| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 141, Jahrgang 1856, Nr. , S. 73 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Fabrication von Stabeisen und Eisenbahnschienen in
                              Preußen.
                           Einen wichtigen Zweig der preußischen Eisenindustrie bildet die Fabrication von Stabeisen, einschließlich der
                              Eisenbahnschienen. Sie hat gleich der übrigen Eisenproduction in den letzten Jahren
                              erheblich an Umfang zugenommen. Während sie im Jahre 1851 nur ein Quantum von
                              2,905,227 Cntr. lieferte, umfaßte sie im Jahre 1852 schon 3,574,580 Cntr. Sie stieg
                              im J. 1853 auf 4,062,547 Cntr. und im Jahre 1854 auf 4,165,044 Cntr. Der Werth der
                              Gesammtproduction im Jahre 1854 betrug 1,9812,978 Rthlr., also kam ein Centner
                              Stabeisen durchschnittlich auf 4,075 Rthlr. zu stehen. Am umfangreichsten war die
                              Fabrication von Stabeisen während des Jahres 1854 in dem rheinischen
                              Hauptbergdistricte, in welchem mit Einschluß von Sigmaringen 1,954,745 Cntr. im
                              Werthe von 9,135,458 Rthlr. erzeugt wurden. Demnächst kam der schlesische
                              Hauptbergdistrict mit 1,047,243 Cntr. im Werthe von 4,826,949 Rhlr.; dann der
                              westphälische mit 851,446 Cntr. im Werthe von 4,152,488 Rthlr., der
                              brandenburgisch-preußische mit 273,390 Cntr. im Werthe von 1,495,890 Rthlr.
                              und zuletzt der sächsisch-thüringische mit 38,220 Cntr. im Werthe von 202,193
                              Rthlr. Es wurden bei der Fabrication des Stabeisens 17,741 Arbeiter beschäftigt,
                              deren Familien 45291 Frauen und Kinder umfaßten. (Pr. C.)
                           
                        
                           Schwarze Messingbronze.
                           Die verschiedenen Vorschriften zur Herstellung derselben empfehlen salpetersaures
                              Kupfer, Wismuth, Silber und selbst Gold. Nach meinen Versuchen fand ich folgendes
                              Verfahren eben so einfach als gut: man hält den Gegenstand mit einer eisernen Zange
                              fest und streicht ihn mit Hülfe eines Röllchens von Fließpapier mit rauchender
                              Salpetersäure oder selbst rother Salpetersäure an, erhitzt ihn dann (etwa über einer
                              Weingeistlampe), bis der Ueberzug ganz schwarz erscheint, bläst das lockere Pulver
                              ab und reibt die Fläche noch warm mit einem mit Wachs bestrichenen weichen
                              Fließpapiere und hierauf kräftig mit Wollentuch ab. Die Fläche erscheint nunmehr
                              tief schwarz mit schwachem Glanz. Es versteht sich, daß sich die Bronze eben so gut
                              für Kupfer eignet. (Bayer. Kunst- und Gewerbeblatt, 1856, S. 256.)
                           
                        
                           Lucimeter, ein Instrument zur Bestimmung der Lichtintensität
                              für Photographen; von Lanet de Limencey und Secretan.
                           Der wesentlichste Theil dieses Instrumentes ist eine kreisförmigekreiskörmige Scheibe, welche in eine gewisse Anzahl, z.B. 12 Sectoren, getheilt ist.
                              Der erste Sector besteht aus einem einfachen, eben ausgespannten Papierblatt, der
                              zweite aus zwei, der dritte aus drei Papierdicken u.s.w., der zwölfte also aus zwölf
                              Papierdicken. Die Scheibe wird an dem weiten Ende eines conischen Rohres so
                              befestigt, daß man sie um ihren Mittelpunkt drehen und dadurch successiv jeden ihrer
                              Sectoren vor eine kleine Oeffnung von derselben Gestalt bringen kann, welche in dem
                              Hinteren Ende des Rohres angebracht ist. Will man nun die Intensität eines Lichtes,
                              mag dasselbe direct von einer Lichtquelle kommen oder einen Gegenstand erleuchten,
                              oder von demselben reflectirt werden, bestimmen, so betrachtet man durch das
                              Lucimeter das Licht, um welches es sich handelt, und dreht die Scheibe, so daß nach
                              und nach Sectoren von größerer Papierdicke zwischen das Auge und das Licht treten.
                              Man setzt die Drehung fort, bis man an einen Sector kommt, welcher das Licht nicht
                              mehr durchläßt. Ist dieß z.B. beim achten Sector der Fall, so kann die Intensität
                              des Lichtes mit 8 bezeichnet werden. Natürlich wird auf diesem Wege nur eine ungefähre
                              Bestimmung der Lichtintensität erreicht, und das Instrument hat auch bloß den Zweck,
                              zu bestimmen, ob ein gegebenes Licht genügend intensiv ist, daß man eine gewisse
                              Wirkung damit hervorbringen könne, oder in einem gewissen begränzten Raume den
                              hellsten Theil zu finden u.s.w. (Aus Cosmos, durch
                              polytechn. Centralblatt, 1856, S. 570.)
                           
                        
                           Ueber Ersatzmittel für Eiweiß zum Fixiren von Farben beim
                              Zeugdruck; von Prof. Sacc in Wesserlingen.
                           So lange die Kunst des Zeugdrucks bekannt ist, dient auch das Eiweiß zum Befestigen
                              von Farben auf Geweben; es sollen schon im Jahr 1814 Lyoner Zeugdrucker Weiß auf
                              Mousseline damit befestigt haben; die Zeichnungen, in Lilien bestehend, sollen sehr
                              scharf und das doppelte Weiß des aufgedruckten Kaolin von großem Effect gewesen
                              seyn. Seitdem ist das Eiweiß für den Zeugdruck so zu sagen in Vergessenheit
                              gerathen. Das schöne, auf jede andere Weise unerreichbare Blau des Ultramarin
                              forderte neuerdings zu dessen Benutzung auf; daß die Versuche damit vollständig
                              gelangen, beweist die große Masse der jetzt vorkommenden Ultramarinartikel. Das
                              Kilogramm Eiweiß kostet aber jetzt durchschnittlich 12 Franken, ein Preis, der
                              dessen allgemeiner Verwendung sehr hinderlich ist. Dieser Umstand veranlaßte das
                              Bestreben, diese kostbare Substanz zu ersetzen, und es wurden der Reihe nach Leim,
                              Kleber, Käsestoff in Vorschlag gebracht. Mit keinem derselben erreichte man aber den
                              Zweck, denn diejenigen welche das Reiben aushielten, konnten nicht dem Seifenwasser
                              widerstehen, und umgekehrt. Ich selbst habe Weizenkleber, Leim, Pectin, trocknende
                              Oele und Kautschuk in rectificirtem Terpenthinöl gelöst, geprüft. Mit letzterer
                              Substanz erhält man ordentliche Resultate, die Farben sind zart und solid, aber
                              schwer zu verarbeiten, und das Gewebe erhält einen solchen Grad von Entzündlichkeit,
                              daß man von diesem Mittel durchaus abstehen muß.
                           Caseïn in etwas Ammoniak gelöst, liefert prächtige Farben; sie halten
                              vortrefflich das heftigste Reiben aus, aber durchaus nicht das Seifenwasser, während
                              kochendes Wasser nicht im mindesten darauf wirkt.
                           Ein leidliches Resultat hinsichtlich der Festigkeit und Nüance der Farbe erhielt ich
                              mit nachfolgender Vorschrift:
                           
                              
                                   45 Gramme
                                 Ultramarin;
                                 
                              
                                   50      „
                                 grüne Seife;
                                 
                              
                                   50      „
                                 Traganthgummi im Verhältniß von 75 Gram. im
                                    LiterWasser gelöst und diesem unter starkem
                                    Umrührenzugefügt;
                                 
                              
                                 112      „
                                 Wasser.
                                 
                              
                           Nach dem Drucken wurde mit Dampf befestigt, sodann durch ein kochendes Bad, das auf 1
                              Liter Wasser 12 Gram. Zinkvitriol enthielt. Für Muster mit kleinen vereinzelten
                              Stellen ist dieses Verfahren ganz gut. Zu Farben für den Grund taugt es nicht, da es
                              den Faden nicht genug deckt, wodurch unansehnliche Ungleichheiten hervortreten.
                              (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1856, Heft 3.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendung des Kupferoxyd-Ammoniaks beim
                              Zeugdruck) von Prof. Sacc in Wesserlingen.
                           Es liegen zwei Möglichkeiten der Verwendung dieses Präparats in der Kunst des
                              Druckens vor. Stoffe damit gebeizt und in Garancin gefärbt, nehmen eine rothbraune
                              Farbe an, die ganz jenen Nüancen gleichkommt, die man erhält durch die gemischten
                              Beizen von Alaunerde- und Eisenoxydsalzen. Dasselbe Präparat ist ferner das
                              einzige, welches die Fixirung von Ferrocyankupfer auf den Stoffen ermöglicht; diese
                              Farbe ist gegen Licht und Säuren ganz acht; freilich wird sie durch Alkalien
                              zerstört wie alle schwermetallischen Doppelcyanüre.
                           
                           Die Bereitung des Kupferoxyd-Ammoniaks (salpetersauren) geschieht durch
                              Uebersättigung einer concentrirten Lösung von salpetersaurem Kupferoxyd mit
                              Aetzammoniak. Die Lösung ist in wohlverschlossenen Flaschen aufzubewahren und wird
                              mit Ammoniak nachgespeist, wenn ihr Geruch darnach schwächer wird.
                           Für das Gummibraun (puce,
                              Flohbraun) wird 1/2 Liter des salpetersauren Kupferoxyd-Ammoniaks von
                              15° Baumé kalt mit 250 Gram. Leiocome verdickt. Man druckt mittelst
                              des Rouleau, läßt 12 Stunden kalt hängen, fährt durch das Kuhkothbad, dem etwas
                              Kreide zugesetzt ist, bei 80° C. (64° R.), wascht, färbt in Garancin
                              und reinigt in kochendem Kleieabsud.
                           Grauroth (noisette,
                              Haselnußfarben) neben Blau ist zu erhalten durch Aufdrucken der
                              Kupferoxyd-Ammoniak-Lösung auf folgende Mischung (die Blau
                              erzeugt):
                           
                              
                                   1/2 Liter
                                 heißes Wasser;
                                 
                              
                                   50 Gramme
                                 Eisenvitriol;
                                 
                              
                                   35      „
                                 Salmiak;
                                 
                              
                                 250      „
                                 Leiocome.
                                 
                              
                           Nach 12stündigem Hängen wird bei 80° C. (64° R.) in ein kreidehaltiges
                              Kuhkothbad gefahren, gewaschen und dann bei 33° C. (26° R.) durch ein
                              anderes Bad gegangen, das
                           
                              
                                   10 Liter
                                 Wasser.
                                 
                              
                                 100 Gramme
                                 Blutlaugensalz, und
                                 
                              
                                   20      „
                                 Schwefelsäure von 60° Baumé enthält;
                                    dann
                                 
                              
                           gut gewaschen und getrocknet (A. a. O.)
                           
                        
                           Vorkommen des Kryoliths.
                           Da hin und wieder die Besorgniß geäußert worden, daß der für die Darstellung des Aluminiums jetzt so wichtige Kryolith ausgehen möchte, so
                              dürfte es zeitgemäß seyn, aus einem Briefe des Hrn. Dr.
                              Krantz in Bonn an Hrn. Professor Heinrich Rose in Berlin die Nachricht mitzutheilen, daß das
                              Mineral in Evigtok im Arksut Fjord in West-Grönland in einem achtzig Fuß
                              mächtigen Lager vorkommt, welches gegenwärtig ein Hr. Taylor aus London bergmännisch ausbeuten läßt. Ein Schacht, der 40 Fuß
                              tief in reinem Kryolith abgeteuft worden, ergab das bemerkenswerthe Resultat, daß
                              das Mineral nur an der Oberfläche weiß vorkommt und mit zunehmender Tiefe eine immer
                              dunklere, fast schwarze Farbe zeigt, die übrigens schon bei sehr schwachem Erhitzen
                              verloren geht. (Poggendorff's Annalen der Physik und Chemie, 1856, Nr. 7.)
                           
                        
                           Ueber den Cement von Vassy; von Hrn. Architekt Chailly.
                           Wenn man die mit Cementen angestellten Versuche in der Pariser
                              Industrie-Ausstellung gesehen hat, wenn man die in Paris und anderwärts mit
                              Cement ausgeführten Bauwerke betrachtet, so kann man das, was Cementfabricant Gariel in der Vorrede zu seinem Album sagt, nicht mehr
                              bezweifeln, nämlich daß der Cement (von Vassy) durch seine außerordentliche Cohäsionskraft eine neue
                                 Constructionsweise geschaffen hat, welche mit großer Solidität eine
                              ungemeine Kühnheit, Leichtigkeit und Wohlfeilheit verbindet. Man kann sicher
                              behaupten, daß alle großen Mauerwerksconstructionen, wobei kein Cement angewendet
                              ist, nicht mehr zeitgemäß sind.
                           Der erwähnte Hr. Gariel ist Eigenthümer der Cementfabrik
                              in Vassy, welche gegenwärtig die gesuchtesten Fabricate in Frankreich liefert.
                           Unter den mit Cement von Vassy ausgeführten Bauwerken wähle ich einige zur näheren
                              Beschreibung aus.
                           
                           
                              a) Brückenbogen für schweres Fuhrwerk
                                 hergestellt aus kleinen unbehauenen Bruchsteinen und Mörtel aus Cement.
                                  Spannweite.  Pfeilhöhe.  Dicke
                                          im   Scheitel. Dicke derWiderlager.    Name der
                                          Brücke.      108'    10' 8''    4' 2''    10' 0''Davon
                                                sind nur 5' Cementgemäuer, das andere ordinäres
                                                Hintergemäuer.Pont aux doubles,
                                          Paris.      119'      27'    4' 0''      4 5''Pont de Villeneuve sur
                                             Yonne.
                                 
                              b)ditto aus Backsteinen und Cementmörtel
                                        21'             1'
                                          7'          0'
                                          9''          0'
                                          9''     Am Canal von
                                          Berry,
                                 
                              c) eine Menge alter baufälliger
                                 Brücken und Wasserbauten sind damit restaurirt worden.
                              d) Um die Anwendbarkeit des
                                 Cement-Mauerwerks zu Hochbauten kennen zu
                                 lernen, wurden folgende Versuche gemacht:
                              
                           Ein Gewölbe von 31' Spannweite, 6' 5'' Pfeilhöhe aus 2 Lagen flacher Backsteine von
                              zusammen 4'' 2''' Dicke wurde 8' hoch mit Sand und Steinen belastet, ohne zu
                              brechen. Dieses Gewölbe war im November 1853 gebaut und während 7 Monaten der
                              Winterwitterung frei ausgesetzt gewesen. – Der Quadratzoll Cementmörtel
                              zerbrach unter einer Last von ungefähr 3000 Pfd. bei mehreren Versuchen, welche mit
                              Mörtelwürfeln angestellt wurden, die drei Jahre lang der Witterung ausgesetzt waren
                              u.s.f.
                           
                              e) Gewölbe, welche als Decken in
                                 Häusern dienen.
                              
                           In einer Fabrik rue Lascares No. 3 zu Paris ist das
                              untere Stockwerk von 12' 2'' und das darüber stehende von 16' 4'' Höhe aus Pfeilern
                              und Kreuzgewölben gebildet in Backstein und Cementmörtel. Die Pfeiler sind 1' 2''
                              allweg stark, ihre lichte Entfernung 11,0', die Gewölbstärke 0' 4'', Pfeilhöhe der
                              Gewölbe 1' 1''. Der mit Cement ausgeglichene Rücken der Gewölbe bildet unmittelbar
                              den Fabrikfußboden.
                           Ein Keller in Nantes von 42' Länge und 28' Breite wurde mit einem flachen Gewölb von
                              2' 5'' Pfeilhöhe und 4'' Dicke überdeckt. In der Mitte trägt dieses Gewölb einen
                              großen Kochherd von 20' Länge und 8' Breite.
                           Die Kirche in Baguères de Luchon ist mit einem
                              Gewölbe von 45' Spannweite, 22' Pfeilhöhe und 5'' Dicke in hohlen Backsteinen
                              überdeckt.
                           Die Kirche in St. Germain du Puits ist mit Kreuzgewölben
                              in Backstein und Cement von 3'' 2''' Dicke überdeckt. Die Widerlagermauern sind aus
                              ordinärem Gemäuer 14' hoch bis zum Gewölbanfang und 2' 4'' dick; unter jeder
                              Querrippe haben sie einen Vorsprung von 1' breit und 1' dick; die Weite der Gewölbe
                              ist 17'.
                           Die vier Stockwerke des Departemental-Archivs in Litte sind mit flachen
                              Kreuzgewölben von 4'' Dicke überwölbt, deren mit Steinstückchen und Cement
                              ausgeglichener Rücken zugleich den Fußboden bildet. Die Umfassungsmauern verjüngen
                              sich von einer Dicke von 2' 5'' im untern Stock bis zu einer Dicke von 2' im vierten
                              Stock. Die Weite der Zimmer ist 17' und die Sprengung der Gewölbe 6''.
                           In der Cementfabrik von Vassy selbst ist ein Raum von 162' Länge und 58' Breite mit
                              einem Gewölbe von drei Reihen flacher Backsteine mit zusammen einer Dicke von 4''
                              3''' überdeckt, die Pfeilhöhe ist 19'. Da man glaubte, dieses Gewölbe nicht der
                              Witterung aussetzen zu dürfen, so überdeckte man es mit einem zweiten leichten
                              Gewölbe von 2'' Dicke in Dachform, welches durch 2'' dicke Wände getragen wird, die
                              auf dem untern Gewölbe aufstehen. Vier Winter zeigten übrigens, indem sie am oberen
                              Gewölbe gar keinen Schaden verursachten, daß dieses selbst unnöthig war Die
                              Eigenthümer dieses Etablissements haben jetzt dieses leichte Dach mit Erde
                              beschüttet und einen hängenden Garten darauf angelegt.
                           
                              f)Bassins für Wasser und andere Flüssigkeiten.
                              
                           Als Probe wurde ein Gefäß von Cement von 7' Länge und 7' Höhe, dessen Wände 4'' 5'''
                              stark waren, und dessen oberer Rand durch Spreizen gegen das Nachgeben gesichert war, mit Wasser
                              gefüllt; es zerbrach gerade, als das Wasser den obern Rand erreichte.
                           Wassergefäße, deren Wände 7'' 8''' dick in Backsteinen und Cementmörtel ausgeführt
                              sind und innen einen Cementüberzug von 8–9''' Dicke haben, ruhen auf Gewölben
                              von 5'' Dicke aus drei Reihen flacher Backsteine.
                           Bei einem andern Wasserbassin, welches für die Chlorfabrication dient, bestehen die
                              Wände aus drei Reihen aufrechter in Cement gemauerter Backsteine und einem inneren
                              Cementüberzug von zusammen 7'' Dicke; das Ganze steht auf einem sehr leichten
                              Gewölbe ebenfalls von Backsteinen und Cementmörtel.
                           Der Cement von Vassy kommt von einem thonhaltigen Kalkstein von grauer Farbe her,
                              welchen man unmittelbar über dem Lias findet, und dessen chemische Zusammensetzung
                              folgende ist:
                           
                              
                                 kohlensaurer Kalk
                                   63,8
                                 
                              
                                 Magnesia
                                     1,5
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   11,6
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                   14,0
                                 
                              
                                 Thonerde
                                     5,7
                                 
                              
                                 Wasser und organische Stoffe
                                     3,4
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           In gewöhnlichen Kalköfen gebrannt, verliert der Stein ungefähr 40 Proc. an Gewicht;
                              seine Farbe wird gelbgrün und seine Zusammensetzung ist:
                           
                              
                                 Kalk
                                   56,6
                                 
                              
                                 Eisenoxydul      
                                         
                                   13,7
                                 
                              
                                 Magnesia
                                     1,1
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                   21,2
                                 
                              
                                 Thonerde
                                     6,9
                                 
                              
                                 Verlust
                                     0,5
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           Das specifische Gewicht des frei daliegenden Cements ist 0,8;
                              in die Fässer gedrückt ist es 1,18 und aus den Fässern genommen 0,96.
                           Durch das Löschen mit Wasser verliert der reine Cement von 0,96 Dichtigkeit an Volum
                              0,83 seines ursprünglichen Volums; er wird aber fast immer mit 1 oder 1 1/2 Theil
                              Sand gemischt. Der Kubikmeter solchen Mörtels kostet in Paris 80–90 Frs.; 100
                              Kil. Cement in Fässern ebendaselbst 7 Frs. 75 C., hierbei ist der Transport von
                              Vassy bis Paris (ungefähr 70 Stunden) sowie das Octroi eingerechnet.
                           Der Cement von Vassy wurde im Jahr 1831 von den HHrn. Gariel und Garnier entdeckt, welche aber bis
                              zum Jahr 1846 nicht denjenigen Absatz und Nutzen fanden, den sie wünschten. In
                              diesem Jahre verbanden sie sich mit einem Ingenieur und übernahmen die Fertigung der
                              Bauten, anstatt wie früher nur die Lieferung des Cements. Dieß hatte den großen
                              Nutzen, daß der Cement bei der Anwendung nicht durch unerfahrene Arbeiter verdorben
                              wurde und daß er überhaupt immer zweckmäßiger und auch ökonomischer angewandt wurde,
                              als früher. Dadurch hat sich aber auch der Absatz an diesem Cement derartig
                              gesteigert, daß Hr. Gariel die Absicht hat, seine
                              Unternehmungen jetzt wieder aufzugeben und sich nur noch mit der Fabrication
                              abzugeben, indem die Güte des Cements jetzt hinlänglich bekannt sey.
                           Von andern in der Ausstellung vorhandenen Cementen erwähne ich diejenigen, mit
                              welchen Versuche angestellt waren:
                           1 Stück Beton von 1' allweg groß (Cubus) von Lafarge und
                              Régny in Marseille trug ein Gewicht von 28
                              Ctr.; also der Quadratzoll 28 Pfd. Ein Backstein aus Cement von Chabillon (bei
                              Boulogne) von einem quadratischen Querschnitt von 12''' trug 260 Pfd. Die Steine zu
                              diesen Proben werden vorher einige Stunden ins Wasser gelegt. Eine andere Fabrik Dumenil im Mareuil macht große Platten aus Steinchen und
                              Cement für Scheidewände, wovon der Quadratfuß 4 kr. kostet. (Württembergisches
                              Gewerbeblatt, 1856, Nr. 16.)
                           
                        
                           
                           Auffindung des Jods in Mineralwässern.
                           Jodsäure und Jodwasserstoff erzeugen bekanntlich Jod, wenn sie auf einander einwirken
                              Eine Flüssigkeit, die so geringe Mengen Jodmetall enthält, daß Salpetersäure und
                              Stärke keine Bläuung mehr erzeugen, wird auf Zusatz von Jodsäure oder einem
                              jodsauren Alkali noch blau. Ein Gemisch von Jodkalium und Jodsäure scheidet für sich
                              allein kein Jod aus und bläuet somit auch die Stärke nicht. Die Empfindlichkeit der
                              Reaction auf Jodwasserstoff durch den Zusatz von Jodsäure wird dadurch erhöht, daß
                              zu dem Jod, welches aus dem Jodwasserstoff frei wird, noch das Jod der Jodsäure
                              hinzukommt.
                           Hr. Prof. v. Liebig wandte diese Methode an, um in
                              Mineralwässern das Jod nachzuweisen. Als bei einem solchen Versuche die Mutterlauge
                              erst mit Stärke und dann mit reiner Salzsäure versetzt ward, um nachher Jodsäure
                              zuzusetzen, beobachtete er, daß Salzsäure allein schon eine eben so deutliche
                              Bläuung hervorbrachte, als sie mit Chlorwasser, Untersalpetersäure oder irgend einer
                              der bekannten Methoden erreicht wird Er macht daher darauf aufmerksam, daß
                              Mineralwässer einen oder vielleicht mehrere Körper enthalten müssen, welche der
                              Jodwasserstoffsäure den Wasserstoff entziehen. Mit Sicherheit hat er, durch jenes
                              Verhalten zur Untersuchung auf ein etwaiges Vorkommen von Salpeter in Mineralwässern
                              veranlaßt, nachgewiesen, daß manche Mineralwässer verhältnißmäßig große Mengen
                              Salpeter enthalten. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. XCVIII S. 51.)
                           
                        
                           Die Zucker-Erzeugung und Besteuerung im
                              Zollverein.
                           I. Einfuhr von indischem Zucker.
                           
                              
                                  Im Jahre.
                                    Brod-, Hut-,  
                                    Candis- etc.
                                          Zucker.    
                                    Centner.
                                   FarinCentner.
                                    Rohzucker
                                    für inländ.
                                    Siederein.*      Centner.
                                  Aufgekommener   Steuerbetrag.
                                           Rthlr.
                                 
                              
                                    1838
                                      53,764
                                    324
                                     1,049,531
                                     5,670,224
                                 
                              
                                    1839
                                      15,124
                                    223
                                     1,155,388
                                     5,903,718
                                 
                              
                                    1840
                                       
                                    8,728
                                    143
                                     1,061 057
                                     5,372,032
                                 
                              
                                    1841
                                       
                                    2,795
                                    196
                                     1,033 531
                                     5,190,382
                                 
                              
                                    1842
                                       
                                    4,535
                                    323
                                     1,147,316
                                     5,772,692
                                 
                              
                                    1843
                                       
                                    3,947
                                    518
                                     1,253,018
                                     6,298,834
                                 
                              
                                    1844
                                       
                                    2,759
                                    236
                                     1,342,595
                                     6,735,553
                                 
                              
                                    1845
                                       
                                    2,619
                                    189
                                     1,409,070
                                     7,066,501
                                 
                              
                                    1846
                                       
                                    2,035
                                    161
                                     1,358,648
                                     6,809,788
                                 
                              
                                    1847
                                       
                                    2,344
                                    198
                                     1,410,701
                                     7,072,669
                                 
                              
                                    1848
                                       
                                    1,687
                                    131
                                     1,284,590
                                     6,436,498
                                 
                              
                                    1849
                                       
                                    1,348
                                    135
                                     1,211,216
                                     6,070,640
                                 
                              
                                    1850
                                       
                                    1,468
                                    134
                                     1,051,364
                                     5,272,572
                                 
                              
                                    1851
                                       
                                    1,436
                                    117
                                       
                                    779,472
                                     3,912,636
                                 
                              
                                    1852 
                                       
                                    1,315
                                    134
                                       
                                    801,727
                                     4,023,857
                                 
                              
                                    1853
                                       
                                    1,277
                                    105
                                       
                                    774,836
                                     3,887,790
                                 
                              
                                    1854
                                       
                                    1,819
                                    321
                                       
                                    746,645
                                     3,753,983
                                 
                              
                                 ––––––* Zollbetrag per
                                    CentnreCentner 5 Thlr.
                                 
                              
                           
                           II. Verarbeitung von Rüben zu
                                 Rohzucker.
                           
                              
                                 Betriebsjahr.
                                  Anzahl    derFabriken.
                                   Menge
                                    derverarbeiteten     Rüben.
                                  Menge
                                    desgewonnenenRohzuckers.*
                                        
                                      Steuerbetrag.
                                 
                              
                                   1840–41
                                     145
                                   4,829,734**
                                    241,487
                                      Rhtlr.
                                         40,247
                                 Sgr.23
                                 Pf.6
                                 
                              
                                   1841–42
                                     135
                                   5,131,516***
                                    256,576
                                      85,525
                                   8
                                 –
                                 
                              
                                   1842–43
                                       98
                                   2,475,745
                                    123,787
                                      41,262
                                 12
                                 6
                                 
                              
                                   1843–44
                                     105
                                   4,349,667
                                    217,483
                                      72,494
                                 13
                                 6
                                 
                              
                                   1844–45
                                       98
                                   3,890,404†
                                    194,520
                                    194,520
                                   6
                                 –
                                 
                              
                                   1845–46
                                       96
                                   4,455,092
                                    222,755
                                    222,754
                                 18
                                 –
                                 
                              
                                   1846–47
                                     107
                                   5,633,848
                                    375,590
                                    281,692
                                 12
                                 –
                                 
                              
                                   1847–48
                                     127
                                   7,676,772
                                    511,785
                                    383,838
                                 18
                                 –
                                 
                              
                                   1848–49
                                     145
                                   9,896,718††
                                    659,781
                                    989,671
                                 24
                                 –
                                 
                              
                                   1849–50
                                     148
                                 11,525,671
                                    768,378
                                 1,152,567
                                   3
                                 –
                                 
                              
                                   1850–51
                                     185
                                 14,788,794
                                    985,853
                                 1,478,879
                                 12
                                 –
                                 
                              
                                   1851–52
                                     235
                                 18,381,411
                                 1,225,427
                                 1,838,141
                                   3
                                 –
                                 
                              
                                   1852–53
                                     238
                                 21,717,096
                                 1,447,806
                                 2,171,709
                                 18
                                 –
                                 
                              
                                   1853–54
                                     227
                                 18,469,890†††
                                 1,231,326
                                 3,693,978
                                  –
                                 –
                                 
                              
                                   1854–55
                                     222
                                 19,188,402
                                 1,279,227
                                 3,837,680
                                 12
                                 –
                                 
                              
                                 –––––––
                                       * Der aus den Runkelrüben gewonnene Rohzucker ist bis
                                    1845–46 zu 5 Proc. oder 20
                                    Cntr.      Rüben = 1 Cntr.
                                    Rohzucker und für die nachfolgenden Betriebsjahre zu 6 2/3 Proc.
                                    oder      15 Cntr. Rüben = 1
                                    Cntr. Rohzucker angenommen.  ** Steuer vom Cntr. rohe
                                    Rüben    1/4
                                    Silbergroschen.***    
                                    „        „      
                                    „      
                                    „        „      
                                    1/2          „    †    
                                    „        „      
                                    „      
                                    „        „   
                                    1
                                    1/2          „  ††    
                                    „        „      
                                    „      
                                    „        „   
                                    3
                                                   „†††    
                                    „       
                                    „      
                                    „      
                                    „        „   
                                    6
                                                   „
                                 
                              
                           Bei der Steuerfestsetzung wurde früher (im Jahr 1840) angenommen, es seyen zur
                              Darstellung von 1 Cntr. Rohzucker 20 Cntr. rohe Rüben erforderlich; dann wurde eine
                              Ausbeute von 1 Cntr. Zucker aus 15 Cntr. Rüben als durchschnittlicher Normalsatz
                              angesehen. Gegenwärtig soll aus 14 Cntr., in neuester Zeit sogar aus 13 Cntr., und
                              in den besteingerichteten Fabriken aus 12 Cntr. Rüben 1 Cntr. Rohzucker gewonnen
                              werden. Die Vereins-Regierungen konnten deßhalb auch der letzten
                              Steuerfestsetzung eine Ausbeute von 1 Cntr. Rohzucker aus 14 Cntr. Rüben zu Grunde
                              legen. Der Verbrauch an Zucker, welcher für das Jahr 1822 auf 1 1/2 Zollpfund für
                              den Kopf der Bevölkerung berechnet wurde, war schon bis zum J. 1848 auf 5,34
                              Zollpfund gestiegen. (Handelsarchiv Nr. 20.)
                           
                        
                           Ueber Zuckerproduction in den Vereinigten Staaten von
                              Nordamerika.
                           Bekanntlich gibt der Zuckerahorn, Acer saccharinum, einen
                              Saft, welcher gleich dem Safte aus Zuckerrohr und der Zuckerrübe krystallisirbaren
                              Zucker enthält In den Vereinigten Staaten von Nordamerika wird aus dem Safte des Zuckerahorns Zucker im großen Maaßstabe erzeugt.
                           
                           Die Production belief sich im Jahre 1811 im Staate Ohio auf 3,033,806, in Kentucky
                              auf 2,471,647, in Ost-Tennessee auf 162,240, in Vermont auf 1,200,000 Pfd.,
                              in Summa auf 6,867,693 Pfd. Im Jahre 1840 betrug die Production in den Vereinigten
                              Staaten dagegen schon 35,105,705 Pfd., 1850 endlich erreichte dieselbe nur die Höhe
                              von 34,253,436 Pfd. = 311,395 Cntr. zu 110 Pfd.
                           Die Erzeugung von Zucker aus Zuckerrohr belief sich in den
                              Vereinigten Staaten i. J. 1840 auf 119,995,104 Pfd.; 1850 dagegen auf 247,577,000
                              Pfund = 2,250,700 Cntr. zu 110 Pfd.; außerdem 12,700,896 Gallonen Melasse, d. i.
                              nahe 50,800,000 preuß. Quart. Von letzter Zahl des gewonnenen Rohzuckers haben die
                              Gegenden an den Ufern des Missisippi allein 226 Millionen Pfd. erzeugt, deßgleichen
                              12 Millionen Pfd. Melasse.
                           Sämmtlicher in den Vereinigten Staaten im Jahre 1853/54 gewonnener Rohr- und
                              Ahorn-Rohzucker wird auf die Höhe von 545 Millionen Pfd. geschätzt, dessen
                              Werth, das Pfd. zu 6 Cents angenommen, 32,700,000 Dollars beträgt; außerdem noch 14
                              Millionen Gallonen Melasse, im Werthe von 4,200,000 Dollars, Summa 36,900,000
                              Dollars. Von obiger Summe kommen auf Louisiana 495,156,000 Pfd., auf Texas 8,288,000
                              Pfd. Rohzucker aus Zuckerrohr. (Aus dem Report of the
                                 Commissioner of Patents for the year 1853, Washington 1854, durch die Verhandlungen des Vereins für Gewerbfleiß in
                              Preußen, 1856, S. 80.)
                           
                        
                           Ueber die Entdeckung des Strychnins bei Vergiftungen.
                           Durch die große und traurige Rolle welche das Strychnin, besonders in England, in
                              letzter Zeit gespielt hat, wurde vielfach die Frage angeregt ob das Strychnin mit
                              Sicherheit zu entdecken sey, oder ob es unter gewissen Umständen der Nachforschung
                              entzogen werden könne? Als Chemiker der General Apothecaries
                                 Company in London hatte ich mich unter andern vielfach mit Untersuchung
                              dieser Fragen zu beschäftigen, und gestützt auf die hiedurch gewonnenen Erfahrungen
                              halte ich dafür, daß bei geeignetem Verfahren das Strychnin dem Chemiker nie
                              verborgen bleiben könne. Die Entdeckung demselben beruht nach Otto hauptsächlich auf der Erzeugung einer intensiven violetten Färbung
                              bei auf einander folgender Behandlung der zu untersuchenden Substanz mit einigen
                              Tropfen concentrirter Schwefelsäure und einem kleinen Krystall von rothem
                              chromsauren Kali. In der Times machte nun kürzlich
                              jemand die Bemerkung, daß durch Antimon (dasselbe war mit Brechweinstein angewendet
                              worden) die Entdeckung des Strychnins verhindert werde. Ich habe indessen gefunden,
                              daß unter keinen Umständen durch Antimon die Erzeugung der violetten Farbe
                              verhindert werde, wohl aber durch Weinsteinsäure und durch jede Verbindung der
                              Weinsteinsäure mit andern Körpern, wie z.B. Breche Weinstein, sowie deren Lösung in
                              Wasser, Alkohol oder Aether. Wird jedoch die auf Strychnin zu untersuchende Substanz
                              eine halbe Stunde lang mit concentrirter Schwefelsäure gelinde erwärmt, hierauf mit
                              kohlensaurem Kali neutralisirt und die Lösung bis zur Trockne verdampft, so wird bei
                              der Behandlung des trockenen Pulvers mit Chloroform bloß das Strychnin in Lösung
                              erhalten, indem alle Weinstein säure durch die Schwefelsäure zerstört worden ist.
                              Nach dem Verdunsten des Chloroforms kann sofort mittelst Schwefelsäure und
                              chromsaurem Kali die violette Färbung erzeugt und somit das Strychnin entdeckt
                              werden. Heinrich v. Sicherer. (Beilage zu Nr. 189 der
                              Allgem. Zeitung.)