelhafte Vorrichtungen zu
                              diesem Zwecke angewendet.
                           Eine recht zweckmäßige und bei einzelnen Werken bereits vortheilhaft bewährte
                              Methode, Walzen im Gerüste abzudrehen, möge denn auch hier beschrieben werden. Sie
                              empfiehlt sich nicht nur durch Einfachheit und Solidität, sondern zugleich auch
                              durch die leichte Handhabung der Vorrichtung. Diese ist in Fig. 4. und 5 in der
                              Zusammenstellung, und in Fig. 6 bis 8 im Detail dargestellt,
                              und besteht wesentlich:
                           1) aus einer schmiedeisernen Drehkluppe d mit den
                              zugehörigen Keilen o und n,
                              sowie einer hufeisenförmig gestalteten Zulage i (Fig. 7) aus
                              einem starken Eisenblech;
                           2) den Bahneisen b (Fig. 6), welche in den
                              Schlitzen der Ständer t ruhen und die Drehkluppe
                              zwischen sich aufnehmen;
                           3) aus dem parallelepipedisch geformten Drehstahl m (Fig. 8);
                           4) aus dem Schemel s, welcher zur Schonung der Walzen aus
                              Holz hergestellt wird und die Unterlage für den Stahl bildet;
                           5) aus einem der Walzenbundlänge entsprechenden eisernen Adjustirlineale.
                           Die Zusammenfügung der Vorrichtung ist aus Fig. 4 zu entnehmen.
                           Wenn gleich eine ruhige und sichere Lage der Walzen im Allgemeinen von besonderer
                              Wichtigkeit, ist eine solche für die Operation des Drehens insbesondere von
                              Wesenheit, denn nur unter dieser Bedingung kann eine genaue Appretur erzielt werden.
                              Als vortheilhaft kann es dießfalls empfohlen werden, das metallene Unterfutter F der Unterwalze mit nasenartigen Vorsprüngen x in den Ständersattel einzulassen. Nicht allein, daß
                              nämlich durch diese Abänderung ein Ausweichen der Walze verhütet wird, gewinnen
                              dadurch die Metallschalen an Haltbarkeit, indem bei der gewöhnlichen Construction
                              der letzteren in Folge der Vibrationen nicht selten ein gänzliches Zerreißen
                              erfolgt.
                           Für das erste Stadium des Nachdrehens selbst ist die Anwendung eines kürzeren
                              Drehstahls von etwa 4'' Länge angezeigt, um leichter und schneller in die Tiefe
                              eindringen zu können, und zwar kann sich die Operation selbstständig auf die
                              Ober- oder Unterwalze erstrecken, während bei dem nachfolgenden Egalisiren
                              auch beide Walzen gleichzeitig und mittelst eines längern, circa 7–8'' langen
                              Stahls geschlichtet werden können.
                           Es ist dabei vortheilhaft, sich an der innern, den Walzen zugekehrten Seite
                              behobelter Bahneisen zu bedienen, indem alsdann bei genauer Stellung der letztern
                              gegen die Walzen, die horizontale Verschiebung der Drehkluppe erleichtert und
                              beschleunigt wird.
                           Auf diese Art ist man im Stande, 1 Paar Walzen in wenigen Stunden, selbst während der
                              Rastzeit, zu adjustiren, wenn nicht zu viel nachgenommen werden darf.
                           Um eine ganz glatte und egal arbeitende Oberfläche zu erhalten, kann man die Walzen
                              noch einige Zeit mit Wasser umlaufen lassen, bis beide Bundflächen sich innig
                              berühren.
                           Um Hartwalzen im Gerüste nachzudrehen, entspricht die in Fig. 5 veranschaulichte
                              Vorrichtung recht gut, wenn die Bundlänge nicht zu groß ist (bis circa 30''). Dieselbe besteht aus einem gußeisernen
                              Schemel s mit Stellschrauben h in Abständen von circa 3''. Der Drehstahl wird dadurch mittelst einer
                              Winkelzulage zugleich niedergehalten, hat wie in ersterem Falle dieselbe Gestalt,
                              bedarf aber einer entsprechenden Härtung.
                           Eine Auflösung von Arsenik und Salmiak, zu gleichen Theilen in heißem Wasser gelöst
                              und gemengt, erwies sich als Härtewasser für den Drehstahl sehr vorzüglich.
                           Aus freier Hand kann man, namentlich in den Ecken des Gerüstes, mittelst des Hebels
                              p den Stellschrauben nöthigenfalls zu Hülfe kommen
                              und den Stahl leichter verschieben.
                           Die nuthartigen Aussparungen des Drehstahls, dessen vier Fanten man abwechselnd zum
                              Angriff bringen kann, sind zum Ausweichen und Entfernen der Drehspäne recht
                              vortheilhaft.
                           Es versteht sich wohl von selbst, daß man sich für die verschiedenen Zwecke des
                              Drehens mit mehreren Drehstählen versehen wird. Die Länge des Drehstahles im obigen ersten
                              Falle bedingt ferner die Länge der Bahn αβ von der Drehkluppe, sowie die Entfernung der Keillöcher
                              o und p unter einander,
                              also ebenfalls verschiedene Drehkluppen.
                           Ebenso können Bahneisen und Schemel nur bei gleichen Bundlängen der Walzen verwendet
                              werden.
                           Selbstverständlich ist für das Gelingen des Drehens von Hartwalzen im Gerüste die
                              geringste Umgangsgeschwindigkeit von 1 bis 1 1/2'' per 1
                              Minute Bedingung; während man im andern Falle 1 bis 1 1/2 Umgänge in derselben
                              Zeitdauer geben kann.
                           
                              M. G.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
