| Titel: | Ueber die Nickelgewinnung auf der Aurora-Hütte bei Gladenbach; von Dr. Ed. Ebermayer aus Nürnberg. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. XCVII., S. 434 | 
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                        XCVII.
                        Ueber die Nickelgewinnung auf der
                           Aurora-Hütte bei Gladenbach; von Dr. Ed. Ebermayer aus Nürnberg.
                        Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1856,
                              Nr. 36.
                        Ebermayer, über die Nickelgewinnung auf der Aurora-Hütte bei
                           Gladenbach.
                        
                     
                        
                           Vorliegende Arbeit ist ein Auszug aus meiner Dissertation zur Erlangung der
                              philosophischen Doctorwürde in Göttingen, im August 1855. Das Material erhielt ich
                              durch die Güte des Hrn. Professor F. Wöhler; von der Art
                              des Hüttenprocesses überzeugte ich mich an Ort und Stelle selbst.
                           Gladenbach liegt im Großherzogthum Hessen, drei Stunden von Marburg entfernt; ganz in
                              der Nähe der Hütte finden sich die Nickelerze. Dieselben sind ein Diabasmandelstein
                              in dem sich nickelhaltiges Kupfer und Schwefelkies
                              eingesprengt findet. Eine größere Partie dieser eingesprengten Erze unterwarf ich
                              der chemischen Untersuchung, und ich erhielt folgende Resultate:
                           
                              
                                 Eisen
                                 =
                                   40,727 Proc.
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 =
                                     3,412    „
                                 
                              
                                 Nickel
                                 =
                                     1,733    „
                                 
                              
                                 Kobalt
                                 
                                   Spuren
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 =
                                   48,819    „
                                 
                              
                                 Gebirgsart und
                                    Verlust  
                                 =
                                     5,309    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,000 Proc.
                                 
                              
                           Aus diesen Resultaten ergibt sich, daß das Erz ein Gemenge von Schwefel- und
                              Nickelkies ist und zwar verlangen 3,412 Proc. Kupfer zur Bildung von Kupferkies nach
                              der Formel Cu₂S + Fe₂S 3,014 Procent Eisen und 3,444 Proc.
                              Schwefel.
                           Es bleiben demnach noch 37,613 Proc. Eisen übrig zur Bildung von Schwefelkies, wozu
                              dann 43,086 Proc. Schwefel nöthig sind.
                           Zur Bildung von Nickelkies NiS verlangen die gefundenen 1,733 Proc. Nickel 0,936
                              Schwefel.
                           Wir erhalten nach diesen Berechnungen für Schwefel
                           
                              
                                 im Kupferkies
                                 =
                                   3,444 Proc.
                                 
                              
                                 im Schwefelkies
                                 =
                                 43,086    „
                                 
                              
                                 im Nickelkies
                                 =
                                   0,936    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 47,466 Proc.
                                 
                              
                                             Gefunden
                                 
                                 48,819    „
                                 
                              
                           Wollte man jedoch annehmen, daß ein Nickelkies existirt, ähnlich dem Schwefelkies,
                              also nach der Formel Ni₂S zusammengesetzt, oder daß im Schwefelkies Eisen durch Nickel
                              vertreten ist, so würden dazu noch einmal 0,936 Proc. Schwefel erforderlich seyn und
                              die berechnete mit der gefundenen Menge besser übereinstimmen.
                           Der obenerwähnte Diabasmandelstein, in dem die Erze eingesprengt sind, wird in kleine
                              Stückchen geschlagen und in einem Schachtofen mit Kohks und noch nickelhaltigen
                              Schlacken verschmolzen.
                           Dabei erhält man einen Rohstein, der noch sehr schwefelhaltig ist, jedoch eine
                              bestimmte Zusammensetzung nicht zeigt.
                           Die Schlacke hingegen ist so bestimmt charakterisirt, daß eine Untersuchung
                              wünschenswerth schien. Sie hat einen vollkommen glasigen Bruch, läßt sich in Fäden
                              ziehen, die beim Warmliegen nicht brechen und von Eisenoxydul grün gefärbt sind. Sie
                              löst sich nur schwierig in Salpeter-Salzsäure mit Zurücklassung von
                              Kieselerde und hat folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 KieselerdeThonerde
                                 ==
                                   47,207   
                                      11,64
                                 24,511  5,44
                                 
                                    
                                    
                                 = 29,951 Sauerstoff.
                                 
                              
                                 EisenoxydulKupferoxydKobalt-
                                    undNickeloxydul   KalkMagnesiaKaliNatron
                                 ========
                                   26,509    0,147      Spur      Spur    9,117    4,839    0,896    1,843
                                   5,884  0,029  2,592  1,901  0,152  0,473
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 = 11,031 Sauerstoff.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 102,198
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Aus dieser Zusammensetzung ersieht man, daß die Menge des Sauerstoffs in der
                              Kiesel- und Thonerde das Dreifache der Menge der übrigen Basen ist, wodurch
                              sich die Formel
                           
                              
                                 RO
                                 
                                    
                                    
                                 SiO₃Al₂O₃ 
                                 
                              
                           ergibt, in der RO die sich vertretenden Basen FeO, CuO, NiO,
                              CoO, CaO, MgO, NaO, KO vorstellt.
                           Bei diesem ersten Schmelzen scheidet sich zuweilen im Vorherd ein sehr eisenhaltiges
                              Product aus, welches sehr schnell erstarrt. Das Product hat auf frischem Bruch ganz
                              das Ansehen von feinkörnigem grauem Roheisen und besteht aus
                           
                              
                                 Eisen
                                 = 
                                   88,167
                                 
                              
                                 Nickel
                                 = 
                                     4,854
                                 
                              
                                 Kobalt
                                 = 
                                     0,051
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 = 
                                     1,396
                                 
                              
                                 Schwefel   
                                 = 
                                     4,045
                                 
                              
                                 Silicium
                                 = 
                                     2,106
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,619
                                 
                              
                           
                           Außerdem enthält es noch eine geringe Menge von Kohlenstoff,
                              der beim Auflösen der Salzsäure als Kohlenwasserstoff entweicht.
                           Der erhaltene Rohstein wird kleingeschlagen und in Stoppeln 4 bis 5mal geröstet,
                              hierauf wird er in demselben Schachtofen mit Kohks und Schlacken, die beim ersten
                              Schmelzen fallen und noch Rohstein eingemengt enthalten, verschmolzen.
                           Der dabei fallende Stein hat eine graue ins röthliche spielende Farbe, einen hackigen
                              Bruch und ist sehr zähe. Er kommt zuweilen deutlich krystallisirt vor; das mir zu
                              Gebote stehende Stück war auf der Oberfläche mit zwei Linien großen Oktaedern
                              besetzt, die auf der Oberfläche parallel den Grundkanten gerieft und mit einer
                              Schicht von matter grauer Farbe überzogen sind.
                           Dieselbe rührt von einer Oxydation her, wie die Analyse deutlich gezeigt hat. Es
                              ergab sich nämlich bei der Untersuchung der mit dieser Schicht überzogenen Krystalle
                              immer ein Verlust. – Dieser Verlust als Sauerstoff berechnet und die
                              Zusammensetzung dieser Krystalle mit der aus Stücken von frischem Bruch verglichen
                              und auf 100 berechnet, ergab gleiches Resultat, dasselbe ist folgendes:
                           
                              
                                 Schwefel   
                                 =
                                 11,080
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 =
                                 26,579
                                 
                              
                                 Eisen
                                 =
                                 26,072
                                 
                              
                                 Nickel
                                 =
                                 35,513
                                 
                              
                                 Kobalt
                                 =
                                   0,621
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 99,874.
                                 
                              
                           Auffallend ist hierbei, daß man bei so schöner Krystallisation wegen der geringen
                              Schwefelmenge keine Formel berechnen kann.
                           Dieser Stein scheint auch nicht immer gleichmäßig zusammengesetzt zu seyn, wie eine
                              vor mehreren Jahren hiervon ausgeführte Analyse, die
                           
                              
                                 Schwefel   
                                 =  24
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 =  18
                                 
                              
                                 Eisen
                                 =  34
                                 
                              
                                 Nickel
                                 =  24
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                     99
                                 
                              
                           ergab, zeigt.
                           Die Schlacke beim zweiten Schmelzen ist eben so bestimmt charakterisirt, wie die
                              erste, sie besitzt einen fast kleinmuschlichen Bruch, eine grünlichschwarze Farbe,
                              ist sehr hart und spröde. In geschmolzenem Zustande ist sie weit dünnflüssiger als
                              die vorige, läßt sich in Fäden ziehen, die aber beim Warmliegen brechen, und
                              erstarrt schnell. Sie löst sich ebenfalls schwer in Salpeter-Salzsäure mit Hinterlassung
                              etwas gefärbter Kieselerde auf. Das quantitative Verhältniß der Bestandtheile ist
                              folgendes:
                           
                              
                                 KieselerdeThonerde
                                 ==
                                   39,368   
                                        9,696
                                 20,541  4,532
                                 
                                    
                                    
                                 = 24,973 Sauerstoff.
                                    
                                 
                              
                                 EisenoxydulKupferoxydNickeloxydulKobaltoxydul   MagnesiaKalkNatronKali
                                 =======
                                   36,859    0,521    1,137    Spur    6,871    5,865    0,994    0,207
                                   8,181  0,105  0,242  2,699  1,667  0,255  0,035
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 = 13,184 Sauerstoff.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 101,518
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Aus dem Verhältniß des Sauerstoffs in den Basen zu dem der Kieselerde und Thonerde
                              ergibt sich die Formel
                           
                              
                                 2 RO + 2
                                 
                                    
                                    
                                 SiO₃Al₂O₃ 
                                 
                              
                           Der beim zweiten Schmelzen gefallene Stein wird über einem Gußherd, ähnlich denen auf
                              Kupferhütten, nur noch mit Vorherd versehen, mit Kohks eingeschmolzen. Das noch
                              darin enthalten gewesene Eisen geht als Oxydul in die Schlacke und man erhält einen
                              Stein der eisenfrei ist, 60 Proc. Nickel, Kupfer und etwas Schwefel enthält. Dieser
                              Stein ist das letzte Product, das auf der Hütte dargestellt wird; derselbe wird an
                              die Nickelfabrik in Kassel abgeliefert, daselbst nach einer Methode, die
                              Fabrikgeheimniß ist, entschwefelt, und kommt als kupferhaltiger Nickel zur
                              Darstellung von Neusilber in den Handel.
                           Die Schlacke hat fast dieselben Eigenschaften wie die vorhergehende. Nur ist sie noch
                              dünnflüssiger und erstarrt weit schneller. Sie löst sich von den bereits
                              letztbetrachteten Schlacken am allerschwierigsten in Säuren auf und hinterläßt sehr
                              gefrittete und noch Eisenoxyd und Thonerde haltige Kieselerde, die deßhalb, wie die
                              vorigen, durch Schmelzen mit kohlensaurem Natron aufgeschlossen werden mußte.
                           Ihre Zusammensetzung ist folgende:
                           
                              
                                 KieselerdeThonerde
                                 ==
                                   36,291     10,71
                                 18,843  5,006
                                 
                                    
                                    
                                 = 23,849 Proc. Sauerstoff.
                                 
                              
                                 EisenoxydulKupferoxydNickeloxydulKobaltoxydul   MagnesiaKalkAlkalien
                                 =======
                                   48,691    1,074    2,142    0,262    0,309    0,68Spuren
                                 10,807  0,216  0,456  0,056  0,121  0,193
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    
                                 =
                                    11,849    „            „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 100,159.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           
                           Diese Schlacke entspricht ebenfalls wie die vorige der Formel
                           
                              
                                 2 RO + 2
                                 
                                    
                                    
                                 SiO₃Al₂O₃