| Titel: | Ueber die Reduction des Aluminiums aus Kryolith; von Prof. Fr. Wöhler. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. C., S. 447 | 
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                        C.
                        Ueber die Reduction des Aluminiums aus Kryolith;
                           von Prof. Fr.
                              Wöhler.
                        Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, August 1856, S.
                              255.
                        Wöhler, über die Reduction des Aluminiums aus Kryolith.
                        
                     
                        
                           Ein mir zugekommener großer Block Kryolith gab mir Veranlassung, einige Versuche über
                              die Reduction des Aluminiums aus diesem Mineral anstellen zu lassen, deren Resultate
                              ich im Anschluß an die interessanten Beobachtungen von Heinrich Rose
                              Polytechn. Journal Bd. CXXXVII S.
                                       363. und von Brunner
                              Polytechn. Journal Bd. CXL. S.
                                       357 hier mittheile.
                           Es schien mir vor Allem von praktischem Vortheil zu seyn, hierbei gewöhnliche Thontiegel, statt der Eisentiegel, anwenden
                              zu können. Dieß gelang auch ganz gut, nur nahm das Aluminium häufig Silicium auf und
                              wurde dadurch spröde; überdieß mißlangen die Versuche häufig; denn wurde zu starke
                              Hitze gegeben, so wurden die Tiegel von der schmelzenden Masse durchbohrt, wurde
                              hingegen nicht stark genug erhitzt, so fand keine oder nur unvollständige Reduction statt, oder das
                              Metall wurde, zerstreut in der Masse, nur in sehr kleinen Kügelchen erhalten.
                           Nach vielerlei fruchtlosen Versuchen zeigte es sich dann, daß diese Unsicherheiten
                              und Uebelstände vermieden werden, wenn man den Kryolith, fein gerieben und wohl
                              getrocknet, mit dem gleichen Gewicht eines Gemenges von 7 Theilen Chlornatrium und 9
                              Theilen Chlorkalium, am besten vorher zusammengeschmolzen und fein gerieben,
                              vermischt und diese Masse in abwechselnden Schichten mit Scheiben von Natrium in den
                              Tiegel füllt, indem man die einzelnen Lagen stark zusammendrückt. Auf 50 Grm. des
                              Salzgemenges nimmt man 8 bis 10 Grm. Natrium. Der Tiegel muß vorher stark
                              ausgetrocknet seyn. Man stellt ihn nun in einen schon vorher geheizten, gut
                              ziehenden Windofen, umgibt ihn am besten mit schon glühenden Kohlen und bringt ihn
                              rasch zum vollen Glühen. Im Moment der Reduction hört man gewöhnlich ein Geräusch
                              und es entweicht Natrium, welches mit Flamme verbrennt. Nachdem dieses aufgehört
                              hat, gibt man ungefähr noch eine Viertelstunde lang gutes Feuer, um die Masse in
                              gehörigen Fluß zu bringen und läßt dann den Tiegel erkalten. Beim Zerschlagen findet
                              man das Aluminium in der Regel zu einem einzigen blanken Regulus, gewöhnlich mit
                              gestrickt krystallinischer Oberfläche, zusammengeschmolzen; bisweilen finden sich
                              auch noch einzelne kleinere Körner, aber nie so kein, daß sie nicht leicht
                              ausgeschlagen werden können. Von 50 Grm. des Gemenges, also von 25 Grm. Kryolith,
                              wurden stets über 1 Grm. schwere Reguli erhalten. Bei Versuchen mit 100 Grm. des
                              Gemenges wogen die Reguli 2,3 bis 2,4 Grm. Dieß ist also immer nur ungefähr 1/3 vom
                              Aluminiumgehalt des Kryoliths. Auch Heinrich Rose erhielt
                              bei seinen Versuchen nie den ganzen Aluminiumgehalt, sondern gewöhnlich auch nur 1/4
                              oder 1/3, im günstigsten Fall einmal 2/3. Da bei meinen Versuchen stets ziemlich
                              viel Natrium entwich und verbrannte, so scheint hieraus hervorzugehen, daß man das
                              oben angegebene Verhältniß von Natrium vermindern könne.
                           Der Vortheil dieses Verfahrens besteht also darin, daß man sich, wie bei der
                              Reduction anderer Metalle, der Thontiegel bedienen kann, daß die Masse leicht
                              schmelzbar ist, ohne die Thontiegel zu durchbohren, und daß das Aluminium frei von
                              Silicium erhalten wird. Bloß mit Kochsalz gelingt die Reduction bei weitem nicht so
                              gut.
                           Kleinere Körner von Aluminium kann man auch in einem Porzellantiegel unter einer
                              Decke von Chlormagnesium zusammenschmelzen, welches leichter darstellbar ist als das
                              Chloraluminium-Natrium und welches durch Aluminium nicht zersetzt wird.